Kapitel 1

Atemlos beobachtete er, wie kontinuierlich sich einzelne, kleine Schweißperlen zu einem Tropfen verbanden und seine braun gebrannte Brust hinunterflossen. Wie sie von seinem Schlüsselbein, über die stählerne Brust, bis hin zu seinem durchtrainierten Bauch seinen Körper erkundeten und ihn hinter sich schimmern ließen – es misslang ihm auch nur einen einzigen Gedanken zu fassen, der nicht von Sex mit diesem Kerl handelte. Er schluckte. Was würde passieren, wenn er zu ihm gehen, ihm einen Kuss auf seine feuchte Haut geben würde und begehrend seinen Sixpack erkunden würde? Es ließ ihn nicht mehr los.

Verdammt! Er konnte einfach nicht anders, als zu ihm hinüber zu starren. In seiner Fantasie blieb es natürlich nie bei Küssen und kleinen Zärtlichkeiten. Natürlich nicht, denn nach all den Jahren wollte er ihn endlich spüren. Er malte sich oft aus, wie er mit einem Grinsen auf den Lippen auf sein Bett fiel und die Hände dieses Mannes erst langsam, dann immer ungeduldiger sein Hemd aufreißen, nur um dann mit seinen nahezu perfekten Lippen seinen Körper zu erforschen. Das war zu viel! Noch länger würde er es nicht aushalten.

Wiederstrebend löste er sich von dem Anblick, der sich ihm da bot und ging in die Küche. Doch seine Gedanken ließen ihn nicht los. Mit seinen langen, eleganten Fingern fuhr er die Kante der Arbeitsfläche nach. Wie würde es sich nur anfühlen, wenn er es hier täte? Womöglich kalt, denn die Platte war aus Edelstahl und doch würden sie es bestimmt schaffen sie zu erhitzen. Genau dann, wenn ihre Körper sich völlig im Einklang bewegten, wenn ihr Atem gleichzeitig aus ihren Mündern käme und er endlich das bekam was er wollte. Sex mit Dean Winchester – dem Mann, den er aus der Hölle gerettet und seinen besten Freund nannte.

Er griff nach dem Wasserhahn und spritzte sich etwas eiskaltes Wasser ins Gesicht. Das musste aufhören, denn sonst würde er sich bald nicht mehr beherrschen können. „Hey Cas! Gib mir mal eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank." Diese Stimme erkannte er sofort. Der raue und etwas erschöpfte Ton in ihr jagte ihm augenblicklich einen angenehmen Schauer über den Rücken. Ohne zu zögern, bückte er sich und holte eine kühle Flasche hervor. Er reichte sie Dean mit einem Lächeln. „Danke Kumpel." Er lächelte zurück.

„Sam hat einen neuen Job für uns gefunden. Irgendwo in Iowa glaube ich. Womöglich ein Vampirnest", meinte er schulterzuckend und wandte sich wieder von dem Engel ab. „Wir fahren aber erst morgen." Castiel seufzte. Morgen würden sie sich mal wieder in Lebensgefahr begeben. Dean würde vielleicht sterben, ohne, dass er von seinen Gefühlen wusste und er müsste für immer alleine auf dieser Erde leben. In dem Wissen, dass der Winchester der Einzige für ihn war und es immer sein wird. Würde er das zulassen? Könnte er das überhaupt? Niemals zu wissen, ob seine Fantasien der Wirklichkeit nahekamen oder vielleicht nichts im Vergleich zu dem waren, was Dean tatsächlich mit ihm machen könnte?

Der Sex mit diesem Mann war schließlich berühmt und soll wie ein Besuch im Himmel sein. Es war Castiel klar, dass das nur eine Metapher war, denn schließlich kannte er den Himmel, doch übertrieben wird diese bestimmt nicht sein. Eine tiefe Sehnsucht überkam ihn. Hätte er nur damals, als er ihn das erste Mal gesehen hatte, gleich gesagt, was er für ihn empfand. Er hätte Dean bestimmt schon an jeder erdenklichen Stelle berührt und ihn auf eine Weise kennengelernt, wie er es nun träumte. Sie hätten es bereits überall im Bunker mit einander getrieben und zusammen hätten sie die wildesten und heißesten Fantasien ausüben können.
Doch an diesen Punkt konnte er nicht mehr zurückkehren und musste mit dem leben, was er stattdessen hatte. Dean's Freundschaft war ihm kostbar, ohne Frage, doch er würde sie zu jeder Zeit gegen eine Beziehung mit ihm eintauschen.

Noch völlig in seinen Gedanken gefangen, spazierte er zurück ins Wohnzimmer, nur um festzustellen, dass er nicht mehr mit Dean alleine war. Auf der Couch, direkt neben seinem Freund, saß Charlie. Cas mochte sie, doch die Art und Weise wie sie gerade lachte und mit ihm sprach machte ihn irgendwie... Er war sich sicher, dass er dieses Gefühl für gewöhnlich nicht verspürte und doch kannte er ihren Namen nur zu gut. Es war die Eifersucht, die sich ihn im breitmachte und ihn dazu zwang sich nicht zu ihnen zu setzten, sondern sich in der nächsten Ecke zu verkriechen. Trotzdem hörte er aufmerksam zu.

„Oh Mann! Da wird Sam aber sehr wütend gewesen sein", lachte das Mädchen und schüttelte dabei ihre langen, schönen, feuerroten Haare. Cas fand die Farbe aufregend und Dean daher bestimmt bezaubernd, denn so wie er in ihr Lachen einstieg, musste er ihr einfach zugetan sein. Was dachte er sich da? Charlie war wie eine kleine Schwester für ihn! Es ärgerte ihn, dass die Beiden sichtlich Spaß hatten, auf der Couch, die der Ort für seine erste Fantasie war. Sie hatten ihn nicht einmal bemerkt. Castiel gefiel seine Eifersucht nicht. Das war normalerweise nicht seine Art, doch er musste nun auch an all die anderen Frauen in dem Leben seines Freundes denken. Einige waren bereits tot oder so weit weg, dass sie sich nie wieder sehen würden, doch eine lebte ganz gewiss noch und hielt Kontakt zu ihm.

Cas konnte sich noch gut daran erinnern, wie Dean ein ganzes Jahr bei ihr verbracht hatte. Er war selbst einmal verheiratet gewesen, doch damals hatte er seine ganzen Erinnerungen verloren und daher hielt er dies nicht für bedeutsam, doch der Winchester hatte sich damit klar gegen ihn ausgesprochen. Nicht weniger verwundert als unglaublich glücklich war er gewesen, als die Beziehung endete und Dean wieder stetig an seiner Seite war. Er wollte ihn mit niemandem teilen, ihn nie wieder hergeben, doch er ließ sich immer wieder auf weitere Frauen, die er kaum kannte, ein. Es zerbrach fast jedes Mal Castiels Herz, wenn er das laute Gestöhne durch die Flure hallen hörte.

In diesem Moment betrat Sam den Raum. Auch er schenkte dem Engel in der Ecke keine Beachtung und setzte sich mit auf die Couch. Sofort sprang Charlie ihn um den Hals. „Dein Bruder hat mir gerade von eurer letzten Jagd erzählt. Er hätte dich ja fast dabei umgebracht", lachte sie. Sam nickte. Sie redeten lange über das Geschehene und irgendwann machte sich der Engel nicht mehr die Mühe jedem Wort zu folgen. Das Stimmengewirr beruhigte ihn irgendwie, doch seine Eifersucht loderte immer noch tief in seinem Herzen. Nichtsdestotrotz kamen seine Gedanken zur Ruhe.

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