Freude oder Sorge?
Alexander
"Hör..auf..." Magnus wird immer wieder von seinem eigenen Lachen unterbrochen. Ich muss selbst immer wieder grinsen und beobachte meinen Freund, wie er sich unter mir windet. Er hat mich heute morgen mit kaltem Wasser in meinem Gesicht geweckt. Ich habe ihn versucht böse anzuschauen, aber es war unmöglich. Wir haben beide gelacht bis uns der Bauch weh tat.
Und jetzt? Jetzt räche ich mich mit einer Kitzelattacke. Ich sitze auf seiner Hüfte und halte ihn somit auf der Matratze. "Ich glaube du hast noch nicht genug", erwidere ich mit guter Laune. Ich lasse meine Fingerspitzen noch einmal über seine Seiten fahren, als er uns mit einem Schwung vom Bett befördert.
Gemeinsam landen wir auf dem Boden. Wir haben so sehr herumgewuselt, das unsere Decken schon lange ebenfalls auf dem Boden liegen. Sie sind weich unter meinen Rücken und jetzt ist es Magnus der auf meiner Hüfte sitzt. Meine Hände pinnt er mit seinen eigenen neben meinen Kopf. Seine Lippen sind nur eine Illusionen auf meinen. "Ich wusste nicht das du so gemein sein kannst." Ich sehe das schmunzeln in seinen Augen. "Sagt der, der mich sanft mit Wasser geweckt hat."
Magnus zieht seine perfekt geschwungene Augenbraue nach oben. "Ich weiß nicht was du meinst." Leise lachend schüttle ich den Kopf. "Schon so vergesslich?" Sein Blick wird sanft und vollkommen liebevoll. "Nein, alles was mit dir zu tun hat könnte ich nicht vergessen. Das ist unmöglich." Er gibt mir einen sanften Kuss auf die Stirn. "Hast du dafür auch eine Weisheit?" Unbewusst lockert seinen Griff um meine Hände. Ich entziehe sie ihm. Nur um ganz langsam seine Gesichtszüge lang zu fahren.
"Wenn ein Mensch deine Seele berührt hat, wird ihn dein Verstand nicht mehr löschen können. Meinst du so etwas in der Art?" Magnus nickt und gibt mir dann endlich einen Kuss auf meine sehnsüchtig wartenden Lippen. Mir entweicht ein seufzen. An seinem Nacken ziehe ich ihn nur noch näher. Wenn ich mich genau konzentriere, kann ich sein schnell schlagendes Herz spüren. Und jetzt wo ich weiß, wie es bebt, wie es schlägt, wie es fleht, frage ich mich wie ich jemals ohne diesem Wissen leben konnte.
Meine Zunge stupst gegen seine Unterlippe, bittet um den Einlass. Er wird mir sofort gewehrt. Und dieses mal sind es unsere Körper die ganz ruhig sind. Die Melodie, die das Orchester erklingen lässt, führt unsere Zungen wie ein Bogen über die Saiten einer Violine zusammen, ergeben ein niederschmetternden Geräusch von purer Leidenschaft. Selten habe ich so ein schönen Ton gespürt, wie diesen hier.
Jedes Härchen an meinen Körper sträubt sich, liefern den Applaus für dieses Zusammenspiel des Duos. Mein Wecker holt uns aus dieser Oper. Wir lösen nur unsere Zungen und Lippen voneinander. Magnus und ich sehen uns an. Jeder Kuss, jede Berührung, jedes Herumalbern scheint uns näher zu bringen. Ich war noch nie jemanden so nah, wie ihm. Dabei fühle ich mich gut. Eine wahre Untertreibung in meinen Ohren.
Der Wecker rückt in den Hintergrund, als wir uns einfach nur wieder ansehen. Sein Geruch umgibt mich. Das ist Heimat. Ein anderes Wort gibt es dafür nicht. Ich könnte jetzt überall auf dieser Welt sein. Solang er an meiner Seite ist, bin ich zu Hause. Ich genieße die Gegenwart mit ihm und weiß sogleich das ich dadurch in Zukunft eine wundervolle Vergangenheit habe.
Leicht richte ich mich auf und gebe ihm einen Kuss auf die Nase. Seine Augen die mich immer wieder an den Wald erinnern. Damals hat er mich herein gebeten. Heute stehe ich in der Mitte dieses Waldes. Ich habe noch nicht alles erkundet und damit lasse ich mir auch Zeit. Denn ich möchte diesen Wald nie wieder verlassen.
Als der Wecker wieder in den Vordergrund rückt, müssen wir beide lächeln. Es ist eine stumme Liebeserklärung an das was wir haben. Diese Beziehung ist so unbeschreiblich. Es gibt keine Frage ob richtig oder falsch, nur das alles okay ist, solange wir beisammen sind. Auch die Frage ob zu früh oder zu spät wird nicht gestellt, lassen doch alles zusammen passieren.
Pünktlich stehe ich im Laden. Die Kunden scheinen heute wieder ein großen Redebedarf zu haben. Ich erfahre so manche Lebensgeschichten, Vorlieben und Details. Ich genieße es. Als ich gerade selbst durch den Laden stöberte, hörte ich meinen Namen. "Alec." Ich drehe mich zu der Stimme um und sehe eine freudestrahlende Cat. Sie fällt mir um den Hals. Lächelnd erwidere ich die Umarmung.
"Ich muss dir etwas erzählen." Da gerade nicht viel los war, führte ich sie zu den Sesseln in der Ecke. Sie schien ganz aufgeregt zu sein. Lächelnd betrachtete ich sie. Schon im Altersheim wusste ich das sie irgendetwas hatte. Allerdings kannte ich auch Cat. Sie erzählte lieber Dinge von selbst, ohne das man nachfragte.
"Ich bin schwanger." Mein Lächeln wurde zu einem grinsen und ich konnte nicht anders als sie noch einmal in eine Umarmung zu hüllen. "Das ist großartig. Ich freue mich so für dich und auch für deinen Mann." Das waren wirklich tolle Neuigkeiten. Aus vielen Gesprächen wusste ich, wie schwer es für beide war Kinder zu bekommen. Für sie war Madzie bereits ein Segen. Das sie jetzt ein erneutes Wunder in sich trug, musste für sie ein unglaubliches Gefühl sein.
"Dankeschön. Ich habe erst einen Test gemacht und heute war ich beim Arzt. Er hat es mir bestätigt." Ich kann das Glück in ihren Augen ablesen. "Weiß Ragnor schon davon?" Cat schüttelte den Kopf. "Er ist gerade beruflich unterwegs.." Ich runzelte meine Stirn. "Was ist los?" Die Frau die mir gegenüber saß und eigentlich voller Freude war, knetete jetzt ihre Hände. Ich reichte ihr meine, die sie mit ihren sofort festhielt.
"Ich weiß nicht wie er reagieren wird. Wir haben lange nicht mehr darüber geredet. Für ihn war die erste Schwangerschaft so nervenaufreibend, da ja alles so ungewiss war. Ständig hat er sich sorgen gemacht. Er war erst beruhigt als Madzie gesund auf der Welt war. Ich möchte ihn nicht schon wieder so mental belasten."
Unsicher sieht sie mich an. "Cat ich habe damit keine Erfahrungen. Aber ich glaube ganz fest daran, das du Ragnor nicht mental belastest. Es zeigt eher die unendliche Liebe zu dir und zu einem kleinen Menschen den er noch gar nicht kennt. Er könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren und deswegen ist es sein Recht sich zu sorgen. Ihr habt es einmal überstanden und dieses mal schafft ihr es auch, gemeinsam. Ich glaube für ihn ist das, das größte Geschenk und so viel wie du mir erzählt hast, wird er sofort wieder vor eurer Tür stehen. Seine Prinzessinnen sind sein Königreich. Jeder Mann würde darum bangen und es beschützen. Genießt euer Glück."
In Cat sammeln sich langsam die Tränen. Ich schiebe es gerne auf die Hormone, die ja manchmal verrückt spielen. Ich drücke kurz ihre Hände und spüre sogleich den Umschwung zu der puren Freude, dieses mal gepaart mit einer gewissen Ungeduld. "Na los, ruf ihn an." In ihr Gesicht findet ein Grinsen wieder Platz. "Danke, Alec." Ich kann ihr nur zu zwinkern. Selbst lächelnd sehe ich dabei zu, wie sie während des Gehens schon nach ihrem Handy greift. Dabei weiß sie gar nicht wie geehrt ich mich fühle, das ich mit als erstes erfahren durfte.
Ich musste an Izzy denken. Wir hatten das Thema Kinder auch schon mal. Dabei hat sie mir verraten, das ich als erstes davon erfahren würde. Schon allein als sie das gesagt hat, war ich überrascht und gerührt zu gleich.
Ich nahm meine Arbeit wieder auf und meine Gedanken schweiften zu Etta. Wie es ihr wohl ging? Mrs. Penhallow hatte sich nur kurz gemeldet und mir mitgeteilt das sie ebenfalls keine Auskunft erhielt. Wahrscheinlich durfte meine Chefin aber bald wieder Besuch erhalten.
Nachdem ich den Traumleser abgeschlossen hatte, machte ich mich auf den Weg zu dem Straßencafé in dem Magnus heute arbeitete. Heute Abend wollte seine Mutter mal vorbei schauen und da, das letzte Treffen ja noch in voller Ungewissheit statt gefunden hat, freute ich mich, Marisa wieder zu sehen. Auch wenn ich etwas Bedenken hatte, heute etwas falsch zu machen.
Als ich das Café betrat, prallten laute Stimmen an mich und der Anblick gefiel mir überhaupt nicht.
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