Akt 2: Kapitel 4

Achtung! In diesem Kapitel kommt Selbstverletzung vor! (TW)

Liam

Langsam öffne ich meine Augen. Warte mal... das ist nicht mein Zimmer. Wo zur Hölle bin ich? Ich bin wirklich kurz davor in Panik zu verfallen. 

Ich liege in einem komplett weißen Raum und alles riecht nach Desinfektionsmittel. Wo bin ich?

In mir kommt immer mehr Panik hoch. Kurz vor dem kompletten Nervenzusammenbruch, öffnet sich eine Tür, welche mir zuvor noch nicht aufgefallen ist. 

Hereinkommt Will und direkt nach ihm eine Frau in einem weißen Kittel.

Fuck. Ich glaube ich bin im Krankenhaus. 

Erst jetzt wir mir bewusst, dass ich auf beiden Händen Verbände trage. Aber warum, ist mir ein Rätsel. 

Scheiße. Wenn ich im Krankenhaus bin, haben die sicher auch die Narben auf meinem Unterarm gesehen.

Verdammt! Die sollte doch nie irgendjemand zu Gesicht bekommen. Immer habe ich sie irgendwie überdeckt. Und jetzt bin ich aus unerklärlichen Gründen im Krankenhaus gelandet.

„Guten Morgen, Herr Lawson. Wie geht es Ihnen?", fragt mich die etwas ältere Dame. „Wo bin ich?", frage ich, nur um meine Theorie zu bestätigen. 

„Sie sind im Krankenhaus. Können Sie sich nicht an gestern erinnern?", erklärt sie mir und sieht mich mit einem fragenden Blick an.

Sofort schüttle ich den Kopf. Sie seufzt. „Sie hatten gestern einen, nennen wir es mal, kleinen Aussetzer. Ihr Mitbewohner hat Sie gefunden, nachdem Sie Ihren Spiegel zerschlagen haben. Er hat natürlich sofort Ihren Erzieher verständigt und er hat uns verständigt", erzählt sie mir.

„Ich habe den Spiegel zerschlagen? Mit meiner Hand", frage ich ungläubig nach und hebe meine Hände. Die Dame und Will nicken.

„Wissen Sie gar nichts mehr vom vergangenen Abend?", fragt sie mich weiter aus. Erneut schüttle ich meinen Kopf.

„Ich würde sagen, dass gestern alles ein wenig zu viel für Sie war", meint sie, deutet auf Will und setzt fort, 

„Ihr Erzieher hat mir von allem Erzählt. Wir können Sie wieder entlassen. Bitte versuchen Sie Stress so gut wie möglich zu vermeiden, dann werden Sie solche Aussetzer nicht mehr haben."

„Ich warte draußen auf dich. Hier hast du noch frische Kleidung und dein Handy", spricht Will zu mir, drückt mir einen Rucksack in die Hand und verlässt das Zimmer.

„Dürfte ich Sie fragen, woher Sie die Narben auf ihrer Hand haben?", fragt mich die Dame mit einem ernsten Gesicht. 

„Die sind von meiner Katze. Die hat mich früher oft gekratzt und da sind diese Narben entstanden", lüge ich ihr ins Gesicht.

„Auch wenn ich Ihnen das nicht glaube, Sie werden schon Recht haben. Aber falls Sie sich doch psychologische Hilfe holen wollen, hier ist eine Liste mit wunderbaren Psychologen und Therapeuten.", mit diesen Worten drückt sie mir den Zettel in die Hand und verlässt ebenfalls das Zimmer.

Jetzt bin ich noch verwirrter als zuvor. 

Ich soll meinen Spiegel mit meinen Händen zertrümmert haben, aber daran erinnern kann ich mich nicht. Und Jüri soll dann Hilfe geholt haben? Nachdem wie ich ihn angegangen bin? Der Typ hat wirklich ein gutes Herz. 

Ich meine, er sieht auch super aus und kann wundervoll küssen. Aber ich muss mich vollkommen auf meine Karriere konzentrieren und dazu brauche ich keinen Freund.

Noch kurz sitze ich einfach nur in diesem Krankenhausbett, bis ich den Rucksack öffne. Darin sind ein paar Kleidungsstücke und mein Handy.

Mein Handy lege ich beiseite und ziehe mich um. Ich habe nur dieses komische Nachthemd an, welches man im Krankenhaus immer anhat.

Angezogen gehe ich ins anliegende Bad und wasche mir mein Gesicht. Beim Blick in den Spiegel wir mir fast schlecht. 

Ich sehe ja absolut scheiße aus. So als hätte ich mir voll meine Augen ausgeheult.

Ich schüttle einfach meinen Kopf, sodass ich hoffentlich alle blöden Gedanken aus meinem Kopf habe. Was habe ich gestern nur gemacht?

Vom Bett hebe ich mein Handy auf und sehe, dass ich mehr als zehn verpasste Anrufe habe. Na toll. 

Ich entsperre mein Handy und sehe, dass mich Dennis acht Mal, Lando drei Mal und Ollie fünf Mal angerufen hat. Wie schön.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich schon alle meine Klassen verpasst habe. Da ich heute nur Theorie hatte, habe ich wenigstens nicht wirklich was verpasst. 

Morgen ist sowieso Wochenende. Da kann ich dann alles nachmachen.

Mit dem Rucksack in der Hand, öffne ich die Tür, vor welcher Will schon auf mich wartet. „Komm Liam, fahren wir nach Hause", meint er und geht neben mir.

Die ganze Fahrt über liegt Stille im Auto. Will hält direkt vor dem Internatsgebäude. Bevor ich aussteigen kann, hält er mich aber kurz am Arm zurück. 

„Liam, bitte sei ehrlich. Weißt du wirklich nichts mehr?", fragt er mich mit besorgter Miene. 

„Ich verspreche dir Hoch und Heilig, dass ich wirklich keinen Plan habe, was gestern passiert ist", schwöre ich und hebe zur Verstärkung noch zwei Finger hoch.

Will nickt und ich verlasse das Auto mit einem schwachen lächeln. 

Ich schleppe mich die drei Stockwerke hoch und möchte mich einfach nur etwas beim Tanzen entspannen, da laufe ich in Dennis rein.

„Liam! Wie geht es dir? Wo warst du? Was ist passiert?", überhäuft er mich mit Fragen. 

„Ja, mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir das alles irgendwann mal erzählen", meine ich und schiebe mich an ihm vorbei.

Schnell öffne ich meine Zimmertüre und lasse die Tasche auf den Boden fallen. 

„Guten Morgen, oder besser, guten Mittag", ertönt es von dem unteren Bett des Stockbettes. „Gleichfalls", gebe ich zurück und nehme mir meine Tasche mit meinen Tanzutensilien.

„Wo willst du hin? Du bist doch gerade erst gekommen", fragt mich Jüri, welcher sich langsam aufsetzt. 

„Ich muss ein wenig Dampf ablassen", erkläre ich und verlasse sogleich das Zimmer.

Meine Beine führen mich in eines der vielen freien Studios. Ich ziehe mich um und fange an einfach zu tanzen.

Beim Tanzen fühlt man sich so frei. Man muss an nichts denken. Alles scheint so leicht und nichts ist unmöglich. Denn Tanzen ist wie fliegen, wenn man es richtig macht.

„Ich möchte genauso tanzen wie du", ertönt es hinter mir. 

Sofort drehe ich mich um und blicke wieder in diese wunderschönen blauen Augen.

„Dann tu es", gebe ich zurück und strecke die Hand aus.

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Hier ist das nächste Kapitel! :)

Ich hoffe es gefällt euch!

DANKE für 150 reads! Ihr seit wunderbar! :)

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