Prolog

Vor acht Jahren


Wart ihr schon auf diesen Partys, von denen wir uns im Nachhinein wünschen, sie niemals besucht zu haben?

Auf denen etwas passiert, was unser Leben auf den Kopf stellen wird und wir nichts dagegen tun können? In einem Augenblick unterhalten wir uns ausgelassen mit unseren Freunden, trinken und tanzen, während im anderen Moment eine einzige Erkenntnis ausreicht, um einem den Boden unter unseren Füßen wegzuziehen.

Ja, auf einer dieser Partys war ich und ich wünsche mir, dass ich dort niemals aufgetaucht wäre. Lieber wäre ich mit meinen Freunden zu Hause geblieben. Wir hätten uns einen Film ansehen können, hätten was gegessen und die Zeit genossen. Aber wegen dieser einen Entscheidung hatte sich mein ganzes Leben verändert, weswegen ich alles dafür tun würde, um in die Zeit zurückzureisen, sodass ich alles anders machen könnte. Andererseits hatte das Schicksal andere Pläne für uns, die wir nicht ändern können, egal wie fest wir uns dagegen wehren, da es tut, was es will.

Nichts kann diese Party ungeschehen machen und dafür hasse ich mich so sehr, weil ich diesen Stein ins Rollen brachte.
Es gab kein Zurück mehr.

°°○°°

Laute Musik dröhnt aus jeder Ecke. In der Luft liegt der Geruch von Alkohol, Schweiß und Sex. Es ist ein berauschendes Gefühl, welches meinen ganzen Körper in Bewegung setzt und meine Hüften zum Takt der Musik sinnlich kreisen lässt. Die gesamte Atmosphäre vernebelt meine Sinne, sodass ich den Alkohol spüren kann, wie er Stück für Stück, meinen Geist einnimmt. Jeder Mensch in diesem Raum fühlt den Bass, der alles vibrieren lässt. Es fühlt sich leicht und gut an. So gut, dass wir unser Handeln von heute am nächsten Tag sicher bereuen werden.

Zwei starke Arme schlingen sich um meine Taille und seine Wärme strömt durch mich hindurch. Automatisch lehne ich mich an ihn und lasse mich von ihm führen. Ich gebe ihm die Kontrolle über unsere Bewegungen. Die Wärme, die auf meine Haut trifft und sein Geruch verstärken meine Gänsehaut, welche sich augenblicklich auf meinem gesamten Körper ausbreitet. Er besitzt schon immer diese Wirkung auf mich und ich würde behaupten, dass sich nichts so gut anfühlt wie diese Verbundenheit, die wir miteinander teilen.

Seine Hände streicheln sanft aber bestimmend meine Seiten auf und ab, bis sie auf meinen Hüften liegen bleiben, während sein Atem meinen Nacken trifft. Ich schließe genüsslich meine Augen, um dieses Gefühl noch intensiver zu spüren. Dieser Moment soll nie enden, denn es fühlt sich immer wieder unglaublich an. Es fühlt sich noch immer so an, als würde er mich zum ersten Mal berühren. Dieses Gefühl zeigt mir erneut, dass ich zu ihm gehöre. Denn genau das tue ich. Ich gehöre ganz ihm.

»Du siehst so heiß aus, Löckchen. Ich kann nicht länger zusehen, wie jeder einzelne Kerl dich mit seinen Blicken auszieht. Du gehörst zu mir.«

Ein kleines Lächeln umspielt meine Lippen, als ich mich in seinen Armen umdrehe und in sein wunderschönes Gesicht sehe. Seine faszinierenden grünen Augen blicken mich mit diesem Ausdruck an, der nur für mich bestimmt ist. Der Ausdruck, der seine ganze Liebe mir gegenüber zeigt und mich somit Strahlen lässt.

»Nur dir, Tiger«, bestätige ich seine Aussage und gebe ihm einen sanften Kuss auf s Kinn.
Meine Hände schlingen sich um seinen Torso, während sich mein Körper wie von selbst näher an ihn schmiegt. Seine Augen verdunkeln sich, als er langsam mit den Lippen an meiner Wange entlang streicht und hoch zu meinem Ohr wandert. Mein ganzer Körper kribbelt und ein lautloser Seufzer entflieht meinem Mund.

»Ich liebe es, wenn du mich so nennst, Löckchen. Lass uns verschwinden und nach Hause gehen. Was hältst du davon?«
In meinem Kopf spielt sich bereits das Szenario ab, welches in meinem Körper ein Feuer entfacht, das nur er löschen kann. Das gleiche Feuer, welches sich in seinen Augen widerspiegelt und meine Knie weich werden lässt. Dieses Inferno ist nur für mich bestimmt.
Zustimmend nicke ich ihm zu, als ich mich nach meinem Bruder umdrehe, der zusammen mit seinen Freunden auf diese Party gekommen ist.

»Ich war vorher bei ihm und habe ihm Bescheid gegeben. Er wünscht uns viel Spaß.«
Sein verschmitztes Grinsen sagt alles, was ich wissen muss. Wir müssen schnell von hier verschwinden.

»Lass uns gehen. Ich möchte dir meine neue Errungenschaft zeigen.« Verspielt lächle ich ihn an und streiche verführerisch über meine Rundungen. Seine Augen verfolgen jede meiner Bewegungen, die er mit einem Knurren quittiert. Ohne ein weiteres Wort zieht er mich Richtung Ausgang, damit wir den Abend zu Hause ausklingen lassen können.

Noch nie in meinem Leben bin ich so schnell nach Hause gekommen wie heute. Wir sind buchstäblich über die ganze Stadt geflogen, weil wir es nicht erwarten können, endlich für uns zu sein.

Sobald das Auto zum Stehen kommt, verlasse ich fluchtartig den Wagen und laufe zügig zur Eingangstür. Während ich die Hausschlüssel in der Handtasche suche, höre ich sein tiefes Lachen hinter mir. »Ich liebe es, wenn du so ungeduldig wirst.«

Sein Atem streift meinen Nacken, als er hinter mich tritt und seine Arme um mich schlingt. Dabei legt er mir den Schlüssel in die Hand, sodass ich augenblicklich aufhöre zu suchen.
»Hier, Löckchen.«

Bevor ich jedoch die Tür aufschließen kann, klingelt mein Smartphone. Wer auch immer jetzt anruft, sollte einen triftigen Grund haben, uns zu stören. Er sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an, während ich mein Handy aus der Handtasche hole und verwirrt auf das Display schaue.
Unbekannt.

Wer ruft mich um diese Uhrzeit an? Und dann auch noch unterdrückt? Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, das mich noch nie im Stich gelassen hat. Ich hoffe sehr, dass ich mich dieses Mal irren würde. Aber dieser Anruf lässt mich nichts Gutes denken. Ich meine, wer ruft schon mitten in der Nacht an?

»Hallo?«

»Spreche ich mit Mrs. Riley?«

Langsam fängt mein Körper an zu zittern, als wüsste er bereits etwas, das mir verborgen bleibt. »Ja, hier ist Cara. Ist etwas passiert?«

Ich hätte nicht ahnen können, dass dieser Anruf unser aller Leben von Grund auf verändern wird und es niemals wieder so sein wird wie bisher.

»Hier ist die Notaufnahme. Soeben wurde Ihr Bruder Liam eingeliefert und Sie stehen als Notfallkontakt auf unserem Formular.«
Weiteres höre ich nicht mehr. Mein Handy fällt zu Boden und ich nehme nichts mehr um mich herum wahr. Nur ein Gedanke schweift in meinem Kopf, der mit jeder Sekunde immer lauter wird.

Das ist alles meine Schuld.

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