Kapitel 96.

In dem Schatten des Feindes, da Grill ich gern

Oder zu mindestens wäre das mein grandioser Plan gewesen, während ich dabei war ganz unauffällig zur Elbenklinge vor zu rücken und sie wieder in meinen Besitz brachte.

Ohne auch nur zu blinzeln, rutschte ich langsam weiter auf meine am Boden liegende Waffe zu – zu mindestens hatte ich das so geplant. Nur wurden wohl nichts draus, da die Moiren mich hassten. (Ein Wunder das die alten Schachteln noch nicht mit Äxten nach mir geworfen haben – nicht, das ich es ihnen nicht zutrauen würde. Ich wollte es nur erwähnt haben.)

Erst dachte ich, ich würde mir es mir einbilden. Dann aber, wurden die Stimmen lauter, begleitet vom familiären klirren tötlicher Waffen. (Dieser klang war mir deutlich lieber.)
Wichtiger war allerdings die Tatsache, dass ich die Stimmen (leider) kannte – manchen besser als mir lieb war.
Die Zwerge. Sie hatten den Berg erreicht... (wie auch immer eben jener Berg hieß.)

Aber-
Etwas krachte scheppernd zu Boden. Enyo blinzelte kurz iritiert, ehe sie mich spöttisch an blitzte. ,,Da kommen ja deine Helden."
Was zum fick treiben die da für einen Unsinn?

Einst waren die Straßen gefüllt mit leben.
Einst waren sie keine Ruinen.
Einst waren sie nicht getränkt in rot.

Aber das war einmal.
Jetzt war alles anders.

Denn Krieg brachte grauen und Veränderung. Aber der Tod würde ihn stetig begleiten (wohl einer der Gründe, weshalb Ares und Thanatos so gute Freunde waren. Irgendwann freundete man sich mit dem Tod an, wenn man gemeinsam umher zog wie betrunkene um die Häuser).

Ändern tat es jedoch nichts an der jetzigen Situation.

In einer zähen Masse floss die rote Flüssigkeit über die schmutzige Klinge, bahnte sich seinen Weg über das kühle Eisen, welches schwach im Licht vor sich hin glänzte – sicherlichwar sie einmal silberne gewesen, doch der rote fleck in dem es lag, legte sich über das alte, schmutzige Pflaster der Straße wie ein Teppich.
Die kleinen Schneehügel inzwischen genauso rot.

Und als wäre das, dass unsichtbare Zeichen, schlitterte ein schweiß nasser Apfelschimmel um die Ecke. Angestrengte, weiße Wölkchen stiegen von den dunklen Nüstern empor, während es sich weiter kämpfte.
Es jagte an verwinkelten Gassen und zerstörten Gebäuden vorbei.

Die Hufeisen klapperten im stetigen Takt der Galoppsprünge auf dem harten Stein, während Pferd und Reiter durch Thal jagten, als wäre ihnen Azog persönlich in einem Santa Kostüm hinter ihnen her.

Am Himmelszelt zogen graue Wölkchen vorbei. In der Ferne klirrten Rüstungen und gegeneinander krachende Waffen.

Das helle Pferd schlitterte um eine scharfe Kurve, rutschte einen viel zu langen Moment, ehe es halt fand und weiter sprintete. Es hastete die breite Straße in einem halsbrecherischen Tempo entlang. Schaum klebte an seinen bebenden Flanken.

Der helle Wallach spitzte die Ohren, dann spannte er die Muskeln an.
Mit einem schlampigen Satz setzte das geschizte Tier über den leblosen Mann am Boden hinweg – die stählerne Klinge neber ihm noch immer schwach funkelnd im rot, als würde es wissen, das seine Zeit noch nicht gekommen war.

Sein Reiter nahm die Zügel kürzer – was genauso viel brachte wie eine Toilette mitten auf einem Hochhausdach.

(Er rannte mit wirbelnden Hufen unaufhaltsam weiter. Inzwischen jedoch nur noch eine Frage der Zeit, bis er nicht mehr konnte, denn lange hielt das Pferd dieses Halsbrecherische Tempo nicht mehr durch, welches er drauf hatte.)

Weiterhin im komplett lebensmüden Tempo, jagte der Apfelschimmel mit donnernden Hufen über das Gestein von Thals unebenen Straßen. Es bahnte sich mit seinen beiden Reitern einen Weg durch das Dichte Knäuel an Kämpfern, die mit allen möglichen scharfen, oder spitzen, Gegenständen nach sich hieben. Inzwischen war es egal. Alles was zählte, war das nackte Überleben.

Irgendwo in der Menge an Körpern schlug ein einzelner Mensch einen Ork im Schick Schnack Schnuck. Und dann war da unter ihnen noch ein dunkelhaariger Mann mit lockigen Haaren, einem Marathon T-Shirt mit der verwaschenen Schrift "Shut up and RUN" und einer dunklen Men in Black Sonnenbrille. Gelegentlich machte er einen nachdenklichen Gesichtsausdruck, betrachtete wie ein Forscher, verkleidet als Tourist die Ruinen der Gebäude, bevor er schnell ein Selfie mit einem sehr mitgenommen Ork machte, der wohl als Piñata Benutzer wurde.

Dann rauschte ein weißer Blitz an ihm vorbei. Klebriger, schäumender schweiß ran dem hellen Tier in Flocken von den Schultern. Die dunklen Nüstern ängstlich gebläht.

Loss, so wie der blonde Elb ihn getauft hatte, hatte sowohl ihn als auch die Rothaarige im Eiltempo hier her getragen. so schnell es ging.
Weg von dem beängstigenden Ort der Finsternis, zu einem, in dem es nach Blut und schweiß und Tod stank.
Ebenso roch er die Leute und den widerlichen Gestank, den er mir diesen Orks in Verbindung brachte, welche wie giftige Dämpfe in seine Nase stiegen.

,,Gandalf!" Der Elb zügelte das erschöpfte Tier und schwang das Bein – noch halb im Galopp – über dessen langen Hals, als Loss mit bebenden Flanken zum stehen kam – Tauriel folgte den Prinzen, die Augen Unruhig auf das Geschehene um sich herum gerichtet.

Der Zauberer in grau wirbelte schneller herum, als es ihm hätte möglich sein sollen. Tief in seinem inneren, löste sich ein kleiner Knoten, der ihm beunruhigende Dinge zugeflustert hatte. Als wollte jemand, das er zweifelte, doch als seine blauen Augen suchend durch die Gegend zuckten, bis er den Besitzer der Stimme fand, entpuppte sich der Knoten (vorerst) als Lügner.

Tief holte Gandalf Luft. Seine Schultern sackten erleichtert hinab, als er das Gesicht des Blonden erkannte.
,,Legolas. Legolas Grünblatt.", entkam es ihm überrascht, bis er den ernsten Ausdruck sah.

Legolas Grünblatt, Sohn von König Thranduil.
Der Prinzen des Düsterwalds.
Und sicherlich war sein Name ebenfalls auf Enyos Kindischer Liste, an denen sie Rache – wegen was auch immer – nehmen wollte. Wer wusste schon, wen sie alles mit schlechter Rechtsschreibung aufgeschrieben hatte?

Aber, jetzt da er wusste, das es etwas gab, was Thranduil dazu bewegen konnte, weiter zu kämpfen, würde alles womöglich doch noch eine gute Wendung nehmen.

Wie falsch Gandalf doch lag.

Mit festen schritten eilten alle beide auf einander zu. Legolas ohne Zeit zu verschwenden bereits am sprechen. ,,Ein zweites Heer ist im Anmarsch. Bolg führt Orks aus Gundabad an. Sie werden schon bald hier eintreffen."

Bilbo trat näher.
Loss senkte den hellen Kopf, die kurze, gräuliche Mähne in alle Richtungen abstehend.

,,Gundabad?", echote der Alte, während keine Sekunde später die Erkenntnis einsetzte, als er eins und eins zusammen zählte. ,,Das war ihr Plan, von Anfang an." Er holte tief Luft und sprach weiter, sein Gewicht auf den Stab gestützt. ,,Azog greift uns an und dann stößt Bolg mit seinen Scharen aus dem Norden dazu."

,,Dem Norden?", harkte der Hobbit Stirnrunzelnd nach. Dann war sein Blut nur noch Eis. Kalt und unbarmherzig. Panik drohte ihm die Kehle zu zuschnüren. ,,Wo ist der Norden genau?"

Trüb blickte Gandalf zu ihm runter. ,,Am Rabenberg.", erwiderte er, drehte sich mit knirschenden Sohlen um und stampfte los, während Bilbo noch einen Moment auf der Stelle verharte.

Der Atem blieb in im Hals stecken. ,,Am Rabenberg?", wiederholte er nur fragend, zwei brennende Punkte in Gandalfs Rücken starrend. Das blanke Grauen erfasste ihn, umschloss seine Hand mit scharfen krallen und drohte sein Herz zu zermalmen. ,,Thorin ist da oben. Und Fili und Kili. Sie sind alle da oben – auch Ares und... wahrscheinlich Enyo."

*****

Es gab zwei Dinge, die man sich bewusst machen sollte, bevor man einen Kampf an fing. Und diese waren wichtig, also hört gut zu.

Erstens, das Wissen wie man ein Schwert richtig führt war das wohl wichtigste – sowohl praktisch als auch theoretisch, ja? Gut.

Zweitens, war man bereit, es auch zu Ende zu bringen? Wenn nicht, dann sollte man auch keinen Kampf anfangen, denn was man beginnt, da muss man auch in der Lage sein ihn wieder zu beenden.

Also, was auch immer durch Enyos Kopf gegangen sein musste, als sie plötzlich den Rückzug antrat wie ein Pickelgesichtiger Feigling, es konnte sicherlich nichts gutes gewesen sein. Denn alles was sie zurück ließ, war der Abdruck ihres Körpers im Schnee, sowie die goldenen Überreste ihres Ichors.

Und es gefiel mir ganz und gar nicht, weil es sich eher so anfühlte, wie als lauerte etwas dunkles in den warbernden Schatten der zerfallenen Festung, lechzend nach Blut. Ein Plan, der langsam weiter Gestalt an nahm. Und Enyo war sicherlich nicht die Erschafferin dieses Plans.

Sie war einfach nur die Dumme Kuh, die ihn umsetzte. Eine Schachfigur, die dachte die Königin auf dem Brett zu sein, bis heraus kam, nur ein einfacher Läufer gewesen zu sein.

Aber genug davon. Mehr Sorgen sollten mir wohl die Zwerge machen, die – warum auch immer – hier irgendwo herum sprangen. Der geräusch Kulisse nach prügelten sie sich gerade nämlich.

Ich setzte schon an mit dem silbernen Speer in der Hand meine zerstreuten Waffen ein zu sammeln, als eben jener anfing zu Schrumpfen. Immer kleiner und kleiner wurde er in meinen Händen, das kalte silber immer weniger, bis allein ein schmaler Anhänger übrig blieb. Es gab schließlich ein leises Plop und er war entgültig weg, genauso wie er aufgetaucht war.

Super. Jetzt hab ich eine Waffe weniger, mit der ich meine Schwester bedrohen kann. Alles muss man selbst machen.

*****

Die Zwerge zu finden stellte sich in etwas so schwer heraus, wie Dionysius von Alkohol fern zu halten. (Was bekanntlich nicht gerade einfach war und ein Alkoholverbot von Zeus forderte, das er nicht umgehen konnte.)

Während die beiden Brüder und ihr Onkel sich also fröhlich mit den Orks prügelten (zu meiner Überraschung in Begleitung einer schnaufenden Gizem), blieb ich wenige Meter weg im Nebel still stehend, um einen dramatischen Auftritt hin zu legen – oder sie zu tode zu erschrecken, so ganz konnte ich mich noch nicht entscheiden.

Also wartete ich.

Keine allzu schwere Aufgabe, auch wenn meine Sinne bei jeder noch so kleinen Kleinigkeit in Alarmbereitschaft waren. Außerdem gab es ADHS nicht umsonst, ganz im Gegenteil, ich nahm alles war, als würde ein Wasserfall versuchen mich zu ertränken, es sich aber dann anders überlegen und doch lieber Tee trinken wollen. (Kompliziert.)

Kurz: Nur ein Ork musste sich falsch bewegen und mein Körper hätte sich verselbständigt und Ringil würde dann Schaschlik aus dem Vieh machen.

,,Wo ist er?" Beunruhigt sah Kili sich um, ein unangenehmes ziehen schien in seiner Magengegend zu sein, oder zu mindestens konnte ich es vermuten, er stand nämlich sehr seltsam da. Allgemein sah die kleine Gruppe von meinem Sichtpunk aus, als wären sie ganze drei Mal von einem Zug überfahren worden und nur Fili schien so schlau gewesen zu sein, sich bei dem zweiten Mord Versuch retten können.

,,Sieht verlassen aus?", sprach er weiter, seinen Blick von Onkel zu Bruder gleitend, ehe er zögernd zu der Demigöttin rüber schielte. ,,Ich glaube, Azog ist geflohen.", entschied er mit einem weiteren Blick auf die verlassene Festung.

Gizem schnaufte, dabei stand sie mit einer Mischung aus "Lässt mich ja in Ruhe" und "Auauauauauauau" da. Sie gab ein unwilliges schnaufen von sich, dass wohl ihre Verachtung ausdrücken sollte.

Lautlos setzte ich mich in Bewegung, mit dem Ziel mich an die Idioten an zu schleichen.

,,Das glaub ich nicht.", war alles, was Thorin erwiederte, kurz bevor ich mich schließlich direkt hinter ihnen zu Wort meldete.

,,Tatsächlich Sherlock McDoof?"

Sie fuhren herum. Die Waffen kampfbereit gezückt, weshalb ich träge eine Augenbraue hob. Was eine Glanzleistung.

,,Ares, was bei Mahal tust du hier?!", zischte Thorin zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, weswegen ich in Zeitlupe blinzelte bei seinem Versuch mich mit seinen Blicken zu erdrosseln.

,,Oh, nach was sieht das den für dich aus, Thorin? Ein Spaziergang mit schlechter Gesellschaft? Womöglich sogar Shopping?", konterte ich.


~~~

Loss - Quenya für Schnee

→ Rechtsschreibung wird noch kontrolliert

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