Kapitel 50.

Ein Bard am Rande der Verzweiflung

,,Ist ja gut. Gandalf, komm jetzt, ich hab dein Pferd vorhin gesehen, Schwing deinen alten Hintern auf den Gaul und lass uns die biege machen, bevor der Gott der Nervensägen mich von Mares Rücken runter zerrt.", erwiderte ich sarkastisch, und Grinste meinen Halbbruder spöttisch an.

Der Zauberer gab mit einem Klagelaut nach. Ha, jetzt setzt er sich in Bewegung!

Mit einer steifen Bewegung schwang sich der grauhaarige Zauberer auf sein schwarzes Pferd, welches ein paar Meter weiter hinten bei einem Felsen stand.
,,Wir werden uns um die Bedrohung der Göttin kümmern, Herr Hermes.", erwiderte Gandalf überzeugt und lenkte sein Pferd an mir vorbei.

Warum spricht er ihn eigentlich mit Herr an, und mich nur mit Ares? Ich fühle mich benachteiligt. Ich bin ebenso ein Gott wie der Typ, also sogar noch besser als Hermes, weil ich ja fantastisch bin.

Mein Halbbruder wechselte einen zögerlichen Blick mit Zane –dieser wiederum zuckte planlos mit den Schultern–, nickte dann aber mit wippenden Locken, um mich noch einmal ruhig an zu sehen. Seine Augen leuchteten förmlich wie Quecksilber im klaren Mondlicht. ,,Ich hoffe Mal, dass das Ganze nicht in einer solchen Katastrophe endet, wie Athene vermuten würde. Viel Erfolg. Hoffentlich werdet ihr es schaffen, Enyo ist nicht zu unterschätzen, ganz besonders wenn das –so abwegig es auch klingt– alles geplant hat."

,,Götter, ist gut, Hermes. Wir haben es kapiert, los jetzt.", murte ich Augenrollend, während ich Mare im zügigen Schritt an dem Gott und dem Sohn des Apollo vorbei lenkte. Das raue Leder kratzte dabei an meinen Händen.

Los geht's. Hoffentlich endet das Ganze nicht in einer Katastrophe.

*****

Im entspannten Trab liefen die Pferde jetzt schon gefühlt zehn Minuten vor sich hin, nur machte es weder meine stechenden Kopfschmerzen, noch meine pochende Stichwunde, an meiner Seite, besser. Die Bewegung tat mir überhaupt nicht gut, meine angeschlagene Gesundheit soff praktisch ab wie Jack Sparrows Boot im ersten Fluch der Karibik Teil –nur wesentlich eleganter.

Mit zusammengebissenen Zähnen ließ ich den Kelpie in einen leichten Galopp fallen, bevor Gandalf noch einen Herzkasper erleidet, so wie er sich umguckte, als könnte Bernd das Brot hinter einen der Felsen hervor springen um uns zu fressen. Als hätte der Zauberer die gleiche Idee, trieb er sein dunkles Reittier an, als wäre Kronos persönlich hinter ihm her.

Meine Verletzung schien er völlig auszublenden, weshalb ich dem sonst so bedachten Kauz hinterher sah. Sein Pferd jagte im halsbrecherischen Galopp den schmalen Pfad in die Richtung eines Hangs runter. Wenn er nicht langsamer macht, bricht der sich noch das Genick. Mal im ernst, flieht der vor mir, oder vor etwas anderen?

,,Ich glaube er hat Mordgedanken.", murrte ich, während Mare seine Sprünge vergrößerte, sich kräftiger vom Boden abstieß, Dreck mit Steinen in alle Richtungen davon wirbelte, und ordentlich an Tempo zulegte. Immer weiter holte er ohne Schwierigkeiten zu Gandalf auf, trotz, dass es immer weiter nach unten ging.

Die funkelnden Sterne verschwanden vom schwarzen Himmel, der langsam wieder an Farbe gewann, um der Welt ein Spiel zu präsentieren, das immer bei Tages- und Nachtanbruch gespielt wurde. Das schummrige Zwielicht warf lange Schatten auf die felsige Umgebung, erschuf Monsterhafte gestalten zwischen den Felsen, welche lauernd auf unachtsame Beute warteten.

Es war sehr, sehr dumm in der Morgendämmerung, mit einem solch Mörderischen Tempo, Berg ab zu Rassen. Ein Fehltritt der Tiere und wir würden den Berg runter rollen, sicherlich mit mehreren Knochenbrüchen, sollten wir Glück haben –mein Glück schien im Moment allerdings eine Kindersicherung drin zu haben. Darauf kann ich verzichten, meine kaputte Gesundheit reicht für's erste, dazu muss das Gift noch aus meinem Kreislauf raus, das kann also noch eine Weile dauern, bis ich wieder komplett in Ordnung bin.

Vor uns machte das kräftige Pferd einen scharfen Schlenker nach rechts, so dass wir nun einen besonders steilen, wie gerölligen Abhang, zu unserer linken hatten. Wo will der bitte hin?
Die Frage beantwortete sich so halb, als vor uns ein Waldstück in der felsigen, unebenen Landschaft auftauchte.

Moment, will der da echt durch? Jetzt? Unter mir schnaubte der Kelpie, riss den Kopf ruckartig hoch, um dann lautstark auf dem Gebiss zu kauen. Das Metall in seinem Maul protestierte gegen die grobe Behandlung.

Im frühen Morgenlicht schimmerte das glatte Fell des Wassergeists bläulich vor sich hin, sowohl die weißen als auch die schwarzen stellen wirkten dadurch wie verzaubert. Dann, kaum eine Sekunde später, wurde das schwache Licht noch düsterer. Dunkelgrüne Nadelzweige schlossen sich über unseren Köpfen, bildeten ein schützendes Dach. Überall hing dieser markante Geruch nach Nadelholz, dessen Boden mit eben diesen Nadeln gesät war, was auch der Grund für die gedämpften Geräusche der wild trommelnden Pferdehufe war.

Weiß glitzernder Schnee hatte sich auf den Zweigen nieder gelassen.
Kalter Wind peitschte mir ins Gesicht, doch der Schmerz in meinen Adern überdeckte das brennen der Kälte.

Vielleicht hätte ich doch warten sollen. Warum hab ich nicht auf diesen Zane Typen gehört? Und jetzt sagt nicht, das mein Ego schuld ist, ich hab auch meinen stolz, so wie jeder andere auch.

Mit zusammengebissenen Zähnen duckte ich mich unter einem tiefhängenden Ast weg, keuchte schmerzverzerrt auf und bekam den nächsten ins Gesicht. Fuck, au!

Schlecht gelaunt schüttelte ich den Kopf. Was denk ich hier eigentlich wieder für einen Blödsinn? Nein, sagt es nicht, ich weiß schon. Meine Gedanken sind schräg, aber meistens lustig, außerdem findet ihr alle es cool meinen Gedankengängen zu verfolgen, weil ich einfach eine sehr einnehmende Persönlichkeit bin, die man einfach lieben muss. Ja, das kommt hin. Ich weiß, dass das stimmt und ihr mir Recht gebt, auch wenn ihr es nicht sagt.

Ihr könnt mir ja praktisch nur Recht geben, sonst heißt das ja, das ich die ganze Zeit wie ein irrer –Thorin, hust– mit mir Selbstgespräche führe, die darauf hinaus laufen, das ich mir Personen einbilde, die nicht echt sind... Das ist natürlich völliger Blödsinn. Ihr seid echt, weil ich als unsterblicher natürlich alles weiß, genauso wie ich dazu Verpflichtet bin hier zu warten, bis sich alles wieder richtig einrenkt, oder eher bis Enyo eins auf die Fresse von mir bekommen hat.

Mit finsteren Blick betrachtete ich wie die Bäume viel zu schnell, fast wie Schattige Illusionen, an mir vorbei zogen –natürlich weiter Bergab–, dabei lehnte ich mich weiter im Sattel zurück, als der Hengst unter mir seine Muskeln anspannt und über einen schmalen, Umgefallenen Baum setzt, was eher einem kleinen Hopser als einem wirklichen Sprung glich.

Im Jagdgalopp preschten wir quer durch den Tannenwald, bevor sich dieser schließlich lichtete, weshalb uns das glühende, frühe Morgenlicht wieder mehr Sicht gab. Und dann, kaum zehn Minuten später, passierten wir den Aussichtspunkt, auf dem die Zwerge, Bilbo und ich, auf dem Hinweg zum Erebor Halt gemacht hatten.

Thal ragte zerstört in der Morgendämmerung unter uns auf, doch dieses Mal hauste leben in den zerstörten Ruinen. Damit meine ich keine Ratten, Mäuse oder Vögel, sondern Menschliche Leben, ebenso die von Spitzohren. Feuerschalen brannten in der ganzen Stadt, tauchte sie in ein unheimliches, rötliches Licht.

Rutschend krakselten die Tiere den steilen Hang runter. Setzten über die ein oder andere Unebenheit, ohne ans anhalten zu denken. Schweiß und weißer schaum klebte an den nun noch dunkleren verklebten, Fell des vorderen Rappen mit der breiten, weißen blässe, das den Kauz sicher weiter trug. Mare unterdessen wirkte nicht Mal außerpuste –könnte daran liegen, das er ein Kelpie ist, die können mehr oder weniger auch (wenn sie das richtige Tempo haben) übers Wasser rennen.

Weiter und weiter und weiter und weiter Jagden die Tiere über die steinigen Fläche, wodurch wir der alten Stadt immer näher kamen. Warum auch immer wir in die Stadt gehen. Da hocken schließlich nur Menschen und ein Elbenheer. Was bringt uns das, außer direkt in Bards Arme zu rennen, was vielleicht keine so tolle Idee ist.

Ich bezeichne das sogar als eine...richtig, richtig beischießen dumme Idee, oder es ist ein wirklich gewiefte Plan von Gandalf. So ganz kann ich mich noch nicht entschieden.

Dumpf trafen die Hufe der Pferde auf den deutlich flacheren Boden der vom leichten schnee bedeckten Wiese, sprinteten im halsbrecherischen Tempo auf die Mauern der Stadt zu, welche mit jedem kräftigen Galoppsprung immer näher rückten, gewaltiger in die Höhe schossen, desto näher wir kamen. Wie ein Berg ragte es empor, hoch und alt, schutzbringend.

Die Frage ist nur: Wie lange noch? Wie lang wird die Mauer im Falle eines Angriffs schützen? Sie ist alt, brüchig, hat definitiv schon die besten Tage hinter sich –bei einem Angriff von etwas schweren wird sie wie ein Zweig in mitten eines Sturms zerbrechen.

Sie ist viel zu Kaputt, überhaupt nicht mehr in Schuss, denn normalerweise müssten unzählige Reparaturen daran gemacht werden, bevor man sich hinter den dicken Steinen endgültig verschanzen sollte –davor ist das Ganze ein Akt des Illusion hinter der man sich versteckt, in der verzweifelten Hoffnung sie würde standhalten. Ob Bard das wusste? Wohl eher nicht, ansonsten hätte er die ganzen Menschen sicherlich wo anders hingebracht, lange sicher waren sie da auf jedenfall nicht.

Bei den Elben kann ich es unmöglich sagen, ich weiß nicht wie gut die Pflanzenfanatiker sich mit sowas auskennen, die leben schließlich in einer Art Baum-Höhle.

Der stechend kalte Wind peitschte mir ins Gesicht, fraß sich durch meine Haut und ein unangenehmer Schauer kroch wie eiskalter Schleim über meinen Rücken.
Größer und Größer, näher und näher.

Die Mauer ragte vor uns empor, noch wenige Meter, dann passierten wir auch schon das zerfallene Tor, welches weit offen stand.
Und während wir genau darauf zu preschten, begann der Himmel ein helles, klares blau an zu nehmen. Winterliche Sonnenstrahlen vielen auf uns nieder, nicht wirklich warm, aber deutlich besser, wie als wenn nur dicke, dunkle Wolken über unseren Köpfen hängen würden. Die Schatten in der Umgebung streckten sich, fast so, als wollten sie uns am Passieren hindern.

Kaum vier Sprünge weiter passierten wir das Tor, rasten über die recht schmale, matschige Hauptstraße. ,,Aus dem Weg! Weg! Lasst mich durch!", brüllte Gandalf, und keine Sekunde zu spät sprang auch schon eine Gruppe Leute fluchend zur Seite, was den Zauberer wohl so viel interessierte wie die hohen, zerfallenen Steinhäuser links und rechts von uns.

Schnaufend sprangen die Tiere um eine scharfe Kurve, überrannten fast einen Mann, beladen mit alt aussehenden Schwertern. Und es blieb nicht bei einem. So weiter wir die Straße entlang ritten, so weiter wir in die Stadt vor drangen, desto mehr Menschen tauchten auf, die Rüstungen, Schilde, Speere und Schwerter zu sortieren, oder in Schuss zu bringen schienen.

,,Lasst uns durch! Aus den Weg!", rief der alte, ohne auch nur ein wenig das Tempo zu drosseln. Mare spitzte die Ohren, als wir viel zu schnell durch einen Torbogen durch Galoppierten, weshalb schmutziger, brauner Matschschnee in alle Richtungen davon stob, sobald wir durch den Steinbogen durch waren und auf einen großen Platz hetzten.

Menschen und Elben waren versammelt, übten mit Waffen, was bei den Menschen eher planlos und ungeschickt aussah, während es für die Elben wahrscheinlich ein leichtes Spiel von Eleganz, sowie können war, doch diese patrouillierten offensichtlich nur. Solche Langweiler.

Gandalf bremste sein Pferd ohne Vorwarnung. Ruckartig stemmte Mare die Beine in den Boden –meine Wenigkeit knallte volle Kanne auf den Gewölbten Hals des Tieres– um schlitternd zu bremsen, weshalb das Kelpie fast in die Elben in Goldrüstungen rein rutschte, die links an uns vorbei liefen. Überrascht sprangen zwei der Soldaten zur Seite, damit sie nicht von der kräftigen Pferdebrust niedergewalzt wurden.

Irgendwie war das knapp. Zischend richtete ich mich gerade auf, als Gandalf schon von dem kräftigen Pferd runter sprang. Für einen Augenblick starrte er die vorbei ziehenden Soldaten an, von dem mich einer wütend an schnauzte, weshalb der einen Mittelfinger und eine gezischte Drohung in der Elbensprache von mir zurückbekam.
Ganz schön unhöflich diese Spitzohren. Kein Muskel regte sich in dem Gesicht der Kämpfers, nicht das kleinste zucken verriet irgendeine Gefühlsregung, sein Gesicht schien wie blanker Marmor zu sein. Nach einem kleinen, recht kurzen Blick-Duell zog er schließlich ab, folgte brav seinen Kameraden. Penner, seh ich den noch mal werf ich ihn ohne zu zögern von der Mauer.

„Nein, nein. Nein! Hey! Du! Spitzhut!", kam es ruppig von einer bekannt klingenden Stimme und keine Sekunde später entdeckte ich auch schon die Hässliche fresse, die keinem geringeren als Alfred gehörte. Er war geradewegs aus einem höhergelegenen Gebäude gekommen, nur um jetzt deutlich schlecht gelaunt die Treppen, zu Gandalf, runter zu sehen. „Jawohl. Du. Wir wollen hier weder Rumtreiber, Bettler, noch Vagabunden. Wir haben auch ohne euresgleichen genug Scherereien.", sprach er überheblich, während er die Steinstufen runterstampfte.

Unbeirrt lief Gandalf mit seinen Stab weiter auf ihn zu, ihn fest mit den Augen taxiert, weshalb ich einfach auf Mare zurück blieb, weil ich eher weniger rausfinden wollte, was passieren würde, sobald ich von ihm runter stieg, aber aller Wahrscheinlichkeit nichts sonderlich gutes. Ich will mir nur eine Blamage vor aller Augen sparen. Nichts weiter. Mein Körper will im Moment leider nicht so wie ich, also...warte ich. Außerdem hat Alfred mich noch gar nicht bemerkt.

Bard muss mit dem Kerl echt am Verzweifeln sein. Der kriegt doch sicherlich nix auf die reihe, warum ist das hässliche Wiesel mit den fettigen Haaren dann noch hier? Kapier ich irgendwie nicht. Muss ich das auch verstehen? Nein. Definitiv nicht, denk ich zu mindestens, oder?

~~~

Heute bin ich aber echt spät dran, sorry.

Aber ich musste mein armes Zimmer noch vor einem Marienkäfer retten, der sich hier rein verirrt hat und einen auf mini Smaug gemacht hat. Also wanderte ich von meinem Schreibtisch aus quer durch die Chaotischen lande der Schluchten hinab zu dem Papierkram auf meiner Couch, um damit den gefährlichen Käfer zu zähmen und in die Freiheit zu entlassen. Möge sich das ungeheuer einen anderen Platz für seine Machenschaften suchen! Heho!

Gut, vielleicht war es nicht ganz so... Aber so ähnlich.

Außerdem...ach du heilige scheiße! Wir sind ja schon bei Kapitel 50!

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