Kapitel 51
Ab da bezog Ben seine Süße natürlich in die Planungen ein, und es wurde ihm vollkommen klar, dass David und er richtig gedacht hatten.
Lachend berichtete er ihr von seinen anderen verrückten Ideen.
Lachend hörte sie zu, und noch immer lachend landeten sie natürlich wieder im Bett.
Nach einer sehr heißen Liebesrunde – beiden war Sex noch immer sehr wichtig -, setzten sie aneinander gekuschelt ihr Gespräch fort. Sie redeten die halbe Nacht, versuchten es zumindest – allerdings wenig erfolgreich, weil sie immer wieder unterbrochen wurden. Von streichelnden Händen, vom eingeatmeten Duft, von Haut an Haut, von fordernden Küssen und vielem mehr.
Der Morgen war nicht mehr weit, als Lea verstohlen gähnend fragte: „Wo heiraten wir jetzt schnell wieder?"
Ben zog sie noch enger in seine Arme. „So weit sind wir noch nicht gekommen."
Sie seufzte wohlig auf, genoss seine Nähe. Alles andere war sowieso zweitrangig. Und morgen war ja auch noch ein Tag.
Als David am nächsten Tag seinen Chef fragte, wie, wo und wann die Hochzeit denn stattfinden würde, grinste der etwas verlegen und fuhr sich mit den Händen durch seinen wilden Haarschopf. „Also ... Weiter, als dass wir heiraten werden, also demnächst, sind wir nicht gekommen."
Der Freund schüttelte sich vor Lachen. Etwas anderes hatte er eigentlich ja auch nicht erwartete. Die Beiden brannten vierundzwanzig Stunden am Tag nacheinander, ständig schossen Blitze zwischen ihnen hin und her, so dass es für ihre Mitmenschen manchmal gefährlich zu werden schien.
Wie oft war die Tür zu ihrem gemeinsamen Büro verschlossen gewesen, wenn er eine Frage gehabt hätte.
Wie oft war seliges, unterdrücktes Seufzen nach außen gedrungen.
Wie oft hatte dann Karin die Musik an ihrem Arbeitsplatz etwas lauter gedreht, David dabei angegrinst.
Wie oft hatte einer der Mitarbeiter die Kinder abgefangen, wenn sie zu Mama und Papa wollten, sie dann mal länger, mal kürzer beschäftigt.
Doch alle Angestellten lächelten immer dabei, niemand nahm irgendetwas krumm, alle steckte das Glück des Liebespaares an.
Wider Erwarten konnten Ben und Lea zwei Wochen später die perfekten Planungen ihrer Hochzeit bekanntgeben.
Sie saßen wieder in Wolfgangs Hinterhof, das war ein beliebter Treffpunkt geworden. Natürlich auch immer mit den etwas bösen Hintergedanken, die anderen Mitbewohner zu ärgern. Wenn die Fenster zuknallten, hatten sie so richtig Spaß daran.
„Also," begann Lea todernst. „Folgendes haben wir uns überlegt: Standesamtliche Heirat an einem Freitag im Reichsaal des Alten Rathauses, danach Fünfgangmenü im Ratskeller. Festliche Kleidung ist erwünscht.
Am Samstag danach die kirchliche Trauung in der Alten Kapelle mit einem Hochamt, danach die Feier im Hotel Maximilian mit 500 geladenen Gästen. Um Abendgarderobe wird gebeten."
Sie musste sich sehr zusammenreißen, als sie in die Gesichter der Verwandten und Freunde sah, um nicht zu lachen zu beginnen. Die Gäste Wolfgangs waren etwas blass um die Nase geworden.
David fasste sich als Erster. „Dein Ernst?" fragte er etwas überfordert. Das verrücktestes Liebespaar, das er kannte, wollte die absolute Spießerhochzeit durchziehen?
Da konnte Ben sich nicht mehr länger beherrschen und prustete los. Langsam begriffen die anderen, dass Lea sie vorgeführt hatte. Verbal und mit ein paar liebevollen Stupsern fielen sie über die junge Frau her, die vor Lachen kaum noch Luft bekam.
„Ihr ...ihr ... ihr habt das wirklich geglaubt!" japste sie. Wolfgang sah sie gespielt böse an. „Ich sollte meinen Sohn wohl vor dir warnen. Du kannst sehr überzeugend flunkern!"
Lea wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Okay, dann bleibe ich jetzt bei der Wahrheit. So eine Hochzeit ist ja eine todernste Sache!"
Sie nahm schnell einen Schluck Kaffee, schnappte sich ein Schnittchen, stillte dann endlich die Neugierde der anderen. „Für das Standesamt haben wir uns wirklich für das Alte Rathaus entschieden. Das Trauzimmer dort ist etwas stimmungsvoller als das im Neuen. Danach gehen wir einfach in den Biergarten, ganz zwanglos. Karin und David würden wir gerne als Trauzeugen haben.
Kirchlich würde uns Pater Clemens trauen, ihr kennt ihn alle von seiner Sozialarbeit in der Stadt, in der kleinen Kapelle von St. Fidelis. Ich werde nicht eine Menge Geld für ein Brautkleid ausgeben. Das ist mir nicht wichtig. Was zählt ist, dass unsere Familie und Freunde mit uns zusammen feiern, dass wir beide uns gefunden haben. Die eingesparte Kohle kann Pater Clemens gut gebrauchen."
Ihre Mama wischte ein paar Tränchen fort, sie hätte ihre Tochter schon gerne als strahlende Braut in einem wunderbaren, weißen Kleid gesehen. Aber Lea hatte natürlich recht, und sie war sehr stolz auf sie, wie auch auf sich und Stefano. Ihr kleines Mädchen war kein verzogenes Modepüppchen geworden, sondern eine starke junge Frau, die ihr Leben meisterte. Ihr Mann nahm Angelika in die Arme und flüsterte ihr die Worte ins Ohr, die er ihr schon oft gesagt hatte: „Danke, amore mio, für dieses wunderbare Kind!"
„Fehlt nur noch die Feier nach der kirchlichen Trauung," fuhr Lea fort. „Und dafür haben wir uns etwas besonderes ausgedacht."
Sie machte eine dramaturgische Pause, wollte die anderen noch etwas schmoren lassen. „Der Platz vor den Garagen unseres zukünftigen Heimes ist ja schon befestigt, dort stellt ein Caterer ein Zelt auf, sorgt auch für Essen und Getränke. Wir laden dazu die neuen Nachbarn ein, um ihnen die Angst vor uns zu nehmen. Die scheinen etwas verunsichert zu sein, glauben wohl, wir planen da eine Art von Kommune." Ingo, der die Bauleitung übernommen hatte, hatte ihr berichtet, dass immer wieder Leute vorbeigekommen waren und ihn ausgefragt hatten. Aber so recht hatten sie seinen Versicherungen wohl nicht vertraut, das Gerücht schien sich hartnäckig gehalten zu haben.
Mit diesen glaubhafteren Plänen, die Lea vorgetragen hatte, waren nun alle einverstanden, es blieb ihnen ja auch nichts anderes übrig.
Schon drei Wochen später hatten Lea und Ben alles organisiert, und es wurden zwei Festtage ganz in ihrem Sinn. Locker, leicht, stressfrei.
Das Wetter verwöhnte sie mit herrlichem Sonnenschein, quälte sie aber nicht mit zu großer Hitze. Viele der neuen Nachbarn waren tatsächlich zur Feier im Zelt erschienen, die meisten wahrscheinlich aus Neugierde. Doch wer gekommen war, bereute es nicht. Das waren alles vollkommen normale, liebe Menschen mit zwei sehr süßen, braven Kindern, die wohl Zwillinge waren. So genau durchblickten sie die Familienverhältnisse noch nicht, aber von einer Kommune konnte keine Rede sein.
Kurz vor dem Abendessen entführte Ben seine bezaubernde Frau in die Wohnung, die sie bald beziehen würden. Vor der noch leeren Türöffnung nahm er sie auf die Arme und trug sie über die Schwelle. Im Flur hing ein großes Plakat an der Wand, mit großen Lettern und kunstvoll mit Herzen verziert. Lea las, und Tränen schossen in ihre Augen:
Der Weg ... genau hier her!
❤️ ❤️ ❤️ ❤️ Ende ❤️ ❤️ ❤️ ❤️
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