Kapitel 16

Stimmen. Laute, aufgebrachte Stimmen. Er kannte sie nicht und das beunruhigte ihn. Sehr. Blanke Panik stieg in ihm auf. Er wollte sich aufrichten, doch das konnte er nicht. Seine Arme ließen sich nicht heben.
Dunkelheit. Er wollte hier weg. So dringend wollte er doch vor ihr fliehen - der Finsternis.
"Ich werde dir helfen. Deine Ängste, dein ganzer Schmerz, all das was dich belastet, das werde ich von dir nehmen." Ja... das war ihr Versprechen gewesen. So ehrlich und vertrauenswürdig war sie ihm vorgekommen, unter dem alten Haselnussbaum in dem herbstlichen Wald, den er nicht kannte. Sie war so jung und wunderschön gewesen. In diesem Moment wollte er ihr einfach glauben. Wollte sie nicht Infrage stellen. "Bist du ein Engel?" Hatte er darauf geantwortet. Mit leicht geröteten Wangen hielt sie ihre Hand vor ihren Mund, um ihr bezauberndes Lächeln zu verbergen. 

"Nein das bin Ich nicht, aber Ich werde dich heilen", sprach sie und reichte ihm ihre Hand. "A-aber wieso mich?" Er zögerte. Seinen Grund hierfür kannte er nicht. Er war doch bereits in ihrem Bann, wieso also nahm er nicht ihre Hand. Der Wind fuhr durch die Bäume und wehte der jungen Frau ein paar dunkle Hasrsträhnen ins Gesicht. So unschuldig wirkte sie auf ihn. "Ich tue das, weil Ich die einzige bin die die nötige Macht dazu hat. Also sag ja zu mir und nehme meine Hand." Das helle blau ihrer Augen schien nur noch heller zu leuchten, als er langsam seine Hand aus dem Dreck nahm und ihr, die ihm seine Heilung versprach, entgegenzustrecken. Er zitterte dabei ein wenig, doch er hatte das Gefühl das Richtige zu tun. Fest umschloss sie seine Hand und zog ihn mit unmenschlicher Kraft auf die Beine. "Sehr gute Entscheidung Jerry", hatte sie ihm ins Ohr geflüstert und ihr schönes Lächeln war zu einem grausamen Grinsen verzerrt. "Jetzt kann uns nichts mehr trennen."

"NEIN", wollte er schreien. Licht durchbrach die Dunkelheit. "Oh Jerry", kam es besorgt rechts von ihm. Er kannte diese Stimme nur zu gut. "Du bist wieder wach." Seine Frau schloss ihn fest in die Arme. So weit sie konnte zumindest, denn ihr Mann war fest an das Bett gefesselt. Langsam erkannte auch er wo er war. Er befand sich im Krankenhaus und neben ihm war Laura. Sein beschleunigter Puls beruhigte sich augenblicklich und seiner Panik wich die Erleichterung und die Freude sie zu sehen. Anscheinend hatte sie geweint, denn von ihrer Umarmung war nun seine Wange etwas feucht. "L-lau-", begann er, wurde aber von einem Hustanfall aufgehalten. Eilig reichte sie ihm ein Wasserglas und half ihm beim Trinken. "Was ist passiert?", fragte er zögerlich. "Du hast... Geschrien. Oben im Band und dann hab ich ein lautes Geräusch gehört, als würde etwas zerbrechen. Ich bin sofort raufgerannt und da-" Sie atmete kurz durch, um nicht wieder zu weinen. Sie tat ihm so fürchterlich leid, doch er musste wissen was geschehen war. 

"Du lagst bewusstlos auf dem Boden. Da war viel Blut und ich dachte-oh Gott Jerry!" Laura weinte wieder hemmungslos und drückte dabei fest seine Hand. "Ich rief den Krankenwagen und die Ärzte konnten dir helfen. Ich bin ja so froh", endete sie schnell ihre Erzählung und brachte ein kleines Lächeln zustande. Aus seinem Gesicht sprach tiefe Zuneigung, als er ihren Griff erwiederte. "Ich lasse dich nicht allein. Niemals. Das habe Ich dir doch damals versprochen. Und ich habe nicht vor dieses Versprechen zu brechen", flüsterte er sanft. "Ich weiß, So wie Ich es dir versprach." Ihre Stimme war ganz leise und sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Kurz sahen sie sich still an. "Ich liebe dich", meinte Laura ganz leise. "Ich liebe dich so sehr." Er fuhr ihr behutsam mit dem Daumen über die Hand. "Ich liebe dich doch auch", erwiderte er ihr sanft. Sie lehnte sich zu ihm für einen kurzen Kuss. Sie wirkte so besorgt und einfach nur mit den Nerven am Ende. Jerry wollte das nicht, doch wie konnte er seine Frau nur etwas beruhigen? Mit ihren langen, zarten Fingern strich sie ihm den Arm entlang und blieb bei den Fesseln hängen. "Liebling", begann Jerry vorsichtig. Sie sah ihm in die Augen. "Wieso wurde ich an das Bett gefesselt?" Laura schluckte. "Sie haben befürchtet, dass du wieder-" Ihr fiel das Folgende schwer zu sagen.

 "Wir fürchteten Sie könnten beim Aufwachen wieder einen Anfall erleiden. Reiner Selbstschutz", sagte ein junger Arzt, der das Zimmer betrat. "Wie Ich sehe scheint es Ihnen ja aber gut zugehen." "Anfall?" Jerry konnte sich nicht an so etwas erinnern. Lässig lehnte der Studierte ihm gegenüber an der Wand und las geschäftig die Krankenakte über Jerry. "Als Sie hier ankamen, hatten Sie bereits viel Blut verloren. Die Folge von den zahlreichen Schnittwunden auf Ihrem Körper. Wir mussten beinahe alle nähen." Der Arzt sah nicht auf. "Was für ein Anfall, Doktor?" Jerry wurde ungeduldig. Laura strich ihm behutsam über den Handrücken. 

"Ihre Frau beschrieb wie Sie schrien jemand solle verschwinden. Danach warfen Sie eine Flasche durch den Raum und Miss Colake fand Sie in einer Blutlache, bewusstlos. Wir gehen hier davon aus, dass Sie einen schizophren Anfall hatten und sich dabei selbst die Schnittverletzungen zugezogen hatten. Aber-" "Das ist doch nicht Ihr Ernst!" Jerry, der sich erinnerte und die Wahrheit kannte, zerrte an seinen Fesseln. "Binden Sie mich los!" Der Arzt lächelte. "Wie Ich sagte: reiner Selbstschutz", säuselte er und deutete noch mal auf die Fesseln. "Ich hab mir das nicht angetan. Das war Sie", schrie Jerry und wurde immer lauter. Entsetzt sah seine Frau ihn an.

Laura wusste nur von dem Fleck auf seiner Brust, den er sich einbildete, jedoch nicht von ihr.  Er wollte seiner Frau nicht noch mehr Sorgen bereiten, weshalb er sie verschwiegen hatte."Wer ist 'sie'?", fragte Laura vorsichtig nach. Ihm fiel auf, dass sie unbewusst ein Stück von ihm abgerückt war. Sie zitterte auch wieder ein wenig. Diese verdammten Arschlöcher! Hatten seine Frau während er bewusstlos war so mürbe gemacht, dass sie wirklich glaubte er sei verrückt. Aber er wusste er würde seine Situation nur noch schlimmer machen, wenn er nun versuchte es ihr zu erklären. "Jerry. Welche Frau hat dir das angetan?", versuchte sie es nochmal. Er blieb aber ruhig und sah ihr nicht mehr in die Augen. "Schatz?" In ihrer Stimme schwang Angst mit. Es war wie ein Stich in sein Herz. Sie sollte nicht ängstlich sein-niemals. Das hatte er ihr doch damals geschworen und sich selbst auch. Er wollte seine Frau nicht so sehen, wollte beruhigende Worte sprechen, doch er konnte es nicht. 
Der junge Doktor räusperte sich kurz und stieß sich elegant von der Wand ab. "Der Psychologe wird bald vorbei kommen", meinte er etwas zu fröhlich und wandte sich zur Tür. "Er wird auch noch mal mit Ihnen sprechen wollem, Miss Colake." Dann war er verschwunden. Sie waren wieder allein. Nur diesmal rannen Jerry die Tränen die Wangen hinab. 

"Ich wiederhole mich ja nur ungern Sammy, aber das ist immer noch eine scheiß Idee!" Die beiden Brüder holten gerade das nötige Zeug für eine Beschwörung aus dem Kofferraum des Impalas. Diese Bemerkung hatte Dean schon viel zu oft seit sie diesen Plan ausgearbeitet hatten gemacht. "Ich weiß", fauchte Sam deshalb genervt zurück. "Aber du wirst wohl kaum eine bessere haben, oder?" Er blickte den anderen erwartend an. Grimmig nahm sich Dean das Dämonenmesser und schlug dann den Kofferraum zu. "Natürlich nicht." Schnell ging er zurück ins Motel. Dort erwartete sie schon Bobby. Alleine. "Wo ist Cas?", fragte der ältere Winchester sofort nach. Er sah sich dabei suchend in dem kleinen Zimmer um. "Er meinte, dass er etwas untersuchen will und dann war er weg. Du kennst ihn ja", antwortete Bobby und nahm Sam die Tasche ab.

Klar verschwand der Engel einfach mal. Das war ganz normal. Doch Dean machte sich trotzdem Sorgen. Immer wenn Castiel nicht bei ihm war, war er besorgt. Er wollte ihn bei sich haben. Da war er vielleicht nicht in Sicherheit, aber sie konnten gegenseitig auf sich aufpassen. Dass er Cas so dringend brauchte, war ihm noch nicht lange klar, doch seitdem er es wusste war dieses Gefühl noch viel stärker geworden. Beinahe konnte er es schon nicht mehr ertragen. Vor allem nicht, weil er nicht wusste wohin Cas verschwunden war. "An sein Handy ist er nicht gegangen-nicht mal, als wir mit Deans angerufen hatten. Seid ihr sicher, dass er kommt, wenn wir ihn beschwören?", meldete sich Sam zu Wort und unterbrach damit die Gedanken seines Bruders. "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Wir müssen es zumindest versuchen", gab Dean zurück und trat an den kleinen Tisch im Zimmer.

Dort hatten sie ihre Waffen ausgebreitet. Er lies seinen Blick darüber schweifen. Seine Aufgabe wollte er vollkommen konzentriert zu Ende bringen, so wie Cas sicher seine erledigte. Der Winchester vertraute ihm, auch wenn es ihm schwer fiel sich nicht ständig um ihn Gedanken zu machen. "Der Trick mit der Teufelsfalle in einer Kreuzung wird nicht noch einmal funktionieren. Wir müssen uns was anderes ausdenken, damit er gezwungen ist uns zu helfen", dachte sich Dean laut und nahm eine Pistole. Er sah dabei die anderen nicht an. "Da hast du Recht. Was schlägst du stattdessen vor?" Bobby lies sich auf einen der Stühle sinken. "Irgendwie müssen wir ihn auf uns angewiesen machen. Damit er nicht so viel Verhandlungsfreiraum hat", meinte auch Sam und tat es dem alten Jäger gleich. Es herrschte eine kurze Stille. Dean drehte sich mit der Pistole um und schmunzelte. "Ich habe einen Plan. Er könnte vielleicht sogar funktionieren."




Besteht eigentlich Interesse an der Geschichte von Jerry und Laura? Ich hab mir dazu einiges überlegt und wenn ihr wollt werde ich das dann nicht nur anschneiden, sondern in einigen Kapiteln näher erklären. Schreibt es einfach in die Kommentare.

UND: Ich schreibe zur Zeit mit ein paar Freundinnen an einem OneShot-Adventskalender. Wenn ihr da meine Kapitel & die der anderen lesen wollt (lohnt sich!), dann schaut bei animefreak171201   vorbei. Die Story heißt da: 24 days of OneShots.


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