Kapitel 2

Die Nacht legte sich wie ein stilles Tuch über den Wald. Flammenschwinge ließ sich im Schutz eines großen Felsens nieder, ihre Augen wachsam auf die Umgebung gerichtet. Echofeder hingegen hatte sich geschickt auf einen der Laubbäume zurückgezogen. Von einem dicken Ast aus beobachtete er die Umgebung, seine Muskeln angespannt und bereit, bei der geringsten Gefahr zu reagieren. Er hatte nicht vor, zuerst einzuschlafen – nicht in der Nähe dieser ehemaligen SchlangenClan-Katze.

Obwohl sie sich bereit erklärt hatten, zusammenzuarbeiten, blieb das Misstrauen tief verwurzelt. Die Erinnerungen an die alten Feindschaften waren noch zu frisch, und die Dunkelheit, die den Wald umgab, schien jedes Gefühl von Sicherheit zu ersticken.

Zu seinem Glück schlief Flammenschwinge vor Echofeder ein. Der Kater beobachtete, wie ihre Augenlider schwer wurden und schließlich ganz schlossen. Ein leises Schnurren, das aus ihrer Kehle drang, verriet, dass sie in den Schlaf geglitten war. //Sie ist aber leichtsinnig...// dachte Echofeder grimmig, als er ihren ruhigen Atem hörte. Er schüttelte den Kopf über ihre scheinbare Sorglosigkeit in dieser gefährlichen Welt.

Mit einem tiefen Seufzen legte Echofeder schließlich seinen Kopf auf den Ast ab. Auch wenn er vorhatte, wachsam zu bleiben, fühlte er, wie die Müdigkeit an ihm zog. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, und der Kampf ums Überleben hatte seinen Tribut gefordert. Doch er wusste, dass er sich jetzt keine Schwäche leisten konnte.

Das fahle Mondlicht schimmerte durch das spärliche Laubwerk, warf geisterhafte Schatten auf den Waldboden und verstärkte das unheimliche Gefühl der Nacht.

Echofeders Gedanken wanderten zu den alten Zeiten, als die Clans noch existierten und die Welt weniger feindselig war. Jetzt war jeder auf sich allein gestellt, und Vertrauen war eine seltene Ware. Er hielt seine Augen halb geöffnet, beobachtete die schlafende Flammenschwinge und blieb wachsam, bereit, auf jede Bewegung zu reagieren.

Ein plötzliches Jaulen riss Echofeder aus seinen Gedanken. Flammenschwinge sprang ebenso erschrocken auf, sofort wach und bereit. Echofeder spürte, wie sich sein ganzer Körper anspannte, bereit, jeder Gefahr zu trotzen, die sich ihnen nähern könnte.

Ein raschelndes Geräusch, gefolgt von aufgeregtem Hecheln, drang durch die Stille der Nacht. Plötzlich brach eine hellblaue Kätzin durch das Unterholz, mit panischen Augen, die weit aufgerissen waren. Hinter ihr hörte Echofeder das tiefe Bellen und die schweren Schritte eines Hundes, der dicht hinter ihr her war.

„Wir müssen ihr helfen!" rief Flammenschwinge und sprang auf die Pfoten, ihre Stimme voller Entschlossenheit.

Echofeder, der immer noch auf dem Ast hockte, knurrte leise. „Du willst auch wirklich jedem helfen, was?" Seine Augen funkelten skeptisch, aber er wusste, dass sie kaum eine Wahl hatten. Der Hund war nah, und die Zeit zum Überlegen war knapp. In der aktuellen Lage, wo Vertrauen und Kooperation selten waren, konnte jede Begegnung entweder neue Verbündete oder weitere Komplikationen bringen.

Da sprang Flammenschwinge bereits los, ohne einen Moment zu zögern. //Sie ist wirklich lebensmüde!// dachte Echofeder frustriert. Mit einem leisen Fauchen setzte er sich in Bewegung, sprang geschickt über die Äste der Bäume und folgte der Verfolgungsjagd aus der Höhe. Die Zweige knirschten unter seinen Pfoten, während er schnell und lautlos durch das Geäst huschte.

Der Hund war dicht hinter der hellblauen Kätzin, seine Zähne gefletscht und seine Augen wild. Echofeder wusste, dass sie schnell handeln mussten, wenn sie die Kätzin retten wollten. Während er sich in eine günstige Position brachte, überlegte er, wie sie den Hund ablenken oder vertreiben könnten.

Flammenschwinge rannte mit vollem Tempo hinter der hellblauen Kätzin her, die Pfoten kaum spürend, die sie über den Waldboden trugen. Das Bellen des Hundes wurde lauter und bedrohlicher. In einer waghalsigen Bewegung schoss sie nach vorne, stellte sich direkt zwischen den Hund und die verfolgte Kätzin.

Der Hund hielt für einen Moment inne, die Augen auf Flammenschwinge fixiert. Seine Lefzen zogen sich zurück, und ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle. Flammenschwinge knurrte zurück, stellte das Fell auf und versuchte, so groß und bedrohlich wie möglich zu wirken. Doch der Hund, getrieben von Jagdlust, ließ sich nicht beeindrucken und sprang mit einem gefährlichen Knurren auf sie zu.

In diesem Augenblick, als Flammenschwinge die Zähne des Hundes auf sich zukommen sah, stürzte Echofeder aus den Bäumen herab. Er landete zwischen Flammenschwinge und dem Hund, seine Augen glühten vor Entschlossenheit und kälte. Mit einem mächtigen Fauchen und aufgerissenem Maul offenbarte er seine scharfen Zähne. Sein Körper spannte sich zu einer bedrohlichen Präsenz, die jede Faser seines Wesens durchdrang.

Der Hund stockte, spürte die plötzliche Gefahr, die von Echofeder ausging. Die Luft schien mit einer unheimlichen Energie geladen zu sein, als ob Echofeder selbst die Dunkelheit der Nacht in sich vereint hätte. Mit einem tiefen Knurren wich der Hund zurück, die Ohren angelegt und der Schwanz eingeklemmt. Es war, als hätte er instinktiv erkannt, dass er hier gegen eine Macht stand, die er nicht überwinden konnte.

Echofeder hielt seinen Blick fest auf den Hund gerichtet, keine Sekunde den Druck nachlassend. Der Hund knurrte ein letztes Mal, dann drehte er sich um und rannte davon, das letzte Knurren verstummte in der Ferne. Flammenschwinge atmete tief durch, ihre Augen weit vor Anspannung.

„Das war knapp," murmelte sie, den Blick immer noch auf die Richtung gerichtet, in die der Hund verschwunden war.

Echofeder wandte sich der hellblauen Kätzin zu, die sich inzwischen erholt hatte. „Bist du in Ordnung?" fragte er, während die Anspannung in seinem Körper langsam nachließ. Doch im Hinterkopf wusste er, dass die wahre Gefahr noch lange nicht vorüber war.

„Danke... ja... mir geht es gut..." keuchte die hellblaue Kätzin, immer noch außer Atem von der rasanten Flucht. Sie war sichtlich erleichtert, dem Hund entkommen zu sein, aber auch überrascht über die plötzliche Hilfe.

„Wie ist dein Name?" fragte Flammenschwinge, ihre Stimme sanfter geworden, während sie die Fremde musterte.

„Mein Name ist Wasserpfote..." antwortete die hellblaue Kätzin, ihre Stimme noch leicht zitternd. Sie schien jung zu sein, jünger als Flammenschwinge und Echofeder. Ihre blauen Augen blickten die beiden Katzen vorsichtig, aber dankbar an. „Ich... ich hätte nicht gedacht, dass mich jemand retten würde."

Echofeder nickte knapp, ein kurzes Zeichen der Anerkennung, während Flammenschwinge die Unterhaltung fortsetzte. „Bist du alleine unterwegs?" erkundigte sich die rot-orangene Kätzin, ihre Augen vor Interesse glänzend.

Wasserpfote nickte, ihre Ohren leicht gesenkt. „Ja, ich bin allein. Ich bin schon seit einer Weile unterwegs, auf der Suche nach einem sicheren Ort. Es ist schwer, jemanden zu finden, dem man vertrauen kann," antwortete sie leise, ihre Stimme klang erschöpft und ein wenig verloren.

Flammenschwinges gelbe Augen trafen auf die grünen von Echofeder, und sofort wusste er, was die Kätzin von ihm wollte. Gerade als er seine Stimme erheben wollte, um zu protestieren, sprach Flammenschwinge dazwischen: „Du kannst mit uns kommen."

Echofeder kniff die Augen leicht zusammen, aber sagte nichts. Stattdessen musterte er Wasserpfote, die überrascht und dankbar wirkte. „Wirklich? Ich... ich danke euch. Ich wusste nicht, wohin ich sonst gehen könnte," sagte sie, ihre Stimme voller Erleichterung.

Echofeder seufzte innerlich, wissend, dass dies ihre Reise noch komplizierter machen könnte. „Dann bleibt nah bei uns und halte die Augen offen. Es ist nicht sicher hier draußen," sagte er schließlich, seine Stimme hart, aber nicht unfreundlich. Flammenschwinge lächelte leicht und nickte, froh über seine Zustimmung.

„Wir werden aufeinander aufpassen," fügte sie hinzu, und mit einem letzten Blick auf den dunklen Wald setzten die drei Katzen ihren Weg fort, auf der Suche nach einer bleibe für die Nacht und in Hoffnung, dass sie zusammen stärker sein würden.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top