21

Die Kerkertreppe schien kein Ende zu nehmen und einzig der Auffassungsgabe von Curran war geschuldet, dass ich nicht fiel. Zweimal verlor ich fast den Halt und jedes Mal hielt er mich an der Taille fest, um direkt danach den Körperkontakt zu unterbrechen. Adam schnaubte dabei amüsiert hinter uns. Mein Aufenhalt in dem Gewölbe kam mir einen Ewigkeit her vor und rückte immer weiter in den Vordergrund.
Verschwommene Erinnerungen flogen an meinem inneren Auge vorbei, doch kaum greifbar und es hinterließ ein ungutes Gefühl in mir. Als es zunahm und mir fast den Atem raubte, stoppte mein Mann vor mir und ich stieß gegen seinen Rücken. Vor uns tat sich eine Tür auf und langsam schwang sie auf. Mir verschlug augenblicklich der Atem, denn ich hatte mit Rebellen gerechnet und keineswegs mit der Person die dort in der Zelle hockte. Erschrocken zog ich scharf die Luft ein.

Zwei rot leuchtende Augenpaare blickten mich an und ein Knurren erklang.
,,Du hättest fliehen können solange es dir noch möglich war", brummte Adam, allerdings verschwand der amüsierte Unterton nicht aus seiner Stimme und ich bekam die Ahnung das es um viel mehr ging. Eine Welle der Zuneigung überflutete mich, als mir bewusst wurde, dass Curran mich nur schützen wollte. Gleichzeitig kam die Wut und kroch wie ein Geschwür in meine Adern, brachte mein Blut zum Kochen und die Luft um uns herum zum knistern. Er wusste es! Hatte mich belogen und mich bewusst auf Abstand gehalten.

,,Wovor wolltest du mich beschützen?"

Ich hatte es satt! Seit Jahren bevormundete man mich und gleichzeitig hatte ich eine unermüdliche Verantwortung, die nie abzunehmen schien, als würde man mich auf etwas vorbereiten. Nie hatte ich Zeit für einen Mann gehabt, denn ich musste forschen und mein Fluch tat sein übriges. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

,, Ich hab Werwölfe als Thema im Unterricht bekommen um es vorzutragen, damit ich bei der Entführung noch alles im Kopf habe. Das war alles geplant von dir", fauchte ich meinen Mann an, der nur mit dem Mundwinkel zuckte. Mein Finger zeigte auf den Zauberer vor mir, der sich ebenso sein Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen ließ. Nein, es wurde nur noch schlimmer und der Wahnsinn strahlte mit entgegen. Der Grund meines Fluches saß direkt vor mir in der Dunkelheit und gerade dieser Umstand machte mir Angst, verfolgten mich Marcelus Worte vor wenigen Augenblicken noch viel zu sehr.

,,Mina, wie schön dich wiederzusehen", ein irres Glitzern Stahl sich in seine Augen hinzu. ,, Und so überaus schön, ganz nach dem Vater. Jung bist du geblieben, sag wie kommt das?"

,,Wie das kommt", schrie ich den emaligen Geliebten meines Vaters an, der mein Leben ziemlich versaut hatte. ,, Du hast mich zum ewigen Leben verflucht, dass ich nie alt werde und nur den Tod finde in einem zwanzigjährigen Körper. Dann hast du versucht meine Mutter zu töten, weil sie angeblich Dad verführt hat und ihm dich weggenommen hat. Stell dir aber vor, ein Mensch gehört niemanden einfach!"

Gelbe, schlangenförmige Augen blitzen mit entgegen. Die Haut bedeckt von Schuppen und keinesfalls mehr ein Mann, wie er in jeglichen Geschichtsbücher abgebildet war. Ralf Richter, einer der gefürchteten Schwarzmagier der Welt schmunzelte auf meine Aussage hin, gleichzeitig Strecke er seine Brust heraus. Er war nicht nur erfreut über den Verlauf, den sein Fluch genommen hatte, Nein, der Stolz strahlte aus jeder seiner Pore hinaus. Bittere Galle stieg in meiner Kelle empor und ich versuchte keine Tränen aufsteigen zu lassen, denn diesen Triumph gönnte ich ihm keinesfalls.

,,Kleines Süßes Mädchen, du hast es dir selbst angetan. Mich trifft keine Schuld, denn du hättest den Trank damals abweisen können", murmelte Ralf und schlug die Augen nieder, ganz der Fürsprecher für den er sich hielt. ,,Hast mich ganz angefleht ihn dir zu geben und wie konnte einem unschuldigen Ding etwas auschlagen."

Meine Hände ballten sich zu Fäuste, um das Zittern zu verstecken, welches bei seinen Worten heraufbeschworen wurde. Ganz verträumt blickte er zu ihnen und dann irn mein Gesichz hinauf, dass eine eiseinern Maske glich. Curran und Adam hatte es offenbar die Sprache verschlagen, so still wie sie mit uns in der Zelle standen, oder sie wollte mich meinen Weg gehen lassen.

,,Wohl kaum",flüsterte ich. Schließlich war ich noch ein Baby gewesen, unschuldig bis ins Mark und er hatte mich aus dem Haus gestohlen. Mehr Details hatte mein Vater nie preisgeben wollen, denn wie alles was mach Betraf, war es immer strengs geheim.

,,Du musst wissen, Kindchen, dein Vater gehörte mir. Schon seit unserem ersten Treffen war er Mein, unwiderruflich, aber er wollte ja das ich gehe. Hat es dir selbst aufgebürgt. Mir und ihm, eigentlich uns allen."

,,Weil du meine Tante auf dem Gewissen hast", gab ich ihm als Antwort. Niemand hatte mir sagen wollen, warum ich meine Namensgeberin nicht kennengelernt hatte. Genau genommen, wusste ich bis zu meinem Zwanzigsten Geburtstag nicht einmal, dass ich jemals eine in meinem Stammbaum hatte. Bis mein Onkel in einem Wutanfall, dass wackelige Gerüst von Familie zerstört und mir einen Teil der Wahrheit gestanden hatte.

Wir waren schon lange verdammt gewesen und der Zusammenhalt mehr Schein als Sein. Liebe heilte nicht alle Wunden oder ließ einen Miteinander leben, manchmal war sie einfach nur grausam. Seitdem war die die Einsamkeit mein Stetiger Begleiter gewesen.

Meinem Vater konnte ich seine Lügen bis zum heutigen Tag kaum verzeihen und es lasstete auf meine Seele, aber während ich diesen manipulativen Mann vor mir betrachtete, empfand ich Mitleid für ihn.

,, Du liebt ihn", flüsterte ich, als mich die Erkenntnis traf, denn mein Vater hatte aus seinen Gefühlen nie einen Hehl gemacht, doch Ralf bezeichnete ihn stets als sein Besitz. Mir gegenüber gebrauchte er die Worte und wahrscheinlich hatte er sie eine sehr lange Zeit geglaubt, wenn nicht sogar eingeredet. Denn die Liebe war ein Schwachpunkt und sein Plan immer zum scheitern verurteilt gewesen mit diesem Risiko. Meine Existenz war nie Teil eines Planes gewesen, ebenso wenig, dass mein Vater jemals sich von ihm Abwenden würde. Ein Ausrutscher mit einer Frau wäre kein Grund gewesen seine Pläne umzuwerfen. Doch ein Kind, das immer an diesen Seitensprung erinnerte war eine ganz andere Hausnummer.

Ich war die Abweichung im System und mein Vater hatte alles getan um mich zu beschützen und sich damit aus dem Netz des Mannes gewunden der vor mir saß. Das mein Altern ausblieb ab einem gewissen Zeitpunkt und zusätzlich Probleme mit sich brachte war ihm sicher auch bewusst gewesen, denn niemand brachte ungestraft das Gleichgewicht auseinander. Ralf hatte es mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Aussehen beschehrt und mir den Bund mit Curran.

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