#50 He's still swallowing his fear
"Bei anderen Patienten hätte ich schon längst einem Familienangehörigen bescheid sagen müssen."
"Dazu gibt es doch gar keinen Grund."
"Ihre Gedanken sind ein Grund und wozu sie Sie verleiten können. Aber ich sage nichts, weil Sie sagten, Sie würden es selbst in die Hand nehmen. Das müssen Sie jetzt tun."
"Ich kann nicht."
"Verstecken Sie sich nicht hinter ihrer Angst und hören sie auf, sie herunter schlucken zu wollen. Die Wahrheit zu sagen, kann befreiend sein und Sie werden sich selbst dafür danken, dass Sie sich nicht mehr verstecken müssen- Was haben Sie vor? Jetzt warten Sie doch! Fliehen macht keinen Sinn!"
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Pov Yoongi
Nach dem unangenehmen Anruf von gestern hatte ich Jimin dazu überredet, sich heute Abend auf ein Date einzulassen. Ich empfand es als befremdlich, da ich nie der Typ für Romantisches war, noch Dates als etwas nötiges ansah. Jedoch hatte mich in den letzten Tagen oft der Gedanke beschäftigt, dass Jimin und ich seither offiziel in einer Beziehung waren und solche Dinge eben dazugehörten. Nervös machten sie mich trotzdem.
Vor dem Café begrüßte mich Jimins Lächeln und eine Umarmung seinerseits hieß mich willkommen. Bevor wir einander Worte schenkten, begrüßten sich ebenfalls unsere Lippen. Es war ein ruhiger, sehnlicher Kuss und es waren diese Momente, in denen ich bemerkte, inwiefern er mich vermisst hatte. Doch bevor der Abend begonnen hatte, schob Jimins Erkenntnis meiner naiven Problemlösung einen Riegel vor die Tür, die dabei gewesen war, sich zu öffnen.
Er beugte sich noch einmal zu mir und roch an mir. "Ist das Alkohol?", fragte er dann verdächtigend. Ich seufzte und ließ meinen Blick auf den Boden fallen. Es war Teil der Diskussion des zweiten Telefonats gewesen, doch er würde nie verstehen, wobei es mir half. "Im Ernst? Wozu brauchtest du das jetzt?" Er war nicht wütend, nicht traurig, sondern enttäuscht. Ich wollte ihm nicht antworten, ich wollte ihn heute nicht anlügen. Ich konnte seinen Standpunkt verstehen, aber wünschte, er würde es mir einfach durchgehen lassen. "Hast du dich nicht auf heute gefreut? Denn ich habe das und ich dachte, wir könnten das genießen." Seine Stimme triefte vor Enttäuschung. "Natürlich habe ich mich gefreut und ich tue es immer noch. Wir können den Abend doch trotzdem noch genießen." Ich bestand darauf. Ich hatte Schlaf und Mut hierfür geopfert und ich wollte, dass es sich auszahlte.
"Wir nüchtern dich jezt aus", beschloss mein Freund. "Jimin?", ich verstand nicht. "Nein, du verbringst die Nacht bitte bei mir. Ich habe mich da früher nie eingemischt, aber du scheinst es ja nicht kontrollieren zu können."
"Und du denkst, du kannst es?", entgegnete ich viel zu giftig.
"Ich möchte doch nur Zeit mit dir verbringen", beteuerte er, unverkennbar unterwürfig, "und mit einem Yoongi, der bei klarem Verstand ist, kann ich am meisten anfangen." Seine Stimme klang verletzt, dennoch ernst. Ich ließ ein verachtendes Schnauben frei, bemerkte aber, dass er nicht spaßte. "Ich habe keine Wechselsachen dabei", versuchte ich ihm zu entkommen. "Dann fahren wir bei dir vorbei und holen welche." Er würde darauf beharren. Trotz allem hatten sich ein paar Sachen geändert. Früher hätte er sich nicht getraut, Dinge von mir zu verlangen. Woher der Mut kam, wusste ich nicht, aber groß stören, tat es mich nicht mehr.
"Engel, wirklich?", fragte ich, ein genervter Ausdruck sollte mein Gesicht zieren. Doch ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er genau das wollte. Ein Blick in seine Augen und ich erkannte mehr als das. Es hatte sich wieder eine kleine Galaxie durch die Reflexion der Straßenlampen und Neonfarbenden Leuchtreklamen gebildet, in der ich für wenige Sekunden verloren ging. Mein Gesicht leerte sich, als würde man den Text einer Buchseite löschen und Platz für neue Beschriftungen machen. "Ich möchte nicht, dass du mich so nennst, wenn wir diskutieren", nuschelte er, seine Augen fokussierten immer noch die meine. Normalerweise hätte ich Einspruch erhoben, da ich wusste, wie besonders ihn dieser Name fühlen ließ, jedoch reichte der Anlass, um mich meiner Schuld zu bekennen. Ich hatte diesen Namen nicht verwendet, weil ich ihn daran erinnern wollte, wie besonders er für mich war, sondern um ihn dazu zu kriegen, von seiner Idee abzusehen. Seine Augen jedoch waren besonders, mehr als das, ich konnte mich nicht von ihnen abwenden. Und mich verfehlte der flehende Ausdruck in ihnen nicht. Es lag ihm am Herzen und es war mir wichtiger als meine eigenen Absichten - oh, wie ich Liebe hasste.
Schließlich riss ich mich von seinem Anblick los, um umher zu schauen und noch einmal tief zu seufzen. "Mein Wagen steht um die Ecke", gab ich dann kapitulierend von mir und drehte mich um, erwartete, dass Jimin mir folgte und früher oder später meine Hand ergriff. Das war seine Angwohnheit, wenn wir unsere Differenzen hatten, er suchte anschließend immer meine Nähe. Womöglich um sicherzustellen, dass wir nicht auseinander gegangen waren.
Jedoch passierte dies noch nicht. "Dein Wagen? Du bist wieder gefahren? Yoongi, ich..."
"Es war nur ein Bier", argumentierte ich, doch er sah mich weiterhin unsicher an. "Das musst du mir versprechen", verlangte er.
"Wäre es mehr gewesen, würde ich nicht mehr gerade vor dir stehen", meinte ich und legte den Kopf schief. Missmutig holte Jimin zu mir auf und ergriff meine Hand. "Hyung, du musst es mir schwören, sonst werde ich nicht mit dir fahren. So ein Mensch bin ich nicht." Ich entfloh seinen Augen, die mich ein zweites Mal in einen manipulativen Bann ziehen wollten. "Ich schwöre es dir", sagte ich und zog ihn in einen vielversprechenden Kuss, "Es war ein Bier, nicht mehr. Ich würde deine Gesundheit nicht so einfach aufs Spiel setzen, ich schwöre." Ein von ihm initialisierter Kuss bewies mir, dass er mir glaubte und vertraute oder es satt war, zu streiten. Also zog ich ihn an seiner Hand mit mir. Normalerweise wäre ich wütend geworden, hätte mich womöglich gegen jede seiner Vorderungen gestellt, jedoch hatte ich dazu die Energie heute nicht. Generell nicht. Energie war mir ein Fremdwort geworden. Ich hoffte einfach, dass ich dadurch nicht fahrlässig werden würde.
Ich war nervös. Jimin wusste nicht wo ich wohne und wie es in der Wohnung aussah. Ich rechnete mit seiner Neugierde, verpasste jedoch den Moment, um ihm zu sagen, er solle im Auto warten. Er war vor mir ausgestiegen, fast so, als hätte er kommen gesehen, dass ich ihn daran hindern wollte. "Jimin, warte", knurrte ich, als ich selbst ausgestiegen war. Ich wollte, dass er unmittelbar in meiner Nähe blieb. Keine Ahnung warum. Mein Freund schaute sich die Umgebung an, als hätte er noch nie zuvor einen Häuserblock betreten. Die zwei Treppen hinauf folgte er mir jedoch schweigend, ähnlich, wie er es die Fahrt über getan hatte. Die Stimmung hätte niemand als Spannung bezeichnet, dennoch war das Schweigen nicht das angenehmste. Bevor ich den Schlüsssel im Schloss umdrehte, machte ich mich vor der Tür breit. "Ich gehe kurz rein und hole ein paar Sachen. Du wartest hier", befahl ich ihm und verschwand in der Wohnung, bevor er Zeit für Widerworte hatte.
Ehrlich gesagt, ging es mir zu schnell. Mir war wenig Zeit geblieben, mich an die Umstellungen zu gewöhnen und es gefiel mir nicht. Dennoch trat ich wenige Minuten später mit einer Sporttasche aus der Wohnung, alles andere als vorbereitet und bereit. "Du hast gesagt, es war nur ein Bier!", rief Jimin, bevor ich meine Tür schließen konnte. "War es auch", sagte ich nichtsahnend, bevor ich sah, dass er auf die leeren Bierflaschen in der Wohnung zeigte. "Die sind von den letzten Tagen, ich meine Wochen, vielleicht Monaten." Ich schloss die Tür und die Wohnung ab und schaute meinen Partner erwartungsvoll an. "Yoongi..." Er zog meinen Namen so in die Länge, dass es sich fast wie ein Jammern anhörte. "Jimin", entgegnete ich mit kontrastreicher Stärke und deutete ihm mit meiner Hand den Weg. Mein ihn treffender Blick mochte nicht der freundlichste gewesen sein, jedoch wollte ich jegliches herumstochern in meinem Leben unterbinden. Er mochte mein Freund sein, aber nicht das Recht haben, sich in mein Leben einzumischen.
Unsere Abende schienen immer diesem Verlauf zu folgen. Aus aufgewirbeltem Staub wurde eine klare Wüstenlandschaft. Auf dem Sofa, nah beieinander, zusammen. Hauptsache beisammen. Es war als würden wir diesen Krümel mehr wert schätzen als den gesamten Kuchen, aber wenn unsere Zweisamkeit unter Stille trat, verbrachte ich meine Zeit mit nichts lieber, als die Stunden zu zählen, in denen er mein war. Die Minuten, in denen er mich davon überzeugte, das unsere verbleibende Zeit gegen unendlich lief und sich jede Sekunde anfühlte, wie eine weitere Ewigkeit, in der ich ihn betrachten und bwundern konnte. Es verblüffte mich immer wieder, wenn meine Gedankensuche darauf traf, dass sich mein kaltes Herz für den wärmsten Stern entschieden hatte und es brachte mich immer noch um, zu wissen, dass die Liebe mir eine Augenbinde aufgelegt hatte und ich im hier und jetzt wanderte, ohne zu mich darauf einstellen zu können, was als nächstes kommen würde, immer nur von Jimins Hand geleitet. Sicher, ich zweifelte mit jedem Schritt, den ich pro Tag machte, aber wer würde das nicht?
"Hyung, darf ich dich etwas fragen?", brach der Schwarzhaarige auf mir die Stille. Das Vibrieren seiner Stimme kitzelte meine Brust, auf der er lag. Er musste meinem Herzschlag folgen können, während meine Finger wiederholend durch sein Haar rannten. "Das hast du bereits", antwortete ich, "aber klar, du darfst mich alles fragen. Ob ich es beantworte, ist eine andere Sache." Ich grinste, worauf er in sich hinein lachte. "Wie gemein", sagte er anschließend und schmiegte sich weiter an mich.
"Was wolltest du fragen?", fragte ich ihn. Er schien abzuwarten, bevor er es aussprach. "Gibt es etwas an mir, das du überhaupt nicht leiden kannst?" Ich hielt es für unglaubwürdig, dass ich richtig gehört hatte. Ich erstarrte für kurze Zeit, da ich was er fragte irrsinnig fand. "Warum fragst du das?", wollte ich wissen. Er hob seinen Kopf, um mich anschauen zu können und führte einen Finger an meine Brust, um Kreise darauf zeichnen zu können. "Weil ich mich ändern möchte."
"Warum das? Da gibt es nichts, was mich stört", versicherte ich ihm. Das war absurd. Jimins Blick fiel, als würde er mir nicht glauben können. Dann entfloh seinen Lippen: "Ich will doch nur, dass du keinen Grund mehr hast, mich zu verlassen." Für einen Moment vergaß ich zu atmen, da mir so viele Arten einfielen, dies abzustreiten. Ich wollte ihn dafür anschimpfen, dass er immer noch daran dachte, dass ich ihn verlassen würde, wenn ich wiedergekommen war und nun mit ihm auf der Couch lag. Aber ich sagte kein Wort. Die Erkenntnis meiner Schuld machte mich stumm. Sie ließ mich in die Zeit zurückreisen wollen, um alles umzukehren. Um ihm das schönste Leben schenken zu können, das mir möglich war. Jedoch würde ich es nicht rückgängig machen können. Nichts von all dem und es würde mich für immer jagen.
"Ich habe dir so weh getan", hauchte ich schmerzerfüllt. Doch er sah mich nur wieder an. Mit seinen großen, braunen Augen, die so unschuldig drein schauten, dass es meine Schuld verdoppelte. Ich hasste mich dafür. Ich hasste mich so sehr. "Na, sag schon", forderte der Jüngere auf, "Was muss ich ändern?"
"Wenn du willst, dass ich bleibe, bleib einfach du." Ich ließ meine Finger eine größere Strähne seiner Haare zwirbeln und zur Seite streichen. "Aber mich hast du damals verlassen."
Sechs Worte, ein einziger Stich in mein Herz.
"Und dich wollte ich wieder haben", sagte ich, "denn dich liebe ich." Um seine Nase schimmerte Röte, was mich zufrieden lächeln ließ. "Ich liebe dich auch", murmelte er beschämt, worauf ich ihm über den Kopf streichelte.
"Woran denkst du, wenn ich dich küsse?", fragte ich darauf. "Wo kommt das denn jetzt her?", wollte er wissen und schaute verdutzt. Ich konnte ihm diese Geste aus körperlichen Gründen gerade nicht vormachen und ihn im Anschluss fragen, weswegen ich meine Frage einfach wiederholte, worauf er antwortete: "Ich denke an nichts, ich genieße es einfach nur." Ich ignorierte das erneute erröten seines Gesichts und konzentrierte mich auf meine Absicht. "Das ist toll, aber es ist praktisch unmöglich dich durchgehend zu küssen."
"Warum würdest du das denn wollen?" Er lächelte. "Weil ich deine Lippen liebe und um dich davon abzuhalten über solch einen Schwachsinn nachzudenken, wie, dass du dich ändern musst."
"Mhm, das kam mir nur so in den Sinn. Denn weißt du, was ich an dir liebe?" Er legte den Kopf schief und achtete darauf, den Augenkontakt nicht zu unterbrechen. "Nein", antwortete ich zu ehrlich. "Alles", enthüllte er stattdessen, "und ich dachte, dass du das nicht erwidern würdest."
"Ich liebe wirklich alles an dir, aber kann man wirklich alles an mir lieben?" Er kannte gerade mal ein viertel von mir und selbst dessen Liebenswürdigkeit zweifelte ich stark an. "Was ist mit dem Alkoholkonsum?" Nur ugern wollte ich dieses Thema wieder anschneiden, aber ich musste, da ich aus seinem Mund hören wollte, dass er es hasste. Stattdessen gab er mir eine Antwort, die mir noch Tage danach zu denken gab.
"Vielleicht bist das gar nicht du."
Und deswegen liebte ich ihn.
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[Dankeschön fürs Kommentieren und Voten]
heyho ^^
I'm satisfied
Mich würde mega interessieren, ob eigentlich jemand von euch meinen Namen weiß? :3
Wünsche euch einen guten Start in die Woche~
Passt auf euch auf und vergesst nicht, dass ihr wichtig seid, auch, wenn ihr es bezweifelt <3
{200519}
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