Kapitel 53.
Pläne schmieden und Feuer legen, die neuen sonder Hobbys
,,Die, ähm, Hermes –genau!– ist schuld, hat doch tatsächlich versucht in deine Waffenkammer einzusteigen. Enyalius und ich haben rein gar nichts damit zu tun, Deimos und Phobos haben Blödsinn gemacht, dann ist was kaputt gegangen, während Mom andauernd neue Kleider angeschleppt hat.", erzählte er Hektisch, atmete mehrmals lautstark tief durch, bis er offensichtlich merkte, dass ich noch nichts dazu gesagt hatte.
,,Bist du noch dran, oder hast du dich in Luft aufgelöst?"
Nachdenklich schwieg ich noch einen Moment um mich zu sammeln. Warum zum Tartarus hat mir Hermes sein Handy zugesteckt? Und warum bricht dieser Idiot bei mir ein, der weiß doch das meine Festung, genau wie mein Sitz auf dem Olymp, gut bewacht ist.
Mare, der meinen Gedanken wohl erraten hatte, stieß ein leises brummen aus, wie als wollte er mir damit mitteilen, das er ganz meiner Meinung war.
,,Nein, ich frag mich nur gerade, weshalb du bei Hermes anrufst, nur damit du ihn drohen kannst."
Am anderen Ende der Leitung ächzte Eros, irgendwas kratzte über Boden, bis er schließlich ein zögerliches Schnauben aus stieß. ,,Als hättest du was anderes gemacht. Ich bin zwar der Gott der Liebe, aber ebenso dein Sohn, wenn auch deutlich klüger und ruhiger als die anderen.", konterte er verbissen. Im Hintergrund erklang ein empört und verzerrt klingendes Schnauben, das definitiv von Enyalius kam, der wohl Mal wieder irgendwo lauschte.
Der lernte es auch nie.
,,Ich glaube deine Beschreibung bezieht sich nur auf Phobos und Deimos.", kam er gedämpft aus dem schmalen, eckigen Kasten, den ich noch immer an mein Ohr hielt. Auf der anderen Seite war es ein beruhigen Gefühl die vertrauten stimmen meiner Söhne zu hören, auf der anderen allerdings, fürchtete ich das Hermes mir hiermit auch einfach seine beiden Schlangen aufs Auge gedrückt hatte, auf die ich dann aufpassen durfte.
,,Die bessere Frage ist eher, warum ihr Hermes nicht einfach reingelassen habt?"
Erneutes schweigen, während Mare mir leicht in die Seite stupste, weshalb ich schließlich einem vollbeladenen Mann Platzmachte, der, mit einer Menge Schwertern im Arm, zügig an mir vorbei eilte. Wir liefen weiter und immer mehr Menschen –hin und wieder auch Elben– sprangen in der Gegend rum, teilweise warfen sie mir merkwürdige blicke zu, sehr wahrscheinlich wegen dem kleinen Kasten an meinem Ohr, mit dem ich gerade Sprach. Toll, wie soll man das bitte erklären?
,,Hätten wir das tun sollen?"
,,Gib das Teil Mal her, ich will auch Mal mit Dad reden. Jetzt gibt es schon her, du Kleinkind in Windeln mit Flügeln. Au! Du dummer Hun-"
,,Wie war das? Die Beschreibung passt nur auf Phobos und Deimos, oder vielleicht auch auf euch beide? Und jetzt hört gefälligst auf euch zu streiten!", unterbrach ich die Streitereien und somit auch das gefluche des jüngeren der Brüder, der offensichtlich einen Schlag von Eros abbekommen hatte. Ohne es zu merken war meine Hand zur meiner Nasenwurzel gewandert, die ich mit langsamen Bewegungen massierte.
Kinder, ist doch immer wieder schön.
,,Und um deine frag zu beantworten, Eros, ja, das hättet ihr tun sollen. Also wenn Hermes erneut kommt, lasst ihn gefälligst rein, es ist nämlich wichtig. Sagt ihm außerdem, dass er einen anderen Klingelton für sein Handy braucht –dieser hier ist schrecklich. Bevor ich es noch vergesse, Deimos und Phobos sollen sich gefälligst benehmen und ihre Finger von den ganzen wichtigen Sachen lassen, verstanden? Sollten sie wirklich etwas abfackeln, mach ich dich dafür verantwortlich, du bist schließlich der, der die Verantwortung trägt."
,,Natürlich.", kam es leise aus dem Hörer. Wie von einem sanften Windhauch wispernd herüber getragen, erklang das rascheln von Federn.
,,So klar wie eine Paprika auf Jamaica, Dad. Wir Schaukeln das schon, und nichts wird in Flammen stehn, eher wird Mom uns alle mit Glitzer abwerfen. Äh, denkst du, sie würde das wirklich machen? Ich will nur sicher gehn... Ansonsten-", sinnierte Enyalius nachdenklich, wurde jedoch von meinem ältesten unterbrochen, der wohl versuchte das Handy an sich zu reißen. Es war immer wieder erleichternd zu hören, das Enyalius Aphrodite trotz allem als seine Mutter sah. Im Gegensatz zu den anderen, war mein jüngster Sohn sehr Reizbar was die Sache mit der liebe anging, wodurch er schnell mal vor Dite das Weite suchte und aus Frust das nächstbeste impulsiv zu Kleinholz verarbeitete –in dem Bereich kam er eindeutig nach mir, aber das nachtragende kam definitiv von Dite.
Ein Glück hat er nicht ihre rachsüchtige Seite, so wie Eros sie –zum Leidwesen einiger– hat.
Flüchtig zuckten meine Augen zurück zu Mare, dessen eleganter Kopf in meine Richtung zuckte. Leise schnaubend tänzelte er einen kleinen Schritt zur Seite, den Hals ein klein wenig Gewölbt. Ja, ihm gefällt das rum streiten auch nicht, verständlich, die meisten meiner Kinder gehen sich am liebsten an die Gurgel, wegen jeder Kleinigkeit.
Als Antwort zuckte ich nur leicht mit den Schultern. Noch immer knirschte der schmutzige Schnee unter meinen Sohlen. Die blasse Wintersonne hatte bereits ihren Zenit überschritten, ohne wahrhaft viel Wärme zu spenden prallten ihre Strahlen herab.
Dumpf ertönte das Gezanke, im Hintergrund schepperte etwas, die Leitung knackte, bevor Eros Enyalius anzischte.
,,Ich bin der ältere, das gilt auch geistig, ich darf mein Handy haben. Nächstes Mal nimm dein eigenes.", fauchte der Liebesgott seinen kleinen Bruder an, welcher empört schnaubend etwas unverständliches erwiderte. Typisch Geschwister.
,,Hey!", donnerte ich gereizt. Für so einen Mist hab ich im Moment keine Zeit. ,,Ich hab hier drüben weit besseres zu tun, als eure Streitereien zu hören. Enyo hat rein zufällig versucht mit umzubringen, leider ist das nicht so toll.", knurrte ich in das Eckige Teil, dessen Bildschirm helle strahlen auf meine Wange warf.
Scharf sog jemand die Luft ein. ,,Tante hat was?" Kurz rauschte es in der Leitung. ,,-kann nicht fassen das sie das einfach so gemacht hat, Dad. Sag auch Mal was Eros, schließlich ist sie auch deine Tante.", entrüstete sich der jüngere deutlich erbost, wie als würde er jeden Moment freiwillig her kommen, mit dem Plan Enyo zu erwürgen.
,,Was denn bitte? Tante Enyo hat einen schaden, genau wie Deimos und Phobos, aber das wusste wir schon vorher, haben jedoch nie sonderlich drauf geachtet.", erwiderte dieser nur schnaubend. Ich sah praktisch vor mir, wie der Schwarzhaarige mit den rötlichen Augen rollte, Enyalius dabei einen tödlichen Blick zu werfend, welcher diesen aber völlig kalt ließ.
,,Es war eine Frage der Zeit, bis sie völlig durchknallt. Könntest du denken, hättest du das schon längst bemerkt, Lius. Dich hat sie schließlich mal während eines Kampfes von 'ner Klippe gestoßen.", kam die Tiefe Stimme aus dem Handy –was, neben bei erwähnt, irgendein neueres Samsung war.
,,Ich will anmerken, dass das weh tat! Und HEY!? Ich kann denken, und das tu ich auch, sonst könnte ich keine Pizza bei Chuck bestellen, Eros!"
,,Chuck ist doch nur der Lieferant?"
,,Ist doch egal, die Pizza von Chuck schmeckt halt einfach, verurteil mich nicht!", schnaufte der jüngere in die Richtung seines Bruders.
,,Ich verurteile nur die, die nicht zu ihren Gefühlen stehen.", fauchte der dunkelhaarige wieder, während ich geschlagen seufzte. Die beiden sind ein schreckliches Duo.
,,Typisch Liebesgott, du und deine weißen Flügelchen der liebe.", ächzte Enyalius spitz. ,,Geh lieber wieder mit Pfeil und Bogen spielen."
Der dumpfe laut und das scheppern von zerspringenden Glas, klirrte durch das Mirko wie ein zu fester Schlag auf ein Becken.
,,Ich war's net!"
,,Doch!"
,,Nein!", kam es patzig wieder.
,,Aber sowas von!"
,,Nö, Eros!"
,,Erbsen Zähler!"
,,Liebes Spießer!"
,,Ich steck dein Zimmer in brannd!"
,,Dann werd' ich deinen Bogen mach Timbuktu befördern, in eine Kiste sperren und nach Alaska bringen lassen!"
,,Ooooh, das traust du dich nicht.", schnurrte Eros seidig weich, so dass seine Stimme eher an ein Kompliment, anstatt an eine indirekte Drohung, erinnerte.
Mare warf mir einen langen Blick zu, ich hingegen rollte mit den Augen. Warum können die sich nicht benehmen? Ist das allen Ernstes so schwer? Selbst ich bekomm das noch hin, aber die beiden? Eher weniger...
,,Auf hören, sofort! Es reicht, ihr seid beide daran schuld, und wenn es das ist, was ich denke, was zu bruchgegangen ist, werde nicht ich, sondern Dite euch lebendig in pinke Tütüs stecken!", grollte ich nicht gerade leise in das dunkle Telefon, weshalb die beiden verstummten. Irgendwo bei mir im Hintergrund Mähte eine...Ziege? Wo kommt das Vieh bitte schön her?
Ich hatte nicht Mal bemerkt, dass wir wieder auf den "Trainingsplatz" gelaufen waren, erst als ein paar leise Gespräche verstummten, und ich die verständnislosen blicke auf mir spürte, wurde es mir langsam klar.
Shit. Für eine Sekunde kamen meine Schritte aus dem Takt –Zu viele Augen! Jetzt ja nichts anmerken lassen!–, bevor ich mich erhobenen Hauptes wieder fing. Das ist eine blöde Situation, vielleicht helfen ja Backsteine... Ja, Backstein plus Alfrids –oder wie auch immer der jetzt heißt– gibt sicherlich eine gute Unterhaltung, die anderen sind sicherlich auch nicht abgeneigt.
,,Na schön, hört zu. Der Plan ist wie folgt: keine neuen Hobbys die mit Feuer zu tun haben oder irgendwelche anderen seltsamen Beschäftigungen. Und sollte mein Palast auf dem Olymp, oder meine Festung nicht so sein, wie ich sie verlassen habe, wird eure Mutter euer kleinstes Problem sein. Also setzt diese Vase wieder zusammen und reist euch am Riemen, Enyo ist wahrscheinlich nicht nur hier auf Kriegsfuß,"
,,Hat sie den Klappstuhl schon ausgegraben? Wenn nicht wäre das doch eine gute Beschäftigung bis sie-", wurde mir dazwischen gequatscht.
,,Shhhh! Ich war noch nicht fertig!", schnautzte ich 'Lius an. ,,-sondern", griff ich meinen vorigen Satz wieder auf, ,,auch bei euch. Lasst sie unter keinen Umständen rein, sollte sie plötzlich vor der Tür stehen, ok? Dasselbe gilt auch für alle anderen, die da rumlungern. Wer sich nicht daran hält, kann gerne ein ernstes Gespräch mit mir führen." Drohend ballte ich meine freie Hand zur Faust, auch wenn sie das nicht sehen konnten.
Verängstigt wich mir einer der Männer aus der Seestadt aus, seine Augen groß auf mich gerichtet, wie als hätte ich vor ihm gleich einfach so abzustechen, denn genau so musste ich wohl aussehen, als ich finster an ihn vorbei rauschte, mit dem Kelpie im Schlepptau.
So schnell konnte ich gar nicht gucken, da waren wir schon fast am Ende des Platzes angelangt, weswegen sich ein größeres Zelt von den Bauten hier herum abhob.
,,Das mit dem Klappstuhl war eine ernstgemeinte Frage."
,,Nein, war es nicht."
,,Irgendwer muss doch die Stimmung auflockern. Dich kann man dafür ja nicht gebrauchen, Taubenmann, denn du bist zu unlustig."
,,Nenn mich nicht so! Du-!"
,,Hab ich nicht was gesagt?! Ihr sollte aufhören, verstanden, hm? Sind wir hier im Kindergarten?", erwiderte ich hingegen harsch.
,,Ja.", kam simultan und in einem Trockenen, todernsten Tonfall von meinen Söhnen.
,,Gut zu wissen. Ich muss jetzt auflegen, also macht keinen Scheiß, sonst steck ich euch in einen pinken Einhorn-Pyjama, in dem ihr dann quer über den Olymp laufen dürft. Den. Ganzen. Tag. Kapiert?" Einen Moment wartete ich. Ich sah ihr Schmollen praktisch schon vor mir.
,,Aber- Dad! Das ist unfair!", beschwerte sich Enyalius noch im selben Atemzug, dessen Stimme deutlich kratziger, eventuell auch ein wenig heller als Eros seine, war.
,,Da sind wir einer Meinung.", brummte der eben genannte Liebesgott ungehalten.
,,Tut einfach was ich sage." Tief holte ich Luft, bis ich schließlich vor dem Zelt zum stehen kam. Noch war ich viel zu früh, aber ist doch egal. ,,Leg jetzt auf... Macht keinen unnötigen Unsinn und hab..." Fast hätte ich 'Hab euch trotzdem ein wenig lieb' gesagt, was ich schnell zu einem: ,,habt ja Sonnenkrem dabei!", änderte. Nicht mein bester Einfall.
,,Du auch, Dad, du auch." Natürlich weiß Eros was ich damit sagen will. Zum Glück ist keins meiner Kinder so schrecklich sentimental.
Zustimmend brummte ich, bevor ich den grünen Knopf drückte –das Gespräch war somit beendet. Das Handy schob ich flink in eine meiner Hosentaschen, bis ich mich ganz der Zeltplane zu wandte, eben jene schwungvoll zur Seite schlug.
,,Was zur Hölle!? Tartarus, was tust du hier!" Mit einem Krachen -begleitet von einem Geschockten auf keuchen– flog die Person Hochkant vom Stuhl runter, dabei wurde die Landkarte inklusive einiger wichtig aussehender Sachen vom Tisch gefegt.
~~~
Heute Mal wieder ein etwas kürzeres Kapitel, aber hier muss (leider) der Cut hin. Zum Glück hab ich Freitag wieder Ferien (scheiße geht das schnell, da kommt man gerade aus den Sommerferien, dann kommen gleich schon wieder die nächsten an).
Dann bis zum nächsten Mal!
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