Kapitel 76.

Das Bauwerk ohne Genehmigung (erzählt das nicht Thorin)

Während ich also Richtung Mauer stolzierte, bis mir einfiel das ich mich auch teleportieren konnte, machte sich Mare auf den Weg zum Erebor, wo bereits der kleine Verschwörungstrupp alles in die Wege leitete um unbemerkt ein Kelpie in den Berg zu schmuggeln.

*****

Ein paar Minuten später unweit von Thals Tor Richtung Erebor

Die Welt war erfüllt von dem Scheppern schwerer Rüstungen, den klirrenden, im Licht blitzenden Schwertern und dem lauten, heiseren rufen der Kämpfer. Tief rotes Blut bahnte sich seinen Weg über das Eisen, in dem sich das trübe Licht der goldenen Sonne brach, hinab auf das schmutzige Pflaster der Straße. Hin und wieder entdeckte man rötliche Sprenkel in den letzten Überresten des Schnees.

Aber zwischen all dem Lärm gesellte sich der Klang eines Hufschlags hinzu. Schnell und flink.

Kalt atmete das Wesen aus.
Weiße Wölkchen stiegen von den Nüstern empor, während es sich mit kräftigen, geschmeidigen Bewegungen durch die vielen verwinkelten Gassen der Stadt bahnte, die mehr einer Ruine glich.

Die Hufe klapperten im stetigen Takt der Galoppsprünge, sobald diese auf den unebenen Stein des Bodens trafen. Unter dem bläulich schimmernden Fell bewegten sich die Muskeln, spannten sich bei jedem Sprung an, lockerten sich in den kurzen schwebe Phase, um sich dann wieder an zu spannen als es die Beine streckte. Ein stetiges Spiel von Muskeln und Sehnen unter dem seidig glänzenden Haar des Tiers. Diese stränge arbeiteten wie ein Uhrwerk unaufhörlich weiter.

Und so schwebte Mare durch die Gassen, steht's darauf bedacht den Konfrontationen der feindlichen Seiten aus dem Weg zu gehen.
Mit aufmerksam gespitzten Ohren und erhobenen Kopf steuerte er durch die Nebenwege Richtung Tor. Das Tor welches zum Erebor führte.

Scharf bremste das Kelpie. Er schlitterte halb im Trab, halb im Galopp um die enge Kurve einer sehr schmalen neben Gasse –neben ihn würde nicht einmal mehr ein Mann hin passen ohne zwischen ihm und der Wand eingequetscht zu werden–, raus auf die Breite Hauptstraße.

Kaum warf er sich herum, streifte dabei leicht die Kante des Hauses, stieß sich Mare wieder kräftig mit den Hinterbeinen ab.

Der Hengst rauschte die Breite Straße in einem halsbrecherischen Tempo hoch.

Wie ein Wirbelwind fegte er an Kämpfenden Gruppen von Menschen, Elben und Orks vorbei. Die Mähne wehte wie ein Banner aus schwarzen Locken und schmalen silbrigen-weißen Wellen hinter ihm her. Er glich einem dunklen Blitz auf weißen Beinen, so wie er dahin flog.

Ungebremst galoppierte er die gewundene Straße entlang bis sie anfing gerader zu werden, dabei wich der Kelpie weiter den Kämpfenden aus, warf sich zur Seite wenn eine Feindliche Klinge zu nah kam, jagte in einem Tempo durch das Steinerne Tor als wäre Zeus persönlich hinter ihm her. Doch kaum berührten seine wirbelnden Hufe das Gestein der Brücke, streckte er sich.

Die Sprünge begannen kräftiger zu werden, flacher. Mare donnerte über das Pflaster. Steigerte sein Tempo immer weiter. Seine Ohren lagen Flack an. Der Hals gestreckt. Schneller und schneller stürmte er voran.

Auf halben Weg über die Brücke rauschte er an einem verdutzt drein blickenden Blonden Elb auf seinem riesigen Hirsch vorbei. Thranduil starrte so verdutzt aus der Wäsche, das er sogar kurz vergaß weitere Orks mit seinen Schwertern ab zu murksen.
Und dann war er schon an ihnen vorbei.

Während er weiter im gestreckten Galopp Richtung Erebor hetzte –nun von der Brücke runter und vor ihm die weite Ebene–, da schoben sich in kürzester Zeit leicht weiß-gräuliche Wolken über das Cyanblau des Himmel Richtung Sonne, in dem Versuch eben diese mit ihren warmen strahlen zu verdecken.

Doch die Veränderung bemerkte kaum einer. Verständlich, die meisten waren damit beschäftigt nicht zu verrecken.

Mare raste nun an deutlich größeren Massen von Zwergen, Elben und den Feindlichen Orks vorbei, die allesamt verteilt auf mehreren knäulen hingen. Der unebene, von Steinen übersäte Untergrund brachte ihn kurzzeitig zum Straucheln, bevor er sich wieder fing und weiter schnellte; schneller und schneller.

Es war schon ein klein wenig selbst Ironisch, das ausgerechnet ein Wesen wie Mare einen von Gold besessenen Zwerg Vernunft beibringen sollte.

Ein Kelpie –genau genommen eigentlich nur zur Hälfte ein Kelpie, allerdings wollen wir mal nicht so pingelig sein.
Ein böser Wasserdämon der der wilden See unter Poseidons Führung diente.
Ein Wesen das Menschen zum Dinner verspeiste.

Unvorstellbar für eben jenes Monster in der Pferdegestalt, das ausgerechnet er das Regeln sollte.

Aber seine Erscheinung war nichts weiter als eine Illusion. Die Illusion eines schönen, ungefährlichen Tieres, welches einlud sich auf dessen Rücken zu setzten. Ein Spiel. Ein Spiel um seine Beute zu fangen. Mehr war es nicht für ein Kelpie.

Menschen erwiesen sich als sehr leichtgläubig und blind für das offensichtliche. Sie erkannten nicht was direkt vor ihrer Nase geschah. Sie erkannten keine Gefahr in einem Lackschwarzen Hengst, dessen genauso schwarz gelockte Mähne, durchzogen von silbrig-weißen Strähnen, war. Die langen, starken Beine gefärbt in den Farben der Gischt, begleitet von dem leicht bläulichen Schimmer des Fells, ließ im ersten Moment nichts schlimmer erahnen. Doch allein dieser Schimmer des seidigen Pferdehaars, sollte bei jedem die Alarmglocken läuten lassen.

Jedem konnte es passieren, sich von einem solchen Wesen in die Falle locken lassen. Seinen Fehler merken würde man erst, wenn es bereits zu spät war, und sie einen mit in das nächste Gewässer rissen. Dann würde nur noch der Tod kommen. Wasser füllte die Lungen und die Opfer ertranken, hinab gezogen in die Tiefe. Eine Tiefe, die ihre Seelen nie mehr verlassen würden.

Wenn man das ertränken von Menschen zur Seite schob, blieb nur sehr wenig übrig was sie ansonsten machten. Hin und wieder guckten sie sich Realityshows bei Poseidon an, schließlich war er einer der wenigen die einen Fernseher hatten, der auch Unterwasser funktionierte.

Jetzt aber musste Mare Seelenklempner spielen, ohne überhaupt mit dem Zwerg reden zu können.

Das Kelpie fragte sich wirklich mit was Ares sich zu gedröhnt hatte, um auf so eine selten dämliche Idee zu kommen.

Aber die wohl größte Herausforderungen dabei waren wohl die, die am dringendsten eine Lösung erforderte. Und davon gab es zwei.
Als erstes musste er in irgendeine Weise in den Erebor rein kommen und als zweites irgendwie mit Thorin und seiner angeknacksten Psyche kommunizieren – wie auch immer er das anstellen sollte.

Ares, der natürlich irgendwo hin verschwunden war um sich mit einem Troll zu prügeln, ließ natürlich aus, wie genau das Kelpie zu dem selbsternannten König des Einsamen Berges kommen sollte.

Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als auf den Plan des Kriegsgottes zu vertrauen. Und das tat das Kelpie, während er sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dem Berg näherte.

Gerade preschte er an einer Ansammlung von Kämpfenden Orks und in Rüstung verpackte Zwerge vorbei, da stürzte einer der kleinen Bärtigen Männlein direkt vor seine Beine. Vor Schreck bremste er. Rutschte. Schlingerte. Strauchelte. Wirbelte Erdbrocken auf.

Mit aufgerissenen Augen riss der rothaarige Zwerg schützend sein Schild hoch, wissend womöglich gleich zertrampelt zu werden. Mare machte einen halben Galoppsprung, verkürzte den darauf folgenden noch einmal, damit er gerade noch so vom Abstand hinkam. Er fand den Takt wieder.

Er sammelte seine Kräfte. Seine Muskeln spannten sich noch weiter an. Dann zog er knapp vor dem Hindernis die Beine an und stieß sich mit einem mächtigen Satz vom Boden ab. Der Zwerg starrte, das Gesicht in der Farbe von gammeliger Milch.

Mare streckte sich, machte sich lang im Flug. Für einen Moment schwebte er förmlich in der Luft. Keiner seiner hellen Beine berührte den Boden.

Das Kelpie flog über den Zwerg Hinweg wie eine Sternschnuppe an einer klaren Nacht. Frei. Frei wir ein Schmetterling.
Ja, das war er – halt kein Schmetterling, aber egal, das war ja auch nicht gemeint.

Was er war; war frei. Genau das war er. Wie ein glühendes Feuer welches zu einem Waldbrand mutierte, weiter wuchs, immer größer wurde; seine Freiheit in voller Blüte.

Dann setzte er wieder auf, Schlingerte kurz auf dem feuchten Gras, bevor er sich mit kräftigen Sprüngen weiter nach vorne katapultierte. Unaufhörlich wuchs der Erebor, je näher er kam. Seine Hufe donnerten auf dem unebenen Boden dahin, dann erreichte er auch schon die erste Säule. Aus dem gestreckten Galopp heraus rammte er die Beine in die Erde.

Er schlitterte, rutschte, hinterließ eine Bremsspur aus brauner Erde als er den Boden dabei Umpflügte. Ein schnaufen entwich ihm. Das Kelpie warf den Kopf hoch, sodass seine Mähne unordentlichen in alle Richtungen flog, bevor er endlich zum Stehen kam.

Vor ihm lag der Tiefe graben und der zerstörte Kopf einer der Statuen. Aber da war noch ein weiteres Problem.

Ein Wall trennte ihn und das Innere des Erebor.

Und während der Hengst den Majestätischen Kopf empor hob, da lugte einer der Zwerge neugierig über den erbauten Steinwall. Rote Haare und ein hinterlistiges lächeln. Die Augen des Zwerges blitzten begeistert auf, bereit seine brillante Idee in die Tat um zu setzten

Der Dieb lehnte sich zurück um zur Treppe zu Glotzen, wo Bofur und Bombur gerade einen schweren Felsbrocken hoch hievten, in dem Versuch weder zerquetscht zu werden, noch einen dauerhaften Rückenschaden zu erleiden.

,,Ares hat ihn gefunden! Auf Ihr faulen Säcke, es kann losgehen! Macht Euch bereit!", plärrte Nori in einer noch annehmbaren Lautstärke, damit keiner der anderen davon etwas mit bekam.

Bofur, dessen Gesicht der Farbe von Gloins Haaren ähnelte, brachte einen seltsam gurgelnd, ächzenden laut hervor. Der Runde Zwerg auf der anderen Seite nahm gerade die letzte Stufe mit zitternden Beinen, bevor sie den Felsbrocken auf den Boden fallen ließen.

Krachend schlug dieser auf das Gestein unter ihren Füßen. Die Erschütterung vibrierte durch ihre Knochen und ließ Kiefer und Zähne aufeinander klappern. Leise stöhnend warfen sich die beiden nun gegen den rundlichen Brocken, rollten ihn zu Nori, der nun an der gegenüber liegenden Wand stand, an dem ein Seil von einem alten Flaschenzug hinab hing. Sie hatten das Teil in den Mienen aufgetrieben, bevor die drei es mühselig an einem Vorsprung der Wand befestigen konnten. Damit war's das für heute mit dem Klettern.

,,Ich... Luft... Eh, muss...", kam es abgehackt von dem Hut-Träger, als sie es schließlich geschafft hatten, weshalb er er sich erschöpft gegen die niedrige Mauer lehnte, bis er sich daran zu Boden gleiten ließ. Schweiß glänzte auf seiner Stirn als er die Schultern hängen ließ. Während er das tat ließ sich sein Bruder dumpf auf den Boden direkt neben ihm fallen.

Nori musterte die beiden aufmerksam, dann Pakte er das raue Seil, dessen Fasern unangenehm an seiner Handfläche rieben. Mit Mühe Band er den Strick in mehreren Komplizierten Knoten um den grauen Fels herum, in der Hoffnung das dieses Kunstwerk irgendwie hielt.

Stolz trat der Dieb ein paar Schritte zurück um sein Meisterwerk zu betrachten. Seine Brust schwoll förmlich an vor Stolz. Unterdessen kamen die anderen beiden Zwerge langsam zu Atem, weshalb auch sie langsam einen Blick auf das gebaute werfen konnten.

Während der Stein nun auf der einen Seite hing, hing an der anderen eine Vielzahl alter Bettlaken fest zusammen geknotet mit dem Seil, sodass es eine Schlaufe bildete, die wie eine Trage benutzt werden konnte. Als letztes musste dann nur noch der Fels runter geschubst werden, und schwups die wups, würde Mare hoch gezogen werden, insofern alles hielt und nicht mitten drinnen irgendwas riss, während Mare an dem Teil hing.

~~~

Heyho, ich hoffe ihr hattet schöne Ostern und den Sonnenschein (insofern bei euch die Sonne geschienen hat) genossen!
🐇🐣

Was haltet ihr denn von dem gebauten "Flaschenzug" der drei? Meint ihr es funktioniert?

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