~ Kapitel 23 ~

Den restlichen Schultag habe ich Luke nicht mehr gesehen. Und das obwohl wir beide eigentlich noch zwei Doppelstunden zusammen gehabt hätten. Geographie und Chemie. Allerdings fehlte Luke in beider dieser Stunden. Und keiner wusste warum.

Allerdings habe ich mir für diesen Tag vorgenommen, mir auch keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Wenn Luke es nicht will, dann werde ich ihn auch nicht zwingen. Ich weiß nicht einmal genau wozu eigentlich. Die Tatsache, dass ich ihn einfach nur kennenlernen will, ist doch nicht einmal so schlimm, oder? Aber wenn er dies nicht will, dann will er es eben nicht und ich sollte es dabei belassen.

Ich habe gerade das Schulgebäude verlassen und will ich auf den Nachhauseweg machen, als etwas auf dem Parkplatz meinen Blick auf sich zieht. Eine Person, die an ein Auto gelehnt ist. Alexander um genau zu sein.

In dem Moment, in dem sein Blick den meinen getroffen hat, drehe ich mich ruckartig um und laufe in die andere Richtung. Weg von ihm. In dem Moment will ich nämlich nicht mit ihm reden. Eigentlich nicht nur jetzt nicht, auch wann anders nicht. Vorerst zu mindestens nicht.

Doch natürlich kommt alles anders, als ich es will. "Ashley, bitte bleib stehen!" höre ich Alexander rufen und sehe wie ein paar Leute um mich herum entweder den Blick auf meinen Freund - wenn ich ihn noch als solchen bezeichnen kann, nachdem, was er mir angetan hat - oder auf mich richten. Ich allerdings reagiere nicht und verschnellere stattdessen meinen Schritt nur noch. Ich will einfach nur weg. Weg von diesem Jungen, der mich zwei Tage zuvor so verletzt hat.

"Mensch Ashley, bleib verdammt nochmal stehen. Lass uns wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden" sind Alexanders Worte, die mich zum stoppen bringen. Er hat Recht. Ich verhalte mich gerade wie ein kleines Kind. Seit wann ist weglaufen denn eine Lösung? Das war es noch nie. Man kann vor seinen Problemen nämlich nicht weglaufen, man muss sich ihnen stellen.

"Was willst du?" sind meine ersten Worte, die ich an ihn richte, nachdem ich mitten auf dem Gehweg stehen bleibe, mich umdrehe und ihn direkt ansehe. "Mich entschuldigen natürlich" entgegnet er ebenso ernst wie ich. "Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?" fragt er mich daraufhin. Zwar hat er sich noch nicht wirklich bei mir entschuldigt, dennoch zucke ich einfach mit den Schultern und gehe damit auf sein Angebot ein.

"Lass uns in schickes Café fahren" sagt Alex daraufhin und ist dabei wieder umzudrehen, als ich etwas einwende. "Wenn du reden willst, können wir auch einfach zum Starbucks gehen" meine ich und deute auf das Geschäft auf der gegenüberliegenden Seite am Ende der Straße. "Aber.." beginnt Alex. "Wenn dir der Laden nicht gut genug ist, dann müssen wir auch nicht miteinander reden" stelle ich klar. Ich habe einfach genug. Irgendwann reicht es einfach.

"Dann gehen wir halt in diesen billigen Laden" meint Alexander daraufhin leicht angepisst. Doch darauf werde ich jetzt sicherlich nicht eingehen. Stattdessen laufe ich einfach wortlos darauf los und ignoriere den Jungen hinter mir so lange, bis wir am Eingang von Starbucks ankommen und ihn betreten.

Ich mache mich geradewegs auf den Weg zu der Theke und bestelle mir einen Karamell-Frappuccino. Nachdem ich bezahlt habe, bestellt sich zu meiner Verwunderung sogar Alex etwas in diesem "billigen Laden", wie er ihn genannt hat. Und als auch er bezahlt hat, setzen wir uns an einen Tisch im hintersten Eck des Geschäfts.

"Also.." sage ich leise, da ich nicht vorhabe den ganzen Nachmittag mit Alexander bei Starbucks zu verbringen. "Wo warst du heute Nacht?" will Alex direkt darauf von mir wissen. Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Dein Vater hat mich angerufen, dass du weggelaufen bist und wollte wissen ob du bei mir bist" erklärt er mir. Ich lache ungewollt auf. War ja klar, dass mein Vater ihn anrufen würde.

"Was hast du ihm denn gesagt?" frage ich neugierig nach. "Ich habe gesagt, dass du zu mir gekommen bist, aber müde geworden und eingeschlafen bist" antwortet Alex zu meiner Verwunderung. Er hat mich gedeckt. Das ich auch miterleben darf wie dieser Junge mal lügt. Aber so gesehen schuldet er es mir. Nachdem was er gemacht hat.

"Wo bist du also gestern hin?" versucht er nochmal von mir zu erfahren. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Er würde nur zu diskutieren anfangen. Aber andererseits warum nicht. Wir können uns, wenn wir schon dabei sind, aussprechen. Und sehen was danach passieren wird. Nur eine Sache ist mir bewusst. Entschuldigt hat sich Alexander für gestern noch nicht.

"Was ist zwischen dir und Luke vorgefallen?" stelle ich ihm eine Gegenfrage ohne auf seine einzugehen. "Ich habe dich zuerst etwas gefragt, Ashley" entgegnet Alex daraufhin. "Und ich kann aufstehen und gehen. Entweder reden wir jetzt oder wir lassen es einfach bleiben" kontere ich ebenso ernst.

"Wir haben uns auseinandergelebt" ist Alexanders simple Erklärung auf meine Frage. "Du willst mir erzählen, dass ihr euch einfach auseinandergelebt habt. Und ganz plötzlich hasst ihr euch. Nachdem ihr früher wie Brüder ward?" will ich mich vergewissern, dass ich gerade richtig gehört habe. "Du warst bei ihm, habe ich Recht?" will Alex dieses Mal wissen ohne auf mich einzugehen.

"Nein war ich nicht" sage ich wahrheitsgemäß. Ich war nicht bei Luke. Er war bei mir. "Was wäre wenn?" hacke ich dennoch nach. "Du kannst dich nicht mit solchen Menschen abgeben" meint Alexander ernst. "Sag mal bist du völlig bescheuert? Luke ist ein Mensch wie jeder andere auch. Wie du und ich. Außerdem ist er dein Cousin. Deine Familie" rege ich mich daraufhin auf.

"Natürlich warst du bei ihm!" ist alles, was Alexander daraufhin zu entgegnen weiß. "Das ist doch verdammt nochmal egal!" sage ich daraufhin und muss mich beherrschen meine Stimme nicht zu heben. "Ich verbiete dir Kontakt mit diesem Jungen zu haben!" sagt Alexander daraufhin ernst zu mir.

Und in diesen Moment kann ich mich nicht mehr zusammenreißen. Ich fange an zu lachen. Ich lache ihn aus. Das war doch gerade ein Witz oder? "Wer bist du? Mein Vater?" frage ich immer noch lachend. Wobei mein Vater ist im Moment auch unten durch bei mir. Er hat mir auch nicht mehr viel zu sagen.

"Nein, aber dein Freund!" entgegnet Alex ernst. "Bist du dir da sicher?" kommt es daraufhin von einer mir nur allzu bekannten Stimme hinter mir. Alexander hat die Person, der diese Stimme gehört bereits gesehen und die Begeisterung in seinem Blick bleibt sicherlich nicht verborgen.

Als ich mich daraufhin umdrehe, blicke ich sofort in diese unglaublichen blauen Augen, die mich so sehr in ihren Bann ziehen können, dass ich alles um mich herum vergesse.

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