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,,Verflucht, Kleines. So langsam verstehe ich vollkommen warum Curran dich an seiner Seite haben will", lachte Ray und tätschelte dabei seine Schläfe.

Mit einem präzisen Schlag meinerseits, hatte ich ihn stark erwischt und er war zu Boden gegangen. Langsam streckte er mir seine Hand entgegen, aber auf diese Geste war ich am Anfang unseres Trainings immer wieder hereingefallen. Kopfschüttelnd entfernte ich mich von ihm und wartete bis er sich alleine aufgerichtet hatte, dabei stets bedacht auf einen Angriff. Ray hatte unser Training direkt nach Currans Befehl begonnen, der von Adam an mich herangetragen wurde, denn mein Mann war seit unserem Streit vom Erdboden verschluckt, was mir Zeit für mich gab. Daher wusste ich allerdings nicht, ob Curran Alice getroffen hatte oder was auch sonst vorgefallen war und es machte mich unruhig. Unsere Ehe rann in die dritte Woche und durch sein Fortbleiben fühlte ich mich nicht verheiratet oder gebunden. Dadurch gewann ich mein Gefühl von Freiheit zurück, auch wenn sie zunächst in weiter Ferne lag und meine Blase jederzeit durchbrochen werden konnte. Diese Ungewissheit und die damit verbundenen Sorgen fraßen mich langsam auf.

,,So sehr dann auch wieder nicht, wenn er die ganze Zeit unterwegs ist und man ihn nicht mehr zu Gesicht bekommt", murrte ich leicht angesäuert, denn tief in meinem Inneren traf er damit einen Punkt und es frustrierte mich ungemein. Ich wollte ihm keinen Raum geben, um Macht über mich auszuüben, doch bekanntlich liegt das was wir wollen und was wir kriegen recht nahe beieinander.

,,Ich kann ja mit ihn sprechen oder du flüchtest in meine Arme, Sweetie", raunte Ray zu mir hinüber und erst da bemerkte ich, wie viel Angriffsfläche meine Aussage bot.

,,Ne, lass Mal."

,,Eigentlich willst nur wissen, wo er war und ob dein Mann dich betrogen hat", sagte Ray, während ich auf einen Holzpfahl einschlug, sodass meine Hände breites bluteten. ,,Natürlich, sonst wärst du nicht so wütend. Vielleicht kann ich dir ja ein kleines Geheimnis verraten, aber dafür möchte ich etwas als Gegenleistung erhalten."

An sich hatte ich Ray mittlerweile etwas lieb gewonnen und seine eigenartige Art hingenommen, doch solche Aussagen brachten mich dazu ihn wieder zu verabscheuen. Leider war ich an einem Punkt angekommen, an dem die Verzweiflung überwog und alles andere in den Hintergrund rücken ließ. Seufzend hörte ich auf das Holzstück vor mir den Erdboden gleich zu machen und wischte mir den Schweiß von der Stirn.

,,Dann hau mal raus, du guter Samariter und häng gleich deine Forderung hinten ran", gab ich ihm meine Einstimmung und schob noch: ,,aber nichts perverses", hinter her. Bei Ray musste man aufpassen, wie viel verraten wurde und in welchem Umfang. Lieber sicherte ich mich direkt ab und gab ihm keinen Spielraum, sonst schlug er sicher seine Lieblingsrichtungen ein. Diese hatte grundsätzlich mit Anzüglichkeiten oder Gewaltverherrlichung zu tun.

,,Du enttäuscht mich, Kleines", murmelte er. ,,Aber gut. Wie du weißt ist der gute Curran seit fast einer Woche für dich nicht mehr auffindbar, allerdings sucht er zu Adam und mir Kontakt."

Überrascht riss ich meine Augen auf, denn bis jetzt hatte ich angenommen, dass er allen aus dem Weg ging und Adam wurde von mir tagtäglich gelöchert. Natürlich folgte er lieber seinem Alpha, doch der Verrat wog dennoch schwer und sauer kratzte ich an meinem Armband. Einzig das Schmuckstück fesselte mich an diesen Ort und hielt mich von Ausbrüchen oder Spionage ab. Früher hatte ich meinen Vater gerne belauscht und es fiel mir nicht allzu schwer mit einigen Zaubern an gewisse Informationen zu gelangen. Diese Möglichkeiten hätte ich zur Zeit wirklich gebrauchen können und verfluchte Curran für seine Idee.

,,Das reicht mir nicht", bohrte ich bei Ray weiter und wusste das er noch viel mehr im Petto hatte, sicher kostete er meine Wissbegierigkeit aus. Am Ende würde ich jedoch fallen, denn Ray war ein Überbringer schlechter Nachrichten.

,,Du wolltest es so, aber gewarnt hätte ich dich eh nicht", lachte der gutaussehende Mann vor mir und lehnte sich weiter zu mir hinüber. ,,Alice und Curran waren sich nahe, sehr nahe und du kannst dir sicher einiges in diese Wortwahl hineininterpretieren. Ein weites Feld an Möglichkeiten, jedoch wäre ich als Frau hinter meinem Mann her, vor allem wenn eine solche hübsche Schlange wie Alice seine Eier in der Hand hält."

Erstarrt stand ich kurz da und drehte mich wieder wortlos zu dem Holzpfahl um, der mein Gefühlschaos direkt zu spüren bekam.

,,Willst du dazu nichts sagen?", lachte Ray direkt nach und grinste fröhlich vor sich hin. Es unbestreitbar, sein Vergnügen war das Leid anderer Leute und Chaos sein Markenzeichen.

,,Nein."

Anscheinend war ihm das zu wenig Antwort und gelangweilt drehte er sich vom Trainingsplatz zum Schloss um. Dies war der einzige Ort an den ich außerhalb meines riesigen Gefängnisses gehen durfte, aber stets unter dem wachsamen Auge von Ray oder Wachen. ,,Wir belassen das hier unter uns, dass ich dich hier jetzt alleine lasse. Wobei wenn ich drüber nachdenke, eine Prügelei stört mich nicht und bestimmt ignoriert Curran die Tatsache. Wie viel bist du ihm wohl wirklich wert?!"

,,Du bist so ein Arsch", fauchte ich und versuchte seine Worte nicht für voll zu nehmen. Wahrscheinlich ergötzte er sich gerne an meinem Leid und log das blaue Volk Himmel herunter. Selbst wenn Curran mit Alice zusammen gewesen war, es musste nicht alles direkt auf Sex oder dergleichen hinauslaufen. Lieber beruhigte ich meine Nerven, als das Feld zu räumen und mein Herz weiter zu öffnen.

Meine Zeit alleine war von kurzer Dauer, denn kaum hatte sich Ray ins Schloss verdrückt kam ein verdrießlich reinschauender Adam auf mich zu. ,,Ganz alleine hier? Wie kommt das?" Seine ersten Worte passten zu seiner Miene und fielen somit alles andere als Freundlich aus. Der Tonfall machte nun Mal die Musik.

,,Mein Trainer hat sich verdrückt und mir die Erlaubnis erteilt weiter zu trainieren", antwortete ich direkt, denn lieber schaufelte ich Rays Grab, als in mein eigenes zu springen. Wie erwartet folgten auf meine Antwort keine Freudensprünge und eigentlich hatte ich es nicht für möglich gehalten, doch Adams Mundwinkel sanken noch weiter nach unten. Irgendwas war hier im Busch und neugierig wandte ich mich vollends zu ihm, denn dieses Rätsel galt gelöst zu werden.

,,Warum machst du ein Gesicht wie Sieben-Tage-Regenwetter?"

Meine Fragen wurden immer geradeheraus gestellt und Adam sollte sich derweilen daran gewöhnt haben, doch er zuckte zusammen. Meine Augenbrauen zogen sich direkt zusammen, weil dies ein Zeichen für Geheimhaltung war und Adam konnte ich schon länger besser zuordnen.

,,Curran ist wieder da und möchte dich sehen, er wartet beim Eingang auf dich ", hauchte mein Kumpel heiser und schluckte mehrmals, doch ich lief schon los. Selbst wenn irgendetwas faul war, mein Mann wollte mich sehen und mit mir sprechen. Mein Herz schlug immer schnell, umso näher ich der Eingangshalle kam und es war mir egal. Zwar sah ich sicher alles andere als gut aus, jedoch waren es die Zeichen des Trainings und er musste damit klar kommen. Trotz dem ganzen Schweiß war ich immer noch hübsch, redete ich mir zumindest ein, während die Eingangshalle in mein Sichtfeld schlug und gleich darauf mein Mann. Wie jedes Mal, wenn ich ihn sah, verschlug es mir den Atem aufgrund seines Anblicks.

Freudig wollte ich auf ihn zu laufen, schließlich hatten wir uns länger nicht gesehen und sein Anblick löste ein Glücksgefühl aus. Eventuell waren es auch meine Hormone oder unser Band, doch es war mir egal. Auch wenn bis jetzt nichts rosig verlaufen war, mein Innerstes drängte mich zu ihm hin und wollte sich in seine Arme werfen. Den halben Weg hatte ich schon zurückgelegt, da schmiss sich eine andere Frau an die Brust meines Mannes. Zuerst sah er verwundet auf das kleine rothaarige Wunder herab, dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Es war die ehrlichste Reaktion, die ich jemals an ihm beobachtet hatte und es machte mich wütend. Ich wollte das diese Geste mir galt und nicht einer anderen. Entgegen meiner Erwartungen, dass er die Schönheit fortschieben und Abstand zwischen sie bringen würde, machte er das Gegenteil. Meine Sicht verfärbte sich praktisch rot und meine Macht versuchte einen Weg aus seinem Gefängnis zu finden, dabei Schritt ich weiter auf das Paar zu. Ein Zittern an meinen Arm ließ mich kurz den Blick von dem Bild meines Zorns abwenden und zu dem Reif an meinem Handgelenk schauen. Er vibrierte und ratterte leise vor sich hin und wurde immer lauter umso mehr Schritte ich zurücklegte.

,,Alice, es war eine schöne Zeit...", waren die letzten Worte, die ich noch wahrnahm und mein Verstand verabschiedete sich in der gleichen Sekunde.

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