Kapitel 56.

Ernstes Gelaber – eine wichtige Angelegenheit!

So verbrachten wir die restliche Zeit schweigend, bis das Zwielicht über die Welt her viel, die Schatten immer länger wurden, die goldene Sonne immer tiefer sank und sich die Luft noch weiter abkühlte. Der Himmel färbte sich, einzelne Wolken schienen zu Zementfarbenen Kunstwerken des Himmelszelts zu werden.

Dann war es soweit. Die Verhandlung konnte beginnen.

Vorhang auf für... –Trommelwirbel bitte– mich!

...Dann halt nicht, ihr Gemeinen Wesen!
Ihr seid doch alle nur neidisch auf mich! Und meiner Schönheit! Das ist es, da habt ihr's!

Schön, reicht jetzt wieder...
Wie macht Demeter das eigentlich mit ihren ganzen Pflanzen, können die eifersüchtig aufeinander werden, wenn sie zum Beispiel welche bevorzugt? Ich mein... es sind Pflanzen... Ach was weiß ich, mir doch egal!

Nein, mir ist überhaupt nicht langweilig, wie kommt ihr denn darauf? Nein, ich kipple nicht mit dem Stuhl? Nein, ich überlege nicht Thranduil in Tharence um zu benennen. Überhaupt nicht! Wie kommt ihr nur auf sowas?

,,Hast du mal überlegt, wie es sein kann, das ihr nicht altert? Ist das so ein Ding mit eurem Blut? Vielleicht ein Fluch, oder doch eher eure Verbindung zur Natur? Naja, vielleicht seit ihr auch durchgehend Stoned, wisst es aber nicht."

Ich spürte seinen abschätzigen Blick auf mir ruhen, aber ehrlich gesagt war es mir ziemlich egal. Sollte er doch Denken was er wollte, mir konnte es so egal sein, wie Dite die ihre Schuhe vom letzten Jahr weg warf, weil sie, laut ihr, nicht mehr in Mode waren.

,,Dieses Gespräch ist höchst Seltsam."

,,Danke."

,,Eure Wunde scheint weitaus mehr schaden verrichtet zu haben, als mein Heiler angenommen hat. Gift ist eine höchst komplexe Angelegenheit, genau wie das Leben selbst, doch im Vergleich zu meinem Leben, ist Eures nur ein unbedeutender Wimpernschlag in meinem, Ares."

Daraufhin schob ich stumpf ein: ,,Was du nicht sagst, nur juckt es mich nicht den Styx", in seine Richtung, weshalb wir daraufhin wieder vor uns hin schwiegen.

Erschlag mich doch bitte einer! Irgendwann werde ich ihm an den Kopf werfen, das ich ein cooler Gott bin, er aber nur ein Elb!

Als draußen endlich knirschende Schritte ertönten, wäre ich vor Erleichterung am liebsten raus gestürmt und hätte alle beide auf den Mond befördert, denn das schweigen von Tharence war noch unangenehmer, als wenn er mich voll gequatscht hätte. Schon traurig, jetzt freu ich mich auch noch mit den drei den Plan aus zu Hecken.

Einen Plan der –wohl bemerkt– wahrscheinlich nichts verhinderte. Thorin ließ nicht mit sich reden, da konnte der Zauberer gleich einen Breakdance machen, die Prinzessin unterm Berg würde es einen feuchten scheiß interessieren. Er war einfach... Verrückt geworden. Nein, nicht einfach so, sondern wegen dem Arkenstein, den Bilbo hoffentlich ins offene Feuer der Öfen befördert hatte, damit das Teil nicht in Zwergen Händen landen konnte.

Meinetwegen kann diese Prinzessin gleich hinterher springen. Ein Problem wäre dann gelöst.

,,Habt ihr unterwegs noch eine Kaffee Pause gemacht und Zuckerwatte gefuttert? Hat's wenigstens Spaß gemacht, oder wolltet ihr noch ne Runde auf der Mauer drehen?", begrüßte ich die beiden Neuankömmlinge mit meiner umwerfenden Freundlichkeit, die jeden vor Neid erblassen ließ. ,,Mal im ernst, ich dachte das Treffen ist bei Sonnenuntergang, hier, in diesem Zelt. Man erwartet dann auch ein wenig Pünktlichkeit, wenn man schon gezwungen ist, eine wichtige Nachricht zu überbringen, die offensichtlich niemanden interessiert. Äh, ach ja, Gandalf, überbring doch bitte Tharence die Nachricht, die du für ihn hast, dann muss ich das nicht machen –außerdem hab ich sowieso keine Lust auf das.", machte ich meinem Ärger Luft, dabei rutschte ich so auf dem Stuhl, das ich genau zu den alten silberhaarigen Mann gucken konnte, neben dem Bard im Eingang zum Zelt verharrt war.

,,Tharence?" Gandalf zog eine seiner grauen, Buschigen Augenbrauen nach oben, als er mit großen, festen schritten das gelbe, hohe Zelt betrat.

Mit dem Daumen über meiner Schulter lässig hinweg werfend, deutete ich locker auf Thranduil.

,,Ich bin immer wieder aufs Neue über den Einfallsreichtum der Menschen erstaunt.", kommentierte genau jener blonde Elb, der geschmeidig seine Sitzposition änderte und mich dabei scharf betrachtete.

Haha, sehr lustig. Ich lach mich echt tot. Hab dich auch lieb du Kobold von einer Diva, die Gespräche mit dir sind immer richtig Unterhaltsam, da will ich mich sicher nicht von einem Bergfried stürzen.

Bard kam direkt hinter Gandalf ins Innere des –von mir selbst benannten– Master-Planungsbüros, kurz MPbo.

,,Und was ist...Zuckerwatte?", schob der dunkelhaarige Mensch hinterher, begleitet von einem Blick in meine Richtung, den ich nicht ganz deuten konnte. Dazu klang Bard leicht aus dem Konzept gebracht, als hätte er mit allen gerechnet –sicherlich aber nicht damit–, überwiegend aber mit meinen fiesen Kommentaren und den nervigen rumgemeckere. Er starrte mich aufmerksam an, trat einen weiteren Schritt ein, während sich Thran-duil aus seinen "Maniküre Sessel" erhob wie eine Ver-dammt-er Elf aus Helheim, wenn er Begriff wo er gelandet war. Nur war es dann meistens schon zu spät, etwas, was auf die Queen zu bemerken schien.

Hatte man einmal Ungeziefer in seinem Haus, konnte man es nur schwer wieder loswerden. Anscheinend war das Tharence, aka die Waldland Diva, auch aufgefallen, denn dieser leerte mit einem zug seinen Kelch und steuerte den Tisch an, an welchem ich saß, und auf dem die Karaffe mit der roten Flüssigkeit etwas verloren im dem Chaos –was er unbeachtet ließ– rum stand.

Seit meinem... interessanten Besuch bei ihm, gepaart mit dem Elbenwein, wäre es für die Allgemeinheit besser mich nicht zu betrinken –Thranduil ist das natürlich egal, der Alkoholiker säuft munter weiter. Kaum war sein Kelch gefüllt, wartschelte er zurück auf seinen Platz, um sich wieder nieder zu lassen.

Gandalf überging das ganze einfach –wie gemein!–, stattdessen widmete er sich voll und ganz der Aufgabe, weswegen er hier war. ,,Ares, ich bitte dich um Zurückhaltung." Warnend schoss er mich mit seinem Blick ab, der selbst einen Schneemann zum Weinen gebracht hätte, allerdings bekam er von mir nur ein gelangweiltes gähnen, weshalb er sich wieder an die blonde Barby wandte, die seelenruhig einen Schluck von der rubinroten Flüssigkeit nahm.

,,Ihr müsst Euren kleinlichen Zwist mit den Zwergen beilegen. Es wird Krieg geben! Die Jauchegruben Dol Guldurs ergießen sich.", verkündete er ernst, aber um das zu unterstreichen, stemmte er seine Arme in die Seite.

Buhuhu, was auch immer dieses Duhl Guguru sein soll, es hört sich nicht so super an. Bestimmt hat Enyo was damit zu tun, oder der Waschmittel Ork.

Kritisch beäugte ich die anwesenden. Bard starrte nachdenklich zu Gandalf, Tharence soff sich weiterhin munter die Birne weg und Gandalf... Der schien mit seiner Zurechtweisung noch nicht den Höhepunkt der Show erreicht zu haben.

Jetzt, wo den Zauberer genauer unter die Lupe nahm, wirkte er müde und erschöpft; dunkle Schatten zierten sein Gesicht, ebenso eine tiefe Sorgenfalte zwischen seinen Brauen. Das graue Haar war durcheinander, verheddert, glanzlos und seine Klamotten hatte schon deutlich bessere Tage gesehen. Immerhin schien er wenigstens das Blut aus seinem Gesicht entfernt zu haben, bevor er sich in die Höhle des Löwen wagte.

,,Ihr alle seid in tödlicher Gefahr.", hängte der alte noch hinten dran. Seine blauen Augen spießten sowohl Bard –der noch immer in der Nähe des Zelteingangs Stand–, als auch Tharence auf, nur schien ersteres viel zu überumpelt von seiner Offenbarung zu sein.

Menschen und ihre langsame Auffassungsgabe... Vielleicht hätte Prometheus sich mehr Mühe bei der Schöpfung der Menschheit geben müssen, das Ergebnis wäre dann eventuell viel besser geworden –oder er hätte was anderes als Lehm benutzen sollen? Wobei, seltsam wäre es schon, wenn alles perfekt sein würde... Mal im Ernst, was wäre das denn bitte für eine Welt?

Menschen wären nicht mehr selbstsüchtig, Zeus würde freiwillig auf seinen Thron verzichten und Apollo würde für die Gesundheit aller das Singen aufgeben. Nein, nein, es kann ruhig alles so bleiben wie es ist, sonst ist die Welt noch abgedrehter als vorher.

Fast schon desinteressiert warf Thranduil Bard einen kurzen, prüfenden Blick zu, wie als schätzte er ab, was er als nächstes tun würde.

,,Was redet Ihr da?", hakte der Mensch nach, doch jemand anderes, schien bereits seine eigene Meinung dazu zu haben, die er natürlich offen heraus sagte.

Zu meiner Verteidigung, es ist nicht meine Wenigkeit!

,,Ich sehe, dass Ihr nichts von Zauberern wisst.", tönte es Arrogant von meiner linken.

Erneut stellte sich der Schlanke Elb in seiner edlen, silberverzierten Robe auf, dessen teuer wirkender Stoff leise raschelte, weshalb er kurz darauf zu meinem Tisch Schritt, auf den er den Kelch erstaunlich sanft abstellte.

Prüfend sah ich von meiner sitzenden Position zu ihm auf, musterte seine harten Gesichtszüge aufmerksam, doch der Schatten der Sorge, der sich schwach abzeichnete, entging mir keines Wegs. Er wäre auch reichlich dumm, wenn es ihm völlig am Arsch vorbei gehen würde was Gandalf sagte. In so machen Aussagen steckte ein kleiner Funke Wahrheit.

Meine Augen folgten seinen flüssigen Bewegungen, während er Seelen ruhig nach der Karaffe griff um sich, und in einen zweiten Kelch –wahrscheinlich für Bard– Wein ein goss.

,,Sie sind wie ein Wintergewitter, das auf einem rasenden Wind heranrollt, um dann donnernd schlechte Kunde zu bringen."

,,Ein Wintergewitter, wirklich jetzt?", stieß ich überrascht blinzelnd aus, bevor ich tatsächlich in Schallendes Gelächter aus brach, jedoch keine Sekunde später Schmerz erfüllt auf stöhnte, meine Hand an meine Seite pressend, da ein stechendes ziehen durch meine verletzte Seite fuhr. Gut, Lachen ist im Moment wohl besser Tabu. Verzweifelt zog ich eine Grimasse. So konnte ich mich doch niemals Enyo stellen, trotz meiner voran Schreitenden Heilung, war ich ein einziges Frack –man, ich will lieber nicht in den Spiegel schauen, ansonsten bin ich für den Rest meines unsterblichen Lebens verstört.

Die Köpfe der anwesenden ruckten in meine Richtung, doch Tharence verengte nur kurz die Augen, ehe er fortfuhr. ,,Doch manchmal ist ein Sturm nur ein Sturm.", stellte er kühl fest, während er das zweite Gefäß an den Bogenschützen weiter reichte, dabei anmutig, mit erhobenen Haupt, an ihm vorbei stolzierte.

,,Nicht dieses Mal. Ork-Heere rücken vor. Es sind Kämpfer. Sie wurden für den Krieg gezüchtet. Unser Feind hat all seine Streitkräfte versammelt. Und sie bekommen Hilfe. Jemand mächtiges steht ihnen zur Seite." Gandalf sah mich aus dem Augenwinkel an. ,,Jemand, denn man unter keinen Umständen unterschätzen sollte.", hängte er noch hinten dran.

Thranduil stoppte, wandte langsam seinen Blick zu dem kleineren, grauhaarigen Zauberer. Ich betrachtete die Szene nur Stumm. Ja ich weiß, sehr produktiv.
,,Warum sollte er sich jetzt zeigen?"

,,Weil wir ihn gezwungen haben. Damals, als Thorin Eichenschild aufbrach, um sich seine Heimat zurückzuholen. Ares hat, unbewusst, seinen Beitrag dazu geleistet. Er war –ist– eine potentielle Bedrohung, weswegen er aus dem Weg geräumt werden sollte." Kurz deutete er auf mich –wies somit auf meinen ledierten Zustand hin (danke, Gandalf!)–, stemmte aber dann seine Hände in die Hüfte und lief erst bedächtig Richtung Zelteingang, bevor er seine Schritte beschleunigte und zügig hinaus eilte, gefolgt von den anderen beiden.

Leise fluchend hievte ich mich aus dem Stuhl um ihnen hinterher zu eilen. Meine Stiefel trafen Knirschend auf den schmutzigen Schnee, durch den sicherlich schon mehrere Kolonnen Bewaffneter Soldaten durch gelatscht waren.

,,Die Zwerge sollten den Erebor nie erreichen. Azog der Schänder wurde geschickt, um sie zu töten. Sein Herr will den Berg in seine Gewalt bringen. Nicht nur wegen des Schatzes, sondern wegen seiner Lage. Seiner strategischen Position. Aber ohne es wirklich zu wissen, stellte sich Ares damit gegen sie und wurde selber zur einem Ziel." Schneller als man es ihn zugetraut hätte, stieg er die beiden verschneiten Stufen hoch und lief auf einen der Sichtpunkte zu, die von hier oben eine gute Sicht auf Brücke und Tor des Zwergenreichs ermöglichte.
,,Das ist das Tor zur Rückeroberung des Landes Angmar im Norden. Erhebt sich dieses dunkle Königreich erneut, werden Bruchtal, Lórien, das Auenland, sogar Gondor untergehen."
Gandalf drehte sich zu uns dreien um, denn wir hatten nur wenige Meter hinter ihm Halt gemacht.

Das Kunstvoll bearbeitete Gestein des Tors war aus dem Felsen geschlagen worden, ragte in den Berg hinein, warf Schatten in der Dämmerung, hob sich von der rauen, wilden Felswand ab.

Ja, es hat definitiv eine gute strategischen Lage, aber Enyo wird –sollte sie einen Deal mit Azogs Meister haben– sich sicherlich nicht an etwas halten. Ihr ist jede Konsequenz egal. Sie lebt um zu zerstören; Dörfer, Städte, Königreiche und was weiß ich noch alles. Das hier ist ihr persönlicher Spielplatz, nichts wird sie davon abhalten, mehr nieder zu brennen als Smaug es jeh könnte, denn meine Schwester kannte kaum halt, wenn es um Genugtuung, Spaß, Rache und eiskalter, höhnischer Abrechnung ging.

Sie wollte etwas beweisen, demonstrieren. Ihre Macht, ihre Göttlichkeit, sich an der Furcht anderen ergötzen. Sie wollte den Erebor fallen sehen, das Elben-Heer, die Menschen der Seestadt... Dann würde sie sich gegen ihre "Verbündeten" stellen. Und sie würde keinen Halt machen, bis alles ihren Vorstellungen nach zerstört war. So war sie nun Mal, und genau dasselbe hatte sie mit diversen anderen Städten auch gemacht, unter anderem Korinth, Plataiai, Troja, Pompeji und sogar bei Tschernobyl hatte sie ihre Finger im Spiel, unter anderen auch bei der Zerstörungswut im Ersten und Zweiten Weltkrieg, nur das ich sie da noch etwas kontrollieren konnte. Jetzt war es nahezu unmöglich.

Meine Ver-dammt-e Zwillingsschwester war die Göttin des Krieges und der Zerstörung –nur stand Zerstörung schon immer ganz oben auf ihrer To-Do-Liste.

Es würde erst enden wenn diese Welt brannte.

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