~XI.~

Nocturîan und ich drosselten unser Tempo kurz danach von Galopp zu zügigem Schritt. Weite Ebenen erstreckten sich vor uns, die wir durchqueren mussten. Langsam ritten wir weiter, ich war zwar müde, aber im Moment gab es hier sowieso keine vernünftige Deckung zum Rasten. Diese Nacht war eiskalt und sternenklar. So oft es ging, blickte ich hinauf, um sie zu bewundern. Nach einer ganzen Zeit wurden meine Glieder schwer, ich brauchte dringend Schlaf. Suchend schaute ich um mich, doch ich fand nur einen sanften Hügel, an dessen Fuß sich eine kleine Mulde anschloss. Es gab zwar einige kleinere Steine dort, aber sie würden nicht viel bringen. Jedoch war mir klar, wenn ich jetzt keine Pause machen würde, käme ich die nächsten Tage nicht voran. Und ich musste dringend ein Dorf erreichen. Also rutschte ich von Nocturîans Rücken und suchte mir eine bequeme Stelle, an der ich die Nacht zu überstehen hoffte. Allerdings musste sich Nocturîan hinlegen, das war meine Bedingung. In der Nacht erwachte ich. Von zweierlei Dingen, einmal von leisen Huftritten und von der anscheinend gerade frisch gefallenen, dünnen Schneeschicht. Tja, mein Glück endete wohl hier. Wir hatten noch einen kleinen Felsen gefunden, hinter den wir uns gelegt hatten. Allerdings versteckte er nicht wirklich was. Vorsichtig robbte ich zu dem Felsen und verfluchte dabei den Schnee. Er würde es noch leichter machen, uns zu verfolgen. Unsere Spuren würden solange sichtbar sein, bis der nächste Schnee fiel oder der alte taute. Nocturîan und ich mussten dringend in einen Wald. Die Huftritte wurden lauter, also näherten sich sie sich. Wachsam spähte ich über den Felsen. Erst sah ich nur den Schnee, der alles bedeckte und das Licht reflektierte. Doch dann fiel mein Blick auf die schwarzen Reiter. Erschrocken zuckte ich zusammen und duckte mich. Dann schob ich mich eilig zu Nocturîan. Nazgûl! Die Ringgeister! Sauron's Unterjochte. Sofort wusste ich, was das bedeutete. Der Ring war wieder aufgetaucht. Ab jetzt würde es nirgends mehr sicher sein. Mit angehaltenem Atem lauschte ich auf das Hufgeklapper der schweren Rösser und die metallisch klirrende Trense. Als sie vorbeiritten, rutschte ich weiter um den Hügel herum, um nicht entdeckt zu werden. Zum Glück war Nocturîan weiß, sodass er im Schnee nicht auffiel. Er legte sich flach auf den Boden. Wir hörten noch, wie sich die Huftritte immer weiter entfernten und das unheimliche Schnauben leiser wurde. Als ich sie nur noch als dunkle Silhouette weit hinten in der Ebene erahnen konnte, stand Nocturîan auf, schüttelte sich den Schnee aus dem Fell und ich schwang mich hastig hinauf. Ich ritt nicht in die entgegengesetzte Richtung, wobei das in jedem Fall das Klügste gewesen wäre. Direkt in dieser Richtung lag Angmar, das ehemalige Hexenreich, westlich würde das Land immer dichter besiedelt sein. Also kein Wald, und auch der Ort, wo die Ringgeister vermutlich als Erstes suchen würden. Auf Elbisch flüsterte ich Nocturîan etwas ins Ohr und er preschte los. Er wurde eins mit dem Wind und nach einigen Stunden drosselte ich das Tempo auf einen stetigen Trab. Innerhalb von einem Tagen brachten wir eine Strecke hinter uns, für die man normalerweise zwei Tage brauchte. Wir machten keine Pause und keine Rast. Zwischendurch kramte ich einige geschmacklose Dörrpflaumen heraus, doch viel aß ich nicht von dem trockenen Fraß. Wasser trank ich auch nicht viel, zudem meine Vorräte halb gefroren waren. Nach einem Tagen erreichten wir die Trollhöhen, den Wald dort. Als wir eintraten, fühlte ich mich sofort sicherer. Unter den Fichten war es auch noch relativ trocken, und ich legte mich schnell hin. Nocturîan würde mich wecken, wenn irgendetwas passierte.

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