~ Kapitel 15 ~
Gute fünf Minuten waren nun schon vergangen. Fünf ganze Minuten und keiner von uns beiden hat auch nur ein einziges Wort gesagt. Vielleicht wäre dies gar nicht so schlimm, angesichts der Tatsache, dass Luke mich zuvor auch immer vollkommen ignoriert hat, aber nach heute Abend war es mir nicht mehr egal. Nach dem, was er heute Abend für mich getan hat, will ich nicht nur neben ihm sitzen, währenddessen wir uns totschweigen.
Ich will Antworten. Ich brauche einfach nur Antworten auf all meine Fragen. Und aus diesem Grund atme ich einmal tief durch, bevor ich mich überwinde und die Stille breche. "Luke?" ist zwar alles, was ich leise sage, aber dennoch genügt es, dass Luke seinen Blick von der Scheibe nimmt und mich ansieht. Mit diesen tiefen, blauen Augen.
Er sagt nichts, sondern sieht mich einfach nur an. Fragend um genau zu sein."Wieso hast du mich vor Alex verteidigt?" frage ich leise. Ich selbst konnte mir nämlich keine Antwort darauf geben. "Er ist ein Arsch" ist alles, was Luke dazu zu sagen hat. Und wirklich überzeugen tut mich diese Aussage nicht. Aber es war schon einmal mehr, als ich erwarten konnte von ihm zu erfahren.
"Wieso hasst du ihn so sehr?" hacke ich einfach weiter nach. Gerade als ich dachte, dass er es bei seinem gleichgültigen Schulterzucken belassen würde, fügt er etwas hinzu. Nämlich dieselben Worte, die er zuvor schon einmal gesagt hat. "Er ist ein Arsch".
Normalerweise würde ich mich jetzt für meinen Freund einsetzen und ihn verteidigen, aber jetzt? Sicherlich nicht. Nicht nachdem, was er zu mir gesagt und wie er mich behandelt hat. Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob Alex überhaupt noch mein Freund war.
"Woher kennt ihr euch überhaupt?" ist daraufhin meine nächste Frage. "Mensch Ashley! Du stellst zu viele Fragen!" sagt Luke daraufhin etwas lauter, als normal. Und diese Tatsache lässt mich zusammenzucken.
Und als auch Luke dies merkt, ist alles, was er nun wieder leise von sich gibt ein "Sorry". Ich nicke leicht und engegne "Schon ok". Ab diesem Moment halte ich es doch für eine bessere Idee, wenn wir einfach schweigend nebeneinander sitzen.
Doch zu meiner Überraschung sieht es so aus, als hätte Luke andere Pläne. "Du kannst nicht so viele Fragen stellen und von mir erwarten, dass ich sie dir einfach alle beantworte" meint Luke und sieht mich genau an. Ich nicke verständlich und sehe einfach wieder weg, da ich nicht weiß, was ich daraufhin antworten soll.
"Ich will einfach nur ein bisschen über dich erfahren" murmel ich leise vor mich hin. Eigentlich habe ich gedacht, dass ich leise genug geredet habe, sodass Luke mich nicht verstehen konnte, doch wie es aussieht hatte ich mich dabei getäuscht. "Wieso sollte es dich interessieren?" will Luke nämlich daraufhin von mir wissen.
Ich hebe erneut meinen Blick, der zwischenzeitlich einfach nur auf meinen Händen auf meinem Schoß lag, und sehe Luke an, der nun derjenige ist, der mich mustert. "Warum sollte es mich nicht interessiere?" stelle ich eine Gegenfrage. "Siehst du Fragen über Fragen" meint Luke daraufhin und zum ersten Mal sehe ich etwas in seinem Gesicht, dass ich noch nie gesehen habe.
Auch wenn es genauso schnell, wie es gekommen ist, wieder gegangen ist, war es da. Ein klitze kleines Grinsen auf seinen Lippen. Und dies allein bringt nich dazu leicht zu lächeln. Egal ob ich gerade in der Stimmung dazu bin oder nicht.
"Ich erzähle nie etwas über mich" sagt Luke nach einer Weile jedoch. Dieses Mal sehe ich ihn nur fragend an, ohne ihn wirklich etwas zu fragen. "Ich brauch nicht das Mitleid von anderen" fügt er hinzu. Und diese Aussage verwirrt mich zutiefst. Mitleid? Wieso Mitleid?
"Keine Fragen" warnt mich Luke, als er meinen verwirrten Blick bemerkt. Ich nicke leicht und betrachte nun wieder meine Hände die eindeutig interessanter zu sein scheinen. Wieso Mitleid? Was meint Luke damit?
"Wir sind gleich da" sage ich leise, als ich gesehen habe, dass wir bereits in meiner Straße angekommen waren. "Das ist ja wirklich ein Bonzenviertel" meint Luke daraufhin, währenddessen er sich umschaut. "So schlimm ist es auch wieder nicht" entgegne ich schulterzuckend.
"Soll ich dich noch zur Türe begleiten?" fragt Luke mich daraufhin, als der Bus schließlich an der Bushaltestelle stehen bleibt. Zuerst schüttel ich automatisch den Kopf, doch dann entscheide ich mich um. "Darf ich dich was fragen? Es hat auch nichts mit deinem Leben zutun" sage ich und versichere Luke, dass ich ihn nicht weiter ausfragen will.
Als Antwort gibt er mir ein knappes Nicken. "Willst du mit reinkommen?" überwinde ich mich innerlich und stelle ihm diese Frage. Luke sieht mich sofort mit hochgezogener Augenbraue an. "Wieso sollte ich?" stellt er mir nun eine Gegenfrage. "Vielleicht habe ich die Hoffnung, doch noch etwas über dich zu erfahren" antworte ich ihm auf seine Frage. Ich antworte ehrlich.
"Was ist mit deinen Eltern?" möchte Luke daraufhin von mir wissen. "Sind beide nicht da" antworte ich knapp. Meine Elter waren schließlich so gut wie nie Zuhause. "Ich will im Moment einfach nicht alleine sein" sage ich leise und schaue auf den Boden unter meinen Füßen, da ich schon aufgestanden war.
"Glaub mir, wenn du jemanden suchst, der dich trösten kann, bist du bei mir an der falschen Stelle" entgegnet Luke und sieht mir in die Augen. "Ich möchte einfach nur Gesellschaft" gestehe ich. Und was Luke daraufhin macht, überrascht mich erneut.
Er steht auf, geht an mir vorbei und sagt "Na dann, komm". Ich folge ihm wortlos und steige nach ihm aus dem Bus aus. Kurze Zeit später ist der Bus bereits weggefahren und wir beide stehen da. Mitten in der Nacht an einer Bushaltestelle.
"Ich wohne da drüben" sage ich zu Luke und zeige auf das Haus, in dem ich wohne. "Eindeutig Bonzenhaus" murmelt Luke daraufhin leise vor sich hin. Ich kann nicht anders, als leicht zu grinsen. Ich weiß nicht, was Luke so sehr gegen Leute hat, die etwas mehr Geld haben als andere. Aber ich bin mir sicher, dass ich dies irgendwann einmal erfahren werde. Wenn es auch nicht heute oder morgen sein wird. Irgendwann aber.
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"Können wir eine Abmachung treffen?" frage ich Luke, als wir beide in der Küche sitzen. "Kommt darauf an" entgegnet er, währenddessen er mir die eine Tasse heiße Schokolade, die ich für uns beide gemacht habe, abnimmt.
"Ich darf dir am Tag drei Fragen stellen, die du mir beantworten musst? Ehrlich beantworten" unterbreite ich ihm meine Idee. "Eine Frage" verhandelt Luke mit mir. "Zwei" verhandele ich ebenso, allerdings wieder in die Höhe. "Wenns sein muss" gibt Luke sich schließlich geschlagen.
"Abgemacht?" frage ich und halte ihm meine Hand hin. "Abgemacht" sagt Luke gleichgültig und schüttelt meine Hand. Und wieder war da dieser Schauder, der meinen ganzen Körper durchfährt.
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Ich hoffe mal das Kapitel ist nicht vollkommen schrecklich, ich weiß ja nicht so recht...
Möchte irgendjemand von euch einen One Shot mit Michael? :)
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