♣ Befreiung ♣
"Ein tolles Wetter heute, nicht wahr?" summt dieses Arschgesicht vor mir. Ich kann ihn nur mit meinem besten Killergesicht anstarren. Mit einem Schlag erhellt sich seine Miene, als wäre ihm jetzt erst ein wichtiges Detail aufgefallen. Ich kann auch schon sagen was. Dieser weiße Raum, von dem ich keine leiseste Ahnung habe, wo er sich befindet, besitzt nämlich gar keine Fenster. Bevor er jedoch weiter kommt, gehässige Sprüche auf meine Kosten zu reißen, steht ein junger Kerl in dem Raum. Um genauer zu sein ist es.. "RUBEN?! Was machst du hier?"
Doch er schenkt mir nicht mal eine Millisekunde seiner Aufmerksamkeit und schaut stattdessen seinen Vorgesetzten an. "Gute Neuigkeit. Wir haben die Allwissenden auf unserer Seite." spricht Ruben leise und ein wenig gereizt, so als wolle er diese Nachricht selbst garnicht überbringen. Nun liegt der Blick meines 'Onkels' auf Ruben. "Das sie es sich erst überlegen mussten, grenzt schon an Hochverrat. Was meinst du Ruben? Sollten wir ihre Seelen verunreinigen?" gebannt starre ich auf Ruben, welcher plötzlich ganz nervös scheint. Nach einer Weile keucht er auf und sieht Armand in die Augen. "Wie Sie wünschen."
Während Armand vernügt in die Hände klatscht als wäre er ein Kleinkind, bleibt mir der Mund offen stehen. Sind denn die Wesen aus der Hölle mehr loyal gegenüber ihren Mitmenschen als die in dem Himmel? Lustig. Dabei dachte ich, dass es genau andersrum wäre. Mitten in seinem Wahn dreht sich der großgewachsene Kerl um und nimmt mein Kinn zwischen seine Finger. "Du wirst das machen!"
Verwirrt mustere ich ihn. "Was soll ich machen?" frage ich während ich mich von seinem Griff befreie. Als er merkt, dass er die Kontrolle über mich verliert, da ich nun weit genug von ihm wegstehe, beginnt seine Ader am Hals zu pulsieren.
Geradlinig läuft er auf mich zu, packt mich an meinem Hals und wirft einen Seitenblick zu Ruben.
Dieser sieht in dem Moment aus, als würde er Armand auf der Stelle töten wollen. Aber er würde niemals den benötigten Mut aufbringen, dies zu tun. Das ist auch der Grund, weshalb er sofort verschwindet, als Armand ein gepresstes "Verschwinde" knurrt. Dann werde ich wieder Ziel seiner Aufmerksamkeit. Nicht das ich das will. Aufmerksamkeit ist schön und gut, aber nicht von diesem Psychopathen. Viel mehr würde ich mir die Aufmerksamkeit von Lucifer wünschen. Oder? Um ehrlich zu sein, habe ich seinen versuchten Mordanschlag auf mich noch lange nicht vergessen. Nein - ich habe diese Tatsache lediglich verdrängt, da sie außer Trauer und Wut eh nur zu unnötigen Streitereien führt. "Hör mir zu du kleine freche Göre." mit einer Kraft, die ich ihm nie zugetraut hätte, schießt seine Hand, welche schmerzend auf meinem Hals liegt, nach oben, sodass ich in der Luft hänge. "Das hier ist kein Spiel!" motzt er mich an und presst seine Augen zusammen. Vermutlich sollte ich meine Klappe halten, kann es aber nicht. "A-ach echt? Ich da-achte das es eins wä-re" hustend versuche ich Sauerstoff in meine Lungen zu befördern, bekomme aber keinen. Mit einem Aufschrei lässt er zwar meinen Hals los, sodass ich wieder Luft bekomme, knallt mich aber mit seinen Kräften gegen die Wand. Keuchend stehe ich vom Boden wieder auf und hoffe auf keinen Rippenbruch. Ich weiß, dass ich eigentlich tot bin und deswegen nicht sterben kann, aber Verletzungen aller Art schmerzen dank Luc genauso, als würde ich noch leben. Als ich wieder wackelig auf den Beinen stehe, streckt er seine Hand erneut aus. Doch diesmal passiert nichts. Hektisch atme ich ein- und aus. Es ist zu still. Mein Blick schießt zu Armand, welcher blass wirkt und alles genauestens unter die Lupe zu nehmen scheint.
"Wehe du sagst nur einen Ton, bewegst dich oder atmest nur einmal, denn dann wirst du dir wünschen damals von deiner lieben Mutter auf der Erde umgebracht worden zu sein."
Und das tue ich. Ich schweige. Aber nicht weil er es so von mir verlangt, sondern weil ich schlicht weg überfordert bin. Ist es Lucifer der diese Macht ausstrahlt? Doch plötzlich muss ich meine ganzen Hoffnungen verabschieden als eine steinalte Frau auftaucht. Trotz ihres Alters, gehört sie zu den eindruckvollsten und wunderschönsten Wesen, das ich jemals zu Gesicht bekommen habe.
Sie wirft mir einen kurzen besorgten Blick zu, was mich gleich fröhlicher stimmt, da sie mir gegenüber keinen Hass zu hegen scheint "Mir wurde berichtet, was du dir angemaßt hast. Was denkst du wer du bist? Seit Jahren schon denkst du nicht mehr an das Wohlergehen unserer Leute, sondern strotzt nur so vor Überheblichkeit. Wir sind der Meinung, dies nicht länger dulden zu können. Entweder du bekennst dich schuldig Armand, oder wir werden dir deine Stellung nehmen und dich ins Jenseits verbannen. Diese Entscheidung ist dir überlassen. Entscheide klug, obwohl ich ich denke, dass ich es mir erlauben kann darüber zu urteilen, dass du diese Fähigkeit nicht beherrschst. Achja- und lass dieses Mädchen wieder gehen. Du hast ja keine Ahnung zu was sie im Stande ist." Gebieterisch schnippst sie mit dem Finger, worauf sie, sowie meine Schmerzen verschwinden und mein Onkel wuterfüllt aufschreit. Dann reißt er sich zusammen, kommt mit einem neutralen Gesicht auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Das Nächste was ich mitbekomme, ist der Schmerz in meinem Gesicht. Direkt auf meine Nase welche unaufhörlich Blut nach außen befördert. Mit einem Mal wird der Raum durch einen grellen Blitz beleuchtet.
"Armand du hast unsere Forderungen trotz mehreren Ermahnungen nicht wahrgenommen. Hiermit wird dir dein Titel aberkannt. Wir werden dich in die unterste Ebene verbannen. Weiteres wirst du später erfahren."
"Und du!" damit schaut sie mich an. "..wirst rechtmäßig wieder in die Hölle gehen. Es tut mir leid für dich, aber so hat es das Gericht nun mal entschieden." meint sie mütterlich. Doch ich kann nur glücklich grinsen. Endlich komme ich wieder zurück.
Mit einem Schnipsen wird es mir kurz schwarz vor Augen. Dann falle ich. Natürlich dachte ich, dass ich auf meinem Bett lande oder sonst wo, aber nicht auf einem Luc, der durch mein Gewicht auf den Boden knallt. "Fest nehmen!" bellt Luc. Jedoch wirkt er dann sehr verwirrt, als seine zwanzig Berater, die mitten in ihren Beschäftigungen gestoppt haben, nicht eingreifen. "Aber Sir? Sind sie sicher das wir sie festnehmen sollen? Ich meine...wir haben sie jetzt ewig gesucht und naja..." stammelt einer verunsichert, was anscheinend den Herren unter mir zur Bewegung stimmt. "Kate?" haucht er, als er sich vorsichtig weggerollt hat und nun sprachlos vor mir sitzt. "Wo warst du nur?" sanft greifen seine Finger an mein Gesicht und drehen es nach rechts und links, bis ich seine Finger abstreife. "Mir geht es gut" meine ich nur und betrachte seine Falte auf der Stirn, welche sich nach meinem Satz glättet.
"Erzähl mir alles Kate. Ich bin vor Sorge geplatzt" fordert er mich auf und lässt mich kurz stutzen. Seit wann ist er so emotional?
"Das stimmt! Lucifer ist die ganze Zeit wie ein Verrückter im Kreis gelaufen und hat uns Befehle zugebrüllt. Ganz abgesehen von den siebzehn Vasen die auf tragische Weiße ein Ende gefunden haben." lacht einer aus der Menge, hört aber sofort auf, als Lucifer ihn mit seinem Todesblick durchbohrt. "Raus".
Ein einziges Wort und alle rennen raus als wäre ihr Leben auf dem Spiel. Ganz vorne mit dabei ist der Typ, der mich soeben darüber informiert hat, dass Luc einen Fabel für Vasen hat.
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