Das Verhör
Heute wachte ich seltsamerweise von alleine auf. Ich fühlte mich auch irgendwie motiviert. Also beschloss ich, dass Frühstück hinzurichten und stieg schnell aus meinem Bett. Doch mein Gehirn machte mir einen Strich durch die Rechnung: Heute ist das Verhör mit Shinichi! Bei diesem Gedanken stieg ich zurück ins Bett und legte mich wieder hin.
Doch nach wenigen Minuten machte mir ein Geräusch wieder einen Strich durch die Rechnung. Ich hörte eine Art dumpfer Schlag und sah bei näherer Betrachtung einen kleinen Vogel auf meinem Fensterbrett. Da ich schon immer ein Tierliebhaber war, nahm ich ihn hinein und gab ihm eine Schale mit Wasser zu trinken. Genau in diesem Moment kam Ran herein, wobei "kam" untertrieben war, denn sie trat die Tür mit einem Karatekick auf und schrie mich an: "Colin! Du bist ja immer noch nicht bereit! Los, zieh dich an! Und warum ist da ein Vogel?" "Er flog gegen mein Fenster" erwiderte ich "ich kümmere mich um ihn." Meine Schwester verdrehte die Augen und seufzte dann: "gut, aber beeil dich!" dann erinnerte sie sich wahrscheinlich daran, dass sie mich ja hasste und fügte hinzu: "In 3 Minuten bist du unten!" Ich nickte und als sie mein Zimmer verließ, zog ich mich schnell an und ging hinunter.
Unten angekommen warteten schon Vater und Ran auf mich, würdigten mich aber keines Blickes. Wortlos stiegen sie in das Auto ein und ich tat es ihnen gleich. Nach siebzehn Minuten kamen wir schließlich an und Shinichi wartete schon auf uns.
Er wies uns hinein und wir waren wieder im selben Raum wie gestern bei Rory. Diesmal setzte ich mich auf dem Stuhl gegenüber von Shinichi und Ran setze sich neben Vater auf einen Stuhl am Rand. Shinichi räusperte sich, das Verhör fing an.
Mein Gegenüber stellte die erste Frage: "Hör mal, Colin. Wir können das hier auch einfach abkürzen, wenn du jetzt gestehst." Ich zögerte kurz und antwortete dann: "Naja, ich..." doch wie es wohl mein Schicksal war, wurde ich wieder unterbrochen. Jemand trat die Tür auf und ich drehte mich um. Dann sah ich, wer dieser jemand war: Rory. Für eine Sekunde war kurz Stille, doch dann schrie mich Rory an: "Colin, renn!" Und hielt mir die Tür auf. Für eine Millisekunde überlegte ich, doch dann warf ich den Stuhl zur Seite, stand auf, und flüchtete mit ihm. Shinichi realisierte die Situation sehr schnell und sprintete uns hinterher. Doch wir waren zu schnell und er kam uns nicht hinterher.
Nun waren wir bereits auf den Dächern unserer Stadt und wir blieben am Rand eines Hochhauses stehen. Rory atmete kurz durch und sagte dann erleichtert: "Bedank dich später bei mir. Dieser Möchtegern Detektiv ist uns zum Glück nicht hinterher gekommen." Moment, dachte ich: "Er ist kein Möchtegern Detektiv!" Rory sah mich verwundert an: "Was ist denn mit dir los? Bist du etwa schwul oder was?" Dann lachte er dreckig. In mir stieg die Wut hoch: Was hatte er für ein Problem damit? Nach all dem, was er mir angetan hat?: "Du verrätst mich erst an ihn und dann befreist du mich, nur damit ich mich dann bei dir bedanken kann?" Böse schaute er mich an: "Schon okay, Colin! Du bist natürlich zu perfekt dafür, dich bei deinem besten Freund zu bedanken!" Bester Freund? Hatte ich da gerade richtig gehört? Wütend erwiderte ich: "Oh, ich kann mich schon bedanken! Schau her!" Was als nächstes geschah, bereute ich keinesfalls: ich stieß ihn das Hochhaus herunter. Rory schrie noch doch ich kehrte zu den anderen um.
Dort angekommen sah ich Ran mit hochrotem Gesicht und geballten Fäusten. Als sie mich sah, schritt sie energisch auf mich zu, doch als sie anfangen wollte, zu reden, unterbrach ich sie und sagte mit einer Seelenruhe: "Rory ist unten bei dem Rathaus." "Was?" fragte Vater: "Was macht er denn da?" Ich verengte die Augen zu Schlitzen: "Ich hab ihn hinuntergestoßen, weil..." Doch weiter wollte ich nicht erzählen. Wenn Shinichi wüsste, dass Rory ihn beleidigt hat, dann wüsste er auch, dass ich einen Crush auf ihn hatte. Doch genau das geschah: "Wieso hast du das getan?" fragte nun mein Crush. Ich zögerte kurz, dann flüsterte ich: "Er hat dich beleidigt, Shinichi." Er brauchte einen kurzen Moment um zu verstehen, dann grinste er und sagte: "Das klären wir dann später. Kommt, wir suchen Rory!" So gingen wir los und fanden ihn schließlich auch. Wir beschlossen, ihn morgen ins Krankenhaus zu bringen.
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