Teil 33

"Nate!"
Ich laufe so schnell ich kann. Die Tränen steigen in mir hoch, meine Ohren dröhnen. "Nate! Nate, wo bist du?" Ich schlucke. Meine Kraft wird immer weniger. Ich fange an zu weinen. Zu schluchzen. So sehr, dass es mir schwer fällt, zu atmen. "N-n-nate..."
Ich schaue überall, doch er ist nicht zu sehen.
Ich hole tief Luft. Das was der Direktor gesagt hat...das muss ein Irrtum sein. Das stimmt doch alles gar nicht. Deswegen muss ich Nate finden. Um ihn sagen zu hören, dass alles wieder gut wird.

Mit langsamen Schritten nähere ich mich wieder dem Zimmer, in dem das Klavier steht. Hier war das erste mal, dass ich Nate getroffen hatte. Ich war damals dem Tode näher, als je zuvor, war vollkommen hoffnungslos. Doch plötzlich, weit aus der Ferne habe ich das Klavier gehört. Und ein Mix aus Gefühlen überschwemmte mich. Ich kann mich an diesen Tag haargenau erinnern, da er einer meiner wertvollsten Erinnerungen ist.

Dieser Tag...hat mich gerettet.

Doch jetzt ist Nate in dieser Lage. Und ich...kann nichts dergleichen tun. Ich habe keine gottgleiche Fähigkeit, meine innersten sehnlichsten Wünsche anderen Menschen klar zu machen. Nicht durch Musik...aber auch nicht mit Wörtern... doch wenn es für Nate ist...würde ich alles ändern.

Ich lege vorsichtig meine Hand auf die Tastatur. Streiche sanft über die Tasten. Fühle es. Die weißen Tasten haben schon zerkratzte Stellen und sind an den Enden etwas braun. So hart hat er gearbeitet. Und das würde jetzt alles...zu Ende sein?
Ich seufze. Meine Tränen waren schon längst vertrocknet. Aber nicht, weil es mir besser geht. Eher, weil mein Körper mir es verweigert. Es kommt einfach nichts mehr. Ich lausche.

Ich weiß schon lange, dass Nate hier ist. Seine Aura war schon von anfang an erkennbar. Er sitzt draußen, unter dem Fenster. Ich nähere mich ihm. Ich war früher genau in der selben Lage. Doch jetzt habe ich alles überstanden und die Zeit danach war die beste meines Lebens.
Nate hat seinen Kopf an den Knien. Ich blicke von oben auf ihn herab. "Nate.."
Murmel ich, doch er reagiert nicht. Deswegen hat er so oft gesagt, ich solle Sachen nochmal sagen.
Ich stupse ihn an. Verschreckt schaut er nach oben. Seine Augen sind geschwollen, doch er hat nicht geweint. Schlagartig steht er auf. "Mary."
Vorsichtig nehme ich seine Hand. "Stehst du nicht auf der falschen Seite?"
Er sieht mich perplex an. Doch ich wende meinen Blick nicht ab. Er schweigt. "Nate, dass ist deine Seite. Hier, wo ich stehe. Dort gehörst du hin."
Er wendet seinen Blick ab.
Ich ziehe ihn zu mir. "Nate...kann ich..noch einmal die Melodie hören? "
Er sieht mich verzweifelt an. Doch mehr Wörter brauche ich nicht. Sie wären überflüssig. Mein Blick sagt alles.

Nate nickt.

Er setzt sich neben mich auf den Klavierhocker. Er seufzt. Ich konnte ihn bis jetzt nicht darauf ansprechen. Aber das ist unwichtig. Mir ist schon klar, dass das hier die Realität ist. Ich bin schon lange aus dem Traum erwacht.
Doch dass Nate gerade hier, an meiner Seite ist, greifbar, hörbar, fühlbar. ..dass ist besser als ein Traum.

Er legt behutsam seine Finger auf die Tastatur. Ich warte. Doch er zögert. Ich lege meine Hand auf seine. Er reagiert dezent. Vorsichtig drücke ich seinen Finger herunter. Als der erste Ton ertönt, spannt sich sein Körper an. Doch nach und nach kommen mehr Töne dazu. Langsam entferne ich meine Hand. Doch Nate spielt weiter. Sicher, wie eh und je.

Ich merke, wie das Klavier nass wird. Tränen laufen Nate das Gesicht herunter. Doch er spielt stumm weiter. Ich stehe auf. Lege behutsam meine Hände auf seine Ohren. Er spielt weiter. Ich wusste es. Er ist ein Genie.Ich wusste es seit dem ersten Treffen. Damals Beethoven, jetzt ist es Nate. Ich folge den Tönen.

Ich spüre deine Gefühle. Den Zorn, die Wut, die Enttäuschung. Ich spüre sie alle, Nate.

Plötzlich hört Nate auf. Er legt seine Hände auf meine, die noch auf seinen Ohren ruhen.
"Mary, darf ich nochmal deine Stimme hören? "
Ich nähere mich seinem Ohr. Schiebe unsere Hände von ihnen. Nehme tief Luft. Mein Herz rast wie wild. Was ist das? Doch ich weiß es doch schon längst.
"Nate, ich liebe dich", flüstere ich ihm ins Ohr...

Soo, naja, das ist wohl das Ende der Geschichte. Ich weiß es ist ein abruptes Ende, aber ich liebe das! Denn jetzt könnt ihr euch selber ausmalen, wie es weiter geht. Wirklich, ich möchte mich nochmals an alle soooooo sehr bedanken, die diese Geschichte gelesen haben! Sie ist meine Lieblingsgeschichte von mir und half mir selbst auch, viele Sachen zu verarbeiten. Das ich soo viel positives Feedback bekommen habe, macht mich wirklich aufrichtig zu einem glücklichen Menschen! Aber genug herumgelabert, dass es jetzt aufhört, macht mich zwar etwas traurig, doch ich hoffe, ihr mochtet diese Geschichte!

Eure nati1805

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