Ehrlichkeit oder Wahrheit?

Alexander

Gestern erschien es mir unmöglich noch weiter zu lesen. Ich habe dem Regen beim fallen zu gesehen und wie so oft meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Sie wurden beherrscht von Magnus Bane. Er hielt mich noch immer fest. In seinem Gefängnis. Immer wieder sah ich ihn vor meinen inneren Augen.

Dieses Gespräch war fein, zaghaft und voller Harmonie. Es gab nichts anderes in diesem Moment als ihn und mich und das Konfettidach. Die Welt hatte keine Rolle mehr gespielt. Ich hatte schon Regenbögen in all ihrer Pracht gesehen. Das große weite All in einer sternenklaren Nacht. Ich sah Sonnenuntergänge, bei denen man vor Freude weint, aber nie ein Gesicht, so schön wie seins.

Ich wollte noch so viel mehr über das Gesicht heraus finden. Ich wollte die Person kennen lernen und nicht nur dieses Gesicht. Ich strotze nach mehr, denn gestern hat mir keines falls zugereicht. Es war eher die Bestätigung das da noch viel mehr war. Ganz gleich ob er bisexuell oder heterosexuell war. Ich wollte mich mit ihm unterhalten, ohne Hintergedanken. Das er dabei wie ein Bernstein im Zwielicht glitzert, hatte damit nichts zu tun.

Ich wollte wissen was ihn bewegt und was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er jetzt ist. Ich wollte nichts weiter als ihn kennen zu lernen.

In meinem Augenwinkel sah ich wie die Tür des Traumlesers aufging. Cat und ein kleines Mädchen kamen herein. Sie war ungefähr sieben oder acht? Sofort wusste ich was sie wollte. Aus den Erzählungen von Cat, habe ich bereits eine etwas größere Auswahl getroffen. Ich hoffte das Madzie ein gutes Buch für sich fand.

Ich ging um den Tresen herum und kniete mich dann vor Madzie. Schüchtern klammerte sie sich an das Bein ihrer Mutter. Es war nichts neues und definitiv keine Seltenheit. Nicht viele Kinder in diesem Alter gehen offen auf Fremde zu. Zudem war ich groß und muskulös gebaut.

"Hallo, ich bin Alec und ich liebe Bücher. Verrätst du mir was du magst?" Die kleine Maus sah mich interessiert und neugierig an. Ich hatte nicht wirklich Erfahrungen mit Kindern. Deswegen handelte ich ganz nach meinen Instinkt.

"Kekse und warme Milch." Sie löste sich bereits etwas. "Kekse liebe ich auch. Vor allem wenn man den Teig von den Keksen naschen kann." Kurz sah sie zu Cat hoch und nickte mir dann wild entgegen. "Das mach ich auch immer, aber pssscchhhh"

Ich lächelte sie an. "Das bleibt unser Geheimnis." flüsterte ich ihr so zu, das es zwar jeder hören konnte aber es trotzdem für sie den Anschein erweckte, als wüsste niemand etwas davon. Madzie grinste mittlerweile und das Bein ihrer Mutter musste sie auch nicht mehr beim stehen unterstützen.

"Was hältst du davon wenn wir zwei mal schauen welche Bücher du magst. Währenddessen kann ja deine Mum sich nach einem neuen Backbuch umschauen." Die Augen von dem kleinen Mädchen wurden groß als sie erfreut zu ihrer Mum sah und diese sogar nickte.

Ich hielt Madzie meine Hand hin die sie nur zu gerne ergriff. Ich zwinkerte Cat noch kurz zu bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder meinen kleinen Begleiterin schenkte. "Glaubst du Bücher mögen auch Kekse?" Diese Frage war einfach nur süß und ich konnte nicht anders als zu lächeln.

"Das habe ich Sie noch nie gefragt." gebe ich dann zu. "Dann muss ich das für dich übernehmen. Soll ich dir dann verraten, was sie gesagt haben?" Dieses mal bin ich es, der erfreut und schnell nickt. "Ich bitte darum."

Ich nahm mir gerne Zeit für diese kleine Kundin. Genau so wie jeden anderen Kunden beriet ich sie. Denn auch sie legte irgendwann ihre Schüchternheit vollkommen beiseite. Gemeinsam lachten wir viel. Die Auswahl ging relativ schnell. Madzie hat es sich auf meinem Schoß bequem gemacht. Drei Bücher sind jetzt bereits in der engeren Auswahl und gemeinsam gehen wir jetzt den kurzen Klappentext durch.

"Ich glaube ich nehme das Buch mit der Hexe." überlegte sie dann und deutet dann auf das blaue, bunte Buch in meiner Hand. "Sehr gute Wahl." Madzie wurde etwas nervös als sie mich das nächste mal ansah. "Liest du das Buch jetzt auch? Dann können wir dann darüber reden."

Erstaunt sah ich sie an. "Aber natürlich. Schließlich möchte ich auch wissen, welches Abenteuer die Hexe erlebt." Das Buch hatte nicht viele Seiten und auch die Schrift war groß und verteilt. Ich würde das Buch wirklich lesen. Schließlich möchte ich mich später mit meiner kleinen Kundin darüber unterhalten.

Gemeinsam gingen wir vor, wo Cat sich gerade mit Etta unterhielt. Sie hatte heute morgen noch einen Termin gehabt, weswegen wir uns noch gar nicht gesehen hatten. Es war ein komisches Gefühlwirrwarr was in mir herrschte.

Ich fühlte mich so, als hätte ich irgendetwas gemacht. Etwas wo ich genau wusste, das es sie verletzte und das auch noch hinter ihrem Rücken. Einfach richtig schlecht. Zum anderen war ich froh, das gestern so gekommen ist. Ich hätte es nicht anders haben wollen. Und bereuen tu ich erst recht nichts.

Ich habe noch nichts in meinem Leben bereut, weil ich wusste das sich in diesem Moment alles richtig angefühlt hat. Warum sollte ich es dann jetzt bereuen? Ich würde es Etta erzählen. Das hatte ich bereits bereits gestern entschieden. Es war das einzig richtige, was ich machen konnte.

"Mum schau mal was Alec und ich für ein tolles Buch heraus gesucht haben." Kurz nickte ich meiner Chefin zu bevor ich das Buch Cat zeigte. "Am Ende hast du die diese tolle Auswahl getroffen. Ich freu mich schon, heute Abend auch das Buch lesen zu können." Madzie strahlte mich an als ich das dünne Buch wie ein Geschenk einpackte und dann ihr überreichte. Vorher hatte ich natürlich noch ihren Namen herein geschrieben.

"Ganz viel Spaß damit." Cat möchte bereits etwas sagen, als sich meine kleine Kundin nochmal mit einer Frage an mich wendet. "Alec, darf ich mal deine Haare anfassen? Die sehen so weich aus." Ich mochte dieses Mädchen, welche sich am Anfang hinter der Schüchternheit versteckt hatte.

"Madzie." sagte Cat in einem ermahnenden Ton. Aber ich hockte mich nur hin. "Wie könnte ich dir je einen Wunsch abschlagen." Ich sah auf den Boden, damit sie gut an meine Haare heran kam.

Kleiner Kinderhände schon sich durch meine Strähnen und ich konnte nur spüren, das Madzie sich wirklich auf die Empfindungen in ihren Händen konzentrierte. Ich ließ ihr die Zeit, die sie brauchte. "Die sind wirklich sehr weich." Frech strubbelte sie mir am Ende nochmal durch. Mit leuchtenden Augen sah sie mich an.

"Danke." kicherte sie dann. "Immer wieder gern." Ich erhob mich und Cat sah mich an als wäre ich das achte Weltwunder. Leise fragte sie mich "Wie hast du das gemacht?". Ich wusste nicht was sie meinte, deswegen zuckte ich hilflos mit meinen Schultern. "Nichts, ich habe nur meiner Kundin geholfen das richtige Buch zu finden."

Die Pflegerin, die mir mittlerweile wie die älteren Bewohner an das Herz gewachsen ist, nickte nur wissend und verabschiedete sich dann. So konnte ich mich ungehindert an Etta wenden. "Möchtest du nicht doch lieber Erzieher werden?" Ich konnte nur die Augen verdrehen. "Von dir kommt aber auch immer ein Kommentar."

Von Anfang an, hatten wir den anderen eigentlich aufgezogen. Etwas anderes war gar nicht vorstellbar. Aber so drückte wir am Ende auch aus, das wir den anderen mochten und ihn dafür wertschätzten.

"Nein, danke. Ich fühle mich hier sehr wohl." Ich räumte wieder den Tresen auf als ich anfing. "Ich habe gestern Magnus zufällig getroffen. Wir haben uns etwas unterhalten." Etta sah mich interessiert an. Ich machte aus meiner Homosexualität kein Geheimnis mehr. Die Zeiten lagen schon lange hinter mir.

"Ich habe ihn auf der Straße entdeckt und ihm einfach angeboten mit unter meinen Regenschirm zu kommen. Dabei haben wir miteinander geredet. Er ist sehr freundlich." Meine Stimme klingt nicht so neutral in meinen Ohren wie ich es gerne hätte. "Ja das ist er. Über was habt ihr euch unterhalten?"

Kurz musste ich schmunzeln. Vom Tanzen zum Wetter. "Wir haben über den Regen geredet." Sie zog ihre Augenbraue hoch. "Ihr habt euch über das Wetter unterhalten?" Ich konnte nicken. So war es. Auch wenn es für sie vielleicht komisch klingt.

"Du kannst ihn heute Abend ja fragen. Schließlich seht ihr euch." Über Etta' Gesicht legte sich ein kurzer Schatten, den ich nicht deuten konnte. Er war nur kurz. Unmerklich. "Stimmt aber ich glaube dir schon. Ich weiß gar nicht ob wir groß zum reden kommen."

Ich schluckte und lächelte dann. "Ich wünsch euch beiden viel Spaß." Ihr Strahlen kam wieder und so ging ich zu meinem nächsten Kunden.

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