IV

Wochenlang versuchte mein Vater mit vollem Risiko alles über die Seuche herauszufinden, was Folgen mit sich brachte. Eines Tages fing seine Haut Feuer und er verbrannte lichterloh in wenigen Sekunden. Zurück blieb nur Asche, die vom Wind in die weite Welt getragen wurde und lediglich ein Loch in meinem Herzen zurückließ. Trauer erfüllte mich und obwohl er kein guter Vater gewesen war, zog ich mich zurück. Ich fristete Tage und Nächte in meinem Zimmer, um irgendwie mit seinem Tod zurechtzukommen. Ich litt. Von einer schlaflosen Nacht zur nächsten. Irgendwann entschied ich mich, von dort abzuhauen. Tagelang irrte ich umher und hungerte. Keine Orientierung. Ich war dieses Leben nicht gewohnt.

Die Mittagssonne brennt auf mich. Meine Körper schreit nach Wasser und mein Kopf dröhnt. Nur mein Verlangen nach Ruhe hält sich an erster Stelle. Nur mein Verlangen nach Ruhe bleibt unveränderlich, aber ich darf nicht aufgeben. Noch nicht! Ich brauche Flüssigkeit. Verzweifelt versuche ich, einen rauschenden Bach wahrzunehmen.

Plötzlich geben meine Beine nach und ich stürze zu Boden. Meine Ohren nehmen nur noch einen schrillen Pfeifton wahr. Mein Atem geht rasselnd. Meine Umgebung verschwimmt vor meinen Augen. Ich liege lange. Ohne Kraft.

Doch dann erscheint ein Gesicht über mir. Die feinen Züge gehören zu einem Mädchen, dessen rot-braune Haare am Hinterkopf zusammen gebunden sind. Sie betrachtet mich aus ihren grün-grauen Augen voller Sorge. In ihrer Hand hält sie eine Wasserflasche. Als sie meinen Kopf hebt, verstehe ich sofort und trinke gierig. Nach vielen Schlucken entfernt sie das Getränk, das vorher meine Lippen mit Wasser benetzte, und zieht mich hoch, um mich zu stützen. Dabei blickt sie schreckhaft in alle Richtungen. Hastig führt sie mich zu ihrem Zelt und mich verlässt die Kraft, sobald ich liege. Mein Körper hat endlich die erwünschte Ruhe bekommen.

Ich schlief mehrere Tage. Nichts bekam ich von meiner Umgebung mit! Das Einzige, was ich wahrnahm, als ich schließlich erwachte, war das Pochen in meinem Kopf. Mein ganzer Körper fühlte sich ausgelaugt an. Doch als ich dann endlich meine Augen öffnete, fiel mir mein Auftrag wieder ein...

Mit Mühe zwinge ich mich, meine bleischweren Augen zu öffnen. Die Helligkeit blendet mich. Reflexartig verdecke ich meine Augen mit meinem linken Arm. Nach wenigen Minuten gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich beobachte voller Neugierde das Zelt. Die Innenausstattung hält sich sehr in Grenzen.

Plötzlich kommt mir die Seuche wieder in den Sinn. Ich muss sofort zurück. Eilig schwinge ich meine Beine von dem Holzgestell und stehe ruckartig auf. Kurzzeitig verschwimmt die Welt vor meinen Augen und ich stolpere zur Seite. Nachdem ich mich erholt habe, laufe ich los. Fluchtartig verlasse ich das Zelt und sprinte in den Wald. Nach kurzem Laufen bleibe ich stehen, weil ich erneut die Orientierung verloren habe. Verwirrt blicke ich mich um. Überall Bäume.

Aus dem Nichts reißt mich meine Retterin zu Boden und hält mich fest. Ihre Augen leuchten bedrohlich und funkeln mich lange wütend an. Irgendwann steht sie sauer auf und faucht mich an: ,,Wieso rennst du davon. Kennst du die Gefahren der Natur nicht?"

Ihr Wutanfall dauerte einige Minuten. Mit der Zeit wurde ihr Stimme wieder ruhiger und sanfter. Irgendwann klärte sie mich über die gefährlichen Wesen auf, denn nicht alle waren friedlich. Diese Tiere lauerten im Dunkeln und ihre Seele schrie nach Blut. Menschen jagten sie. Diesem Bekämpfen fielen auch gute Wesen zu Opfer, die daraufhin verschwanden. Keiner weiß wohin. Aber die blutsaugenden Wesen blieben bestehen und verbreiteten weiterhin Angst. Dies war noch vor der Seuche.

Minuten später unterbrach ich sie, um ihr zu erklären, wieso ich hier war. Ich erzählte ihr von dem Auftrag und schließlich auch, wieso ich weggerannt bin in eine Welt, in der ich mich nicht zurechtfand.

Je mehr ich sprach, desto sicherer wurde meine Stimme. Meine Retterin war eine gute Zuhörerin. Meine Gefühlsausbrüche nahm sie mit traurigen Mimiken im Gesicht zur Kenntnis. Als ich endete, herrschte Ruhe zwischen uns. Sie blickte nachdenklich in die Ferne. Es wirkte, als würde sie mit sich kämpfen.  Danach fixierten ihre Augen mich und sie erhob ihre Stimme erneut: ,,Wenn ich dir helfe, den Turm zu retten und die Seuche zu stoppen, musst du mir eines versprechen. Du wirst alles tun, um den Menschen, die nicht im Turm leben, zu helfen. Alle sollten die gleichen Rechte besitzen."

Erwartungsvoll nickte ich. Ich würde alles tun, um die Seuche zu stoppen.
,,Ich habe Geschichten gehört über einen Jäger, der mehr über die Seuche weiß als jeder andere. Sein Name lautet Liam. Wir brechen morgen auf ins Territorium der Befallenen und suchen ihn." Damals verspürte ich endlich wieder Hoffnung. Ich würde die Aufgabe meines Vaters beenden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top