Kapitel 85.

Das seltsame Wiedersehen der Chaotischen Chaostruppe

Bei ihren Worten mied sie Blickkontakt und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit, als sie schließlich zu erzählen begann.
Ich erfuhr viel. Für meinen Geschmack aber viel zu wenig von dem Halbblut, welches sich nach ihrer Erzählung knapp als Gizem vorstellte. Dennoch war es genug um zu verstehen was Enyo als nächstes vorhatte.

Wir platzten mitten in eine Herz zerreisende Versöhnung.
Es fehlte nur noch die insbirierende, leicht traurig angehauchte Musik, die zeigte, was für ein emotionaler Moment das war. Nur war das weder ein Film, noch eine Serie oder ein Buch. Also keine Musik. Apollo wäre enttäuscht.

Und dann tauchten ausgerechnet wir – meine fantastisch Göttliche Wenigkeit und das leicht im Gesicht grünliche Halbblut – mit einem Filmreifen Auftritt, ohne irgendeine Vorwarnung unseres Kommens, neben Thorin und Kili auf.

Die beiden Zwerge sprangen vor Schreck auseinander, als hätten wir sie bei etwas verboteten erwischt, die Augen vor Überraschung geweitet traten sie von einander weg.

Während Onkel und Neffe uns weiterhin überrascht anstarrten, griffen die anderen to-be Krieger von Gartenzwergen nach den Waffen, bis sie mich erkannten und unsicher zu Thorin blickten. Fili trat unruhig von einen Bein aufs andere.

Bofur, Bombur und Nori mieden es in Thorins Richtung zu Glotzen und Mare schien der einzige zu sein, der sich wirklich freute mich zu sehen.
Traurig.
Entsetzlich.
Hab mehr von ihnen erwartet, als das sie dumm rum stehen.

Der dunkle Hengst wieherte laut, so dass das Geräusch durch die Halle hallte. Immerhin werd ich hier von einem begrüßt, wenn es die anderen schon nicht tun.

Jedoch war mir klar, dass sie sich bestimmt noch sehr genau an Thorins Drohung erinnerten, für den Fall das ich zurück kommen sollte.

,,Er soll jetzt verschwinden und nie wieder kommen, sonst werde ich ihm den Kopf abschlagen lassen, wenn er es nicht tut, denn dann werd' ich ihn vor dem Eingang platzieren."

Ich weiß ja, dass ich gut aussehe, aber das wäre selbst für meinen Geschmack etwas zu viel des guten. Meinen Kopf auf einen Spies auf zu spießen und dann vor dem Eingangstor zu platzieren, passt mir nicht wirklich in den Kram. Er soll sich lieber Mal zusammen reißen.

Genannter Möchtegern König jedoch sah mich an; zögernd, schuldig, vielleicht ein wenig verunsichert. Es war offensichtlich das er auch gerade an seine Worte dachte, ohne zu wissen, wie er jetzt mit mir reden sollte. Wir waren nicht im guten auseinander gegangen – und das wusste er genau.

Ich verengte meine Augen zu schlitzen als sich unsere Blicke trafen. Ebenso stellte ich mit Genugtuung fest, das er echt keinen Plan hatte, was er jetzt tun sollte.

Aber der schwarzhaarige Zwerg schien wirklich nicht genau zu wissen, wie er reagieren sollte, stattdessen nämlich überspielte er seinen kurzen Anflug von schwäche in dem er die Schultern zurück rollte, um sich stramm hin zu stellen. Er überspielte jegliche Art von Unsicherheit mit einer Leichtigkeit, wie ich selbst es getan hätte.

Da war dieser kleine Anflug von Respekt. Nicht nur, das es ihm doch noch gelungen war der Krankheit den rücken zu kehren, sondern auch, weil er wohl seine Rolle als Anführer wieder ein nahm. Nach allem was passiert ist, hab ich ihm das nicht wirklich zugetraut. Andere wären gegangen, hätten vielleicht so getan, als wäre es joe passiert, doch das er es tatsächlich wieder gut machen wollte war Mal was neues.

Wir starrten uns also ohne zu Blinzeln an. Ein Blickduell das nur einer gewinnen würde.

,,Ich glaub ich hab mich eingepisst.", brachte die Teenagerin mit stark zitternden Stimme hervor, die zu meiner rechten stand. Aus dem Augenwinkel sah ich wie ihr gebräuntes Gesicht grün und blass war, weshalb ich trocken ein: ,,Tun Kinder das nicht?", verlauten ließ ohne Blickkontakt zu brechen, geschweige denn zu blinzeln.

Gizem gab kaum eine Sekunde später ein würgen von sich.
Im nächsten Moment stürzte sie auch schon mit der Hand vor'm Mund an den beiden Zwergen vorbei, stolperte fast über ihre Füße und rannte Fili beinahe um, um sich dann lautstark hinter einem Geröllhaufen zu Erbrechen. Thorin blinzelte tatsächlich überrascht – ich konnte mir ein triumphierendes lächeln nicht verkneifen, das wohl mehr an ein Zähneflätchen erinnern musste.

Das Würgen der Demigöttin klang zu meinem Leidwesen in der riesigen Eingangshalle mehr als laut wieder. Das Geräusch wurde von den hohen Wänden zurück geworfen, weshalb ich angeekelt die Nase rümpfte. Ekelhaft. Einfach ekelhaft.

,,Jetzt weiß ich, warum Enyo dich hierfür ausgewählt hat. Auf jeden Fall für deinen Magen aus Stahl, der ist beeindruckend.", rief ich ihr mit nasserümpfenden Sarkasmus hinterher. Wirklich, ich weiß nicht warum sie ausgerechnet Gizem hierfür gewählt hat. Für eine Tochter der Kriegsgöttin verhält sie sich nicht sehr kriegerisch. Eher ein wenig vertottelt. Ach du meine güte, sie könnte mit Jackson verwandt sein! Die gleiche Dummheit besitzen sie ja anscheinend.

Doch eine kleine, nagende Stimme riet mir, die Teenagerin mit den zweifarbigen Augen und den schwarzen Korkenzieherlocken nicht zu unterschätzen. Halbblute konnten einen in den auswegslosesten Momenten überraschen – das hatte die Vergangenheit viel zu oft bewiesen.

Zur Demonstration meiner Worte gab sie ein besonders lautes kotzgeräusch von sich, ehe sie den Mittelfinger in die höhe reckte und ihn mir präsentierte.

Im Nachhinein ist mir klar geworden, das Sterbliche Wesen Teleportation unter Umständen nicht so gut vertragen. (Komm' ich früh drauf.)
Naja, ihr Pech, nicht meines. Mir geht's schließlich gut. Der Vorteil wenn man unsterblich ist. Sich selbst in Molekülgröße zu zerlegen hat halt keine Auswirkung auf einen Gott. Nicht Göttern scheinen das aber wirklich schlecht zu vertragen, vielleicht ist das auch der Grund warum der Punk bei seinem ersten Teleportation-Versuch gekotzt hat?

Anstatt noch etwas abfälliges zu ihrem Erbrechen zu sagen, schüttelte ich einfach nur augenrollend den Kopf.

Schwacher Magen.

Also standen wir schweigend da, während im Hintergrund Gizems Würgelaute zu hören waren.

Ein leises, genervtes Stöhnen entkam mir schließlich als die Luft so von der unangenehmen Spannung gefüllt war, das ich sie glatt hätte mit Ringil zerschneiden können.

,,Wollen wir weiterhin dumm schweigen und ihr ekelhaftes Gereiher mit anhören, oder kriegt wer seinen Arsch hoch, damit man mir erklärt, was zum Tartarus ihr gerade vor habt? Ihr seht aus, als wollt ihr euch auf den Weg zu einer Selbstmord Mission machen.", stellte ich mit einem analysierenden Blick auf die Truppe fest, die je in sauber polierte rüstungen gepackt worden waren. Die Waffen hielten sie allesamt in Anschlag – bis auf Kili und Thorin.

Der Braunhaarige sah mit flackernden Augen seinen Onkel an, doch Gizems Timing war das eines wahren Halbbluts. Gerade als Thorin den Mund aufmachte, stolperte Gizem an ihm vorbei. Ihre gebräunte Haut war noch immer ungesund blass, jetzt aber nicht mehr grünlich.

,,Nächstes Mal wäre eine Vorwarnung angebracht. Ich glaub ich hab mich echt eingepisst.", nuschelte sie, während sie beim Laufen ihre Glieder ausschüttelte, wie als wollte sie wieder Gefühl rein bekommen nach dem sie sich übergeben hatte. Sie stampfte auf mich zu, ihre Armbrust immernoch auf den Rücken geschnallt. Der Rostfarbene Gurt war übersät von Bunten Flicken, die irgendwer irgendwann draufgenäht haben musste.

Anklagend zog ich eine Braue hoch. ,,Ich muss gar nichts. Du kannst froh sein, dass ich dich überhaupt hergebracht habe. Wenn es nach mir ginge, würdest du schon längst irgendwo im Graben liegen. Meine Gnade hat Grenzen, also strapazier weder die, noch meine Geduld, sonst wird es unschön, Halbblut."

Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust, was die silbrigen Narben, die jetzt schon ihre Arme bedeckten (wie Fliegen die um Pferde-Scheiße schwirrten) herrausstechen ließ. Es waren allerhand Kratzer, Schnitte und auf dem linken Unterarm zeichnete die Klauenspur eines Höllenhunds ihre gebräunte Haut. Selbst in ihrem Gesicht, überzogen von leichten, kaum auffallenden Sommersprossen, zogen sich die silbernen, leicht rosarnen vernarbungen entlang. Auf ihrer Wange zeichnete sich eine senkrechter, längere Vernarbung ab, durch die eine Waagrechte Schnitt.
Oben rechts an ihrer Stirn zeigte sich eine frisch verheilte Wunde, welche in einem leicht wulstigen rosa die nächste Narbe ankündigte.

Sie lief fast gegen Kili, sah ihn iritiert an, wie als hätte sie ihn noch nie da stehen gesehen, ehe sie nach ein paar weiteren Schritten stehen blieb. Kurz sah sie mich an, dann wanderte ihr Blick neugierig durch die Gegend.

Herrje, das ist ja kaum zum aushalten hier. Und ich dachte mein ADHS wäre schlimm.

,,Also hör mir jetzt zu." Ihr Blick ging gedankenverloren ins leere, weshalb ich mehrmals vor ihrem Gesicht herum schnippste. ,,Wieder in der Realität? Gut. Du wirst schön hier bleiben, genau wie die versammelten Idioten Truppe, klar?!"

Im Hintergrund ertönten empörte Rufe.

Gizem blinzelte schnell hintereinander. Scharf verließ die Luft ihre Lungen das es dem zischen einer Schlange ähnelte. ,,Aber- Du kannst doch nicht-!", stotterte sie.

,,Ich kann." Herablassend lächelte ich sie an. ,,Und du wirst hier bleiben und auf sie aufpassen," Ich lehnte mich bedrohlich vor, so das wir auf Augenhöhe waren. (Wobei Gizem genau wie meine Kinder Recht groß war, vielleicht ein wenig schmäler, dennoch so, das sie mir zur Nase reichte wenn wir Nebeneinander stehen würden)
,,-ansonsten..." Ich brauchte die Drohung nicht zu beenden.

Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, die Lippen zu einer grimmigen Linie zusammen gepresst starrte sie mich aus ihren zweifarbigen Augen an. ,,Schön.", murmelte sie unterdessen, während ihre Schultern herab sackten. ,,Schön, schön. Dann bleib ich eben hier. Aber ich will dein Wort haben. Es soll meine Versicherung sein, das du meinem Vater hilfst."

,,Nein." Meine knappe Antwort schien sie aus dem Konzept gebracht zu haben. Überrascht hob sie die Brauen, im Hintergrund klapperten die Rüstungen, draußen schrien die Kämpfer.

,,Nein?", echote sie ungläubig.

Ich ballte meine Hand zur Faust. ,,Nein.", wiederholte ich noch einmal langsam, damit sie es auch wirklich mit bekam. ,,Ich kann dir nicht mein Wort für etwas geben, dessen Schicksal unausweichlich ist. Enyo könnte sich seiner schon längst entledigt haben, oder warum denkst du, sind die meisten deiner Geschwister Halbwaisen?
Außerdem schulde ich dir rein garnichts. Du magst Verrat an Enyo begangen haben, aber die Konsequenz musst da hiernach so oder so tragen. Also pass gefälligst auf diese schwachmaten hier auf, damit sie nicht lebensmüde hier raus stürmen." Ruckartig drehte ich mich zum gehen, die Proteste der Zwerge immer noch in den Ohren.

,,Hey! Warte! Sie liebt ihn doch... Hat ihn zumindest geliebt. Warum sollte sie meinen Dad...? Er ist doch einer ihrer ehemaligen..." Die Demigöttin klang verunsichert, als sie mich an sah wie als besäße ich die macht es ihr zu sagen.

Aber es war keine Seltenheit das die Liebhaber meiner Schwester erstaunlich schnell starben. Aber auch in den merkwürdigsten Momenten.

Angewidert schnaubte ich. ,,Liebe muss nicht für alle Personen real sein."

,,Sagt der, der über tausende von Jahren, mit der Liebesgöttin eine Affäre hat.", seufzte sie vor sich hin, während sie mit den Schuhen über den Boden schleifte.

Mein glühender Blick viel auf sie. ,,Vorsicht, sonst töte ich dich doch noch gleich.", presste ich hervor, um diesem Mal tatsächlich zu gehen, die ganzen lauten stimmen, die protestierten juckten mich einen scheiß. ,,Beschäftigt euch und Sorg dafür, das niemand raus kommt." Am liebsten hätte ich ihr gegen die Schulter getippt. ,,Und du Mare passt auf sie auf. Ich traue ihr nicht Mal so weit, wie ich werfen kann." Dann teleportierte ich mich einfach weg ohne ein Wort des Abschieds.

Gizem kratzte sich an den Locken, bevor sie sich auf den Fersen schwungvoll zu den Zwergen drehte. ,,Ähhhh – wisst ihr wie man Tabu spielt?"
Sie sah sie aufmerksam an, merkte jetzt auch zum ersten Mal, wir klein Zwerge waren. Neben mir vergaß die leicht, dass sie größer war als manch' andere.

,,Lust auf eine Runde? Ich kann es euch erklären, wenn ihr nicht auf die Idee kommt abzuhauen."

In dem hellen blau von Thorins Augen schienen Funken umher zu zucken.

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→ Rechtsschreibung wird noch korrigiert

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