VI
Als ich aufwachte, standen beide Rucksäcke bereit. Die Sonne leuchtete noch nicht am Horizont. Rasch baute ich das Zelt ab und bedankte mich bei Kiana, die eilig mit nassen Haaren ins Lager kam, für ihre Ehrlichkeit. Ihre Antwort war ein schüchternes Lächeln. Danach brachen wir auf.
Die Hitze war unerträglich. Meine Haut brannte. Wir versuchten, möglichst zügig die wenigen Kilometer durch die Wüste zu meistern. Eine Sanddüne hoch und wieder heil unten ankommen. Mein Atem ging schwer und meine Glieder schmerzten. Kiana ging es besser, obwohl sie weniger trank. Was mir jedoch Sorgen bereitete.
Irgendwann zeigte sie nach vorne. ,,Dort müssen wir hin", sprach sie außer Atem. Ich folgte ihrem Arm. In der Ferne erhoben sich mächtige Berge in den Himmel. Ein Lächeln legte sich über meinen trockenen Mund. Das Ende unserer Reise.
Plötzlich verlor Kiana den Halt. Ich schoss vor und packte ihre Hand, um sie zu stützen. Dankbar sah sie mich an und unsere Hände blieben weiterhin vereint. Anfangs dachte ich mir nichts dabei. Später fiel mir das seltsame Gefühl im Bauch auf. Wie das Flattern von Schmetterlingen.
Am Abend erreichten wir unser Ziel. Kiana verbot mir mit einem Handzeichen, Feuer zu entfachen. Es sei zu gefährlich in dieser Umgebung, war ihre Erklärung. Stumm setzten wir uns nebeneinander vor einen Felsen und ich driftete in den Schlaf.
Spät in der Nacht ertönt ein Heulen. Erschrocken öffne ich meine Augen. Kiana springt blitzschnell auf und zieht dabei einen Dolch aus ihrem Stiefel. Sofort steht sie schützend vor mir, als eine große katzenähnliche, pechschwarze Kreatur mit blutroten Augen aus der Dunkelheit des Waldes bricht. Erschrocken schreie ich auf und sehe voller Angst zu Kiana, die ,,Ein Kiitor" flüstert. Das Wesen umkreist uns laut fauchend und schnellt in Richtung Kianas Beine vor, die knapp ausweicht. Ich drücke mich gegen den Felsen und klammere mich haltsuchend daran. Was war das für ein Tier. Ich tippe auf ein dunkles Wesen. Das ist jetzt wirklich ein schlechter Zeitpunkt!
Nun greift Kiana ihn an. Der Kiitor heult schmerzhaft auf und leckt seine Wunde an seiner rechten Seite. Kurz weicht er zurück. Vor einem neuen Angriff wird er allerdings von einem schwarzen Pfeil aufgehalten, der sich in sein Herz bohrt und ihn tötet.
Wenig später springt eine verhüllte Gestalt von einem Baum auf den Boden und bleibt, ein paar Schritte von Kiana entfernt, stehen. Seine blauen Augen fixieren uns. Er steht abwartend vor uns. Mit einer Hand hält er seinen Bogen schussbereit. Er sieht auch in uns eine Gefahr. Langsam stehe ich auf. Meine Begleiterin hält mich mit ihrer rechten Hand zurück und beginnt leise, in einer mir unbekannten Sprache auf ihn einzureden. Die Aufmerksamkeit des Mannes liegt nun auf ihr. Manchmal stimmt er ihr mit einem Nicken zu oder sein Blick fliegt zu mir, um aus meinem Gesicht etwas zu entnehmen. Als Kiana endet, liegt wieder die Stille der Nacht zwischen uns. Der Mann betrachtet uns beide genau. Danach wendet er sich mir zu. ,,Du bist also Silas, der die Seuche stoppen will. Mein Name lautet Liam. Keine Angst, die Befallenen wurden gestern in eine Höhle weiter im Süden gesperrt. Folgt mir zu meinem Baumhaus. Aber eine falsche Bewegung und ihr seid tot." Wir beide nicken knapp und folgen ihm.
Auf dem Weg erfuhren wir vieles über Liam, der früher die Befallenen jagen musste. So viele Menschen hatte er durch seine Pfeile getötet. Oft tauchten manche von ihnen in seinen Träumen wieder auf. Mit der Zeit lernte er, das Mitgefühl zu verdrängen.
Irgendwann hörte er Gerüchte über ein Heilmittel. Daraufhin überprüfte er sie und folgte den Hinweisen. Sie alle liefen auf das selbe Ergebnis hinaus. Falls das Heilmittel existiert, befand es sich auf eine hohen Berg inmitten des Meeres. Jetzt brauchte er nur ein geeignetes Transportmittel.
Damals wandte ich mich ihm zu. Brüderlich schlug ich ihm sanft auf seine rechte Schulter. Meine Antwort war: ,,Gemeinsam meistern wir alles!"
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