Akt 5: Kapitel 4

Liam

Die nächsten Tage waren schrecklich. Nach und nach haben die Ärzte Jüri weniger Schmerzmittel gegeben, weil er danach verlangt hat. Obwohl der Chefarzt ihm gesagt hat, dass es noch zu früh dafür wäre, hat Jüri darauf bestanden.


„Wie geht es ihm?", fragt mich Arthur und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Naja. Er hat Schmerzen, das weiß ich. Doch er gibt es nicht zu. Er tut mir so leid und ich kann nichts für ihn tun", antworte ich mit gesenktem Kopf.

„Bekommt er keine Schmerzmittel?", fragt er sofort nach. „Eigentlich schon, nur er weigert sich gegen diese. Er möchte komplett über sich selbst bestimmen. Ich verstehe ihn schon, aber er leidet und es tut mir weh ihn so zu sehen", seufze ich und versuche die heraufkommenden Tränen zu unterdrücken.

„Was sagen die Ärzte?", fragt Arthur weiter. „Sie haben alles versucht. Jüri gibt nicht nach. Ein Psychologe hat gesagt, dass die Reaktion komplett normal wäre. Aber ich kann ihn doch nicht mit seinen Schmerzen alleine lassen", schluchze ich nun doch.

Augenblicklich nimmt er mich in den Arm. „Ach, Liam", seufzt er. „Du und Jüri seid schon durch die Hölle gegangen. Ihr schafft das. Da bin ich mir sicher", meint er dann noch und zieht mich auf die Beine.

„Geh zu ihm und sei für ihn da. Mehr kannst du jetzt eh nicht machen", meint er aufmunternd und geht mit mir bis zu meinem Zimmer. Zum Abschluss winkt er mir noch zu, bevor er in seinem eigenen Zimmer verschwindet.


Wie jeden Tag nach der Probe und dem Unterricht, mache ich mich auf zum Krankenhaus. Wären dessen fängt es an zu regnen. 

Eigentlich habe ich absolut nichts gegen Regen, aber gerade im Moment drückt er einfach nur auf meine Stimmung.


Endlich im Krankenhaus angekommen, laufe ich zu Jüri's Zimmer. Wie immer grüße ich alle Schwestern und Ärzte auf meinem Weg. Doch dieses Mal grüßen sie nicht zurück. Komisch.


Ich drücke die Türklinke runter und. 

Nichts. 

Jüri ist nicht mehr da.


Scheiße.


Was ist passiert? Wo ist er hin. Sofort öffne ich die Badtür, doch auch dort ist er nicht. So schnell kann ich gar nicht reagieren, so schnell macht sich Panik in mir breit.


Haben mich deshalb alle so komisch angeblickt? Hat Jüri es übertrieben? Haben ihn die Schmerzen jetzt endgültig gekillt?


Meine Augen werden nass und schon bahnen sich die ersten Tränen meine Wangen runter. Verzweifelt blicke ich mich im Raum um.


Ein Brief. 

Auf dem weißen Laken liegt ein Brief. Augenblicklich hebe ich diesen auf und drehe ihn.


„Für Liam", steht darauf. Es ist eindeutig Jüri's Schrift. Mit zittrigen Händen öffne ich diesen.


Lieber Liam!

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich bin weg. Und das für ziemlich lange Zeit.

Die Ärzte haben mich einweisen lassen. In Estland. Sie denken, ich bin nicht über meinen Unfall hinweg und möchte unbedingt wieder selbständig werden. Deshalb soll ich angeblich die weitere Schmerzmitteltherapie verweigert haben.

Doch eigentlich stimmt das nicht. Ich wollte endlich aus dem Krankenhaus raus, wegen dir. Du bist jeden Tag zu mir gekommen. Jetzt will ich endlich zu dir kommen. Doch das geht nicht.

Wenn du das liest, bin ich vermutlich gerade auf den Weg in mein Heimatland. Denn mein Zuhause ist es nicht. Du bist mein Zuhause, Liam.

Ich wollte nicht aus dem Krankenhaus raus, weil ich zurück zum Rennfahren möchte. Ich wollte raus, damit ich wieder bei dir sein kann.

Du hast mir versprochen, dass wir alles zusammen durchstehen. Aber jetzt bist du nicht mehr bei mir und ich weiß nicht, ob ich es ohne dir schaffe.

In der Psychiatrie habe ich mein Handy nicht und auch in der REHA kann ich dich nicht kontaktieren.

Ich dachte immer, dass wenn ich nicht mehr fahren kann mein Leben keinen Sinn macht. Aber dem war nicht so. Ohne dir ist mein Leben nicht komplett.

Du hast mich wieder hergeholt. Ich habe schon Gespräche zwischen den Ärzten gehört, dass sie die Maschinen, welche mich am Leben gehalten haben, abstellen sollten, um mich von allem zu erlösen. Doch ich habe gekämpft. Wegen dir.

Wegen dir habe ich es geschafft meine Hand zu bewegen und so auf mich aufmerksam zu machen. Deswegen haben sie mich zurückgeholt. Als ich kurz aufgehört habe zu atmen, ist mir bewusst geworden, dass ich nicht sterben kann.

Warum, fragst du dich jetzt wahrscheinlich. Deinetwegen. Ich konnte nicht gehen, ohne dir persönlich zu sagen, dass ich dich Liebe.

Ich verspreche dir, dass ich zur Premiere von Pit Stop kommen werde. Ich werde kommen. Egal wie viele Menschen mich aufhalten wollen. An diesem Tag sitze ich im Publikum und klatsche lauter als jeder andere.

Ich liebe dich über alles. Aber ich brauche dich. Ich schaffe das alles nicht ohne dir. Ich wünschte du könntest bei mir sein.

In Liebe,

Jüri

P.S. In der Schublade ist was für dich <3


Langsam rollen Tränen von meinem Gesicht. 

Er ist weg. Und das für so gut wie immer. Jetzt zittere ich fast noch mehr als vorhin.


Mit zittrigen Fingern öffne ich die Lade neben dem Bett und finde eine kleine Schachtel. Als ich diese öffne fällt ein Zettel heraus.

„Ich liebe dich. Und das verspreche ich dir", steht darauf. Jetzt fällt mein Blick auf das Innere.


Ein wunderschöner silberner Ring mit der Gravur „Promise". Noch immer Perlen die Tränen von meinem Gesicht.


Mit dem Ring und den Erinnerungen an den Mann, den ich über alles Liebe, verlasse ich zum letzten Mal das Krankenzimmer, welches ich schon so lange jeden Tag betreten habe.


Ein paar Monate später...


„Und in der Hauptrolle, unser wunderbarer Liam Lawson!", ertönt die Stimme der Direktorin. Ich trete in das Licht des Scheinwerfers und verbeuge mich vor den tosenden Publikum.

Meine Augen schweifen durch die Menge. Und da sind sie wirklich. Die wunderschönen Augen, des Mannes, in den ich mich verliebt habe.


„Promise", sagt dieser Wortlos, sodass nur ich es verstehe.


Egal wie schwer es war, es kann nur noch besser werden.


Ende


Ja. Das wars. Das ist das Ende der Geschichte.

Ich hoffe ich konnte euch eine schöne Zeit beim Lesen machen und vielen Dank für euren Support! Ihr seid wunderbar! <3

Vielen dank für die 1K! Ich hätte mir nie gedacht, dass ich das schaffen werde!

Eure AniUndSoWeiter <3

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