#16 Fading vision

"Beruhigen Sie sich. Atmen Sie ein und aus und wiederholen-"
"Das kann ich aber nicht mehr! Ich werde verrückt, nein, ich bin es! Ich bin verrückt! Ich werde hier ganz bestimmt nicht ein- und ausatmen, das wird mich nicht glücklich machen, das kann nur eine Sache. Ich hasse Liebe!"
"Nein, das tun Sie nicht. Die Liebe ist wie das Seil, das sie vor dem Abgrund schützt."
"Schützt? Das verdammte Seil nützt mir nichts, wenn es niemand mehr festhält."

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Pov Jimin

Keuchend stützte ich mich an der Hauswand ab, die zum Cafe gehörte. In mir brodelte diese Besessenheit, dieses Feuer aus Selbsthass, Verzweiflung und Sehnsucht, das jedes Überbleibsel meines eigenen Willens niedergebrannt hatte. Es machte nichts mehr Sinn, ohne ihn sowieso nicht. Egal was ich tat, egal wie lange und weit ich rannte, das Ziel meiner Gedanken war immer er.

Ich konnte nicht mehr, physisch wie psychisch, weswegen ich mich in den Laden schleppte und mich an einem beliebigen Tisch am Fenster nieder ließ. Mich kümmerte es nicht, ob mich die wenigen Leute im Raum ansahen und mich für mein schwächliches Auftreten verurteilten, mir war alles egal. Es gab nur eine Sache, nach der ich mich gerade mehr sehnte als nach dem Tod und das war er, seine Arme, seine Liebe. Ich hatte so viel geweint, dass ich glaubte, keine Tränen mehr übrig zu haben, aber wäre er dort gewesen, hätte er mich in den Arm genommen, hätte ich nie wieder damit aufgehört, Tränen zu vergießen. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass dies Tränen der Freude gewesen wären.

Ich vergrub mein Gesicht in beiden Händen und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, was wie erwartet nicht funktionierte. Was sollte überhaupt noch funktionieren? Nichts ohne ihn würde jemals wieder funktionieren. Was hätte er wohl zu einem Therapeuten gesagt? Hätte er diese Entscheidung mir selbst überlassen oder hätte er mich dazu überredet? Wäre er mitgekommen oder hätte er mich auch dort alleine gelassen?

Ich konnte nicht glauben, dass er weg war. Ich hatte zwar gelernt, wie das Leben ohne ihn war, hatte mich daran gewöhnt, alleine einzuschlafen und einsam aufzuwachen, aber ihn loslassen konnte ich immer noch nicht. Keine Ahnung, ob es ihn dort draussen noch gab, Hoseok hatte ihn das letzte mal vor einem Monat gesehen, eine hohe Chance bestand. Aber selbst wenn er auf der Erde nicht mehr unter uns weilte, würde er für immer in meinem Herzen weiterleben.

Ich bemerkte die feminine Gestalt, die zwei Tische weiter das zurückgelassene Geschirr abräumte. Da ich nichts anderes zu tun hatte, schaute ich ihr bei ihrem Tun zu und bemerkte dabei, dass es Soomin war. In mir regte sich kein Muskel und auch legte sich kein wohliges Gefühl um mein Herz. Es war nur ein bekanntes Gesicht, dass mir ein ebenso bekanntes Gefühl bescherte, aber es war nichts besonderes. Keine Freude, kein Unwohlsein. Das war auch der Grund dafür, dass ich nichts sagte oder tat sondern ihr einfach zu sah. Ob sie wohl gerade alleine arbeitete? Natürlich tat sie das, normalerweise wäre es Yus Schicht, doch unsere Cheffin war womöglich heute Mittag eingesprungen, da ich meine Schicht gar nicht erst angetreten hatte und Mittags mehr los war. So musste Soomin die letzten Stunden alleine den Laden schmeißen. Mein Schuldgefühl verdoppelte sich.

Als die jüngere neben sich guckte, musste sie zwei mal nachschauen, ob es wirklich ich war. Fast enttäuscht, dass sie mich erkannt hatte, drehte ich meinen Kopf weg. Meine Miene blieb die gane Zeit dieselbe, etwas taub und desinteressiert. "Jimin?", hörte ich die helle, mir bekannte Stimme, aber folgte ihr mit keinem Blick. "Wie geht es dir? Warum bist du heute nicht gekommen? Und ist dir nicht kalt?" Sie musste bemerkt haben, dass ich nur im Pullover hier war. Aber selbst wenn ich noch drei Jacken an gehabt hätte, hätte es mein Herz nicht von der Kälte befreien können, die es umgab. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass dies jemandem möglich war.

Da ich nicht aufblickte, ließ sie alles stehen und liegen und hockte sich vor mich, ihre Hand legte sich dabei an meine Schulter und ihr Parfüm stieg mir in die Nase. Eigentlich ein sehr angenehmer Geruch, aber vollkommen anders als der, den ich in der Nase haben wollte. Ihr Blick traf meinen und plötzlich war es so, als würde meine graue Fassade bröckeln. Ich sagte nichts, blieb immer noch still und ruhig, saß einfach nur dort und ließ meinen Blick langsam zu Boden sinken, da ich sonst wieder anfangen würde, zu weinen. Vor ihr wollte ich nicht schwach sein, nicht vor ihr, nicht sie auch noch. Sie hatte mich schon weinen gesehen und dass es nur eine Träne gewesen war, konnte ich ihr bei allem Respekt nicht glauben. Immerhin war es Yoongi, von dem ich geträumt hatte. Dennoch hatte ich jetzt in der Hand, was sie sah und ich hatte nicht vor, ihr freiwillig noch einmal meine schwache Seite zu zeigen, selbst wenn ich bezweifelte, dass eine andere existierte.

"Jimin, oh... mein Gott", sie klang besorgt, "du siehst ja schrecklich aus."
"Ich sehe aus, als hätte ich geweint", gab ich trocken an, mein Blick auf den braunen Boden gerichtet.
"Nun, hast du?" Eine Frage so vorsichtig gestellt, als würde sie Wände zerschlagen können.
"Vielleicht ein bisschen", untertrieb ich. Ihre Frage war eine rhetorische gewesen, man sah es mir doch an.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte sie eine Hand an meinen Hinterkopf und zog mich an sich. Ich sah, dass die Schürze, die sie trug, auf dem Boden schliff, weil sie sich zu mir herunter gehockt hatte. Als ich daran dachte, dass sie dreckig werden könnte, erinnerte ich mich daran, dass ich genau dasselbe über Yoongis Hose gedacht hatte, als er sich im Bad zu mir gekniet hatte.

Ohne darüber nachzudenken, schlang ich meine Arme um sie und versteckte meinen trostlosen Gesichtsausdruck an ihrer Schulter. Keine Lüge, dass ich mir dabei vorstellte, wie es wäre, ihn zu umarmen, seine Nähe zu spüren und seinen Geruch um mich zu haben. Wie gerne wäre ich nun bei ihm gewesen und hätte an seiner Schulter über mein Leid geklagt, welches dann ohnehin nichts mehr gewogen hätte. Wie gerne hätte ich seine Hände an meinem Körper gespürt, wissend, dass nur er ihn berühren durfte und mich vor jeder dritten Hand bewahren würde.
Die Augen kaum geöffnet, wich ich etwas von dem Körper, der mich hielt.
Und wie gerne hätte ich nun seine Lippen auf meinen, die mir den Geschmack der Freiheit etwas näher bringen hätten können.
Ich war Soomins Gesicht ganz nah, nur der Gewissheit so fern, dass es nicht Yoongi war. Dass ich nicht die Lippen vor mir hatte, nach denen ich mich seit Jahren sehnte. Doch der Durst nach Liebe und die Gier nach dem älteren war zu groß, als dass meinem Verstand klar wurde, wie groß dieser Fehler war.

Mit der Behutsamkeit, mit der ich sonst nur den Teufel behandelt hatte, legte ich beide Hände an die Wangen Soomins. Ich musste es nicht einmal versuchen, mein Verstand übermalte das Gesicht des Mädchens mit den blassen Farben Yoongis, sodass er allein alles war, was ich wahrnahm. Die tiefbraunen Augen, das winzige Muttermal auf seiner Nase, dass man nur erkannte, wenn man ihm nah war und das unheimlich vertraute, perfekt geschwungene Lippenpaar, ich konnte es sehen. Und ich wagte keine Sekunde zu zögern.

Ich verband unsere Lippen und spürte die Ansätze eines Kribbelns in meinem Bauch. Ein Gefühl, das da war und sich bemerkbar machen wollte, doch nicht konnte. Unsicherheit hielt es zurück und obwohl ich ihm erlaubte, sich freizusetzen, es beinahe dazu zwang, wollte es nicht weiter gehen, meinen Körper nicht vollends mit Glücksgefühlen durchspülen und nahm somit die Magie des Moments. Aber es muss sich doch richtig anfühlen, dachte ich, es ist doch...

Und da trat die Realisation ein. Es war nicht Yoongi, den ich dort küsste und von dem ich mir erhoffte, dass er mir mit einem Kuss meine Flügel zurückgab. Es war das unschuldige Mädchen aus dem Cafe, Soomin, die damit eigentlich nichts zu tun hatte.
Ich geriet in Panik, da ich einsah, wie verrückt ich bereits geworden war und wie wenig mich Yoongi in der ganzen Zeit losgelassen hatte. Ich sah ein, dass es mich ohne ihn nie geben würde, dass ich in anderen immer nur nach ihm suchen würde und jede Person mit ihm verglich.

Panisch riss ich mich von Soomin los, floh ohne darüber nachzudenken aus dem Cafe und rannte wieder in eine unbestimmte Richtung. Gott, warum konnte ich mich nicht beherrschen? Warum konnte ich Yoongi nicht verdrängen und ein glückliches Leben führen, dass nicht von ihm geprägt wurde? Warum war es, als hätte man mein Herz mit Yoongis Namen gebrandmarkt, sodass es mir unmöglich war, ihn auszuradieren?

Die Worte, die mir die Jahre über geholfen hatten, nicht aufzugeben, machten nun gar keinen Sinn mehr. Ich war schwach, was sollte ich schon erreichen, wenn ich nicht mal die Kontrolle über mich selbst behalten konnte?

"Du bist stark, mein Engel."

"Nein, bin ich nicht. Danke, dass ich nicht loslassen kann", murmelte ich bedrückt den Gehweg betrachtend. Mein Rennen war nun nur noch ein erschöpftes Schleichen. "Teufel." Mein Blick ging nach oben und sah in den Himmel, der mit dichten Wolken bedeckt war. "Danke, dass ich außer dich wohl niemanden mehr lieben kann", sagte ich etwas lauter und spürte einen Tropfen auf meiner Stirn. "Nur weil du immer noch mein Herz mit dir trägst, kann ich nicht weitermachen!" Es folgten viele weitere Tropfen, bis es schlussendlich zu regnen begann. "Was denn, du fängst an zu heulen? Tue ich dir so leid? Sollte ich das?" Während sich andere einen Platz zum unterstellen suchten, stand ich dort, sprach einsam und allein mit dem endlos entfernten Himmel. "Du hast mich gebrochen, meine Auffassung eines perfekten Menschens geändert, mir meine Liebe genommen und sie nur für dich bestimmt! Wie fühlt sich das an, hm? Tut es weh? Oh, das tut mir leid, denn an meinen Schmerz wird es wohl nie herankommen!"

Ein junger Mann, so verzweifelt, dass er mit den Wolken spricht, die verdammt sind, nicht lange bei ihm zu bleiben. Denn auch sie ziehen weiter, werden ihn nie wieder sehen. Trotzdem wollen sie ihn aufnehmen, sie wissen, wie sehr er sich nach dem Himmel sehnt, aus dem er verbannt wurde, als er sich für den Teufel entschied. Vor Trauer weinen sie, lassen Tränen zur Erde fallen, welche als Regentropfen auf die Häupter der Menschen nieder rieseln, ein missglückter Versuch, die Distanz zwischen beiden Parteien zu verringern. Sie hoffen: wenn es Tropfen schaffen, bis zum Engel zu kommen, dann würde es auch der Engel schaffen, zu den Wolken aufzusteigen. Doch Engel können nicht im Regen fliegen, erst recht nicht, wenn ihnen die Flügel ausgerissen wurden.

Ich wollte ihm entgegenschreien, wie sauer ich auf ihn war, wie verdammt verletzt ich mich fühlte. Ich wollte ihm jegliche Worte, die meinen Hass und meine Wut ausdrücken konnten, an den Kopf werfen und weinen, weil ich wusste, dass ihm dies weh tat. Ich wusste, dass sein Herz schmerzte, wenn sich Tränen einen Weg über meine Wangen bahnten.
Alles was ich wollte, war ihm zu sagen, dass ich ihn hasste. Doch...

"Ich liebe dich!", schrie ich, "Ich liebe dich immer noch, verdammt, ich werde es immer tun! Du könntest nichts tun, das etwas daran ändern würde. Und ich will dich gar nicht loslassen, ich will dich einfach nur zurück, auch wenn ich das nicht wert bin..."

Mein Satz ertrank in einem jämmerlichen Wimmern. Ob es nun Tränen oder doch nur Regentropfen waren, die meine Wangen befeuchteten, war mir egal. So wie der Regen es tat, prasselte jede Erinnerung von ihm auf mich ein und ließ mich abermals in einem See an Schmerz untergehen. Schwächlich ließ ich mich zu Boden sinken und vergrub mein Gesicht im Stoff meines Pullovers. Ich hatte solche Angst, nie wieder normal leben zu können. Ich hatte alles, was ich brauchte und doch fehlte es mir an einer bestimmten Sache; ihm.

"Komm zurück...", wimmerte ich und schreckte plötzlich hoch, als man mir antwortete.

"Über wen redest du?"

It's about the innocent angel falling in love with the multifaceted devil and him choosing hell over heaven, knowing that heaven would never take him back and destiny would plan on punishing him forever by letting him rot in hell. The angel accepted his fate, he found a home in the devil's arms what made him forget about his surroundings.
But little did he know that his personal hell was not living with the devil but being apart from him.

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[Danke für's Voten und Kommentieren]

Es ist langweilig I KNOW aber nur Krimis fangen direkt beim Mord an, if u get what I mean, hier braucht es Zeit ok
Für 2000 Wörter sieht das so wenig aus cry
Und ich weiß, dass es wieder mal länger gedauert hat und ich in Sachen updates nicht zuverlässig bin ABER peepz keine Ahnung wie das andere machen und fast täglich über 1500 Wörter raushauen, ich muss nebenbei noch dieses Schuljahr schaffen und hab andere Probleme so pls don't put me under pressure ty
Eure Theorien sind süß aber way too obvious and cliche für diese Geschichte c:
Und sry dass ich bei Thantophobia noch nicht weiter geschrieben habe rip

Have a great day und ein schönes Wochenende

{050518}

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