#40 Taking things slow
Natürlich hatte Jin das Gespräch gestartet, welches ich nicht führen wollte, aber musste. Ich wollte nichts mehr ruinieren, mir meinen gerade geschaffenen Weg nicht wieder mit Stein zu pflastern, ich wollte, dass es für immer so friedlich war, wie neben Jimin zu schlafen. Ich hatte nicht lange geschlafen, aber dafür schmerzfreier als in den letzten drei Jahren. Ich wünschte mir, dass es für immer so bleiben würde, aber das Universum achtete auf meine Stimme nicht mehr, erhörte sie nicht mehr. Wie auch, wenn ich selbst die Sünde war, die ich nicht begehen wollte?
"Also bist du jetzt wieder in der Stadt?" Jin holte mich mit einem Mal wieder aus meinen Gedanken, was meinen Blick aufgeschreckt zu ihm huschen ließ. Ich verstand den Inhalt der Frage erst später, nickte aber schon vorher. "Seit mehreren Wochen", antwortete ich.
"Darf ich fragen, was dich hierher geführt hat?" Sein Ton wirkte definitiv nicht einschüchternd, genau so wenig wie seine Körperhaltung, aber der Gedanke an seine Faust, die mich gestern im Gesicht getroffen hatte, verunsicherte mich. Ihm gegenüber so zu empfinden, kannte ich gar nicht, generell war es mir neu. "Verschiedenes", gab ich an, doch da ich mich daran erinnerte, dass ich offen sein und ihnen entgegenkommen musste, wenn ich wollte, dass sie auch mir näher kamen, fügte ich hinzu: "Eine Therapie."
Jin wollte es nicht zeigen, aber in seinem Blick regte sich etwas. "Therapie?", gab er zurück, konnte sich wohl nicht vorstellen, weswegen ich eine Therapie brauchte. Ich nickte auf meinen Teller starrend. "Wegen Verschiedenem." Ganz bereit, ihnen die Misere, die mein Gesicht trug, offenzulegen, war ich dann doch nicht. Genau so wie sie, würde auch ich Zeit brauchen. Zeit, mich in alles hineinzufinden und mich in ihren Lebensstil wieder einzufügen.
"Du hast meinen Respekt dafür, dass du dir Hilfe gesucht hast", äußerte Jin, was mich meinen Blick wieder heben ließ. "Wirklich, das finde ich stark."
"Nicht, dass Jimin-Hyung nicht stark wäre", widersprach ihm Jungkook.
"So meine ich das nicht, das weißt du. Ich finde es nur generell bemerkenswert, wenn man zugeben kann, dass man etwas alleine nicht geregelt bekommt. Bei Jimin war das etwas anderes." Er seufzte leise.
"War er damit nicht direkt einverstanden?", fragte ich vorsichtig.
"Das ist ein schmeichelnder Ausdruck", Jungkook schnaubte, "Er hat die Wohnung rennend verlassen und... naja, ich bin froh, dass sich Hyung doch noch dazu überreden hat lassen." Wenn er es nicht aussprechen wollte, würde ich nicht weiter nachfragen.
"Er scheint jetzt schon glücklicher zu sein", merkte der Jüngste an.
"Jimin?", fragte Jin, "Ja, das stimmt."
"Kann man das schon sagen? Wir sind erst seit gestern wieder zusammen." Mich erleichterte es, dass man es Jimin so offensichtlich ansah, jedoch spielte ich es herunter. Womöglich aus dem Grund, dass ich hoffte, sie würden nicht so hohe Erwartungen allein an meine Präsenz stellen. Ich war mir fast schon sicher, dass ich Jimin wieder fallen lassen würde und wollte den Aufprall vermindern, um ihm nichts mehr zu brechen.
"Also seid ihr jetzt offiziel zusammen?" Jungkook umging meine Frage komplett, wie erwartet und stellte etwas anderes in Frage. Ich schaute die beiden zweifelnd an. "K-Keine Ahnung, ja, ich denke schon." Wir hatten von einer Beziehung gesprochen, aber es war nie wirklich zu mir durchgedrungen. Hieß das, er war jetzt mein Freund? Ich durfte ihn nun so bezeichnen? Ob Affäre oder offiziele Beziehung, für mich blieb er mein Engel und als das würde ich ihn auch immer bezeichnen.
"Okay, das mag klingen, als würde es von einem Zwölfjährigen kommen, aber", sofort war jedes Augenpaar auf mich gerichtet, selbst Taehyungs, "Beziehungen, wie führt man die?" Im Raum wurde es still, man hörte sogar auf zu kauen, um den Moment für mich noch unangenhemer zu gestalten. Ich wollte mich lebendig vergraben. "Wisst ihr was? Vergesst das, ich-"
"Jimin ist nicht die Queen, für eine Beziehung mit ihm brauchst du keine Anleitung. Er ist auch nur ein Mensch."
"Erstens ist Jimin ein Engel und- wow, ich hätte nicht gedacht, dass ich das laut sagen würde", ich spürte, wie mir Hitze ins Gesicht stieg, "a-aber zweitens, ich brauche keine Anleitung für Jimin, sondern für Beziehungen." Ich hatte so Angst vor ihren Reaktionen, dass ich ein Familiengrab eröffnen und darin jedes Stück begraben wollte, das mit jeder weiteren stillen Sekunde in mir starb.
"Meinst du das wirklich ernst?", fragte dann mal Tae, dessen Anwesenheit uns bisher nur Sauerstoff gekostet hatte.
"Ich war von uns allen nie der mit dem Humor", konterte ich und sah hoffnungslos in die Runde. Ich meinte es ernst, todernst, ich hatte keine Ahnung davon, wie man eine Beziehung führte. "Gibt es irgendetwas, dass ich beachten muss?"
"Nicht fremdgehen", kam es von Jungkook, als hätte es in seinem Mund gelegen und er nur darauf gewartet, es auszuspucken. Doch anstatt meine Reaktion zu beachten, fiel mir die Taehyungs auf, wessen Augen von diesem Moment an nicht mehr von seinem Freund wichen. "Jungkook", zischte Jin mahnend, aber ich brauchte nicht in Schutz genommen zu werden.
"Das hatte ich nicht vor", beteuerte ich, Jungkook dabei in die Augen sehend.
"Na, wenn das so ist", er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, "Es gibt nichts besonderes zu beachten. Nur, dass man seinen Partner gut behandelt, ihm nicht fremdgeht und man keine Geheimnisse vor ihm hat."
Zu diesem Zeitpunkt waren es zwei Menschen, die ihre Schuld herunter zu schlucken versuchten.
-
Gloreich und produktiv war mein Tag nicht gewesen. Ich hatte ihn damit verbracht, den restlichen Schlaf nachzuholen und viel zu häufig Gesprächen mit Jin aus dem Weg zu gehen. Nun war es Abend und ich auf den Weg den Müll rauszubringen, den Jin in den Flur gestellt hatte. Er hatte nicht exakt mich gebeten, jedoch beim Frühstück in die Runde geworfen, dass es gemacht werden musste und da Taehyung und Jungkook beide auf der Arbeit waren, war es an mir hängen geblieben. Auch, weil ich ein gutes Bild abgeben wollte.
Meine Gedanken waren gefüllt mit dem lieblichen Bild meines Freundes, als ich die Treppen hinunter stieg und das Gebäude verließ. Er sollte um diese Uhrzeit bald nach Hause kommen und allein der Gedanke daran ließ Vorfreude in mir aufkochen. Diese paar Stunden allein hatten mich wieder verrückt werden lassen und jede verstreichende Minute hatte etwas zu meinen Schuldgefühlen hinzugefügt, denn ich wusste, wie sehr ich gelitten hatte, dass mich der Schmerz täglich zerfetzt hatte, als würde ich jeden Morgen aufs neue erschossen werden und wenn Jimin meinte, dass dies trotzdem nur der Rückstoß eines mir abgefeuerten Schusses war, dann gab es nichts in der Welt, das diesen Fehler wieder gut machen würde.
In Gedanken sortierte ich die Flaschen in die verschiedenen Behälter, als ein junger Mann auf mich zu kam. Er trug einen viel zu großen Hoody, sah aus, als würde er darin verschwinden und hielt ebenfalls eine Mülltüte in der Hand. Wie erwartet, stellte er sich neben mich und fing ebenfalls an, seinen Müll zu sortieren. Ich dachte, er wäre villeicht einer von Jimins Nachbarn und mich mit ihm zu verstehen wäre ein Pluspunkt, jedoch hatte ich vergessen, darüber nachzudenken, was ich sagen würde und das kombiniert mit der Tatsache, dass ich dumm war, wenn es um soziale Interaktionen ging, resultierte dann in: "Ist der Hoody nicht ein bisschen zu groß?" Ich hätte mich schlagen können, auf der Stelle und immer wieder, bis der ziehende Schmerz die Peinlichkeit überdeckte. Der Fremde sah mich an, als hätte er wirklich alles außer diese Worte erwartet und antwortete schlagfertig: "Ist die Klappe nicht ein bisschen zu groß?" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das kam oft vor, jedoch war es hier meinem Charakterzug zuzuschreiben, zu stolz dafür zu sein, mich zu entschuldigen.
"Hey ihr beiden!", hörte man es hinter uns plötzlich und ich dankte in diesem Moment nicht nur Jimin selbst, sondern auch dem Gott und jedem anderen, der dafür verantwortlich war, dass er hier aufgetaucht war. Während mein Blick nicht von dem Gesicht des jüngeren wich, begrüßte er uns und stellte uns einander vor. "Ich wollte diese Begegnung eigentlich geplant haben, aber... Jinhwan, das ist Yoongi. Yoongi, das ist Jinhwan." Mir sagte der Name meines gegenübers nichts, bei ihm schien mein Name jedoch etwas auszulösen, da er mich mit großen Augen ansah. "Es tut mir leid, aber ich bin jemand, der sein Wort hält." Noch bevor ich hinterfragen konnte, was er damit meinen konnte, hatte mich seine Faust im Gesicht getroffen. Jimin griff sofort nach Jinhwans Hand, um sie von weiterem abzuhalten, während meinen Kiefer ein beißender Schmerz durchfuhr. "Bist du verrückt?", schrie ihn Jimin erschrocken an.
"Ich habe gesagt, wenn ich ihn jemals sehen sollte, würde ich ihn schlagen", verteidigte sich der Dunkelhaarige.
"Warum schlägt mich jeder?", sagte ich laut und ahnungslos. Wie unwillkommen war ich, wenn mich selbst Leute schlugen, die mich nicht kannten?
"Vielleicht weil niemand verstehen kann, wie du Jimin so verletzen konntest und dann einfach wiederkommst. Was denkst du, wer du bist?" Jinhwan war wohl jemand, der kein Blatt vor den Mund nahm. Und etwas anderes als ihm in die Augen starren, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. "Wir haben das geklärt", sprang Jimin für mich ein, "bei uns ist in den letzten Tagen viel passiert und du magst es als naiv ansehen, aber wir...", er schaute mich unsicher an, "er und ich sind wieder... zusammen." Auch für ihn musste der Begriff Beziehung eine Frage dargestellt haben.
"Natürlich finde ich das naiv", sagte Jinhwan, "aber mir war klar, dass du zu ihm zurück gehen würdest. Wenn du nach drei Jahren immer noch nicht über jemanden hinweg bist und im Schlaf immer noch seinen Namen sagst, ist das absehbar." Jimin hatte meine Hand gegriffen, als würde er sicher gehen wollen, dass ich neben ihm stand. Und wieder durchzog mein Herz ein Schmerz der Schuld, er hatte im Schlaf über mich geredet.
"I-Ich liebe ihn." Jimin war es nie schwer gefallen, dies vor anderen zuzugeben.
"Ich weiß", Jinhwans Gesichtsausdruck erweichte etwas, "ich will nur nicht, dass es dir dadurch schlecht geht." Wir alle wussten, dass es das noch würde, aber wir alle schwiegen gleichermaßen darüber.
"Können wir das ganze noch mal von vorne machen?", fragte Jimin, sah dabei zwischen mir und dem Gleichgroßen hin und her. "Könnt ihr euch einander weniger gewalttätig vorstellen?" Ich hob eine Augenbraue, ich war nicht derjenige, der dem anderen direkt eine Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Doch Jinhwan schien einsichtig zu sein. Er hielt mir seine Hand hin und sagte: "Also richtig, ich bin Kim Jinhwan."
"Und ich soll jetzt wirklich die Hand schütteln, die mich im Gesicht begrüßt hat?", fragte ich eingeschnappt, worauf mich Jimin anstupste, darum bat. "Min Yoongi", gab ich bitter von mir und schüttelte die Hand. Jimin drückte meine dafür leicht, als wäre er stolz auf mich, doch darüber wollte ich nur lachen.
Lange wollte ich mich nicht mehr mit dem Nachbarn aufhalten und das merkte wohl auch Jimin, der das Gespräch dann schnell zu einem Ende führte, sodass wir endlich reingehen konnten. "Wie war dein Tag?", fragte mich mein Engel, während wir uns in die Wohnung begaben, ein frisches Lächeln auf seinen Lippen, als hätte nichts anderes sie je bedeckt. Ich suchte nach Worten, um diesen Tag zu beschreiben, fand aber keine richtigen. "Okay, denke ich."
"Was hast du gemacht?"
"Zuerst mit deinen Freunden gefrühstückt und mich dann irgendwie hier beschäftigt, meistens Fernsehen geguckt. Sag mal, seit wann ist Tae so still?" Jimin zog sich die Schuhe aus, als ich fragte und es schien ihn zu überraschen, dass ich das überhaupt tat. "Huh? Schon immer", sagte er dann und kam auf mich zu. Ich gab mich mit dieser Antwort zufrieden, obwohl es mich wunderte. Anscheinend hatte sich hier alles verändert.
"Wie war dein Tag?", fragte ich dann.
"Auch okay", antwortete er, "Meine Kollegin ist krank, deswegen war es ein bisschen stressig, aber das hat mich wenigstens davon abgehalten, die ganze Zeit an dich zu denken." Durch sein Lächeln musste auch ich schmunzeln. "Hoffentlich wirst du nicht krank", hoffte ich.
"Bestimmt nicht. Ich sollte mich eher um dich sorgen, wenn dir hier jeder eine reinhaut." Mit ernstem Blick führte er eine Hand an mein Gesicht und überfuhr mit zwei Fingern die Stelle, die zuvor ein Schlag getroffen hatte. "Das tut mir so leid", flüsterte er.
"Das braucht es nicht", entgegnete ich. "Ich sollte mich nicht wundern, ich habe es verdient."
"Hast du nicht." Die Ernsthaftigkeit in seinem Blick wurde durch Sorge ersetzt. "Aber du hast dich verändert." Unterhalb verbanden sich unsere Hände. "Normalerweise hättest du zurückgeschlagen." Er lehnte sich vor und gab der verwundeten Stelle einen Kuss, wodurch ich rot wurde. Es fühlte sich so intim an und so besonders, weil es nicht direkt meine Lippen waren, die er küsste. Jimin kicherte leise. "Warum wirst du rot?" Ich schüttelte nur den Kopf und zog ihn mit mir ins Wohnzimmer, wo wir uns auf der Couch niederließen.
"Bleibst du heute wieder übernacht?", fragte er. Ich tat so, als würde ich darüber nachdenken, obwohl ich schon den ganzen Tag darüber nachgedacht hatte. "Ich denke, wir sollten schauen, dass wir es langsam angehen."
"Damit wir es nicht wieder so schnell ruinieren?" Er lächelte hoffnungslos. "Nein, ich verstehe das, du hast schon recht. Nichts überstürzen und... und es langsam angehen. Wir haben ja alle Zeit der Welt." Er schenkte mir ein weiteres Lächeln, jedoch war es nur halb und ich ahnte warum. Vielleicht war er so geprägt, dass er darauf aus war, jeden Moment mit mir zu genießen, weil es der letzte sein konnte, weil ich ihn wieder verlassen konnte. Er glaubte nicht mehr daran, dass es uns für immer geben würde, auch wenn er daran glauben wollte und seine Seele dafür verkaufen würde. "Die haben wir", bestätigte ich, um ihm Hoffnung zu geben. Auch wenn ich selbst nicht daran glaubte, wir würden das hinbekommen.
"Weißt du, worüber ich heute nachgedacht habe?" Er hatte sich auf mich gelegt und ließ sein Kinn auf meiner Brust ruhen, während er mich verträumt ansah. Ich genoß es, konnte die Reflektionen kleiner Lichter in seinen Augen zählen und mir meine Zeit nehmen, um sie zu bewundern. Nie hatte ich gedacht, dass mich Augen fesseln konnten und nun war ich gefangen in der perfekten Konstellation an Farben und Lichtpunkten, die man in seine Augen gesetzt hatte. Ich sah mich nicht mehr an ihnen satt, mein Hunger nach dem Anblick seiner Präsenz war nicht zu stillen.
"Ich habe darüber nachgedacht, dass du schon siebenundzwanzig bist." Ein süßliches Kichern entfloh seinen Lippen, was mich automatisch schmunzeln ließ. "Richtig", antwortete ich darauf, viel zu aufgehalten von dem makellosen Gesicht vor mir. Ich wollte es küssen, es war ein Verlangen, ein starkes.
"Ich habe drei deiner Geburtstage verpasst", bedauerte er.
"Genauso habe ich deine verpasst", ich schloß meine Arme erneut um seinen Körper und zog ihn weiter an mich, "und dir nichts geschenkt."
"Das stört mich nicht, du bist Geschenk genug", sagte er, voll und ganz ernst. Ich bemerkte, dass sein Blick auf meine Lippen gefallen war und ich stimmte ihm stumm zu. Küssen wollte ich ihn gerade auch, den ganzen Tag schon, nur war er nicht da gewesen. Ohne den Blick zu heben, näherte er sich meinem Gesicht. Ich wollte es nehmen, es zu mir ziehen und es küssen, so sehr seine Lippen gegen den meinen spüren, doch ich wartete. Er hatte Intentionen. "Das hier ist das schönste Geschenk, das mir je jemand hätte machen können." Während er seine Augen schloss, berührten sich unsere Lippen, hauchdünn strichen sie übereinander. "Willst du mich fragen, was ich mir gewünscht habe, jedes Jahr, wenn ich die Kerzen ausgepustet habe?" Ich wollte nicht, da seine Antwort einer Sünde entsprach, aber ich tat es, weil seine Frage einer Bitte entsprach. "Was hast du dir denn gewünscht?"
"Dich." Das Wort war nicht viel mehr als ein Luftzug, der meine Lippen streifte.
"Dabei bist du das Geschenk des Himmels." Ich verband unsere Lippen, weil ich es nicht länger aushielt. Es war nur er, in meinem Kopf war nur er und mein Herz kannte nur seinen Namen. Das, was mich früher zu dem gemacht hatte, was ich heute verabscheute, genoß ich nun in vollsten Zügen; Liebe.
Während wir das getan hatten, was Liebende nun mal taten, verging nicht mehr als eine Stunde, die mir jedoch wie ein Zeitsprung vorgekommen war und nun stand ich wieder an der Tür, bereit zu gehen und meinen Engel für eine ungenaue Weile allein zu lassen. Ich wollte nicht, aber ich brauchte es. Zeit für mich, Einsamkeit, in der ich das Geschehene verarbeiten und mich sortieren konnte.
Jimins Lippen hingen noch eine Weile an meinen, bevor es uns möglich war, uns von dem jeweils anderen zu lösen. Danach lächelten wir unwillkürlich, da wir beide dieselbe Leidenschaft wie Sehnsucht teilten.
"Hier." Jimin drückte mir einen Schlüssel in die Hand. Es musste der Ersatzschlüssel zu seiner Wohnung sein. "Da scheint mir jemand vertrauen zu schenken", grinste ich.
"Sieh es als Geburtstagsgeschenk an", lachte er und gab mir noch einen Kuss. Ich liebte seine kleinen flüchtigen küsse. Die, für die er sich entschied, wenn absolut kein Muss dafür bestand.
"Das mag kitschig klingen, aber rufst du mich an, wenn du Zuhause bist?" Er hielt mit beiden Händen eine meiner. "Ja", ich nickte, "lass uns telefonieren, das ist eine gute Idee." Ich schien etwas zu sehr darauf einzugehen, es etwas zu sehr zu wollen, was Jimin Lächeln ließ. "Sorgst du dich um mich?" Es sollte eine ironische Frage sein, doch sie war ernst, als sie erst einmal im Raum stand. "Ja", gab ich zu, entdeckte meine ehrliche Seite, wenn ich vor ihm stand. "Ich weiß, dass dir hier wenig passieren kann, aber trotzdem, ich bin nicht da, wenn etwas passieren sollte." Denn ihn alleine zu lassen, hatte noch nie ein gutes Ende genommen. Aber ich musste mich damit anfreunden, dass wir beide uns nun wie Erwachsene benehmen sollten. Jimin hatte sich ein Leben aufgebaut und ich musste von seinem alten Ich loslassen. "Versprichst du mir, dass du dir selbst nicht weh tust?" Es war das einzige, bei dem ich der Willkür des Schicksals etwas vorweg nehmen konnte. Der Schwarzhaarige hatte dieses Thema nicht erwartet, war deswegen unfähig zu antworten. "Keine Selbstverletzung mehr", sagte ich erneut und hielt ihm meinen kleinen Finger hin, um das Versprechen seinerseits zu besiegeln. Ich wusste, dass er solche kleinen Sachen liebte. Er liebte vor allem kitschige Sachen, wollte es aber nie zugeben. Lächelnd hakte er seinen kleinen Finger an meinem ein, wobei der Größenunterschied eindeutig war.
"Ich verspreche es."
Ein Versprechen, das unmöglich erscheint, aber einzuhalten ist. Und die, die es schaffen, sind ganz einfach die, die es schaffen. Man ist nicht schwach, wenn man es nicht schafft, ein Kind ist auch nicht dumm, wenn es beim Lernen des Laufens hinfällt. Jeder kann es schaffen, egal unter welchen Umständen, wir dürfen nur vorher nicht aufheben. Jeder hat einen Weg vor sich, der etwas bereithält, nur dürfen wir den Weg nicht vor dem Ziel verlassen.
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[Danke fürs Voten und Kommentieren]
wannabe poet
i wrote the small couch scene last night around 2:30am after crying about how beautiful yoongi is lol and so i ended up describing jimin's eyes as a perfect constellation of colors and light? lmao hope you enjoyed :')
i originaly wanted to let yoonmin reunite bc i felt sorry for letting jimin suffer, but now that he isn't alone anymore i feel lonely myself again cuz no one shares my pain anymore. its a never ending cycle /eternal sigh/
Hoffe euch geht es gut, habt einen schönen Tag♡
{241018}
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