funkelnde Kometen oder Sterne?
Alexander
"Du und der Gärtner also?" Cat und ich beobachteten die Bewohner, die sich im Garten beschäftigten. Mein Blick glitt unweigerlich zu dem Mann der zusammen mit Mrs. Smith die Rosen verschnitt und ihr dabei etwas erzählte. Beide trugen ein fröhliches Lächeln. Ich musste diesem Mann unbedingt sagen, das ihm dieser Blaumann sehr gut stand. Er machte eine gute Figur als Gärtner. Und noch eine viel bessere als mein Freund.
Ich konnte es nicht verhindern zu lächeln. Manchmal erschien es mir immer noch surreal, das er zu mir gehörte. "Wow, wenn das mal keine Liebe ist, dann weiß ich auch nicht." Cat grinste mich an. Ich sah die Freude in ihren Augen. Würde ich bei jedem anderen Thema jetzt mit den Schultern zucken, so war ich bei dieser Sache so sicher, wie der Fels einer Brandung.
"Ja.. ich bin in diese Liebe gestürzt, ganz ohne Frage wie oder warum. Ich habe mich einfach verliebt. Er gibt mir die Arten von Gefühle über die Leute Romane schreiben." Ich gebe es offen zu. Ohne Scham oder den Herdplatten. Es ist die Wahrheit, die nur allzu gerne über meine Lippen kommt.
"Ich freue mich sehr für euch zwei. Isabelle ist wahrscheinlich ausgeflippt, oder?" Schon allein wenn ich daran denke, es ihr zu erzählen, habe ich das verlangen mir die Ohren zu zuhalten. "Sie weiß es noch nicht. Aber sie wird es hoffentlich bald erfahren. Wahrscheinlich telefonieren wir heute Abend. Ich versuch ihr bei den Hausaufgaben zu helfen."
Cat trägt immer noch das grinsen. Sie wirkt heute irgendwie glücklicher als sonst und ganz egal, was der Grund ist, ich hoffe es bleibt so lange wie möglich. Sie hat es verdient. "Ich gehe dann mal zu Mrs. Lovelace."
Seitdem ich erfahren habe das es ihr nicht mehr so gut ging, waren fast zwei Wochen vergangen. In dieser Zeit ist viel passiert. Magnus und ich wechselten immer mal wieder die Wohnungen. Wobei er bei mir bereits den halben Kleiderschrank mit seinen Klamotten belegte. Damit ich nicht wieder in das Bieber Shirt gerate, liegen nun auch ein paar Klamotten von mir bei ihm. Wir waren ein eingespieltes Team und nur zu gerne veränderten wir den Rhythmus des Alltages.
Die drei Wörter hatten wir noch nicht ausgesprochen. Dafür zeigten wir unsere Liebe in den kleinsten Gesten. Wir wussten das wir uns liebten und das reichte mir.
Mrs. Lovelace hatte ich jeden Tag besucht. Gemeinsam haben wir uns an den letzten Satz ihres Mannes erinnert. Mittlerweile lag sie im Bett, sprechen tat sie nicht mehr. Das Bewusstsein war eingetrübt. Genau deswegen war es mir eine Ehre, die Wörter für sie auszusprechen.
Als ihr das Reden noch leicht viel, hat sie mich gebeten, ihr immer etwas vorzulesen. Es war für mich selbstverständlich, diesen Wunsch zu erfüllen. Auch heute ging ich ganz leise in ihr Zimmer. Die Sonne schien erfreut hinein.
"Hallo, Mrs Lovelace. Ich wollte ihnen etwas vorlesen." Mit einem unregelmäßigen, röchelnden Atem lag sie im Bett. Sie war blass. Trotzdem lächelte ich. Auch wenn es nicht leicht war. Ich setzte mich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Ich griff nach ihrer kühlen Hand und legte sie in meine. Mit der anderen griff ich nach dem Buch.
Es bestand aus mehreren kleinen Geschichten. Tief atmete ich nochmal durch und erhob dann sanft und in eine gewissen leisen Art meine Stimmen. „Und ich warte auf den Tag, an dem du wieder vor mir stehst. Die Worte ihres Mannes und jetzt zu dem Buch ‚Die Geschichte von den Sternen auf der Erde'."
"Hoch am Himmelszelt, wo tagsüber die Sonne scheint und nachts der Mond regiert, gibt es funkelnde Kometen. Für alle sind es die Sterne. Gemeinsam bilden sie die Bilder, von den die Astronome träumen.
Von dort oben erscheint alles so klein. Selbst das größte Problem. Nicht nur die Lichter der Häuser und die Laternen der Straßen erscheinen hell. Sondern auch die Menschen. Jedes Leben leuchtet. Die einen tragen ein weißes Licht in sich, die anderen das rot eines Lagerfeuers. Manche funkeln wie ein Regenbogen, die anderen so blau wie der Ozean.
Von Geburt auf an, leuchtet jede Seele und die funkelnden Kometen, die einst auch mal auf dieser Welt gewandelt sind, beobachten das Treiben von dem höchsten Aussichtspunkt. Ein ständiger Begleiter ist ihr Lächeln. Ihnen geht es dort oben gut. Sie sind frei.
Erst wenn das Leben mit jedem Atemzug aus dem Körper schwindet, wird das Licht im Menschen etwas blasser, matter, fast schon durchscheinender. Die Glieder werden müde. Sie legen sich einfach nieder. Jeder kann es sehen und jeder fühlt es. Es ist der Schmerz der sich tief festsetzt. Ein Begleiter seines Seins wird und dem eigenen Leben etwas Tiefe gibt. Die blassen Lichter sind kühl. So schmerzhaft hallt das klopfen am Himmelstor. So laut, das es den Hinterlassenen in Mark und Bein fährt.
Es sind die leuchtenden Kometen, die sich auf die Erde hinab fallen lassen. Durch das geöffnete Fenster, nehmen sie das gedimmte Licht an die Hand. Gemeinsam, Hand in Hand, verlassen sie das Paradies der Welt und steigen mit Flügelschwingen empor in das Gewölbe des Himmels.
Denn dort fangen sie wieder an, in einem vollkommen neuen Licht zu funkeln und können so, von diesem Aussichtspunkt ihre Liebsten betrachten. Der Fluss der Trauer, möge er noch so mitreißend sein, das wird nicht das Ende sein. Die Seele ist wieder daheim und lebt den Tag, ihrer liebsten Lichtern mit."
Ich klappe das dünne Buch zu. Wir hatten es gemeinsam heraus gesucht. Ich musste nicht aufsehen. Das Röcheln war verklungen. Ich hielt ihre Hand einen kleinen Augenblick länger, wollte dieses Gefühl nochmal in mir konservieren. Erst als ich mich bereit fühlte ging ich zum Fenster und öffnete dieses.
Mrs. Lovelace war eingeschlafen, ihre Wimpern streichelten ihre kühle Wange. Ich wusste das ich sie ganz bald dort oben leuchten sah. Ich hoffte, das sie ihren Mann, meine schönen Grüße ausrichten würde. Die Vorstellung das die beiden sich jetzt wieder gegenüberstanden, war nur ein mildes Gebet, welches den küssenden Schmerz nur minimal linderte.
Ich sehe sie ein letztes mal an. "Kommen Sie gut an." Nur ein kurzes Lächeln kommt zu Stande bevor ich das Zimmer ein letztes mal verlasse, um Cat Bescheid zu sagen. Sie scheint es mir anzusehen. Trotzdem sage ich "Sie ist wieder zu Hause bei ihrem Mann." Irgendwo hatte ich es heute gespürt. Da war so ein Gefühl, was mit dem Finger auf die Trauer gezeigt hatte.
Cat wurde auch sofort still. Das Lächeln verschwand und ich war ihr dankbar, das sie jetzt nichts sagte. "Brauchst du bei irgendetwas Hilfe?" Ich sah wie sie schluckte. "Könntest du nur zu den anderen schauen? Damit Diana etwas Unterstützung hat. Sie ist erst neu hier und kennt die Bewohner noch nicht so, wie du sie kennst." Ich kann nur nicken. Die Nachricht wird viele Treffen. Die älteren Damen und Herren sind eine kleine Familie. Für sie muss es auch schwierig sein.
Ich verbrachte den gesamten Nachmittag noch im Altersheim. Meine Aufmerksamkeit galt den Menschen hier und nicht meinen Gedanken. Auch wenn die sehr präsent erschienen. Mir war übel und eigentlich freute ich mich einfach nur noch auf einen entspannten Abend mit Magnus.
Dieser kam kurz zu mir. Er musterte mich sofort. Jeder andere hätte gesagt, das er mich einfach ansieht. Nur ich wusste, das etwas kritisches in seinem Blick lag. "Sehen wir uns heute Abend?" Er nickte nur. Ich konnte mich nicht weg drehen. Irgendetwas hielt mich auf. Magnus strich mir eine Strähne hinter das Ohr. "Versprochen."
Wir verstanden uns, brauchten doch nur diesen Augenkontakt. Ich war dankbar, das mit ihm haben zu können. Unsere Lippen trafen sich, spendeten mir etwas Wärme und Sicherheit. Ich genoss diese aufflammenden Gefühle.
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Zu Hause wollte ich mich einem Buch zu wenden. Aber der Klingelton meines Laptops, den ich eigentlich nur wegen Izzy besaß, stoppte mein vorhaben. Es war ein Videoanruf. "Aaaaleeec." Ich musste etwas schmunzeln als ich Izzy in ihrem pinken Schlafanzug sah. Auch wenn ich bis vor wenigen Sekunden meine Ruhe wollte, so war ich doch jetzt sehr froh sie zu sehen.
"Na Kleines. Alles gut bei dir?" Izzy' Wangen wurden rot. Sie liebte diesen Spitznamen. "Ich vermisse dich so sehr. In meinen Semesterferien werde ich wahrscheinlich die ganze Zeit bei dir sein." Ich hatte nichts dagegen einzuwenden und Magnus sicherlich auch nicht. "Ich vermiss dich auch. Aber erzähl, welchen Tratsch und Klatsch habe ich verpasst? Gibt es schon erste Pärchen?"
Izzy hatte viel neues und interessiert hörte ich ihr zu. Ohne das sie es wusste, lenkte sie mich von diesem heutigen Ereignis ab. ".... auf jeden Fall ist Maia jetzt irgendwie an zwei Typen gleichzeitig interessiert. Ich wollte ihr die Münze empfehlen aber das muss glaube ich ihr Herz entscheiden." Gemeinsam hatten wir jedes neues Gerücht auseinander genommen und obwohl ich nicht dort war, hatte ich das Gefühl alles mit erlebt zu haben. Auch wenn ich im Unterbewusstsein das schwere Gefühl der Trauer hin und her wiegte.
"Ach, ich wollte dir doch meine Hausaufgaben..." Sie hielt inne als sie den Schlüssel in der Tür hörte. Wenig später ertönte Magnus Stimme. "Ich bin daaa." Gott, wie sehr ich ihn liebte. Die Augen meiner Schwestern wurden groß als Magnus auch in der Kamera zu sehen war. "Oh..." Belustigt sah ich ihn an. "Überraschung." riefen wir beide nach einem kurzen Kopfnicken.
Izzy schien es die Sprache verschlagen zu haben. Magnus gab mir einen Kuss auf den Haarschopf. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn dann auf mein Schoß, zu sehr brauchte ich gerade seine körperliche Nähe.
Fast hätte ich mich in seinem Gesicht wieder verloren, doch das kreischen von Izzy ließ uns zusammen zucken. Magnus lachte leise. "Dann musst du wohl die berühmte Schwester sein." Beide taten so als würden sie sich die Hand reichen.
Verliebt betrachtete ich beide. In mir herrschte so ein Gefühlscocktail. Es ließ mich schwindlig werden. Trauer, Liebe, Schmerz, Hoffnung, Wut, Freude... dieser Tag brachte alles zusammen. Ich war froh diese beiden Seelen in meinem Leben zu haben und zum anderen war ich einfach so traurig, das es einen neuen Stern im Himmel gab. Ich könnte vor Freude und auch wegen des Schmerzes weinen. Doch ich hielt es zurück. Ich ersehnte meine innerliche Ruhe und hoffte das es mir morgen schon wieder besser gehen würde.
Die beiden unterhielten sich sofort und Magnus erzählte dann, wie wir zusammen gekommen sind. Solange bis es an der Tür klingelte. "Erwartest du jemanden?" wendete ich mich an meinen Freund. Er fand es amüsant, das ich es ihn fragte, obwohl es doch meine Wohnung war. Allerdings spielte das für uns beide keine wirkliche große Rolle. Was meins ist, ist auch seins und das anders herum genau so.
Ich ließ die beiden quatschen und ging zur Tür.
"Ich hoffe ich störe nicht, Al."
Das hatte ja noch gefehlt.
„Die Geschichte von den Sternen auf der Erde", ist wieder fiktiv und von mir verfasst.
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