~ Kapitel 19 ~

Nachdem mir nach einer Weile Überlegen eingefallen ist, dass es doch noch einen Ort gibt, an den ich gehen könnte, habe ich dies auch sofort getan. Zusammen mit Luke.

"Wieso hast du eigentlich keine Angst, dass ich etwas klaue?" fragt Luke mich irgendwann. Wir waren mittlerweile in unserem Haus am See angekommen. Und dieses war natürlich auch nicht gerade klein und einfach ausgestattet. Meine Familie hatte Geld und das konnte man auch an unserem Haus am See erkennen.

"Zum einen glaube ich nicht, dass du so unverschämt mir gegenüber sein wirst und zum anderen wäre es mir auch egal. Und vor allem warum solltest du etwas klauen?" entgegne ich um Lukes Frage zu beantworten.

"Weil ich nicht so viel Geld habe? Weil ich eigentlich gar kein Geld habe?" meint Luke daraufhin und sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Du gehst doch arbeiten?" hacke ich fragend nach. "Ich brauch das Geld für etwas anders" entgegnet Luke daraufhin knapp. Er scheint nicht über das Thema reden zu wollen. Und deshalb belasse ich es auch dabei.

"Wie dem auch sei. Ich glaube einfach nicht, dass du so etwas tun würdest" sage ich zusammenfassend. "Was?" fragt Luke verwirrt nach. "Klauen?" erinnere ich ihn nun mit hochgezogener Augenbraue. Ist dieser Junge überhaupt gedanklich anwesend?

"Ich habe heute zum ersten mal die Schule gechwänzt" stelle ich fest, nachdem eine Zeit lang keiner von uns etwas gesagt hat. Wir saßen einfach nur auf der Couch und haben durch das Wohnzimmer geschaut.

"Fühlst dich jetzt schlecht?" fragt Luke daraufhin und sieht mich an. "Nope" sage ich ehrlich und schüttle meinen Kopf. "Na dann" meint Luke lediglich.

"Möchtest du auch etwas essen?" Frage ich Luke als ich mich auf den Weg in die Küche Mache. "Nein danke" lehnt Luke ab. Ich nicke leicht mit dem Kopf und gehe trotzdem in die Küche.

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"Ashley?" höre ich Luke rufen, gerade als ich das Geschirr in die Spüle räume. "Was gibts?" will ich wissen, als ich zurück ins Wohnzimmer gehe und Luke sehe, der immer noch, wie auch schon vor einer Viertelstunde, auf der Couch sitzt.

"Kann ich dich etwas fragen? Du musst aber ehrlich antworten" sagt Luke. Ich nicke als Antwort mit dem Kopf und setze mich gegenüber von ihm auf den Sessel. "Wirst du Alexander verzeihen?" ist Lukes Frage die mich wirklich überrascht. Warum interessiert ihn dies so sehr?

"Ich.. Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass ich das will. Geschweige denn kann" antworte ich wie von Luke verlangt ehrlich auf seine Frage.

"Du bist dir also wirklich noch unschlüssig darüber, ob du ihm eine zweite Chance geben kannst?" hackt Luke nach. Ich zucke mit den Schultern. Ich weiß es einfach nicht. Das einzige was ich weiß ist, dass ich nicht mit Luke über Alex sprechen möchte. Ich weiß, dass die beiden sich kennen. Aber nicht woher. Und die beide hassen sich gewissermaßen aus mir unbekannten Gründen.

"Es war das erste mal, dass er sich so mir gegenüber verhalten hat. Er ist sonst kein Arschloch" sage ich dennoch ehrlich zu Luke. "Wenn ich nicht lache" ist jedoch alles, was ich ironisch bin diesem zurück bekomme. "Alex ist das größte Arschloch, das es gibt!" sagt er nach einer Weile ernst. Völlig ernst. Und ebenso ernst sieht er mich an.

"Woher willst du das wissen?" frage ich vorsichtig nach. Ich weiß nämlich nicht so recht, ob ich Luke glauben kann. Beziehungsweise ob ich die Wahrheit überhaupt hören möchte.

"Wir sind verwandt" sind jedoch Worte mit denen ich niemals gerechnet hätte. "Ihr seid WAS?" frage ich geschockt. "Sein Vater und meine Mutter waren Geschwister. Ich kenn Alex schon seit meiner Kindheit" sagt Luke daraufhin. Und zum ersten Mal seitdem ich ihn kenne, erfahre ich etwas genaueres über sein Leben.

"Ihr scheint euch aber nicht gerade sonderlich zu mögen" bemerke ich ebenso leise wie ich auch zuvor schon gesprochen habe. Daraufhin atmet Luke einmal tief durch.

"Willst du wirklich etwas über mein Leben wissen?" fragt er mich und sieht mir in die Augen. Ich nickt selbstverständlicher Weise sofort. "Na gut" ist alles was Luke entgegnet bevor er sich auf der Couch zurückfallen lässt, seine Augen kurz schließt und zu erzählen beginnt.

"Wie gesagt meine Mutter und der Vater von Alex waren Geschwister. Alex ist somit mein Cousin. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir waren wie Brüder. Wir haben immer zusammengehalten. Wir haben alles zusammen erlebt. Wir waren so ziemlich unzertrennlich. Bis meine Mutter gestorben ist" sind Lukes Worte. Und allein durch diese paar Sätze bin ich schon völlig platt. Niemals hätte ich sowas auch nur geahnt.

Aber vor allem eine Tatsache macht mich fertig. Lukes Mutter ist nicht mehr am Leben. "Das tut mir leid" sage ich leise und schaue Luke an. "Du kannst nix dafür. Dafür kann niemand etwas. Sie war krank" entgegnet Luke ebenso leise und starrt auf den Boden.

"Wie dem auch sei" sagt Luke nachdem ich nichts mehr gesagt habe. "Wann ist deine Mutter gestorben?" Frage ich vorsichtig. "Vor drei Jahren. Als ich 15 war" antwortet Luke mir dieses mal sofort ohne zu zögern. "Hattest du ein gutes Verhältnis zu ihr?" will ich weiter wissen.

"Sie war alles, was mir je etwas bedeutet hat" entgegnet Luke und in diesem Moment sehe ich wie ihm eine kleine Träne die Wange hinunter kullert. Doch schon im nächsten Moment ist Luke aufgestanden und hat das Zimmer verlassen.

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