Prolog
Die Luft schien zu stehen, als Manuel aus seinem Zimmer trat, Simon und Alex neben ihm. Tage waren seit seiner Rückkehr vergangen, und das schwere Gefühl auf seiner Brust war noch immer nicht verschwunden, jenes Gefühl, dass ihn an das Geschehene erinnerte.
"Du musst erzählen was genau passiert ist, es tut uns allen nicht gut in Unwissenheit zu stecken, die Mitglieder werden unruhig." erklärte ihm der blonde neben ihm, leicht nickte Manuel als Antwort, war sich aber unglaublich unsicher, ob er denn überhaupt bereit wäre es zu erzählen. Seit Tagen plagten ihn diese schrecklichen Alpträume, Dinge, die verhindert werden hätten können, wurden Patrick angetan. Oder in einem anderen, einen, den er mehr erschreckend, mehr grauenhaft fand, stand er vor ihm, ein Loch dort, wo sein Bauch hätte sein sollen, Blut welches unaufhörlich aus diesem heraus lief, den Boden unter ihnen mit klebriger, dunkler Masse beschmutzte.
'Wieso hast du mich nicht gerettet?! Du hast es versprochen!' hatte er versucht zu schreien, Manuel jedoch waren nur die Worte im Hals stecken geblieben, als ihn ein lautes, fast schon ekelhaftes Knacken aus seiner Trance holte, er jedoch weiterhin unfähig war sich zu bewegen. Patricks Arm hing in einen ungewohnten Winkel ab, und an einer Stelle wurde die Kleidung des Menschens von Blut getränkt. Es war das, was an jenem Tag in dem verlassenen Gebiet geschehen war, das was er nur hören konnte, die Schüsse, das Knacken von Knochen und die Stimmen.
'Sie haben mich überwältigt, auf mich eingeschlagen du dreckiges Arschloch! Sie haben-' hatte ihm Patrick weiter ins Gesicht geschrien, Tränen drangen aus den Augen des Menschen, während sich in seinem Gesicht immer mehr rote Flecken bildeten, seine Augen blau anzuschwellen begannen, seine Nase mit einem lauten Knacks plötzlich zu bluten begann und noch krummer aussah, alszuvor. Die einzige Geste, zu der Manuel in diesem Augenblick fähig war, war einfach nur zusammen zu zucken, seine Hände vor das Gesicht zu halten, seinen Grund zu existieren verfluchen. Das einzige, was Patrick, der unaufhörlich weiter zu bluten schien, für diese Geste über hatte, war ein verächtliches Schnauben, ehe er seine nun schwach und zittrig klingende Stimme erneut nutzte; 'Weißt du.. ich frage mich, wie dein achso geliebter Widerstand auf das reagiert, was mir passiert ist. Der Breeder, der den Menschen in der Gefahr zurück ließ, selbst floh. Was hast du nicht einmal zu mir gesagt? Ich sei eine Art Symbol für euch gewesen." kurz lachte er verächtlich, eine so kalte und vor Hass triefende Lache hatte er von keinem Menschen gehört, nicht einmal Patrick selbst.
"Manu? Hey, geht es dir nicht gut?" drang die Stimme von Alex an sein Ohr, die Hand der Person auf seine Schulter gelegt. Noch keinem hatte Manuel diesen Traum anvertraut, er fühlte sich so unglaublich real an, obwohl er wusste, das Patrick nicht so denken wüde.
Oder? Zumindest würde er sich wohl kaum- Manuel schüttelte schnell den Kopf, versuchte so diese schrecklichen Gedaken los zu werden.
"Ich war kurz in Gedanken.. wir haben keine neuen Informationen der Informanten zum Thema Patrick bekommen, oder?" seine Stimme war leise, es fühlte sich an, als würde in ihm kurz eine kleine Pflanze der Hoffnung aufkeimen, aber Simon schüttelte den Kopf.
"Gemeinsam mit Michael wärst du der erste, der erfahren würde, wenn es Neuigkeiten gibt." erklärte er ihm, während Manuel nur nickte, die kleine Hoffnung, die in ihm aufzukeimen begann, erstarb augenblicklich, obwohl er genau wusste, dass es so kommen würde. Michael, seit Tagen hatte er mit fast keinem gesprochen, auch wenn Manuel ihm in dieser Hinsicht wohl kaum irgendwelche Vorwürfe machen dürfte. Jedoch besorgte ihn der beste Freund Patricks, seit dem er von dem grauenhaften Schicksal, dem möglichen Tod seines besten Freundes erfahren hatte, davon, dass der Widerstand eigentlich machtlos in dieser Tatsache war, hatte ihn verletzt, und Manuel fürchtete, dass niemand es wirklich verstehen konnte.
"Wie geht es ihm?" stellte er also die Frage, zu der er die Antwort eigentlich nicht hören wollte, wusste, sie würde anders als erwartet ausfallen.
"Er..er ist kompliziert. Aber das weißt du ja schon, er nimmt sich sein Essen, manchmal hat er sogar noch versucht zwei Teller zu nehmen, dann hat er es aber gelassen. Selbst mit Cindy oder Anna wechselt er nur ein paar Worte." seufzte Alex, man hörte die Sorge in deren Stimme deutlich.
Erneut konnte Manuel nur nicken, würde in diesem Moment am liebsten weinen. Auch, wenn er seit wenigen Tagen erst wieder sein Zimmer verlassen hatte, erst wieder seine Arbeit aufholen musste, hatte er die Gerüchte gehört, die Anspannung und Angst, die viele der Mitglieder, ob Breeder oder Mensch, heimsuchte. Sie hatten Patricks Verschwinden bemerkt, sie hatten bemerkt, dass man den sonst sozialen Manuel kaum mehr sah, und sie hatten Michael bemerkt.
So ruhig wie möglich liefen die drei weiter, die Gänge des Bunkers leer, doch die Geräusche, die aus dem Speisesaal, nun Versammlungssaal dröhnten, immer lauter. Erneut musste Manuel tief Luft holen, bemerkte, wie sein Körper sich zu verspannen begann. Simon und Alex neben ihm liefen jedoch weiter, ihre Blicke verrieten in diesem Augenblick kaum eine Emotion, und wenn Manuel die Herzen der beiden nicht so schnell schlagen hören würde, würde er denken, ihnen wäre dieser Moment egal.
Seine Schritte fühlten sich robotisch an, das Getuschel hinter der Tür, die sich vor ihnen aufbaute, lauter.
"Was denkst du ist passiert?"
"Hoffentlich sind es gute Nachrichten! Nicht noch mehr Probleme!"
"Ist euch Manuels Verhalten aufgefallen? Er ist komisch.."
"Und..wie hieß er noch gleich? Der letzte Mensch, der mit dem halben Fuß! Seit er und Manuel verschwunden sind, habe ich ihn nicht mehr gesehen."
"Patrick. Patrick war sein Name."
Eine Gänsehaut bildete sich auf dem Körper des Breeders, als er nur wenige der Gesprächsausschnitte vernahm. Michael hatte die letzten Sätze gesprochen, seine Stimme klang trocken, jedoch zur selben Zeit unglaublich verletzt. Er schluckte, lief aber weiter. Kurz blieb er stehen, bis sich die Tür mit einem, zumindest für seine Ohren, lautem Quietschen öffnete.
Manuel lief mit geradem Blick auf den Punkt zu, wo sich schon Cindy, Anna und Maurice befanden, ihm nervöse blicke zuwarfen. Michael wich dem Blick des grünäugigen Breeders aus, verstand noch immer nicht, wie er einfach so weiter machen könnte, solange Patrick noch immer in den Fängen der Regierung gefangen war. Es war ihm egal, dass Patrick nicht mehr am Leben sein könnte, erst wenn er die Bestätigung dessen mit eigenen Augen sehen würde, würde er es glauben.
Als Manuel den Raum betreten hatte, waren alle Gespräche verstummt, die Anspannung schien jedoch noch anzusteigen.
Nervöse Blicke huschten von den Anführern, aber auch von den Mitgliedern hin und her, ehe Manuel, nachdem er auch noch von Simon mit dem Ellenbogen hatte angestubst werden müssen, endlich das Wort ergriff:
"Ich denke, dass es hier keinen Sinn ergibt, um den heißen Brei herum zu reden. Ihr habt es selbst auch bemerkt, mehrere Mitglieder sind nicht mehr hier." begann er, seine Stimme immer wieder kurz davor zu brechen.
Michael hingegen ballte seine Hände zu Fäusten, warf ihn einen mehr als nur vernichtenden Blick zu, blieb aber noch sitzten. Obwohl seine Wut immer weiter zu steigen schien, hielt er sich zurück. Genau wusste er nicht wieso er es tat, ob es immer noch die in ihn eingeprügelte Angst vor den Breedern. Vor dem, was sie ihn antun könnten, oder ob es noch immer die Zuneigung, die er den Anführern und Mitgliedern des Widerstandes gegenüber empfand.
"Vielen von euch ist es schon aufgefallen, dass seit meiner Rückher von einer Mission, zu der ich gemeinsam mit Patrick aufbrach, nur ich zurück kam. Ich..ich möchte nun genauer erklären, wie es dazu kam." begann er, stockte immer mal weider mitten in seinem Satz, der Mund schien ihm plötzlich vollkommen trocken. Unruhiges, nervöses Gemurmel stieg aus den Reihen der Unwissenden empor. Verächtlich musterte Michael den Breeder einfach nur weiter, ehe ihm etwas ans Ohr drang, was ihn für einen Moment zusammenfahren ließ.
"Wieso sollen wir den Breedern hier immer noch vertrauen, wenn soetwas passiert?"
Etwas was Michael im Kopf zu schwirren schien, seit er davon erfahren hatte, schien endlich ausgesprochen, und sein Entschluss, Patrick auf eigene Faust zu befreien, nur weiter gefestigt hatte. Hatten die andern die Stimme auch gehört? Es schien nicht so zu sein, Manuel wirkte noch immer wie eingefroren, die Hände immer wieder an eine Haarsträhne spielend, sah er einfach auf die Menge vor sich.
Tief holte er noch einmal Luft, sprach weiter;
"Wir wollten ein neues Gebäude ausfindig machen, in welchem wir weiter agieren können. Es lief alles nach Plan, bis wir auf einer Ekrundungstur entdeckt worden sind. Es besteht eine Theorie, wie es hierzu gekommen ist, die ich später weiter erläutern werde. Weiter ging es, in dem wir aus dem Gebäude, in welchem wir uns zuvor befanden, flohen, zu diesem Zeitpunkt waren wir noch zusammen. Wir schafften es uns in einem verlassenem Haus zu verstecken, doch stellte sich sehr bald heraus, dass es aus diesem heraus nur einen einzigen Ausweg gab, der uns von Verfolgern verspeert wurde. Sie wollten Patrick fangen und mich umbringen, weswegen Patrick die Idee aufbrachte, dass wir uns in einem Baum verstecken könnten." fuhr er fort, seine Stimme wurde immer leiser.
"Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass Patrick heimlich den Entschluss gefasst hatte, zu fliehen, unsere Verfolger nur auf sich zu lenken, sodass sie mich vergessen würden. Gerade als ich es geschafft hatte, auf unser geplantes Versteck zu steigen, kamen sie uns hinterher. Ehe ich mich versah, rannte Patrick plötzlich weg, in eine Sackgasse. Unfähig irgendetwas zu tun, war ich gezwungen zu zu hören, wie sie ihn verhöhnten, ehe er weiter rannte und er sich verletzte. Dennoch rannte er weiter, bis ich ihn nicht mehr wahrnehmen konnte. Später hörte ich nur noch..nur noch einen Schuss." beendete er seinen Vortrag, war aber nicht weniger entspannt.
Würde Michael in diesem Moment nicht einfach nur Wut und Entsetzen empfinden, hätte er nun Mitleid mit ihm gehabt. Dazu ließen sie den bedeutesten Fakt einfach aus, dass Patrick nach ihrem Stand noch immer am Leben war und Xaroth umgebracht hatte.
"U-und wie ist es dazu gekommen, dass sie wussten wo ihr euch befindet? Gab es einen Spion?" fragte eine Frau, klar verunsichert und überfordert, sah zu den Breedern und Menschen.
"Wir vermuten, dass es keinen wirklichen Spion gab, es nie gegeben hat. Sie hatten Patrick einen Sender verpasst, vielleicht schon kurz nach dem sie ihn gefangen hatten." erläuterte Manuel seine These, sah nun zu Michael.
Der musste für einen Augenblick blinzeln, ehe er verstand was das bedeutete. Konnten sie ihn so verfolgen? Oder war das nur eine Ausrede für sie gewesen, damit sie ihn nicht retten würden. Auch wenn Michael nicht lesen oder schreiben konnte, war er nicht dumm. Ein Sender konnte zeigen wo sich etwas befand, fast immer, und wenn Patrick so ein Ding eingepflanzt bekommen hat, wäre er immer überwachbar, immer auffindbar. Und dennoch, dass sie es nicht einmal erwähnten, dass Patrick noch lebte,
"Wieso lasst ihr den Fakt aus, dass Patrick noch lebt?"
So, dass ist dann der zweite Teil von der letzte Mensch, und voraussichtlich auch der letzte.
Also, ich hoffe dass irgendwer dieses Kapitel ließt, und sollten irgendwelche rechtschreib-/Grammatik-/ oder Logikfehler auftreten, darf man mich gerne darauf hinweisen, und so sage ich dann Mal;
Bis zum nächsten Kapitel^^
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