Kapitel 72.

Bitte, danke, hört auf zu schreien, sonst Fressen euch die Orks

Ohne groß darüber nach zu denken sprang ich an dem gepanzerten Angreifer vorbei, nur um herum zu fahren, den schlecht ausgeführten hieb mit Ringil blokend. Meine Muskeln schrien in freudiger Erwartung, zuckten, als ich letztlich schmunzelnd zur Seite trat. Flüssig schwang ich meine Waffe in einem leichten Bogen nach oben, um seine Ungeschützte Seite der Achsel zu erwischen.

Tja, mehrere Jahrtausende Lebenserfahrung mein toter Freund.
Doch über den Kriegslärm hinweg erhoben sich zwei Schreie.
Zwei Mädchen Schreie.

Und ich kannte die beiden Personen denen die Schreie gehörten. Und ich wusste in dem Moment, als ich sie hörte, hinweg über den Lärm, das die beiden Kollateralschäden waren – nicht mehr, nicht weniger.
Kollateralschäden in mitten eines Krieges.
Nichts ungewöhnliches.
Nichts besonderes.

Ich fluchte. Stach einen Ork nieder.

Menschen starben Tag täglich.
Ob durch Unfälle, Mord, Krankheit oder am Alter, irgendwann starben sie alle einmal.

Nur jemand wie ich überdauerte die Zeit; ein Gott. Ungebunden ans Alter, ungebunden an den Tod – bis zu einem gewissen Punkt zu mindestens. Starb ich auf der Erde, meiner Welt, zerfiel ich mehr oder weniger zu Staub. Dann würde ich einfach im Tartarus erwachen, mich neu Bilden –egal wie lange es dauerte, ob Wochen oder Jahrhunderte (hört sich irgendwie seltsam an)–, und zurück in die Welt kommen.
Fand ich hier mein Ende, war es eher fraglich was mit mir passieren würde.

Versteht ihr? Darauf hab ich ehrlich gesagt keine Lust. Aber was will man machen, ich muss meine Schwester, dieses vorlaute Biest, zurück schleppen bevor sie hier größeren Schaden anrichtet, den man nicht mehr rückgängig machen kann. Das ist halt ein Problemchen, das ich mit Schwert und Blut lösen muss. Wie auch immer. Konzentration Ares, nicht ablenken lassen.

Stirnrunzelnd wich ich einer dunkel rot glänzenden Schwertklinge aus. Geschickt schnellte ich nach vorne, täuschte einen Schlag an, nur damit ich mich dann seitlich mit meiner Schulter gegen ihn warf, weshalb er strauchelnd zur Seite taumelte. Er kämpfte um sein Gleichgewicht, die kleinen Augen geweitet. Das Wesen versuchte es wieder zu Gewinnen, sein Gleichgewicht.

Meine Klinge war schneller als er. Schneller. Besser. Tötlicher.
Ich war es.
Schneller. Besser. Tötlicher.
Ein einfacher Ork – ein kleiner Fußsoldat – war mir nicht gewachsen.

Ach, ich bin einfach fantastisch, daran muss es liegen, und natürlich an meiner Göttlichkeit. Ja, das scheint der Grund zu sein, ne?

Um mich herum schien die Welt in Stillstand zu kommen. Das Kämpfen verstummte in meinen Ohren, taub für den Trubel um mich herum, denn allein meine Sinne waren voll konzentriert auf etwas anderes. Abwesend hörte ich das Rauschen meines Ichors in den Ohren. Spürte das freudige Adrenalin durch meinen Kreislauf tanzen.
Alles um mich herum war aber still.

Ich hatte sowas schon lange nicht mehr. Es hatte ein bisschen was von Kronos, der New York zum Stillstand brachte, doch wenn ich mich konzentrierte, wirklich darauf achtete, nahm ich entfernt das surren eines Schwertes wahr. Und ich wusste wer es schwang.

Schneller als der Ork dumm aus der Wäsche gucken konnte, stieß ich ihm das kalt, und bläulich im Sonnenlicht, leuchtende Schwert in die Brust. Das aber mit einer solchen Kraft, das sein Brustpanzer an dieser Stelle ächzend nach gab und sich Ringil in ihn bohrte.

Es durchdrang die erste Hautschicht. Bohrte sich durch sein Fleisch. Blut floss klebrig über seine Haut, dunkel und zäh wie Schleim –sieht nicht gesund aus. Zerschnitt seine Sehnen, seine Muskeln, brachte seine Knochen im Brustkorb zum zersplittern.
Noch bevor der Körper zu Boden schlug, war der Ork, mit der gräulichen Hautfarbe und den von Narben entstellten Gesicht, tot. Die seltsam gelblichen Augen starrten leer ins nichts. Sein Leben war vergänglich.

In meiner Brust zog es unangenehm. Meine Finger klammerte sich an das Schwertheft. Kalt und unnachgiebig fühlte es sich an, aber schmiegte sich zugleich wie eine schnurrende Katze an mich.

Ich schüttelte es von mir.
Wandte mich einfach nur kommentarlos von dem Toten ab, bevor irgendwer anders überhaupt darüber nachdenken konnte mich überrumpeln zu wollen. Zum einen würde es nicht gelingen, zum anderen wäre es einfach sehr dumm.

Nur ging ich nicht einfach, ohne ein Spottisches Grinsen in Richtung des mir nächsten Menschen zu werfen. Der Braunhaarige Mann, der das Glück hatte genau in diesem Moment in meine Richtung zu Glotzen, zuckte daraufhin sogar unmerklich zusammen, bis er sich gezwungener Maßen wieder seinen Gegnern widmen musste die hier verteilt herum sprangen.

Hah, ich hab da jemanden erschreckt! Tagesziel erreicht. Aber das Mal bei Seite.
Mann, ich lass mich ja wieder ganz schön ablenken...

,,Ich glaub ich brauch dringen Urlaub. Jo, das hört sich gut an. Vielleicht sollte ich ein Krieg in der Karibik an Zetteln? Klingt verlockend.", redete ich, den Kopf von links nach rechts schwenkend, leise mit mir selbst, bevor ich tief die Luft ein sog, welche leicht in einem vertrauten, metallischen Geruch getaucht war. Die Sonne schien immernoch als wäre nichts. Verräterisch.

Ok, ignorieren wir einfach Mal diese Tatsache.

Anstatt weiter wahllos Orks zu töten, traf ich eine Entscheidung, von der ich hoffte sie nicht zu bereuen – fifty-fifty Chance das ich es doch tun würde. Erneut fluchte ich. Unsanft stieß ich den Feind direkt vor mir zur Seite und setzte mich in Bewegung, mir dabei den Weg frei räumend wie eine Bowlingkugel es in einer Bowlingbahn tat. Jeden unachtsam, fast schon eilig aus dem Weg schubsend, der mir im Weg herum stand und somit verhinderte, das ich aus dem Getümmel raus zu kam, krachte in irgendwen anderes herein.

Fast war ich aus dem Knäul draußen.
Währenddessen bemerkte ich eine Glefe aus dem Augenwinkel auf mich zu schnellend, dessen Messerartige spitze auf meine Seite zielte.

Geistesgegenwärtig hob ich meine freie Hand an. Innerhalb eines Wimpernschlags war aus der Stangenwaffe, mit der Hiebklinge in der Form eines Messers, zu einem nutzlosen Plastik-Lichtschwert geworden.
Der hoch verwirrte ausdruck im Gesicht des Orks war Gold wert als er das Teil stattdessen schwang.

Lange aber hielt ich mich nicht mit ihm auf, denn es war nicht Mal besonders schwer den Schreien zu folgen, unter den sich jetzt auch der eines Jungen schlich. Und auch den höchst Männlichen schrei kannte ich.

Auch wenn, offensichtlich, nur mein scharfes Gehör das nervige Geplärr wahrnehmen konnte – wahrscheinlich auch der Grund warum Bard noch immer mitten im Getümmel rum sprang, anstatt zu seinen Töchtern zu rennen. Aber naja, eben ein Vorteil wenn man ein Gott ist; bessere Sinne, besseres Aussehen und definitiv viel cooler als alle anderen auf der Welt.

Ich weiß, ich weiß, ich bin ein klasse Typ, aber schaden kann es nie das noch Mal zu erwähnen. Nur so am Rande erwähnt. Merkt euch das.

Meine knirschenden Schritte gingen in dem Ohrenbeteubenden klirren unter das mich wie eine dicke Daunendecke zu umarmen schien. Dann, tatsächlich überraschend schnell war ich draußen.

Irgendwie schaffte ich es also aus der Masse an Kämpfender, toll, oder. Letztlich aber wahrscheinlich dadurch, dass sie mir anfingen unbewusst Platz zu machen, sowohl Menschen wie auch Orks. Dennoch bekam ich zwischen drinnen ein Schwert ab, das einfach durch meinen Arm hindurch glitt als wäre es Luft, da es sich einfach nur um ein komplett normales Eisenschwert handelt. Leider galt das nicht für den Ärmeln meines Hemds.

Zielstrebig steuerte meine Wenigkeit die Straße runter auf einen dieser kleinen Torbögen zu, die teilweise Verwahrlost hier herum standen und als Durchgang benutzt wurden, wenn man Mal schnell auf die andere Seite eines Platzes wollte, jedoch mehrere Häuser Reihen im weg standen. Der perfekte Durchgang für eine Abkürzung. Sind sozusagen mini Gassen.

Aber bevor ich auch nur durch gehen konnte, stürmten mir die beiden Kinder von Bard entgegen, die ich suchte. Ihre braunen Haare waren zerzaust, die blicke gehetzt, doch beide schienen unverletzt. 
Überrascht blieb ich stehen, die beiden Mädchen regestrierten mich jedoch in ihrer Panik nicht gleich, sondern übersahen mich, Trotz meiner Größe, was mir auch nicht oft passierte.

Sigrid schien als erstes zu realisieren das jemand in Front von ihnen stand, denn sie nahm mich als erstes war und rammte die Beine in die plattentretene, dünne Schneeschicht. Ihre kleine Schwester hingegen krachte volle Kanne in mich hinein, weshalb ich überrascht nach ihren dünnen Armen Griff, bevor sie durch die Wucht des Aufpralls auf ihrem Hintern landen konnte.

,,Auf der Flucht vor Alpig?", kam es mir fragend über die Lippen, ohne den Steinbogen aus den Augen zu lassen, aus dessen Schatten sich eine weitere Gestalt schälte.
Eine Gestalt mit einem Schwert.
Bain.

Die ältere der beiden Schwestern stieß erleichtert die Luft aus, die kleine hingegen starrte mich von unten her an. Ihre braunen Rehaugen kugelrund und gweitet.
Sie blinzelte. Blinzelte noch Mal.
Braune Augen begannen verdächtig zu glänzen.

Oh scheiße... Nein, nein, nein, nein, nein. Nein! Bitte nicht! Götter, sie soll jetzt ja nicht Flennen! Was macht man damit sie aufhören? Ich bin richtig beschissen im trösten, das ist keines meiner vielen Talente.

Noch bevor ich es mit einem sarkastischen Kommentar versuchen konnte, da ich keinen Plan hatte was ich tun sollte, helten sich ihre Gesichtszüge auf. Die kleinen glänzenden Perlen verschwanden, die Muskeln an ihren Armen entspannten sich.

Plötzlich zuckte Sigrids Blick an mir vorbei. Erleichterung und Sorge füllten ihre Augen. ,,Vater!"

Ich rümpfte die Nase. Was soll das denn jetzt? Ist die lebensmüde? Will sie unbedingt umgelegt werden? Fuck, ich wusste doch, das ich es bereuen würde!

Tilda zuckte bei dem Ruf ihrer Schwester zusammen, unterdessen ruckte Bains Kopf in die Richtung, in die Sirgrid offensichtlich guckte. Sein Gesichtsausdruck änderte sich von Was-soll-ich-nur-tun-ich-bin-lost zu Götter-sei-dank-endlich-taucht-unser-Retter-auf. ,,Vater!", stimmte er mit ein, dabei überschlug sich seine Stimme fast.

Klasse, jetzt schreien schon zwei. Ein Wunder, dass die kleine Tilda noch nicht mitgezogen ist.

,,Hey! Hört auf zu schreien, sonst Fressen euch die Orks! Und die mögen Kinder, die sich vorher die Seele aus dem Leib geschriehen haben, klar?" Knappes nicken der Kinder. Götter, ich vermisse die kleinen Halbblute aus Camp Half-Blood. Die wussten wenigstens was in mitten eines Krieges zu tun war. ,,Gut. Ihr seht, euer Daddy ist in Ordnung und beschäftigt, also wird der Bogentyp Junior, Bain, euch jetzt mit nehmen und dafür sorgen, dass ihr nicht mitten auf der Straße herum steht um gefressen zu werden. Also geht. Husch. Die Zombies kommen sonst.", murrte ich mürrisch über diese offensichtliche Dummheit in einer solchen Situation, und wie man nur auf offener Straße, wo jeder Feind entlang laufen konnte um einen locker flockig abzustechen. Komplett normal.

,,Was sind Zombies?"

Hilfe. Ich will nach Hause. Oder mich selbst von einer Klippe stürzen. Nein, noch besser! Ich werf' den Gnom von einer Klippe! Ja, hört sich viel, viel bessere an.

Ich warf dem Mädchen einen flüchtigen Blick zu. ,,Schau Fernsehen – halt, gibt es hier ja nicht, egal. Dann... Frag einfach nicht, ist eh nicht so wichtig. Geht jetzt." Mit einer scheuchenden Bewegung in Richtung der drei jungen Menschen, drehte ich mich wieder um, um zurück ins Getümmel zu gelangen. Doch ich hatte gerade Mal zehn Schritte gemacht, da begann der Boden leicht zu vibrieren, was in meinem Magen einen Purzelbaum verursachte. Kurz darauf kreischte eine helle Kinderstimme in meinem Rücken.

Meine Person muss einfach verflucht sein. Anders kann's echt nicht sein.

~~~
Huhu, gute Nachrichten! Mein Laptop ist in den nächsten Tagen wieder einsatzbereit! Yeah! 🎉

Dann kann ich endlich Mal die letzten paar Kapitel durch Korrigieren. 🥲

Ares: Wird aber auch Mal Zeit!

Klappe!

Ares: Selber Klappe! *Wirft mit einem Messer nach der Autorin*

*Duckt sich und fliegt auf die Fresse*

Und damit verabschiede ich mich für heute, bye!


→ Grammatik- und Rechtschreibfehler werden noch korrigiert.

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