Kaffee schwarz oder Cappuccino?
Alexander
Er kam noch ein Stück näher. So nah, das ich seine Wärme spürte. So nah, das er meine Gänsehaut wahrnahm. So nah, das unsere Herzen einen Schritt aufeinander zu gingen. So nah und doch nicht nah genug.... "Ist das Buch gut?" Mein Blick flog zu der Stimme, die mich so überraschte, das sich eine feine Gänsehaut auf meinen Armen bildete.
Es war ein neuer Tag. Ich hatte frei und so saß ich in einem Straßencafé. Es war nicht so überfüllt wie die anderen bekannteren Läden wo es nur Kaffee gab. Eigentlich erinnerte es an eine typische italienische Eisdiele. Es gab einfache rote Stühle und Tische, ein Tresen wo dahinter die Tassen und Kaffeemaschinen standen. Dazu eine Speisekarte, wo es hauptsächlich süßes zu essen gab. Natürlich durfte das Eisfach nicht fehlen, mit den ganzen vielen Sorten. Man konnte auch direkt von der Straße aus ein Eis kaufen.
Ich war Laktose intolerant und beschränkte mich deswegen immer auf einen Kaffee. Wie in dem Buch, welches gerade aufgeklappt auf meinen Tisch lag, wirkte, wie bei dem kleineren von beiden, zuviel süßes wie Alkohol bei mir. Ich wurde auf eine positive Weise hippelig. Zu viel Gummibärchen oder Zucker und ich war nicht mehr die Ruhe in Person, wie man es von mir kannte.
Vor mir stand Magnus Bane und sah mich lächelnd an. Er hatte mich die ganze Zeit beobachtet und dieser Fakt schien meiner Wärmflasche zu gefallen. "Es ist interessant." sage ich dann und denke über das nach, was bisher schon passiert ist. "Was ist in dem Buch gerade passiert? Es sah so aus als hätten Sie die Luft angehalten. Nicht das sie sich sonst großartig bewegt hätten."
Ich wusste nicht warum aber eine kribbelnde Nervosität verbunden mit einer Welle Freude überrollte mich. Wahrscheinlich lag es daran, das er etwas beobachtet hatte, was sonst gar nicht so viele wissen. Kennt ihr das? Eine Person, die euch noch gar nicht so gut kennt oder mit der ihr nur ab und zu mal redet, sagt etwas über euch und es trifft genau zu? Zu einhundert Prozent? Obwohl ihr euch nicht so gut kennt?
Meine Hände brauchen etwas zu tun. Deswegen spielt die eine Hand mit meinem Ohrläppchen. Das habe ich mir schon als Kind angewöhnt und bin es seitdem nur noch schwer los geworden. Es ist wie bei viele Mädchen, die mit ihren langen Haaren spielen und sie zwirbeln.
"Die zwei Hauptrollen kommen sich endlich mal ganz nah. Es scheint auf einen ersten Kuss zu zu steuern." beantworte ich dann seine Frage. Erst dann fällt mir die Schürze, die um seine Hüfte gebunden ist, auf. "Sie arbeiten nebenbei noch hier?"
Magnus Bane setzt sich auf den freien Stuhl, der noch zu meinem Tisch gehört. Elegant überschlägt er seine Beine. Diese Bewegungen sind alle so flüssig, das ich mir gar nicht vorstellen möchte, wie gut er tanzen kann.
"Ja die Arbeit als Gärtner reicht leider nicht zu und die Kinder unterrichte ich freiwillig. Seit neuem habe ich allerdings auch eine Erwachsenen Gruppe, die Standardtänze lernen wollen. Für diese Stunde bekomme ich Geld." Erzählt er mir offen. "Wird das nicht zu viel?"
Mein Gegenüber zuckt nur mit den Schultern. "Nein ich mag das. Ich brauche immer etwas zu tun und so habe ich auch etwas Abwechslung. Bevor wir zwei weiter reden, wollen Sie etwas trinken oder essen?" Ich klappe mein Buch zu und bemerke erst jetzt das ich noch nichts bestellt hatte. "Einen schwarzen Kaffee, bitte."
Mr. Bane steht wieder auf. Kurz sehe ich mich im Café um und bemerke das ich neben einer anderen Frau, der einzige Kunde bin. "Setzen Sie sich dann wieder zu mir?" Er dreht sich nochmal um. Sein Blick ist ernst. "Lieb das sie fragen aber das hätte ich auch so gemacht." Erleichtert atme ich aus und er zwinkert mir zu.
Während er konzentriert meinen Kaffee vorbereitet, muss ich stumm vor mich her lächeln. Mir gefällt diese Leichtigkeit die zwischen uns herrscht, wenn wir miteinander reden. So als ob kein Wort falsch wäre. Kein Wort außer eine Ablehnung, an die wir beide gar nicht dachten. Denn sie wäre falsch.
"Glauben Sie eigentlich an höhere Mächte?" Magnus Bane stellt vor mir eine dampfende Tasse ab und setzt sich selbst wieder auf den Stuhl. Auch er hat eine Tasse und es sieht ganz nach Cappuccino aus. Seinen Kopf stützt er auf seinen Händen ab. Er eröffnet sein Gefängnis wieder in welches ich freiwillig herein wandere.
Entspannt lehne ich mich zurück. "Ich glaube das Leben ist die höhere Macht von der alle immer reden." spreche ich meinen ersten Gedanken aus. "Sei es Schicksal oder Erfahrungen die man machen musste. Wenn dann kommt alles vom Leben. Das macht es doch gerade so interessant. Wir wissen nicht was morgen passiert, über welche Person wir drüber stolpern, welche Erinnerungen wieder ausgepackt werden oder ob wir uns selbst etwas besser verstehen. Die Frage, ob das Leben sich selbst plant oder sich auch mal überraschen lässt, wird nie geklärt werden. Deswegen ist es so interessant darüber zu reden."
Magnus Bane lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Etwas was ich sehr mag, denn ich tue es ihm gleich. Ungefilterter Aufmerksamkeit trifft auf Neugier gepaart mit etwas Witz und Anziehung.
"Ich glaube einfach das Pläne, Running Gags vom Leben sind. Das Leben schreibt jeden Tag für uns ein neues Kapitel. Wir sollten es so sehr lieben, jede einzelne Seite. Irgendwann wird die Tinte alle sein und dann würde ich gern sagen, das ich ein erfülltes Leben gehabt habe." Als er spricht, hänge ich an seinen Lippen.
Wir scheinen in die gleiche Richtung des Flusses zu schwimmen, wobei er immer wieder seine Position ändert. Dazu rührt Magnus Bane seinen Cappuccino mehrmals um. "Das Leben kann man wie ein Instrument gleichsetzen. Was heraus kommt hängt davon ab wie man es spielt. Und vielleicht hat man Ende ein kleines Orchester mit den Menschen, die das Instrument in der gleichen Melodie spielen."
Immer mal wieder müssen wir das Gespräch unterbrechen, da es einen neuen Kunden gibt, den Magnus Bane bedienen muss. Danach machen wir aber dort weiter wo wir aufgehört haben. Wir nehmen das Leben auseinander und durchleuchten jedes Teil einzeln. Unsere Lippen stehen nicht still und am Ende haben wir drei Tassen Kaffee und Cappuccino getrunken.
"... es ist nur wichtig zu erkennen, das die Sonne auch allein ist und sie scheint trotzdem. Warum sollten wir Menschen das dann nicht auch hinbekommen." Wir hatten unsere Beine ausgestreckt. Ich weiß nicht wie viele Stunden vergangen waren aber das war mehr als unwichtig. Dieser freier Tag hätte nicht schöner sein können.
"Da gebe ich Ihnen recht aber ist es nicht auch schön, wenn zwei Menschen gemeinsam viel heller erstrahlen?" Bei dieser Frage sieht er mich aus funkelnden Augen an. Das G<efängnis hatte plötzlich eine ganz andere Farbe. Ich war so eingenommen davon, das ich nur mit den Schultern zucken konnte. "Solange sie dann auch zusammen mal im Schatten tanzen können." brachte ich mit rauer Stimme hervor.
Magnus Bane lächelt mich ehrlich an und ich kann das nur erwidern. "Ich weiß nicht wie es Ihnen geht aber ich könnte noch eine Tasse vertragen." Erfreut nicke ich, bevor er aufsteht lege ich meine Hand auf seinen Unterarm. "Ich weiß ja nicht wie es ihnen geht aber wie wäre es wenn wir mit dieser Tasse zum 'Du' übergehen?"
Er stellt die Tassen ab und reicht mir dann seine Hand. "Magnus." Als ich seine Hand nahm, gab er mir alles, worauf ich stumm gehofft hatte- einen Schauer, der mir den Rücken hinunterlief. Das Gefühl war elektrisierend. "Alec."
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