Pyjama Party
Selbst nach zwei Stunden drehte ich mich noch wach hin und her. Es war zu ruhig für mich, so ruhig, dass die Stille in meinen Ohren dröhnte. Das Deck war zwar nicht weit entfernt, allerdings war es mittlerweile so spät, dass sich ein Großteil der Crew bereits im Traumland befand. Frustriert setzte ich mich wieder auf und fuhr mir durch meine Haare. Klar, hatte ich bereits meine Erfahrung mit Schlafstörungen, allerdings war ich hier in Sicherheit und stand nicht unter hohem Stress, war es wirklich nur die Ruhe?
Das leere Deck wurde nur von dem Mond beleuchtet. Leise schlich ich zur Reling und ging meinem Laster nach. Selbst hier draußen war es so ruhig, das es schon fast schmerzte. Die Segel gaben durch den Wind ein leises Rascheln von sich, also kletterte ich einfach den Mast hoch und setzte mich bequem in die Takelage. Nach etwas üben hatte ich etwas ähnliches wie eine Hängematte erstellt, in der ich mich zusammenrollen konnte. Seufzend schloss ich die Augen und genoss die Geräusche der Nacht.
Mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages wurde ich wieder wach. Mies gelaunt streckte ich mich und machte mich dann an den Abstieg. In der Kombüse war schon leise Hektik, also betrat ich in frischer Kleidung den riesigen Raum und hielt Ausschau nach Thatch. Die Haartolle ließ auch nicht lange auf sich warten, munter schnippelte er Obst und brüllte dabei Befehle durch die Großküche. Als er mich sah, stockte er. ,,Holla, was ist denn mit dir passiert? Hattest du eine wilde Nacht? Ne, dann wärst du bestimmt besser drauf. Du bekommst erstmal einen schönen großen Kaffee um munter zu werden." Theatralisch fächelte er mir Luft zu, was ich mit einem müden Lächeln akzeptierte. ,,Dir auch einen guten Morgen, Großer." Mit einer überdimensionierten Tasse dirigierte er mich an den Tisch, drückte mich auf die Bank und setzte sich dann neben mich. ,,Hör zu, Maus, ich kann nicht lange bleiben, sonst geht irgendwas in Flammen auf, also? Was ist los?" In kurzen Worten erzählte ich ihm von meiner Nacht und sein besorgter Blick wurde immer größer. ,,Es war zu still? Zum schlafen? Hast du eine Radioschnecke oder sowas in der Art?" Verneinend nahm ich einen Schluck. ,,Und wenn du zurück zu Izou in die Kajüte gehst?" ,,Oh nein! Ich hab ihn lange genug genervt, das tu ich ihm nicht mehr an. Vielleicht lege ich mir auf der nächsten Insel wirklich eine Radioschnecke zu. Das ist eine gute Idee, danke Thatch." Ihm einen Kuss auf die Wange drückend machte ich mich auf den Weg zurück an Deck und erstellte eine mentale Einkaufsliste.
Der Tag verging recht schnell, zum Abend hin war ich wieder schlechter drauf, ich war einfach nur noch müde. Ein Großteil meiner bereits Bekannten hielt sich eher fern von mir, während ich mal wieder auf der Reling saß und rauchte. Thatch kam leise an meine Seite.
,,Tia, geh zu Bett. Du machst den Jungs Angst mit diesen Augenringen. Ich habe dir einen Tee mitgebracht, der soll ein bisschen helfen." Genervt und schuldbewusst stieß ich den Rauch aus, dann ließ ich mich von der Reling gleiten, wobei ich direkt beim Aufkommen mit meinem rechten Fuß umknickte. Fluchend umklammerte ich meinen Knöchel und blinzelte wütend die aufkommenden Tränen weg. ,,Tia, hey-" Thatch Hand, welche sich auf meine Schulter legen wollte, hielt ich mit zusammengebissenen Zähnen ab. ,,Bitte. Nicht jetzt." Frustriert stand ich auf und humpelte unter Deck. Das war definitiv einer dieser Tage, die man nicht gebrauchen konnte. Weil ich mir übermüdet selbst nicht vertraute, zog ich mich nur noch aus und legte mich in meinem Schlafshirt ins Bett. Ich war grässlich ohne ausreichend Schlaf.
Während ich die wenigen Geschehnisse des Tages noch einmal in Gedanken durch ging, wurde mir wieder bewusst, wie ruhig es in diesem Zimmer war. Ich war kurz davor, wieder aufzustehen, als die Tür sich polternd öffnete. Ace, Izou und Thatch trampelten alle in mein kleines Zimmer, sahen sich kurz um, dann zogen sie zwei Matratzen hinein, drei Kissen, drei Decken, und schon konnte man keinen Fuß mehr vor den anderen setzen. Perplex starrte ich die drei an. Ace, sowieso immer ohne Shirt, zog sich seine Shorts aus und legte sich entspannt in Unterwäsche auf die eine Matratze, während Izou sich elegant seines Yukata entledigte. Thatch zwinkerte mir anzüglich zu und fing an, sein Oberteil aufzuknöpfen, während ich rot anlief und nicht wusste, wo ich hinschauen sollte. ,,Leute? Was wird das?" Unsicher sah ich alle nacheinander an. ,,Das hier, liebe Tia, nennt man "sich bettfertig machen". Und danach geht man üblicherweise schlafen." Thatch gab sich Mühe, seinen muskelbepackten Oberkörper zur Schau zu stellen, bis Izou ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gab. ,,Husch jetzt! Lass das arme Mädchen doch in Ruhe!" Izou tätschelte mein Knie, dann legte er sich neben Ace, was nur noch den Platz direkt neben mir, allerdings am Boden, für die Haartolle übrig ließ. Dieser ließ sich breit grinsend auf die Matratze nieder. ,,Irgendwie passt das ganze nicht. Tia, du musst dich anpassen!" Leicht lächelnd, und mit viel Konzentration, ließ ich das Bett nach unten sinken und lag im Endeffekt direkt neben Thatch, welcher mich warm angrinste und sich dabei auf seinen Ellenbogen abstützte.
,,So, Maus, mal schauen, wie du heute Nacht schläfst, ja?" Sanft strich er mir über den Kopf, dann zog er meine Decke zurecht und machte es sich selbst auch bequem. Ein leises Gemurmel von Gute-Nacht-Wünschen machte die Runde, dann wurde das Licht gelöscht und nur noch das Atmen der drei Männer und mir erfüllte den Raum. Die Müdigkeit machte sich rasend schnell in mir breit und gähnend kuschelte ich mich in die Decke, in Thatch Richtung schauend, welcher wissend lächelte. ,,Danke, Jungs." ,,Psht, alles gut. Schlaf."
Ausgeschlafen und entspannt wurde ich am nächsten Morgen wach, weil sich etwas an meinem Kopf leicht bewegte. Die Jungs schliefen noch, wobei Izou entspannt und mit gefalteten Händen auf dem Rücken lag, Ace schlief halb auf ihm und schnarchte vor sich hin, und Thatch lag dicht an mich gekuschelt. Letzterer war zu meiner Überraschung jedoch schon wach, lag auf der Seite und spielte mit meinen Haaren, während mein Gesicht halb an seiner Brust lag. Gähnend versuchte ich mich zu bewegen, jedoch lag mein linkes Bein zwischen Thatch' Beinen eingeklemmt. Schmunzelnd hielt Thatch inne. ,,Guten Morgen, wie hast du geschlafen?" Verschlafen sah ich zu ihm hoch und lächelte. ,,Ziemlich gut, danke. Und du?" ,,Ich fühl mich ausgeruht wie ein junges Reh, und das um 05Uhr am Morgen. Ich muss jetzt aufstehen, sonst geht es mir nicht lange so gut." Vorsichtig befreite er mein Bein, dann stand er leise auf und strich mir ein letztes Mal über den Kopf, ehe er sich anzog und das Zimmer auf Zehenspitzen verließ. Ich wischte mir übers Gesicht und drehte mich auf den Rücken. Enel, so gut hatte ich lange nicht mehr geschlafen. Dann tat ich es Thatch gleich und schlich mit meinen Klamotten in die Kajüte von Izou, um in Ruhe zu duschen.
,,Guten Morgen!" Gut gelaunt nahm ich Thatch den Kaffee ab und verzog mich wieder an Deck. Oder eher, das versuchte ich. Als ich mich in Richtung Tür umdrehte, knallte ich natürlich direkt in eine muskolöse Brust und kippte nicht nur mir, sondern auch dem Kommandanten der ersten Division meinen frischen Kaffee über. Blaue Flammen schlugen leicht aus seiner Brust, ließen seine verbrühte Haut direkt wieder heilen. Entsetzt sah ich in Marco's spöttisch verzogenes Gesicht, stammelte eine Entschuldigung nach der nächsten, als er mir seine Hände auf die Schultern legte und mich wieder in Thatch Richtung drehte, welcher mir grinsend neuen Kaffee nachschenkte. Dann wechselte der Blonde seine Position mit mir und drehte mich wieder Richtung Tür. Ein kleiner Schubs und seine Hände waren verschwunden, während Thatch' unterdrücktes Gackern in der Küche verschwand.
Was war denn das bitte?!
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