Prolog
Die Nacht legte sich klar über das Reich der Wächter. Ein Blutmond erhob sich am sternenlosen Himmel, seine unheimliche Röte spiegelte sich auf der stillen Landschaft wider. Die vier Katzen, die als Wächter bekannt waren, versammelten sich auf einer Lichtung. Die Flammen der Fackeln, die sie umgaben, schienen das blutrote Licht des Mondes einzufangen und in einem gespenstischen Glühen zu verstärken.
„Wenn wir nicht bald eine Lösung finden, wird alles untergehen!" knurrte die Kätzin, ihre bernsteinfarbenen Augen bohrten sich in die des schwarz-silbernen Katers vor ihr. Ihre Stimme war durchdrungen von Sorge und Entschlossenheit. Der Kater, dessen pelzige Gestalt die Harmonie von Chaos und Ruhe symbolisierte, schloss kurz die Augen, als würde er in sich gehen, um eine Antwort zu finden.
„War auch klar, dass der ach so mächtige Traumfürst sich nicht die Mühe macht, hierher zu kommen..." murrte der schwarze Kater, dessen Kopf von einem Katzenschädel bedeckt war, sodass nur seine leeren, weißen Augen zu sehen waren. Schattentod, wie er genannt wurde, strahlte eine Aura der Dunkelheit und Unruhe aus, die selbst die anderen Wächter spürten.
„Schattentod, wag es nicht, so über unseren Herrscher zu sprechen!" fauchte die hübsche goldene Kätzin, ihre Augen funkelten vor Entrüstung. Sie war die Wächterin des Erwachens, bekannt für ihre Weisheit und ihr ruhiges Gemüt, doch die Respektlosigkeit gegenüber dem Traumfürsten brachte sogar sie aus der Fassung.
„Wir müssen aufhören, feindselig zueinander zu sein", erhob der schwarz-silberne Kater seine Stimme, die zwischen den Bäumen widerhallte. „Wir sind die vier großen Wächter. Es ist unsere Aufgabe, das Gleichgewicht zu bewahren und die Ordnung zu schützen."
Schattentod knurrte leise, doch seine Worte waren scharf wie Dolche. „Sagt der Kater, der das Chaos beherrscht", spottete er, seine Stimme tropfte vor Gift. Er genoss die Blicke der anderen, die ihn tadelnd ansahen, doch es schien ihm egal zu sein. Die Atmosphäre wurde von einer bedrohlichen Spannung durchzogen, die Fackeln warfen flackernde Schatten auf die Lichtung, als ob sie die innere Unruhe der Wächter widerspiegeln wollten.
„Wir können es uns nicht leisten, in dieser kritischen Zeit zu streiten," fügte die goldene Kätzin mit einem Seufzen hinzu, ihre Stimme weicher werdend. „Der Traumfürst hat uns alle hierher gerufen, weil wir eine Verantwortung haben, die größer ist als unsere persönlichen Differenzen."
Die Worte der Wächterin des Erwachens ließen einen Moment der Stille einkehren, in dem jeder Wächter die Bedeutung ihrer Worte auf sich wirken ließ. Sie alle spürten die Last der Verantwortung, die auf ihren Schultern lag, besonders in Anbetracht der drohenden Dunkelheit, die das Reich bedrohte.
„Lichtbringerin hat recht," begann die blau-graue Kätzin, ihre Stimme bemüht, Ruhe in die aufgeheizte Situation zu bringen. „Wir sollten nicht streiten," sagte sie, doch ihre Worte schienen Schattentod nur noch mehr zu provozieren.
„Vielleicht solltet ihr einfach mal alle anfangen, euren Job richtig zu machen!" fauchte Schattentod verärgert. Seine weißen Augen funkelten vor Zorn, während er die anderen Wächter mit seinem herausfordernden Blick fixierte. Die Spannung wuchs, und es war, als würde die Luft vor Elektrizität knistern.
„Schweig, Schattentod!" Chaosruhe, der schwarz-silberne Kater, trat drohend einen Schritt nach vorne. Seine Stimme war schneidend, doch Schattentod war nicht bereit, nachzugeben.
„Oder was, Chaosruhe?" spottete Schattentod. „Wirst du mich mit deinen dämlichen Fähigkeiten beruhigen oder uns alle ins Chaos stürzen?" Seine Worte waren scharf, und die Anspannung in der Gruppe erreichte ihren Höhepunkt.
„Das ist nicht der Zeitpunkt, um sich gegenseitig anzuschuldigen!" rief die goldene Kätzin, Lichtbringerin, empört. „Wir müssen zusammenarbeiten, nicht gegeneinander!"
„Zusammenarbeiten?" höhnte Schattentod. „Mit jemandem wie dir, der nur Licht und Liebe predigt, während die Welt auseinanderfällt? Du verstehst nicht, was wirklich auf dem Spiel steht!"
Die blau-graue Kätzin, die Meisterin der vier Winde, mischte sich ein, ihre Stimme scharf wie ein kalter Wind. „Und du, Schattentod, denkst du etwa, deine dunklen Visionen und Vorahnungen machen dich zum alleinigen Hüter der Wahrheit? Deine ständigen Angriffe helfen niemandem!"
Chaosruhe, sichtbar verärgert, warf Lichtbringerin einen finsteren Blick zu. „Und du, Lichtbringerin, tust so, als ob alles mit ein bisschen Licht und Heilung gelöst werden könnte. Du siehst die Realität nicht!"
„Genug!" versuchte die Meisterin der vier Winde erneut, ihre Stimme über das tumultartige Stimmengewirr zu erheben. Doch die anderen Wächter waren zu sehr in ihre gegenseitigen Anschuldigungen vertieft.
Die Diskussion wurde immer hitziger, jeder Wächter brachte seine Frustrationen und Ängste zum Ausdruck. Die Flammen der Fackeln flackerten unruhig, als ob sie die emotionale Aufruhr der Wächter widerspiegeln wollten. Der Blutmond am Himmel schien auf die Gruppe herabzublicken, sein rotes Licht verstärkte die angespannte Atmosphäre. Die Wächter, einst ein vereinter Schild gegen das Chaos, standen nun als eine Gruppe zerstrittener Individuen da, unfähig, ihre Differenzen zu überwinden.
Ein kalter, kräftiger Wind fegte plötzlich über die Lichtung und durchfuhr die Katzen, die inmitten ihres Streits innehielten und zusammenzuckten. Die heftigen Böen ließen die Flammen der Fackeln flackern, und ein unheimliches Schweigen legte sich über die Versammlung. Lichtbringerin, die goldene Kätzin, legte die Ohren an den Kopf und spürte die unheimliche Präsenz, die mit dem Wind kam.
„Er ist hier..." hauchte sie kaum hörbar, ihre Stimme zitterte leicht. Die Anspannung in der Luft war fast greifbar, und selbst Schattentod, der normalerweise unbeeindruckte Wächter des Schattens und des Todes, verstummte.
Die Wächter schauten sich um, ihre Augen suchten den Ursprung der plötzlichen Veränderung. Die Atmosphäre war erfüllt von einer unerklärlichen Schwere, als ob der Wind selbst eine Warnung mit sich trug. Es war, als ob die gesamte Welt den Atem anhielt in Erwartung dessen, was kommen würde.
Langsam und nahezu unmerklich breitete sich ein Gefühl der Ehrfurcht aus, das die zuvor hitzige Stimmung der Wächter in eisiges Schweigen hüllte. Alle spürten es: die Präsenz des Traumfürsten, des mächtigsten der Wächter, der Herr über Träume und die Schicksale aller. Seine Anwesenheit war eine stille, aber unverkennbare Mahnung an ihre Verantwortung und die drohenden Gefahren, denen sie gegenüberstanden.
Die Wächter blickten einander an, und für einen Moment war es, als ob die Gewichtung ihrer Streitereien im Angesicht dieser Präsenz verblasste. Der Traumfürst war da, und mit ihm kam die unausgesprochene Erkenntnis, dass die Zeit der Zwietracht vorüber sein musste. Sie alle wussten, dass nun ein Moment der Entscheidung bevorstand, der das Schicksal des Reiches bestimmen würde.
Seine Gestalt schien sich aus den Schatten selbst zu materialisieren, kaum mehr als eine flüchtige Silhouette, die sich nahtlos in die Dunkelheit der Nacht einfügte. Die Katzen auf der Lichtung erstarrten, als die düstere Stimme des Traumfürsten die Luft erfüllte, getragen von einer Kälte, die bis in ihre Knochen drang.
„Ihr benehmt euch wie Junge," knurrte der Traumfürst mit einem Unterton, der sowohl Tadel als auch Enttäuschung enthielt. Seine Stimme war tief und eindringlich, wie ein fernes Grollen, das durch die Schatten rollte. „Habt ihr vergessen, wer ihr seid? Ihr seid Wächter, keine Jungen!"
Sein Blick, obwohl verborgen in der Dunkelheit, schien jeden einzelnen von ihnen zu durchdringen, als ob er in ihre Seelen sehen könnte. Eine erdrückende Stille legte sich über die Lichtung, und die Wächter senkten schuldbewusst die Köpfe. Die Präsenz des Traumfürsten war eine Erinnerung an die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastete und die sie für einen Moment in ihrem Streit vergessen hatten.
Lichtbringerin wagte es kaum zu atmen, ihre goldenen Augen weiteten sich leicht. Die anderen Wächter, die sich zuvor in gegenseitigen Vorwürfen verstrickt hatten, wirkten nun klein und unsicher unter dem unerbittlichen Blick des Traumfürsten.
„Ihr wurdet auserwählt, das Gleichgewicht zu bewahren und über das Wohl der Lebenden zu wachen," fuhr der Traumfürst fort, seine Stimme jetzt ruhig, aber nicht weniger eindringlich. „Doch statt eure Kräfte zu vereinen, verschwendet ihr eure Zeit mit sinnlosem Streit. Das Reich ist in Gefahr, und nur gemeinsam könnt ihr diese Bedrohung abwenden."
„Warum sollten wir?" knurrte Schattentod düster, seine Stimme tropfte vor Sarkasmus und Bitterkeit. „Du bist der Traumfürst, du beherrschst alles und jeden. Du bist mächtiger als der SternenClan. Stattdessen gibst du uns die Drecksarbeit." Seine weißen Augen funkelten trotzig, und sein Tonfall war eine offene Herausforderung.
„Schattentod, lass es," ermahnte Lichtbringerin leise den Bewahrer, ihre Stimme versuchte, die aufkommende Spannung zu entschärfen. Doch Schattentod war nicht so leicht zu besänftigen.
Der Traumfürst ließ die Worte von Schattentod einen Moment lang im Raum stehen, als ob er die Schwere der Anklage wog. Dann sprach er erneut, seine Stimme blieb ruhig, aber der Unterton von Macht und Autorität war unverkennbar. „Eure Aufgaben sind nicht Drecksarbeit, Schattentod. Sie sind essenziell für das Gleichgewicht des Reiches. Ohne euch würde alles ins Chaos stürzen, und das wisst ihr."
Die Worte des Traumfürsten hingen schwer in der Luft, und die Wächter wussten, dass er recht hatte. Die Bedeutung ihres Tuns und ihrer Existenz war größer als ihre individuellen Differenzen. Jeder von ihnen trug eine einzigartige Kraft in sich, die nur durch Einheit und gegenseitigen Respekt ihre volle Wirkung entfalten konnte.
„Ihr wurdet auserwählt, das Gleichgewicht zu bewahren und über das Wohl der Lebenden zu wachen," fuhr der Traumfürst fort, seine Stimme jetzt ruhig, aber nicht weniger eindringlich. „Doch statt eure Kräfte zu vereinen, verschwendet ihr eure Zeit mit sinnlosem Streit. Das Reich ist in Gefahr, und nur gemeinsam könnt ihr diese Bedrohung abwenden."
Die Worte des Traumfürsten hallten noch immer in der kühlen Nachtluft wider, als sich die Wächter einander anstarrten. Der Streit, der zuvor durch die Anwesenheit des Traumfürsten pausiert worden war, begann langsam wieder aufzubrechen, diesmal noch wütender und verzweifelter als zuvor.
„Ihr habt keine Ahnung, was es bedeutet, die Last der Wächter zu tragen!" Schattentod fauchte, seine Geduld war am Ende. „Immer wird von uns erwartet, dass wir die Drecksarbeit machen, während ihr euch in eurer Macht suhlt!"
„Es ist nicht so, als ob du dir Gedanken um das Wohl aller machst, Schattentod," erwiderte Chaosruhe, sein silbernes Auge blitzte vor Zorn. „Deine ständige Schwarzmalerei und deine Drohungen helfen niemandem!"
„Statt euch zu streiten, sollten wir endlich etwas tun!" rief Lichtbringerin verzweifelt. „Wir stehen am Rande des Abgrunds, und ihr verbringt eure Zeit mit persönlichen Fehden!"
Die Stimmung auf der Lichtung wurde immer hitziger. Die Worte der Wächter wurden lauter, und bald schrie jeder über den anderen, während die Luft vor Wut und Frustration knisterte. Die einst geordnete Versammlung war jetzt ein Chaos aus Vorwürfen, Beleidigungen und angespannter Energie.
„Ihr versteht nichts von der wahren Bedrohung," schrie die Meisterin der vier Winde, ihre Stimme erhob sich über den Lärm. „Wenn ihr nicht aufhört, euch gegenseitig zu zerfleischen, werden wir alle verlieren!"
„Vielleicht sind wir schon verloren," schnitt Schattentod sarkastisch ein. „Vielleicht ist das ganze Gleichgewicht ein Haufen Lügen, und wir sind nur Marionetten in einem Spiel, das wir nicht verstehen."
„Das ist nicht wahr!" Lichtbringerin entgegnete verzweifelt. „Der Traumfürst hat uns die Richtung gezeigt, und wenn wir ihn weiter ablehnen, werden wir alle leiden."
Inmitten des Tumults, als die Stimmen der Wächter sich in einen wilden, unkontrollierbaren Sturm von Vorwürfen und Drohungen verwandelten, tauchte der Traumfürst erneut auf. Seine Präsenz war nun noch mächtiger, aber auch spürbar bedrückt. Seine Stimme war wie ein donnerndes Echo aus den Tiefen der Dunkelheit.
„Genug!" brüllte der Traumfürst, doch seine Stimme ging in dem wütenden Durcheinander beinahe unter. „Wenn ihr euch nicht zusammenreißt und eure Differenzen beiseitelegt, wird das Reich nicht nur in Chaos versinken, sondern auch ohne Hoffnung sein!"
Aber die Wächter hörten nicht auf ihn. Ihre eigenen Streitigkeiten hatten sich zu einem solchen Crescendo entwickelt, dass die Worte des Traumfürsten keinen Eingang mehr fanden. Der Streit ging weiter, die Energie und Wut der Wächter schienen die gesamte Lichtung zu durchdringen.
„Ihr seid unfähig, euch zu vereinen," zischte der Traumfürst schließlich, seine Stimme war jetzt eine Mischung aus Zorn und Enttäuschung. „Wenn ihr nicht in der Lage seid, die Balance zu halten, werde ich gezwungen sein, meine Präsenz zurückzuziehen. Vielleicht wird der Verlust meiner Macht euch die Augen öffnen."
Die Luft schien sich zu verdichten, als die Präsenz des Traumfürsten schwächer wurde. Die Flammen der Fackeln flackerten heftig, als ob sie den Rückzug des Traumfürsten spiegeln wollten. Schließlich verschwand der Traumfürst in einem letzten, unheimlichen Windstoß, der die Lichtung in absolute Dunkelheit hüllte.
Ein schweres Schweigen folgte, als die Wächter realisierten, dass die Quelle ihrer Macht und Führung verschwunden war. Die Realität des Verlustes traf sie wie ein Schlag, und die Lichtung, die gerade noch vor Wut und Streit erbebte, war nun in eine unheimliche Stille getaucht.
„Was haben wir getan?" flüsterte Lichtbringerin, ihre Stimme war brüchig vor Kummer und Verzweiflung. „Was haben wir getan?"
Die übrigen Wächter standen in einer ergreifenden, trüben Stille, während der Himmel über ihnen weiter in der Dunkelheit der Nacht schwebte. Das Gleichgewicht, das sie einst schützen sollten, war nun in Gefahr. Ohne den Traumfürsten, der für die Einheit und Ordnung in ihrer Welt gesorgt hatte, drohte alles, was sie gekannt hatten, auseinanderzubrechen.
Die Welt der Katzen, einst ein Reich der Ordnung und Balance, stand nun am Rande des Abgrunds, bereit, in das Chaos zu stürzen.
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