19
,,Wohl kaum", fauchte ich bissig und drückte mich an die Säule, doch aus ihr Drang ein modriger Geruch und sie gab unter meinem Gewicht nach. Mit einem dumpfen Geräusch knallte sie auf den Boden und tausende Schmetterlinge drangen aus ihr hervor, doch keinesfalls schöne. Alle verwest im Angesicht des Todes und ruckartig versuchte ich einen Ausweg zu finden, doch fand ich keinen. Der Nebel machte den Überblick unmöglich und die Schmetterlinge flogen, wie eine Wand in ihn hinein.
,,Wo sind wir hier?"
Mittlerweile merkte ich, dass meine Chancen gut langen, wenn ich mich an Marcelus wandte. Er grinste mich an und sein Kiefer verschob sich, es war grotesk und ich schluckte die aufsteigende Galle hinab.
,,Im Reich der Niemandskehrer, Liebes", schnarrte Marcelus und ich runzelte die Stirn, dabei wanderte mein Blick umher.
,,Dorthin kommen nur die Toten ohne feststehenden Weg oder wenn sie unmissverständlich von der Wiedergeburt ausgeschlossenen sind", flüsterte ich und schüttelte den Kopf. ,,Aber ich bin nicht tot, oder?"
Marcelus Augen verdrehten sich auf widerliche Weise und diesmal konnte mein Magen nicht standhalten. Schnell beugte ich mich vor und erbrach mich neben der umgefallenden Säule. ,,Das stimmt, Liebes. Du bist nicht tot, doch eigentlich wärst du es. Der Fluch hat deinen Tod verzögert und es sind Stimmen laut geworden, niemand sieht Unsterblichkeit gerne."
,,Wie du sagst, mein Tod wurde nur verzögert, ich bin nicht unsterblich", versuchte ich etwas Licht ins Dunkel zu bringen und wischte meinen Mund ab. Die Schmetterlinge waren mittlerweile fort und der trostlose Nebel unser einziger Zuschauer.
,,Sobald der Alpha und du den Bund vollendet, wirst du unsterblich sein", eröffnete mir Marcelus und ich versuchte mich sortieren. Was hatte das bloß alles zu bedeuten? Ich versuchte weiterhin Abstand zu meinem Feind zu gewinnen und suchte gleichzeitig einen Ausweg, schließlich war ich hier irgendwie hergelangt. ,,Sieh es als Warnung, denn du bist äußerst besonders."
,,Du hast mich entführt und hast den Tod dadurch gefunden, warum solltest du mich warnen wollen?", fauchte ich gestresst, denn der Nebel kam auf einmal näher.
,,Wir haben nicht mehr viel Zeit",murmelte Marcelus und sein Augapfel begann gefährlich zu wackeln. ,,Es gibt viele, die auf euer Seite stehen. Finde den Ursprung des Fluches und behebe ihn!"
Marcelus verschwand im Nebel und gleich darauf erreichte er mich auch. Langsam kroch er an mir hinauf und meine Sicht verschwamm. Unsichtbare Kräfte rissen an mir, wie in der Halle zuvor und blind versuchte ich sie wegzuschlagen. Meine Magie reagierte weiterhin nicht und ängstlich begann ich zu weinen, viel zu überfordernd war die Situation.
,,Mina!"
Muskulöse Arme umfingen mich und zerrten mich fort aus den Nebel an eine breite Brust. Das Ruckeln um mich herum endete abrupt und ich konnte wieder sehen. Hektisch und laut ging mein Atem und reflexartig klammerte ich mich an die Person vor mir. Sanft glitten Hände durch meine Haare und eine Stimme hauchte mir Worte ins Ohr, doch ich war noch viel zu weit weg.
,,Braucht sie einen Arzt?", kam eine weiter Person dazu und langsam nahm ich mehr wahr.
,,Adam", hauchte ich und löste mich leicht aus den festen Griff. Dieser hielt für eine Sekunde an, dann wurde ich zurück gezogen und wenn möglich noch fester umarmt.
,,Curran", mein Verstand begann wieder zu arbeiten und mit großen Augen blickte ich hinauf, in das Gesicht meines Mannes. Das er solch eine Reaktion an den Tag legte, zeigte mir, dass ich nicht geträumt hatte. Aus dem Niemandskeherland war einer Nachricht zu mir durchgedrungen und wer auch immer meinen Kopf rollen sehen wollte, würde nun seine Konsequenzen ziehen.
Schnell wollte ich mich mitteilen, denn Currans Körper kam einem Erdbeben gleich und sein Herz rannte einen Galopp. ,,Du solltest warten. Einfach warten bis ich wiederkomme. Verflucht! Warum hältst du dich nicht an das was ich sage?"
Er klang wenig begeistert und überaus besorgt, was mich doch sehr verwunderte. Wahrscheinlich fürchte er um seinen Ruf und sein Wolf sich um seine Gefährten, wenn die beiden wenigstens zusammenarbeiten könnten, dann wäre ich selbst weniger sprunghaft.
,,Du und deine Launen", murrte ich unmotiviert und hinter mir war ein Kichern zu vernehmen. Wenn Adam sich da mal nicht all zu weit aus dem Fenster lehnte, mir schien mein Ehemann nicht für Scherze oder dergleichen aufgelegt. Erstaunlicherweise hockten wir beide auf dem Boden und keiner von uns machte Anstalten den andern loszulassen. Wäre die Situation eine andere, hätte ich mehr Wert in dir gesteckt gemessen, doch so verstand mein dummes Herz als einziges den Wink nicht.
,,Du bist fast gestorben! Einfach umgekippt bist du. Kein Atem drang über deine Lippen und kurzzeitig war den Puls verschwunden, dass wäre nicht in unseren Räumen passiert!"
,,Doch das wäre es. Ich war in Niemandskeherland und habe Marcelus getroffen, er hat uns gewarnt. Es war nur die falsche Zeit und der falsche Ort", versuchte ich meinen Mann zu beschwichtigen und meine neugewonnen Informationen zu teilen.
,,Wer ist Marcelus?"
Natürlich fasste er die einzig unwichtige Botschaft in meiner Erklärung auf und machte daraus ein Drama. ,,Mein Exfreund", fauchte ich überaus sauer und küsste direkt den Boden. Curran hatte mich einfach losgelassen und war aufgesprungen. Wutentbrannt und mit roten Gesicht stand er über mir. Der Wolf kam ebenfalls zurück und knurrte erbost auf. Dafür, dass ich ihm nicht viel bedeuten sollte, war diese Reaktion aussagekräftig genug. Langsam rappelte ich mich auf und stellte dabei fest, dass Adam sich aus dem Staub gemacht hatte.
,,Ich zerfleische ihn!"
Beruhigend trat ich auf meinen Mann zu, doch er war ganz woanders und seufzend schüttelte ich meine Kopf. ,,Er ist tot, wie willst du ihn da töten?"
,,Ich steige hinab und erledige das", redete Curran sich weiter in Rage und ignorierte meine Schlussfolgerung. Mir war immer bewusst gewesen, wie besitzergreifend Werwölfe waren, doch mit diesem Ausmaß hatte ich kaum gerechnet.
,,Er ist mein Entführer", klärte ich ihn auf, weil er kurz davor war sich zu verwandeln und zwei glühende Augen blicken darauf in meine.
,,Ist ja noch besser! Wie konnte er überhaupt Kontakt zu dir aufbauen?", grollte der Wolf und sprach zum ersten Mal mit mir. Die Aura von Curran hatte sich komplett verändert und das Tier in ihm nahm langsam Gestalt an, doch ich fürchtete mich nicht. Dieser Teil von ihm versprach mir mehr Rückhalt und Demut, als der Mensch es mir je eingestanden hätte. Die Liebe, die er ausstrahlte war greifbar und während der Wolf meine Hand nahm, erschauderte ich. Gefühle rannen durch unser Band, denn er öffnete es und Tränen bildeten sich in meinen Augen.
,,Du lebst doch noch?", unterbrach Adam uns, der plötzlich wie aus dem Nichts wieder auftauchte und sofort verschloss sich mir Curran wieder, der Wolf lag wieder in Ketten. Irritiert musterte er mich und schaute dann zu seinem Beta hinüber. Die Erkenntnis überkam ihn schnell und er runzelte die Stirn, dabei stupste Curran mich an.
,,Ich bin lebendig und der Grund warum er zu mir Kontakt aufnehmen konnte liegt auf der Hand. Marcelus war ein sehr begabter Hexer und hatte noch einen Teil meiner Magie in sich, weil ich ihn geheilt habe", kam ich gleich der Aufforderung nach. ,, Er hat mich gewarnt, vor jenen welche ihr euch auch gefürchtet habt. Ich konnte euch sprechen hören, bevor mich Marcelus kontaktiere und es hat wohl damit zu tun. Zudem wusste Marcelus über meinen Fluch Bescheid. Wie ist das möglich?"
Langsam löste ich mich von Curran und lief selber auf und ab im Gang. Tatsächlich war mein Schicksal ein streng gehütetes Geheimnis der Familie und ich kannte nur Brückstücke, wie es sich zugetragen hatte. Mein Großvater war kein Mann von großen Worten und mein Vater wollte mich beschützen. Doch anscheinend steckte viel mehr dahinter, wenn es für Erzürnung sorgte. Ich musste mit meiner Familie sprechen und mehr über meinen Fluch erfahren. Den Ursprung allerdings zu finden war eine ganz andere Hausnummer und noch würde ich Curran damit nicht auf die Pelle rücken. Dafür vertraute ich ihm zu wenig.
Das war doch zum Haareraufen. Ein Puzzleteil nach den anderen fand in meinem Kopf einen Weg zum großen Ganzen, doch mir fehlte weiterhin viel um es zusammenzusetzen. Dazu kam, dass die beiden Männer mehrere Blicke wechselten und schwiegen.
,,Was ist hier los?"
Bei meiner Frage zuckte Adam zusammen, währen Curran kurz sein Gesicht verzog und keinesfalls Bereitschaft signalisierte.
Hallo ihr Lieben!
Ich hab versucht zu retten, was noch zu retten war. Leider sind 4 Kapitel verschwunden und ich musste einiges nachschreiben. Dennoch hoffe ich bei euch Anklang zu finden und endlich wieder etwas hochzuladen!
Die Lesenacht kommt, sobald ich wieder mehr als vier Kapitel fertig habe, also hoffentlich bald ;)
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