Prolog
Zeit ist alles, was du hast. Du könntest eines Tages herausfinden, dass du weniger davon hast, als du denkst.
Das Leben ist ätzend. Ziemlich ätzend. Es gibt nichts, was grauenvoller und zugleich verdammt schön sein kann. Das Leben. Mal bist du auf Wolke Sieben und alles kann so perfekt sein...und in der nächsten Sekunde stürzt du ab und findest dich am Boden wieder. Dann heißt es wieder kämpfen, überleben, weitermachen. Es gibt ja das Sprichwort, dass man wieder aufstehen muss, sobald man runtergefallen ist. Allerdings haben diese Genies, die diesen Satz erfunden haben eines vergessen. Was ist wenn man nicht mehr aufstehen kann? Wenn sich alles gegen dich verschworen hast und du unten bleibst? Du am Boden festsitzt und nicht mehr hoch kommst? Was macht man dann?
Und dann gibt es noch so eine weitere beschissene Sache. Welche ich meine? Na das man das Leben als gegeben hinnimmt und als selbstverständlich. Das um die 99 Prozent der Menschheit denken, dass jeder die Chance dazu hat seinen Weg selbst zu gestalten. Alle Wege, alle Entscheidungen sind offen. Einmal in der Grundschule hatten wir so einen Typen, einen Seelensorger, der uns mit diesem Quatsch zulaberte. Jeder hat sein eigenes Schicksal, seine eigene Bestimmung und seinen eigenen Lebensweg, bla bla bla.. Danach habe ich das meinem Dad erzählt und er hat nur gelacht und die Augen verdreht. Er hat mir mein Haar zerzaust und wir sind auf ein Eis zu Sammys, den Kiosk in unserer Nachbarschaft gegangen. Dad hatte zweimal Erdbeere und ich zweimal Schokolade, danach haben wir uns mit dem Eis des Anderen teilweise beschmiert, als wir uns gerauft haben. Dad hat so viel gelacht und seine smaragdgrünen Augen haben immer gestrahlt.
Ich weiß nicht, wann sie es das letzte Mal getan haben. Oder wann Dad wieder so gelacht hätte. Oder ob er es überhaupt einmal seitdem getan hat.
Mum ist da anders. Sie hat da immer diese warme Lächeln im Gesicht, welches mir das Gefühl von Sicherheit und Wärme gibt. Ihre Augen sind nach wie vor voller Liebe. Früher haben wir oft mit Chopper gespielt oder haben mit Dad und Zeb stundenlange Spaziergänge im Wald gemacht. Ganze Tage hätten wir dort verbringen können, weil einfach alles perfekt war.
Mum weint sehr oft. Dad auch. Sie versuchen es immer vor mir zu verbergen oder tun es, wenn ich im Bett bin. Aber die Wände in unserem Haus sind dünn. Und ihre Augen sind dann immer ganz leer, ihr Lächeln aufgesetzt. Das sind die Tage, wo ich nicht in ihre Augen sehe. Nicht mehr. Weil ich weiß, dass sie leer sind. Nein, nicht ganz. Sie sind schlimmer als das nämlich voller Schmerz. Schmerz, Verzweiflung, Wut...und Frustration. In der letzten Zeit häufig mit Trauer.
Wie gesagt das Leben ist beschissen. Ätzend. Absolut grausam und schrecklich. Abstoßend.
....aber trotzdem hänge ich daran.
Trotz meiner "gestreuten" Hinweise ist es vielleicht noch nicht klargeworden. Ich, Ezra Caleb Jarrus, bin ein Krebspatient. Genau richtig gehört. Krebs. Diese verdammte, tödliche Krankheit, die alles zunichte machen kann und deinen Körper zu einer tickenden Zeitbombe werden lässt. So, es ist verstanden, gut. Was ich hiermit bezwecke? Ich weiß es selbst nicht, aber Mum meint es würde bei meinen Depressionen helfen. Obwohl ich ausdrücklich betone und das zum gefühlten tausendsten Male, dass ich keine Depressionen habe. Ich bevorzuge es eher als Widerstand gegen die fröhliche und glückliche Stimmung der verdammten Welt und vor allem als Rebellion gegen das Leben zu sehen. So, Punkt. Das Erste, was man sich merken sollte, dass ich Mitleid hasse. Ich habe es nie und ich werde es nie wollen. Ja, ich bin todkrank, ja mir geht es mies, ja mein Leben ist beschissen...aber deshalb bin ich noch lange nicht schwach. Oder bemitleidenswert. Ich bin einfach in einem verdammt schwierigen Kampf und anders, als bei Videospielen heißt Game Over da wirklich Game Over. Aus. Ende. Finite. Schluss.
Seit knapp einem Jahr kämpfe ich jeden Tag gegen diesen Endgegner und das nur mit einem halben Herzen. Damit meine ich nicht, dass ich nur ein halbes Herz habe, nein ich habe noch ein Ganzes, wo man sich fragt wie lange es noch schlägt, aber das ist jetzt nicht das Thema. Vielmehr ist es angebrachter und vielleicht deutlicher zu sagen, dass ich mit einem Bein im Leben und mit dem Anderen schon im Grab stehe. Oder wie Zeb es ausdrückt bin ich schon ein halber Zombie.
Vor kurzem hat er mit seinem Training aufgehört. Er meinte zwar aus schulischen Gründen, aber wer meinen großen Bruder kennt, der weiß, dass das ne glatte Lüge ist. Er hat es wegen mir getan.
So wie alles in meiner Familie getan wird. Wegen mir. Für mich. Und das immer.
Wozu das Ganze hier dienen soll? Ich weiß es nicht. Immer noch nicht. Was soll das Schreiben oder mehr das Herunterrasseln meiner Gedanke oder meiner "Wehwehchen" helfen? Das wird sowieso niemand je lesen, also was solls!
Streite ich gerade mit einem Buch? Oh Mann ich komme viel zu selten hier raus. Und damit meine ich nicht die ständigen Krankenhausbesuche oder diese Selbsthilfegruppe in die mich meine Eltern gesteckt haben. Gott, denke ich wirklich, dass das mir hilft? Nichts kann mir helfen. Ich werde sterben und das kann jede Sekunde passieren...
....okay, vielleicht bin ich doch etwas daneben. Oder ich habe einfach nur schlechte Laune, weil Zeb mit Chopper spazieren geht und ich nicht. Oder das Mum an ihrem Auto "Der Ghost" bastelt, um sich abzulenken. Oder das Dad mal wieder alle Methoden und Heilungssdinge durchgeht. Wie immer.
Um als Letztes klarzustellen, dass hier ist kein Tagebuch oder etwas in der Art. Das ist für Mädchen und auch wenn Zeb mich oft aufzieht bin ich keins! Auch habe ich keine Hoffnung, dass mein "Leben" irgendwann verfilmt wird und diese Zeilen unbedingt dazu her müssen. Wer sich mein Leben angucken würde, der würde umgehend ins Koma aus Langeweile fallen.
Vielleicht hat Dad doch Recht, als er sagte, dass ich meinen Humor etwas kontrollieren sollte.
Wenn das hier je jemand lesen sollte, und das hoffentlich dann erst wenn ich unter der Erde bin, ZEB!, dann soll er nicht sagen, dass ich ihn nicht gewarnt hätte.
Anmerkung für Zeb: Liest du das, bevor ich krepiere, dann sage ich Mum und Dad, wer letztens für die halbe Verwüstung der Küche verantwortlich ist! Ich warne dich, Fellknäul!
Ansonsten...wars das dann. Vorhang auf für die schlechteste Tragödie, die sich mein Leben nennt...
Ich sollte wirklich etwas an meiner Einstellung ändern.
Und damit beginnt mein neuestes und sehr spezielles Projekt. Wer meine Geschichten kennt oder zumindest weiß, was ich gerne tue, der wird wissen, dass das hier etwas anders ist als meine restlichen Storys. Für mich ist es das erste Mal, dass ich mich an so etwas wage, aber ich hatte die Inspiration und die Idee dazu. Und das war für mich Grund genug.
Ich sage schon mal gleich, dass ich hier absolut keine Updatefristen oder Versprechungen machen kann. Nicht nur, da meine Zeit momentan wieder etwas eingeschränkt ist, sondern da dieses Buch sehr besonders werden wird und es ein Thema oder mehrere Themen ansprechen wird, die sehr speziell und auch besonders gehandhabt werden müssen, außerdem erfordert das sehr viel Feingefühl.
Sollte hier irgendjemand denken oder den Eindruck haben, dass ich mir aus dem Thema ein Spaß mache oder mehr es lustig finde, dann ist das auf keinen Fall so! Ich habe mich mit sehr viel Mut an so etwas rangewagt und weiß nicht, ob ich damit auf eure Zustimmungen stoßen werde. Aber es ist ein Versuch mich an etwas Neues zu wagen und ich hoffe, dass ich hiermit niemanden kränken oder verärgern werde. Das wäre niemals meine Absicht.
Nun...ich hoffe, das es euch trotzdem gefällt und ich das erste, richtige Kapiel bald reinstellen kann.
Eure Mary <3
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