Kapitel 54.

Schon wieder jemand hier, sind wir ne Bar?

Zustimmend brummte ich, bevor ich den grünen Knopf drückte –das Gespräch war somit beendet. Das Handy schob ich flink in eine meiner Hosentaschen, bis ich mich ganz der Zeltplane zu wandte, eben jene schwungvoll zur Seite schlug.

,,Was zur Hölle!? Tartarus, was tust du hier!" Mit einem Krachen –begleitet von einem Geschockten auf keuchen– flog die Person Hochkant vom Stuhl runter, dabei wurde die Landkarte inklusive einiger wichtig aussehender Sachen vom Tisch gefegt.

Mit einem dumpfen laut, gefolgt von einem langgezogenen stöhnen, landete Jackson unelegant mit samt des Stuhls auf den Rücken. Aber da der Punk die Füße auf den Tisch abgelegt hatte, räumte er diesen natürlich gleich mit ab.

Die Karte segelte gemeinsam mit einem goldfarben Kerzenhalter –natürlich mit weißen Kerze– und drei benutzten Kelchen auf den Boden, die munter rote Spritzer verteilten, während die kleine Flamme hungrig an dem alten Papier leckte, als hätten sie Jahrhunderte nichts mehr zum Verschlingen gehabt.

Blinzelnd starrte ich den Jungen an, welche wie ein dicker Käfer auf den Rücken lag und gleichzeitig fluchend versuchte die leuchtenden Flammen an der Karte aus zu schlagen, auf dessen Oberfläche rote Sprenkel die Landschaft verwüsteten. Goldene Flammen fraßen sich an dem Rand entlang, ließen verkohltes, schwarzes Papier zurück, doch meine Aufmerksamkeit galt dem, was auf der Karte war.

Wie magisch schien es immer wieder meinen Blick auf sich zu ziehen. Gebannt starrte ich darauf.

Die kleinen purpurroten Seen stachen wie Blut heraus, fast wie eine stumme Vorahnung, wispernde Wahrung des Schicksals, die mir gewaltsam die Luft aus den Lungen presste. Mein Herz schien einen Schlag aus dem Rhythmus zu kommen. Der Wein wurde gierig von den Fasern aufgesogen, sickerte wie Tinte ein um für immer dort zu verweilen.

Ich sah die Schlacht kommen. Sie rückt immer näher, also habt ihr eine Idee was man da tun kann? Kekse backen, Marshmallows rösten, Bäume ausreißen? Mein erster Vorschlag wäre ja, das der Krieg stattfinden soll –wer mag denn kein gutes Gemetzel? Aber auf der anderen Seite... Es ist unwahrscheinlich das die Valar wollen würden, dass hier alles den Bach runtergeht –was natürlich unweigerlich geschieht, da Enyo ihre Finger im Spiel hat.

Allein das poltern des wieder aufgestellten Stuhls, ließ mich zurück in die Realität schnellen. Mein Kopf schnappte zu dem Schwarzhaarigen, der das Gesicht überrascht verzog.

,,Ups.", stieß Percy aus, seine dunklen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, während das grün seiner Augen im matten Licht des Zeltes wie zwei Lampen zu glühen schien. ,,War wohl ein bisschen Laut."

Er zuckte mit den Schultern.
Ich verzog das Gesicht. Mit einem schweren Schritt entfernte ich mich von dem Zelteingang, durch den Mare keine Sekunde später seinen Kopf rein steckte, die Ohren aufmerksam gespitzt. Neugieriges Kelpi.

,,Was. Machst. Du. Hier. Sag schon, sonst darfst du gerne Bekanntschaft mit meinen Schwert machen.", zischte ich ihn wütend an. Gut, selbst wenn er Bekanntschaft mit Ringil oder Minuial machen würde, wäre es nicht weiter tragisch, da der Idiot ja genauso unsterblich ist wie ich. Leider.
Sehr, sehr schade.

,,Ist das ne Pfandfrage? Weil ich bin mir echt nicht sicher was du hören willst –aber eigentlich ist mir das auch egal. Ist schön, das Mal kein Halbblut den Dreck von euch regeln muss.", erwiderte der Punk schulterzuckend, während er sich nach unten beugte, um die restlichen Sachen vom Boden einzusammeln und es zurück auf den Tisch zu legen. Beim Anblick der Weingetränkten Karte, verzog Jackson das Gesicht, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen.

,,Urlaub. Wonach sieht's denn aus? Ich wollt Mal nach dem Rechten sehen, hab gehört Enyo soll den Verstand verloren haben. Hat erstaunlich schnell die Runde gemacht. Hermes ist vor kaum einer halben Stunde angeblich eingestiegen und vorhin haben deine Söhne die Festung abriegeln lassen, bevor mehrere kleine Kriegsgötter das Gerücht in die Weltgesetz haben, das man dich getötet hat, du aber nicht in den Tartarus gekommen bist, sondern... Naja, tot tot bist. Da wollt ich mich einfach selbst überzeugen. Und hier bist du, lebendig und offensichtlich ist deine Höflichkeit immer noch dieselbe. Sehr miserabel, trotzdem besser, wie wenn du tot bist, ansonsten hätte eines deiner Kinder deinen Platz bekommen, oder –schlimmer noch– Enyo." Er kratzte sich am Kopf. ,,Vielleicht aber-", hängte er noch hinten dran, ohne in seinem Geplapper enden zu wollen, denn der Sohn der Meeres schweifte immer weiter ab, sodass er plötzlich auf einem komplett anderem Tema landete.

Wen interessiert die Aufzucht von Muscheln? (Geht das überhaupt? Ich sollte Poseidon echt Mal fragen, nur des Interesses halber.) Und warum hat Poseidon ihm überhaupt erklärt, wie das geht? Oder besser noch: Wie ist er auf dieses Thema gekommen?

Hilfe. Einfach nur Hilfe, ich bin im Irrenhaus, aber selbst da würde es um einiges vernünftiger zugehen als hier.

,,Okokok, jetzt hör schon auf zu labern, das hält ja niemand aus. Was willst du Punk, ich hab zu tun!"

,,Ach echt? Sieht nicht so aus, du stehst hier ja nur rum."

,,Jackson!"

,,Hä?"

,,Verschwinde! Jetzt!"

Abwehrend warf der schwarzhaarige die Arme in die Luft. ,,Ist ja gut, du Holzkopf, ich mach mich vom Acker. Da Versuch ich schon nett zu dir Tyrann zu sein, und du verscheuchst mich. Vielleicht solltest du und Apollo später einen Club aufmachen.", gab der Sprössling meines Onkels von sich, schüttelte den Kopf und ließ schließlich die Arme sinken, bevor er an mir vorbei auf Mare deutete. ,,Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Spumam Mare?"

Der Hengst legte den Kopf schief und sah so aus, als wollte er gleich in Thranduils-Zelt rein kommen, um eine längere Unterhaltung mit dem Meeres Sohn zu führen. Apropos die Queen vom Wald, wo steckt der Kerl überhaupt?

Naja, ist gerade auch egal, denn was auch immer die Beiden für eine Mentale Unterhaltung führten –also das "Pferd" und der nervige Punk–, es ließ Percy die Augenbrauen zusammen ziehen und dumm aus der Wäsche gucken. Manchmal frag ich mich echt, ob Mare eigentlich schlagfertige Erwiderungen hat und nicht nur diesen Unschuldsblick eines Welpen, wenn er einen Menschen gefressen hat. Ist das eigentlich seltsam?

Ich mein, für ein Kelpie ist das ja komplett normal, und auch bei Fleischfressende Pferde –sind deutlich komplizierter im Umgang– ist das etwas komplett normales, sollten sie jemanden verschlingen. Auch wenn die Wassergeister es deutlich subtiler machten als die Fleischfressenden Pferde, die alles Lebende, insbesondere Menschen, auf ihrer Speiseplan sahen. Würde mich nicht wundern, wenn eines von denen Mal versucht hätte den Punk zu fressen, Poseidon hin oder her, getan hätten die's auf jeden Fall. Die Ticken nicht ganz sauber.

Ich Schweif schon wieder ab. Zurück zum eigentlichen Thema.

Percy aber schien sich –bei der Unterhaltung– von dem dunklen Tier aus dem Konzept bringen zu lassen, weshalb seine Augenbrauen noch ein Stück mehr zusammen rutschten, den Kiefer leicht angespannt.

,,Also ich bin mir ziemlich sicher, nicht der Gott von schönem Wetter, frechen Sprüchen und Umarmungen zu sein.", gab er schließlich Laut von sich, einen gespielt empörten Blick aufgesetzt, doch das leichte, minimale zucken seiner Mundwinkel verriet, dass er das Ganze aber etwas amüsant fand. ,,Vielleicht bin ich ja der Gott des Sarkasmus?"

,,Oder der Gott der schlechten Witze.", mischte ich mich auch wieder ein.

,,Durchaus möglich, aber den Pokal hast du ja leider Zuhause stehen.", kam es postwendend von dem dunkelhaarigen zurück, dessen grüne Augen verdächtig aufblitzten. Das gleiche blitzen hatte er, als er Mal wieder einen Dummen Spruch vor Zeus losgelassen hatte, aber dann auch noch so frech war, die Unsterblichkeit abzulehnen. Prinzipiell, gab Jackson viel zu oft dumme und Sarkastische Sprüche von sich, dass es ein Wunder war, in seiner Zeit als Halbgott nicht frühzeitig abgestochen worden zu sein.

,,Stimmt, spar dir aber deinen Sarkasmus auf, Gott von gutem Wetter. Wir wollen ja nicht, das du auf einer Pfütze ausrutscht, und dir dabei was brichst, nicht Mare?", erwiderte ich stattdessen nur trocken, was mir von Mare ein schnauben, und ein Sarkastisches Percy-Grinsen von eben genannten Percy einbrachte. Wow, der kann noch Grinsen? Was ein Schock. Dachte fast, das hat der nach Annabeths Tod verlernt.

Mein treuer Weggefährte, der immer noch seinen Kopf im Zelt hatte, brummte leise, was ich als klare Zustimmung nahm. Das ich Mal erleben würde, das sich ein Pferdewesen –auch noch ein Wassergeist– gegen ein Kind des Wassers stellt, um auf meiner Seite zu sein... Verrückt diese Welt.

Erinnert mich bitte daran, das ich Mare definitiv bei mir Zuhause einen sonderplatz in meinem Stall frei halte –insofern er keine Lust hat sich mit meinen Kriegspferden rum zu schlagen.
Oder er steht in der Nähe von Cinis* und Vastitas*, meinen beiden Treuen feuerspeienden Pferden, die meinen Streitwagen mit zwei anderen –Chalíkia* und Sanguis*– ziehen. Ist schließlich seine Entscheidung.

,,Nur so zum Verständnis, ich bin der Gott des Verständnis und Zuneigung.", kam es nun voller Sarkasmus von dem Ex-Halbblut, während ich demonstrativ mit den Augen rollte.

,,Bist du nicht, aber wenn du dich als so jemanden siehst... Dein Pech, Langweiler."

,,Tzzzz, das hat mich aber schwer getroffen. Ich bin der Gott von Nieselregen und Loyalität."
Kurz schien er nachzudenken, bis ihm einfiel, das er tatsächlich noch was vergessen hatte von seinen "Göttlichen Aufgaben". ,,Und natürlich dem Ende einer Ära –was auch immer mir das bringen soll. Den alten Schachteln zu wiedersprechen bringt ja bekanntlich nichts. Die sollten vielleicht über eine Umschulung nachdenken, als Gerichtsvollzieherinnen oder Bankerinnen, dann können die anderen auf der Nase rum Tanzen. Das tun sie doch so gerne. Und, wow, das Gespräch is' in eine komplett andere Richtung gedriftet als erwartet. Aber ADHS –Fluch wie Segen zugleich." Er zuckte mit den Schultern, seine Haare standen in alle Richtungen ab.

,,Schön, aber mach nh Abflug. Du gehst mir auf die Nerven, mit deiner bloßen Anwesenheit, Punk. Und jetzt verschwinde endlich, bevor ich den anderen erklären muss, was du hier machst.", schnaubte ich, die Augen zu schlitzen verengt, während ich den dunkelhaarigen beobachtete, wie er sich erst grummelnd an mir vorbei schob, bevor Jackson sich dann an Mare vorbei, durch den Zelteingang, quetschte.

,,Gut, dann mach ich mich vom Acker." Für meinen Geschmack viel zu lässig hob der junge Gott zum Abschied die Hand, hielt jedoch noch einmal inne und drehte sich außerhalb des Zeltes zurück, um den Kopf neben Mare noch einmal rein zu stecken. Nachdenklich deutete er mit seinen Finger auf mich, wippte unruhig auf seinen Füßen und zog die Stirn Kraus. ,,Noch eins... Hab ein Auge auf die Zwerge und die anderen hier. Denk an meine Worte von vor drei Wochen. Ach, und Pass auf, mit Enyo ist wohl nicht gut Kirschen essen.", stellte er nachdenklich fest, dabei schien er wohl angestrengt über irgendwas Wichtiges nach zu denken.

,,Zeitverschiebung, Jackson, Zeitverschiebung. Das war vor fast einem Jahr. Und rein zufällig weiß ich, wie meine Zwillingsschwester tickt –wie ne verdammte Zeitbombe. Ich kenn sie besser als jeder andere, ist also ne Frage der Zeit, bis sie hier aufschlägt und einen Krater dabei hinterlässt."

,,Übrigens, keine Ahnung ob es dir jemand gesagt hat, hat sie wahrscheinlich auch dieses Schwert gestohlen, was jetzt dieser Arnold mit sich rum schleppt.", hängte der schwarzhaarige noch hinten dran, bevor er mich mit schiefgelegten Kopf an sah, weshalb die Plane leise knisterte.

Es roch nach verbrannten Papier und Wein, in dem Zelt, doch das war es wohl kaum was Percy das Gesicht verziehen ließ. ,,Er hieß doch Arnold oder?", hakte er zögerlich nach. Mit seinen Füßen scharrte er auf den Schneeigen Boden.

,,Eigentlich heißt er Azog, aber Arnold geht sicherlich auch, es seiden er hat Patent auf den Namen, dann kann niemand mehr helfen, außer einer guten alten Verarsche." Jemand sollte echt eine Parodie über Azog schreiben, wird bestimmt lustig. Hmmm, vielleicht sollte ich das auch machen? Ja, hört sich doch ganz gut an.

,,Aaaaallles klar, ich verschwinde dann. Hab zwar jetzt überhaupt nichts zu tun, aber eeegal, kann ja ein bisschen Nieselregen rüber nach Kanada schicken.", gab Percy sehr oberschlau von sich, salutierte dabei mit Mittelfinger und breiten Grinsen, und bevor ich irgendetwas packen konnte, um es ihn über den Schädel zu ziehen, war er auch schon mit einem hellen Licht verschwunden.

Mein Blick richtete sich erst auf das Kelpie, weiter zu dem Chaos was Jackson auf dem Tisch zurück gelassen hatte, weshalb meine Augen wieder auf Mare landeten. ,,Du willst nicht zufällig beim Aufräumen helfen?", fragte ich in seine Richtung, aber so schnell konnte ich gar nicht gucken, da verschwand der Schwarze Schopf und die gelbliche plane schwang wieder vor den Eingang.

,,Danke, sehr nett. Wenigstens hatte ich nicht wirklich vor hier aufzuräumen.", murmelte ich zu mir selbst und ließ mich auf den Stuhl nieder, den der Punk vorher in Beschlag genommen hatte. Das dunkel braune Holz ächzte leise unter meinem Gewicht.

Jetzt heißt es warten.
Ich frag mich echt, wo sich der blonde Waldlandkobold rum treibt? Wo sind eigentlich Gandalf und Bard hin verschwunden? Sachen gibt's. Werd einfach sitzen gelassen.

~~~
Cinis — Lat. mit der bedeutung Asche

Vastitas — Lat. für Verwüstung

Sanguis — Lat. was Blut bedeutet

Chalíkia — (Da alle guten Dinge vier sind) Griechisch für Kies/Geröll/Schutt

Ich war einfach Mal so frei, Ares' vier feuerspeienden Pferden (meiner Meinung nach) Passende Namen zu geben, schließlich begleiten sie ihn, oder seine Söhne (Gelegentlich bei Spritztouren von/mit Dite und oder seinen Kindern) öfter Mal aufs Schlachtfeld.

Keine Ahnung warum, aber ich mag den Satz nicht. ...Ist aber auch egal.

Ares: Du bist halt seltsam.

Selber seltsam. Und jetzt husch, du hast noch zu tun.

Ares: Seht ihr das! *Deutet anklagend auf die Autorin*
Die ist ne Sklaventreiberin!

Gar nicht!

Ares: Aber sowas von!
*Bekommt eine Plastikflasche gegn den Kopf* Hey!

*Macht sich schnell aus den Staub* Bye!!

Ares: *Setzt ihr nach*

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