#7 Devilish hands

Aufgeregt stand ich nun vor Soomins Tür und tippte hibbelig mit dem Fuß auf und ab. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr gewesen. Heute morgen hatte sie es mit der Verabredung wirklich ernst gemeint, überreden musste sie mich nicht. Es war ein richtiges Date, eines, zu dem ich besseres anzog, als einen Pullover. Zugegeben, ein blaues Hemd kombiniert mit einer schwarzen Hose, wie sonst auch, änderte nicht viel, jedoch hatte ich nichts anderes, was für solche Anlässe geeignet war. So oft kamen Dates nunmal nicht in meinem Leben vor.

Ich sah an mir herab, ging sicher, dass mein Outfit in Ordnung war, bevor ich klopfte. Als sich die Tür vor mir öffnete, hob ich meinem Blick. "Ha- Oh! Soomin-", stammelte ich jedoch im selben Atemzug, da sich die jüngere vor mir nur im BH präsentierte. Sofort hielt ich mir die Hand vor die Augen. "Um Gottes Willen, du hättest dir auch noch eine Minute Zeit lassen und etwas drüber ziehen können!", zischte ich beschämt und hörte ihr Kichern. "Sorry", kam es belustigt von ihr, bevor sie mich in die Wohnung ließ. Sie hatte es schon immer geliebt, mich zu ärgern, egal auf welche Weise und sie wusste, dass ich schnell beschämt wurde.

Ihre Wohnung war klein, vorallem im Vergleich zu meiner. Während sich Soomin die Bluse zuknöpfte, setzte ich mich auf ihre Couch, bei der gewiss war, dass wir nah aneinander sitzen würden. Ob sie die großen Kissen nun mit Absicht noch an die Seiten gelegt hatte, damit auch ja nichts zwischen uns passen konnte, oder ob sie schon von Anfang an dort lagen, würde ich wohl nie erfahren.
„Bestellt ist das Essen schon, braucht aber noch eine halbe Stunde", sagte die jüngere lächelnd, "Möchtest du irgendetwas trinken?"
"Nein, danke", antwortete ich und lächelte ihr ebenfalls zu, wobei ich ihr Outfit richtig betrachtete. Neben ihrer weißen Bluse trug sie einen schwarzen Rock, welcher gerade mal über ihrem Knie endete. Insgesamt unterstrich ihre Kleidung ihre wunderschöne Silhouette. Und das kombiniert mit dem Fakt, dass wir hier ganz alleine waren, nur wegen uns beiden und nicht aufgrund der Arbeit oder ähnlichem, ließ mein kleines Herz schneller schlagen, mich nervöser werden.

Soomin setzte sich neben mich, der Fernseher lief. An unserer Sitzposition erkannte man, dass wir beide angespannter waren als sonst, nicht nur ich, was mir etwas Sicherheit zurückgab. "Hast du gut hergefunden?", fragte die jüngere dann schüchtern, den Blick stur auf den laufenden Fernseher gerichtet. Ich musste leicht schmunzeln, sie fragte womöglich nur, um das Schweigen zwischen uns zu brechen. "Ja", ich lachte leise auf, "der Weg war nicht schwer sich zu merken."
"Gut", sie nickte schüchtern, "das ist gut." Und wieder war es still. Wir ließen uns zwar gegen die Lehne des Sofas fallen und konzentrierten uns auf den Film im Fernsehen, wessen Anfang wir beide verpasst hatten, trotzdem wurde die Situation nicht weniger komisch.

Sie wirkte auf etwas konzentriert, was sie vom Film ablenkte. Etwas worüber sie nachdachte, was in ihrem Kopf kursierte und von einem streng fokussierten Blick versteckt werden sollte. Aber ich wollte sie nicht drauf ansprechen, es könnte mehr dahinter stecken, als ein einfaches Wundern über eine Sache. Also folgte ich ihrem Blick weiterhin.

"Ich will dir eine Frage stellen", kam es leise von Soomin, als die Szenen des Filmes romantischer wurden. Es war also doch eine Frage. Vorsichtig schaute ich sie an, nicht sicher, ob ich ihr etwas beantworten wollte. Ihr schien die Frage nicht leicht zu fallen, jedenfalls zögerte sie. "Deine Narben", fing sie an und ich schluckte bereits, "wenn du nicht darüber reden willst, unterbrich mich einfach-"
"Nein, nein, ich bin darüber hinweg", entgegnete ich sofort. Soomin traute sich nicht, mir in die Augen zu sehen.

"Was war dein Grund?"

Da sie mich in ihrer Frage betonte, wurde mir unwohl. Sofort dachte ich darüber nach, ob vielleicht auch sie schon ihre Erfahrungen gemacht, ob auch sie sich schon verletzt hatte. Aber ihre Arme hatte ich schon oft gesehen und auch ihre Beine waren narbenfrei, von dem, was ich bisher gesehen hatte. Jedoch waren dies nicht die einzigen Stellen ihres Körpers und auch war Schneiden nicht die einzige Form der Selbstverletzung. Wie mich diese Überlegung verrückt machte.

"Hast du...?", fragte ich zögernd nach einer langen Weile, in der ich sie ohne Fassung angestarrt hatte, "Hast du?" Mehr bekam ich nicht über die Lippen. Ihr Blick ging auf ihre Hände, die still in ihrem Schoß lagen. "Nein, ich habe es noch nicht gemacht", sagte sie. "Streich das 'noch'", meinte ich mit fester, dennoch vorsichtiger Stimme. Sie musste Lächeln. "Aber warum hast du es getan?", fragte sie noch einmal, "Ich kenne keinen Mann, der es je gemacht hat. Ich meine, ich kenne außer dir niemanden, aber man hört doch eher von Mädchen als von Jungen... habe ich jedenfalls."
"Ich weiß es nicht", erwiderte ich, "Ich kann ja nur von mir sprechen und mich... mochte ich nicht sehr. Ich glaubte nicht, dass ich genug bin und irgendwann habe ich mir weh getan und ja, so nahm es seinen Lauf." Ich sprach schnell, da ich das Thema beenden wollte. Ich kannte meine Gründe, aber wenn ich sie aussprach wirkten sie lächerlich. Dennoch waren sie das einzige, was in meinem Kopf Sinn gemacht hatte.

"Auf deinen Handgelenken... dort waren zwei tiefere Narben. Hast du mal versucht, dein Leben zu beenden?" Ich wusste, dass ich ihre Frage nicht hätte beantworten müssen, hätte ich es nicht gewollt. Trotzdem nickte ich langsam, mein Blick fiel zu Boden, ich war beschämt über meine Taten.

Soomin nahm zögerlich meine Hand und umschloss sie mit ihren. "Denkst du noch oft daran?" Ihre Stimme zitterte etwas. Auch für sie war es ein Thema, dass sie mit Vorsicht behandelte, doch es nun auf einmal abzuwürgen, wäre unnatürlich.
"Nein, aber... es ist noch nicht ganz weg, wenn ich ehrlich bin."
"Wenn ich dir bei irgendetwas helfen kann, lass es mich wissen, egal wann."
"Ich glaube nicht, dass mir noch zu helfen ist, wenn ich mal wieder in so einer Situation stecke." Ein Ironie-erfülltes Lächeln zierte meine Lippen.
"Ich kann dich sicherlich ablenken", flüsterte sie. Ich schaute sie unsicher an und die anfänglich süßliche Stimmung ging in eine fast schon romantische über.

Ich musste daran denken, was in den letzten Tagen und Wochen zwischen uns passiert war. Mich wunderte, dass das, was ich empfand, erst jetzt überhand nahm, es hätte doch schon anderthalb Jahre zuvor passieren können. Es war doch nichts anders, wir wechselten keine anderen Worte, taten nichts unübliches, was einander plötzlich gefallen könnte. Was also hatte sich an ihr geändert, wenn nicht sogar bei mir, das plötzlich vorher unbekanntes, romantisches Interesse am Gegenüber weckte?

"Was bin ich für dich?", fragte ich mit vorsichtigem Interesse. Ich wollte nicht zu forsch wirken, unser Verhältnis nicht hinterfragen oder erscheinen, als würde mich jegliches Verhalten zwischen uns stören.
"Jimin", sagte sie wenig später. Ich schaute sie erwartend an, bis ich begriff, dass es ihre Antwort war. "Ich meine, ein Bekannter? Ein Freund? ... dein Freund?", stellte ich klar.
"Für mich bist du Jimin. Ich bin kein Mensch von Bezeichnungen." Sie lächelte. Ich drehte mich weiter zu ihr, sie beantwortete meine Frage nicht.
"Wie würdest du mich anderen vorstellen?"
"Das ist Jimin, ich mag ihn."
"Aber wie?"
"So."

Sie legte eine Hand in meinen Nacken, um mich näher zu sich zuziehen und mir ihre Lippen aufzulegen. Schon wieder. Schon wieder tat sie es, raubte mir damit wortwörtlich den Atem und ließ ein überraschtes Kribbeln durch meinen Körper jagen. Ich mochte sie auch. Sehr sogar. Ich hatte nicht mitgezählt, wie oft unsere Lippen nun schon aufeinander getroffen waren, jedoch hatte ich mich bei keinem Kuss je wirklich gehen gelassen, hatte zu sehr Angst ich würde ihrem Empfinden nach zu viel tun. Doch mit jeder Sekunde, in der ihre Lippen ein liebliches Spiel mit meinen trieben, wollte ich mehr als das. Ich verlangte mehr als nur die zärtlichen Küsse, nach welchen mindestens einer von uns beiden beschämt zu Boden schaute.

"Das...", wollte ich ansetzen, "führt doch zu nichts." Ich keuchte. Die jüngere hielt für einige Sekunden inne, in welchen sie mich konfus ansah und ihren Atem unter Kontrolle zubringen versuchte. Ich musterte sie. Ihre Lippen waren rot und leicht geschwollen, ihr braunes Haar fiel ihr glatt über die Schulter, eine Strähne fiel ihr ins Gesicht. Ich glaubte, in ihren Augen eine gewisse Neugierde zu erkennen. Etwas, das bereit war noch viel mehr zu entdecken. "Wohin soll es denn deiner Meinung nach führen?", fragte sie. Ich hätte nun reden können, ihr versuchen können, vieles zu erklären, jedoch entschied ich mich dafür, mir diese Chance nicht weiter zu verbauen.

Ich lehnte mich zu ihr und küsste sie ein weiteres mal, diesmal leidenschaftlich und fordernder. Ich würde ihr zeigen, wohin dies führen könnte. Gegen meine Bedenken, legte ich eine Hand an ihren Oberschenkel. So weit war ich noch nie mit einem Mädchen gegangen, gab es hierbei andere Regeln, die das Spiel leiteten?
Soomin ließ sich zurückfallen, zog mich mit sich und schmunzelte. "Ach so", flüsterte sie in einer kleinen Pause. Sie schlang ihre Arme um mich, wodurch ich ihr noch näher als zuvor war. Ihre Hände strichen von meinen Schultern zu meinem Kragen und lösten den ersten Knopf. Nun verschwand auch meine Unsicherheit, ich zögerte nicht weiter. Sie wollte es auch, offensichtlich. Also beließ ich es nicht dabei. Ich küsste von ihrem Mundwinkel herab, formte hauchdünne Küsse auf ihrer Haut.

Ich hatte nicht erwartet, dass meine Lippen ein neues Gegenpaar finden würden. Ich dachte, er wäre der einzige und letzte, wenn er ging. Aber vielleicht war dies gar nicht der Fall. Vielleicht erlaubte mir das Schicksal, mich jemand anderem hinzugeben und Liebe zu spüren, die mich pur und schmerzlos empfing. Und selbst wenn das hier noch nicht alles war, wenn ich noch nicht wusste, ob Soomin die Person für immer war, vielleicht war es dennoch ein Anfang. Ein Anfang, der mich von meinem letzten Ende abholte und mir einen anderen Weg zeigte.
Vielleicht, vielleicht.

Soomin knöpfte mein Hemd weiter auf. So weit wie sie es konnte, da sie den Kopf zurückgeworfen und die Augen genießerisch geschlossen hatte. Ich bemerkte, dass sie es schwer hatte, aus dieser Position weitere Knöpfe zu erreichen, weshalb ich grinsen musste. "Warte", lachte ich leise und richtete mich auf, bevor ich es auszog. Erst als der blaue Stoff zu Boden sank, ich Soomin vor mir liegen sah, wie sie nun meinen Oberkörper betrachtete, ereilten mich meine Zweifel wieder. Was, wenn sie meinen Körper hässlich fand? Was, wenn sie enttäuscht war oder meine Narben doch abstoßend fand?
Soomin bemerkte meine Unsicherheit mir selbst gegenüber, als ich meinen Blick fallen ließ und mir über die Brust strich, als würde ich sie verstecken wollen. Und so knöpfte auch sie ihre Bluse auf und warf sie auf meine. Sie stützte sich mit ihren Armen ab, da sie durch meine Position nicht aufrecht sitzen konnte. "Ich will dir in nichts nachstehen", sagte sie mit Bedacht und wiederholte sich damit von heute morgen. Das allein gab mir meinen vollen Mut zurück, was sie lächeln ließ, da sie auch dies bemerkte.

Sie zog mich an meinen Schultern wieder über sich, verwickelte mich in einen innigen Kuss und ließ ihre Hände über meinen Körper wandern. So durfte mich sonst nur er berühren. Mir wurde heiß und mir war klar, dass es nicht die Raumtemperatur schuld war. Wenn jemand Schuld hatte, dann war es das Mädchen unter mir, dass mit ihren Berührungen wahrlich Feuer entfachte. Ich machte da weiter, wo ich aufgehört hatte, küsste ihren Hals hinab, als würden meine Lippen Farbe auf ihrer reinen Haut verteilen. Sie war ein Meisterwerk, welches ich mit jeglichem Kuss schätzte.
Die jüngere zog mich vorsichtig an den Haaren hoch, damit ich ihr in die Augen sah, ihre andere Hand derweil an meinem Bauch. "Machst du Sport?", fragte sie, ihr Blick offenbar gefesselt. "Jungkook zwingt mich manchmal mit zugehen", erwiderte ich außer Atem. "Sieht man", gab sie nur noch knapp von sich, bevor ich unsere Lippen wieder vereinte und mein selbstgefälliges Grinsen unterband.

Das plötzliche Klingeln der Tür ließ mich stoppen. Ich löste mich von Soomin und seufzte. Insgeheim verfluchte ich den Menschen, der uns störte. "Das musste bei meinem Glück ja passieren", murmelte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf, nachdem ich aufgestanden war. "Das ist das Essen, nicht deine Schuld", lachte Soomin. Noch im Liegen griff sie nach ihrer Bluse. "Warte", stoppte ich sie, "Ich nehme es an." Ich wollte nicht, dass sie ein schmieriger Typ vom Lieferdienst so antraf, wie ich es vorhin getan hatte. Auch wenn das hieß, dass er mich sehen würde und sich jegliche Geschichten ausdenken konnte, da ich nicht besser aussah. Soomin lächelte dankbar und sagte: "Das Geld liegt auf der Kommode."

Ich begab mich zur Tür und nahm einem dann doch ganz ordentlich aussehenden jungen Mann unser Essen in Plastiktüten ab. Ich sagte nicht viel außer "Hallo", "Danke" und "Schönen Abend noch", mir war die Situation zu peinlich.
"Curry", stellte ich lächelnd fest, als ich die Rechnung überflog und zum Sofa zurück lief.
"Aber da kommst du gar nicht ran", sagte Soomin nachdenklich, worauf ich verwirrt stehen blieb.
"Was-"
"Wer hat dir das an deinem Rücken angetan?"

Ich schluckte, mein Blick blieb stur auf dem kleinen Zettel. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Es war, als würde man mich mit einem mal wieder auf den Boden zurückziehen. Als wäre ich geflogen und stürzte nun wieder ab, da man mich daran erinnerte, dass ich dazu gar keine Flügel mehr hatte.

Ich überspielte es, nahm wieder neben Soomin Platz und packte das Essen aus.
"Ein Tier", murmelte ich.
"Sieht aus, als hätte es weh getan." Man erkannte ein Bedauern in ihrer Stimme. Ich nickte nur.
"Tut mir leid, falls ich einen wunden Punkt getroffen habe." Sie strich sich ein paar Strähnen hinters Ohr. Diesmal schüttelte ich den Kopf. "Ist schon lange her."
"Themenwechsel", beschloss die dunkelhaarige und atmete auf, "essen wir jetzt oben-ohne oder führen wir das fort, wo wir eben aufgehört haben?" Sie lachte leise.
"Tut mir leid, falls ich eben irgendetwas falsch gemacht habe", meinte ich, sichtlich in einer anderen Stimmung.
"Hast du doch gar nicht. Warum so unsicher? Hat dich deine letzte Freundin so schlecht behandelt?" Ihre Frage war eigentlich nicht ernst gemeint, doch da ich nichts erwiderte, schaute sie verwundert zu mir auf. "Es ist... Es ist nur... So weit bin ich mit einem Mädchen noch nie gegangen", beichtete ich ihr und spürte, wie mir Hitze ins Gesicht stieg. Ich konnte ihre nächste Frage schon hören, bevor sie sie überhaupt ausgesprochen hatte, weswegen ich ihr zuvor kam: "Ich bin Bisexuell, was heißt-"
"-dass du dich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlst.", ergänzte sie lächelnd und verständnisvoll, "Meine Schwester ist auch Bi." Ich war erleichtert. Das hieß, dass ich von ihr sicherlich keine Vorurteile zu erwarten hatte.

"Heißt das, du entschuldigst dich, weil du vorher nur etwas mit Männern hattest und jetzt nicht wirklich wusstest, was du machen solltest?", fragte die jüngere. Ich nickte leicht. "Ich wusste schon was ich machen musste, nur nicht, ob ich irgendetwas wichtiges beachten muss... Ich weiß, dass das dumm ist." Ich spürte die Abneigung meiner selbst in mir hochkommen, dafür dass ich mich so anstellte und so ahnungslos war. Ich war fünfundzwanzig, langsam sollte ich etwas mehr Erfahrung haben.
Soomin lehnte sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Denk nicht so viel darüber nach und lass dich von deinen Gefühlen leiten. Dann gibt es auch keine Regeln." Sie lächelte, was mich ansteckte.

"Ich glaube, ich habe die Stimmung komplett zerstört", sagte ich beschämt, "und das Date an sich sowieso."
"Finde ich überhaupt nicht", meinte die dunkelhaarige und nahm einen Bissen ihres Gerichts. "So weit müssen wir doch noch gar nicht gehen, wir haben noch Zeit."

Ihre Worte erinnerten mich an mein Gespräch mit Jungkook.
"Sorry, dass es aus deinem Mund etwas unglaubwürdig rüberkommt."
Wie viel Zeit würden wir wohl noch haben? Und würde sie mich auch verlassen, wenn es am schönsten war? Würden es die gleichen Gründe sein? Würde ich auch sie ruinieren?

"Manchmal hat man nicht so viel Zeit, wie man denkt", flüsterte ich. Obwohl ich heute noch nicht viel gegessen hatte, war mir der Appetit vergangen. Es zog mich runter. Er zog mich runter. Warum konnte ich nicht aufhören an ihn zu denken? Immer wenn es gut lief, schlich er sich wieder in meine Gedanken, als würde er es mir nicht gönnen. Als würde er verhindern wollen, dass ich ihn vergaß, was sowieso unmöglich war.
Ich legte mein Besteck nieder. "Tut mir leid, ich sollte gehen." Ich wollte aufstehen.
"Nein", Soomin zog mich an meinem Arm wieder herunter, "Bleib. Bitte."

Ich sah ihr in die Augen. In ihrer lebhaften, braunen Farbe versteckte sich das einsame schwarz, welches mich anflehte. Sie war wie ich. Kein Einzelgänger und dafür schon viel zu lange alleine gewesen. Sie wollte nicht alleine gelassen werden und anders als ich hatte sie diesmal die Chance, dies zu verhindern. Und ich wollte ihr nicht das Herz brechen.

"Tut mir leid", brachte ich noch einmal hervor. Soomin stand auf und verließ den Raum für einige Minuten. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, es hätte alles so gut laufen können. Aber wieder hatte ich alles zerstört, die Stimmung, den Abend, viel mehr konnte ich gar nicht ruinieren. Ich seufzte laut, warum gab es mich überhaupt?
"Hier", Soomin stand wieder vor mir und hielt mir ein Shirt hin. Sie selbst hatte sich umgezogen und ein rosanes T-Shirt an. "Und du meinst, das passt mir?", ich schaute sie ungläubig an. Da ich es nicht direkt nahm, legte sie mir das Oberteil über die Schulter, es war nicht das einzige, dass sie in den Händen hielt. "Ich kaufe manchmal in der Männerabteilung ein, weil die Shirts gemütlicher und so besser zum Schlafen sind. Ich hoffe, dass es passt, aber das sollte es, du bist ja nicht dick."
"Klever", gab ich zu und zog mir das Shirt über, es passte tatsächlich, auch wenn es etwas anliegender war.
"Über die Welt der Frauen musst du noch einiges lernen", lachte die jüngere. Sie breitete eine weiße Decke aus und legte sie mir über die Schultern, bevor sie sich neben mich setzte, eine Flasche Wasser auf den Tisch stellte und sich wieder ihrem Essen richtete.

"Wir gucken uns jetzt einfach lustige Shows im Fernsehen an und vergessen ein bisschen über unsere Sorgen." Sie lehnte sich an mir an.
"Du bist ein wundervoller Mensch", sagte ich achtlos. Es war in meinem Kopf gewesen, weil ich ihre Mühen schätzte, so viel wie möglich zu tun, damit ich mich wohl fühlte. Sie verurteilte mich nicht, ging zwar auf mich ein, aber erzwang keine Antworten. Sie war wundervoll.
Sie schaute zu mir auf und flüsterte: "Danke, ich gebe mein Bestes." Ich spürte ihre Hand an meinem Unterarm, welchen sie hinab fuhr und damit absichtlich meine Narben streifte, bis ihre Hand an meiner angelangt war. "Und du bist wunderschön." Vorsichtig verschränkte sie unsere Finger und zeichnete behutsam Kreise auf meinem Handrücken.

Ich wusste nicht wie ich mich fühlen sollte. Meine Selbstzweifel waren noch da, doch Soomin ließ mich besser fühlen.

Aber wann würde ich ihn endlich vergessen?

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[Danke für's Voten und Kommentieren]

Aloha~
That's a long ass chapter oml
Uff ich bin einerseits stolz drauf, aber andererseits bin ich irgendwie insecure wie ihr reagieren werdet? Idk ;-;

Bis zum nächsten mal, habt ein schönes Wochenende♡

{090218}

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