~XXXIII.~

Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir das Tor von Moria. Dort ließen Aragorn und ein Hobbit, Samweis Gamdschie, ihr fuchsfarbenes Pony von dannen ziehen, während Gandalf sich schon am Tor zu schaffen machte. „Die Minen sind kein Platz für ein Pony. Auch für den tapferen Lutz nicht." Sam streichelte traurig über die Blesse des Wallachs. „Mach's gut, Lutz." Dann nahm er das Zaumzeug ab und das Pony ging wieder in die Richtung, aus der wir gekommen waren. „Keine Sorge, er kennt den Weg nach Hause." Sam schaut ihm in Gedanken versunken nach, ehe er Aragorn folgte.

Gandalf hatte wieder einmal das Passwort vergessen. Also saßen wir nun am Rande eines Sees herum und vertrieben uns durch leises Unterhalten die Zeit. Aragorn bestand darauf, meine Wunden zu untersuchen. Natürlich gab ich nach, da ich wusste, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, Widerstand zu leisten. Nach einem schockierten Gesichtsausdruck seinerseits war auch alles wieder gut, mehr oder weniger, und er berichtete mir ausführlich über alle Geschehnisse in meiner Abwesenheit.

„Zeitgleich mit deiner Entführung stolperten vier Hobbits in den Gasthof und fragten nach Gandalf. Beim näheren Lauschen erfuhr ich allerhand über sie, auch über den Ring und versteckte sie eilig, bevor die Nazgûl ebenfalls eintrafen. Deshalb konnte ich dir auch nicht folgen. Danach sind wir sofort geflohen. Doch die Ringgeister haben uns hartnäckig verfolgt. Bei einer Rast haben Samweis Gamdschie, Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock (er hatte mir vorher die Namen der einzelnen Mitglieder genannt) leichtsinnigerweise ein Feuer zum Braten von Essen gemacht, in meiner Abwesenheit. So haben die Nazgûl sie gefunden und Frodo Beutlin wurde mit einer vergifteten Klinge verletzt. Daraufhin haben wir uns schnellstmöglich nach Bruchtal aufgemacht, um ihm die nötige medizinische Versorgung zuzusichern. Dort ist er dann zum Glück durch Elronds Heilkunst (ich verzog mein Gesicht bei diesem Namen) wieder genesen. Gandalf erwartete uns ebenfalls in der Elbenstadt und einen Tag später gab es einen Rat mit allen Vertretern der Völker Mittelerdes. Wir beschlossen, dass der Ring vernichtet werden müsse, doch wer sollte ihn nehmen? Darüber entbrannte ein Streit..." Abwehrend hob ich beide Hände. „Schon gut, ich kann es mir lebhaft vorstellen." Aragorn lachte kurz auf „Naja, wie auch immer, jedenfalls erklärte sich Frodo bereit, ihn zu nehmen." Mein Blick schweifte zu dem dunkelhaarigen Hobbit. Er bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn ängstlich. „Um ihn bildete sich schnell die Gemeinschaft des Ringes. Und ja..." Er machte eine weit ausholende Bewegung mit den Armen. „Hier sind wir nun." Gebannt hatte ich seinen Ausführungen gelauscht. „Also ist es wahr. Sauron begehrt wieder auf. Er wagt es nun." Verächtlich schnalzte Aragorn mit der Zunge. „Eher der Ring selbst." „Wie auch immer", meinte ich. „Wichtig ist nur, dass euer Vorhaben Erfolg haben wird." Eindringlich sah ich ihm in die Augen. „Ich werde euch im Schatten begleiten und im Kampfesfall an eurer Seite kämpfen." Er nickte dankend. In dem Moment ertönte „Mellon", das elbische Wort für Freund, welches Gandalf mit Frodos Hilfe gefunden hatte und augenscheinlich das Passwort war. Das Tor öffnete sich und ich erhob mich. Pippin warf Steine in den See und geschwind hielt Aragorn ihm am Arm fest. „Schrecke nicht das Wasser auf", flüsterte er leise. Eilig folgten wir Gandalf in die Minen. Drinnen war es düster, so düster, dass wir nicht einmal die eigene Hand vor den Augen zu sehen vermochten. Gimli unterdes begann unbeirrt von der Gastfreundschaft Seinesgleichens zu schwärmen, während Gandalf ein Licht auf seinem Stab entfachte. In dem Dämmerlicht sahen wir das Unglück und die Hobbits stolperten zurück. Nur der Zwerg war so in seine strahlenden Erinnerungen vertieft, dass er die Wirklichkeit nicht richtig wahrzunehmen schien. „Sie nennen es eine Mine. Eine Mine!", vermerkte er gerade laut und ließ sein rauchiges Lachen hören. Boromir starrte entsetzt auf die Leichen, die überall herumlagen. „Das ist keine Mine, das ist ein Grab." Er war der Erste, der aussprach, was alle dachten, voller Grauen und Abscheu. „Und das anscheinend schon eine ganze Weile", fügte ich leise hinzu. Dem Zwerg verging seine Belustigung und er stieß ein mitleiderregendes Heulen aus. Legolas zog rasch einen Pfeil aus einem der toten Körper. „Orks", war das Einzige, was er sagte.

„Es war ein Fehler, herzukommen. Raus hier!" Noch während Aragorn dies lautstark und mit vor Furcht schrill werdender Stimme kundtat, schoss ein Tentakel aus dem Wasser hinter uns und packte Frodos Fuß. Merry und Pippin rannten ihm nach und hieben auf den Fangarm ein. „Streicher!", schrie Sam panisch. Aragorn drehte sich eilig um und kam ihnen zu Hilfe. Die anderen, eingeschlossen mir, jagten ihm hinterher. Legolas und ich schossen nun abwechselnd Pfeile auf den Torwächter, der jetzt auch noch die zwei anderen Halblinge in die Höhe hielt. Die beiden Menschen kämpften mit ihren Schwertern und Gimli mit seiner Axt.

Schließlich gelang es Aragorn, den Arm zu kappen, der Frodo festhielt. Er fing ihn auf und eilte Richtung Mine. Boromir watete bis zum Bauch in den See und zog die anderen Hobbits heraus. Auch er rannte in den Berg, während Legolas und ich standhaft unsere Pfeile verschossen, bis alle im sicheren Dunkel waren. (Es brachte rein gar nichts, das Ungeheuer zu beschießen, höchstens wurde es dadurch wütender.)

Schnell flohen auch wir in die Minen, doch der Torwächter folgte uns. Mit seinen Tentakeln versuchte er anscheinend, den Eingang zu seinen Gunsten zu vergrößern, was ihm jedoch nicht ganz gelang. Große Felsbrocken stürzten herab und versperrten uns den Rückweg. Unmittelbar danach lag Totenstille auf den Gefährten. Nach einiger Zeit seufzte Gandalf vernehmlich. „Nun also müssen wir es mit der langen Dunkelheit Morias aufnehmen."

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