Kapitel 44.
Ein super tolles Gespräch mit einem Irren! Fünf Sterne!
Tief atmete ich ein, dann betrat ich die Brücke. Noch immer bemerkte er mich nicht. Ich ließ die Luft wieder aus meinen Lungen weichen, während ich mich auf das kommende einstellte.
,,Bist du Idiot jetzt komplett plemplem?! Was soll das? Ist Krieg wirklich das was du willst?!"
Thorin fuhr ruckartig zu mir herum, ein wütender Glanz lag in seinen Augen, die sie regelrecht glühen ließen. Direkt hinter ihm ragte der zerstörte Thron von Thror in die Höhe, was dem ganzen irgendwie etwas Episches verlieh, würde die ganze Situation nur nicht so kompliziert sein. Alles muss immer kompliziert sein, wirklich immer. Nie ist es Mal einfach.
,,Hast du überhaupt eine Ahnung, was du anrichtest?!" Schnellen Schrittes überquerte ich die Geländer lose Brücke. Unter mir herrschte Schwärze. ,,Da draußen stehen aber Tausende Soldaten, ausgebildet um zu kämpften und zu töten, vorzugsweise dich sowie die anderen Zwerge! Also. Was. Soll. Das? Ist dein Hirn etwa so weggeballert von diesem Dummen Stein, das du jeden –dich mit eingeschlossen– umbringst? Der Thorin, mit dem die Reise begonnen hat, hätte das nie getan. Dieser Thorin, hätte auch sein Wort gehalten.", zischte ich ihm entgegen, während ich die wenigen Stufen am Ende des Wegs hoch stampfte, genau auf ihn zu.
,,Was weißt du denn schon, von diesen Dingen?! Ich bin der König, hörst du! Das hier ist mein Königreich! Mein Gold! MEIN Geburtsrecht! Niemand nimmt mir das weg! NIEMAND!", warf er mir hitzig entgegen.
,,Oh, das tut mir aber leid!", antwortete ich knurrend, als ich auch schon vor ihm zum Stehen kam und zu ihm runter gucken musste.
,,Zoll mir gefälligst Respekt, ich bin der Kö-"
,,Ja ja, du bist König. Das ist mir aber sowas von scheiß egal, das es bis zum Mars reicht! Verstehst du das überhaupt, Thorin, verstehst du das?! Es passiert doch alles nur, weil du dein dummes Ego nicht in den Griff bekommst und wegen diesen dummen Arkenstein!", fauchte ich ihn wütend an, doch seine einzige Reaktion war ein wütender knurren, gepaart mit seiner angespannten Körperhaltung.
Der fiebrige Glanz im blau nahm zu, schien seine Sicht völlig zu vernebeln. ,,Wo ist er?! Weißt du wo er ist?! Hast du ihn?! Hast du ihn gestohlen, Ares, du Nichtsnutziger Mensch, hast du ihn mir gestohlen!? Dieb!", brüllte er zu mir hoch. Seine Hand krallte sich in mein Hemd, die andere drohend zur Faust geballt. Blanker Zorn flimmerte über sein Gesicht, den Kiefer fest zusammengepresst.
Blanker Wahnsinn stand in seinen weit aufgerissenen Augen, die durch mich hindurch sahen, wie durch eine Glasscheibe von einem Fenster, nur das er nicht wirklich durch mich hindurch sehen konnte –wäre ziemlich selten wenn doch.
,,Gestohlen?" Verblüfft starrte ich ihn an, bis ich verärgert seine Hand weg stieß und ihn nun am Kragen packte. ,,Sag Mal, willst du mich verarschen? Gestohlen? Diesem Dummen Stein? Ich. Hab. Ihn. Nicht. Und wenn ich ihn hätte, dann wäre er schon längst draußen im Graben gelandet um im Wasser zu versinken!", schnauzte ich ihn zornig an. Die Wut pulsierte wie ein Herzschlag durch meine Adern, brachte mein Ichor zum Kochen, weshalb ich kurz davor war, Thorin von der Plattform zu werfen. Runter in die Tiefe. Einfach weg. Weg. Weg. Weg. Weg. Ich kniff die Augen zusammen.
Meine Wut war schon immer ein großes Problem, was ich schwer in den Griff bekam. Aber nach so vielen Jahrhunderten, hatte ich ein gewisses Maß an Selbstkontrolle, wenn auch mit Wackelkontakt.
Wut. Es ist ein Teil von mir. Ein Teil von meinem Wesen. Das hab ich schon lange akzeptiert, auch wenn es mir schwerfällt, das Athenes Worte bezüglich meines Aggression Problems vielleicht wirklich wahr sind –das meiste beruht allerdings auch meinen Schauspielkünsten. Bitte an dieser Stelle keine Vorwürfe, danke. Besser ist es, wenn mich die anderen für einen dummen, Idioten, der nichts auf die Reihe bekommt, halten.
Tief atmete ich ein. Dann aus. Ein, aus, ein, aus. Ruhig Ares. Ganz ruhig, komm runter, du brauchst diesen Penner nicht zu töten. Ich ließ ihn langsam los. Einatmen, ausatmen. Alles ist gut, keiner muss sterben, atme einfach weiter.
Das tat ich. Mein Puls wurde ruhiger.
Ja, jetzt war es besser. Irgendwie zu mindestens.
,,-ausweiden! Hörst du?! Du-"
,,Hast du was gesagt?" Irritiert blinzelnd sah ich zu ihm. Das er angefangen hatte zu reden –gut, er schrie–, war mir entgangen, ebenso, seine offensichtlichen Drohungen, die er gegen mich richtete. Wollte er mir mit einem Quitschteendchen drohen? Nee, sicherlich nicht, das wäre doch verrückt.
Thorin starte mich an, die Augenbrauen wütend zusammengezogen, während seine ganze Muskulatur vor Anspannung zitterte, als wenn er mir gleich an die Kehle gehen würde. Kurz um; er war kurz vorm explodieren.
,,Raus, bevor ich mich vergesse!" Sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. ,,Raus, hab ich gesagt! Raus! Los! Du hast hier nichts mehr zu suchen, nichtsnutziger Mensch! Verschwinde! Bevor ich dich hängen lasse!"
,,Verschwinden?! Oh nein, du wirfst mich nicht raus. Wenn ich gehen will, dann geh' ich selbst, kapisch?! Aber ohne mich wärt ihr Nichtsnutzigen Zwerge doch schon längst verloren, oder etwa nicht, da ihr euch ja immer so gut selbst retten konntet, nicht wahr, Thorin, Sohn von 'wem auch immer, ist mir scheiß egal'!? Ihr seid ja so toll ohne mich klar gekommen, hm?! Getötet hätte man euch ohne mich, da ihr offensichtlich zu dumm seid, das ganze selbst auf die Reihe zu bekommen, du arroganter Sack! Und um das klar zu stellen." Mein Finger piekste gegen seine Brust. ,,Ich bin kein nichtsnutziger Mensch!", knurrte ich ihn schließlich dunkel an, was mir einen ebenso hasserfüllten Blick einbrachte, bevor ich mit gesenkter stimme fort fuhr. ,,Außerdem lass ich mir nicht drohen, verstanden? Sonst sorge ich dafür, dass du ganz ausversehen die Mauer runter fällst. Das wäre doch tragisch, nicht wahr?"
Falsch grinste ich ihn an.
,,Ich werde dich lebendig ausweiden lassen."
,,Dann lass ich dich verbluten, wenn ich dich Absteche."
,,Sie werden dir deinen Kopf abschlagen!"
,,Versuch's doch! Ich verbrenne dich vielleicht noch während du ausblutest!"
,,Du mieser-", setzte er an, jedoch unter brach ihn diesmal nicht ich, sondern ein lauter Knall, der die Wände vor Schreck vibrieren ließ. Ein kleiner Stein viel von der Decke, traf klickend auf den Untergrund des Podestes, bevor er über die Kante sprang und in der Tiefe des Bergs verschwand, wo er höchstens von einem unachtsamen Zwerg gefunden wurde, der nur zufällig dort lang lief.
,,Was haben die gemacht? Ist es das was ich denke?" Tief einatmen. Die haben sicherlich nicht die Brücke eingerissen, die Richtung aus dem Berg führte.
,,Es ist das, was ich denke, nicht wahr?! Sag mir, was in deinem nicht vorhanden Hirn vor geht, kannst du mir das erklären, sofort!? Die werden euch überrennen, wie eine Bisonherde ein Kieselstein, du Blödmann! Dann seid ihr nur noch ein Haufen Pfandkuchen!"
Zornig warf ich meine Arme in die Luft, wedelte mit ihnen rum, gestikulierte zu dem Gang, aus dem ich gekommen war, während mich einmal im Kreis drehte –keine Ahnung warum ich das gemacht hab. Lange Weile? Ich legte meinem Kopf ruckartig in den Nacken, knarzend gaben meine Nackenwirbel leidende Laute von sich.
,,Im Irrenhaus bin ich gelandet! Hörst du Zeus, im Irrenhaus, alles wegen DIR! Ver-dammt-er Idiot!" Von meinem Vater kam keine Reaktion –lag wahrscheinlich daran, dass er nicht hier war, um mich mit einem Blitz zu braten. Außerdem befand ich mich unter der Erde, mit Blitz ist schlecht. Glück gehabt.
Mein Kopf schnappte zurück in Thorins Richtung, der mich anstarrte, als wäre ich der Verrückte hier, nicht er. Das ist natürlich Blödsinn, schließlich ist er wahnsinnig, so wie er drauf ist und alles und jeden in den Tod schicken möchte. Ja so ist es.
,,Guck nicht so bescheuert!", knurrte ich ihn an, weshalb ich ihn aus seinen tiefen, poetischen Mörder starre riss, der mich versuchte gewalttätig zu killen. Wie nett er doch ist.
,,Ich werde dich auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen!", grollte er bedrohlich leise, während ich als Antwort mit den Augen rollte und auf dem Absatz um drehte, damit ich die Stufen runter auf die Brücke Latschen konnte. Sag ich ja, nett. Moment, ist es nicht normalerweise mein Ding, anderen zu drohen? Der klaut mein Ding! Das geht ganz und gar nicht!
,,Leere Drohungen! Alles leere Drohungen!", rief ich ihm über meine Schulter zu, ohne den Spott in meiner Stimme zu verstecken.
,,Ares!"
,,Anwesend. Leider."
Schwere schritte ertönten in meinem Rücken.
,,Verschwinde aus meinem Königreich! Und solltest du je wieder hier auftauchen, dann werde ich dich bei lebendigen Leibe verbrennen lassen, nur um dich dann an einem Pfahl aufzuhängen!", brüllte er mir hinterher. Es folgten noch weitere diverse Drohungen, was passieren würde, wenn ich wieder zurückkommen würde –wirklich herzlich.
Bin ich allein damit, wenn ich sage, dass ich seine Drohung ziemlich dreist finde? Schließlich lass ich mich doch nicht von jemanden wie ihm drohen! Das wäre...dumm? Aber –das mein ich sehr ernst– ich werde mir erstrecht nicht wegen des Diebstahls seines dämlichen Steins beschuldigen lassen. Kann er vergessen.
Mit zügigen Schritten marschierte meine fantastische Wenigkeit über die Steinbrücke, zurück in die Richtung, aus der ich her kam, zurück zu den anderen Idioten. Unter mir die Dunkelheit.
Thorin folgte wie ein dummer Köter. Er folgte. Folgte. Folgte, folgte und folgte. Mir, weil...keine Ahnung, Langeweile und der Wunsch mir weitere Drohungen an den Kopf zu werfen? Ja, passt.
Während er lief, brüllte er mich weiter an. Sehr super.
Seine zornige Stimme –die ich übrigens ignorierte–, halte wie ein rasender Tornado durch die Gegend, der dafür bestimmt war Bäume gewaltsam zu entwurzeln sowie Berge zu kleinen Steinen zu zermalmen, wenn es ihm gerade in den Kram passte. Also absolut nervig. Ist aber auch nur meine Meinung.
,,Ach jetzt halt doch endlich die Klappe! Ich hab deinen dummen Stein nicht, es ist mir egal, ebenso deine Drohungen, die –Achtung aufgepasst– ändern daran auch nichts. Also halt endlich die Klappe!" Wie angewurzelt blieb ich stehen, bevor ich zu ihm herum fuhr. Meine Muskulatur war bis zum äußersten angespannt. Sollte ich ihm ins Gesicht Schlagen? Die Idee ist zu mindestens verlockend, sehr verlockend.
Gerade noch so schaffte es der Ober Gnom stehn zu bleiben, bevor er in mich rein rannte. Seine Miene war immer noch von einem finsteren Schleier eingenommen, der es unmöglich machte etwas anderes außer dem zu sehen, was er zeigen wollte –das war im übrigen Wut. Die eisblauen Augen blitzten mich trüb an; zornig, gierig, vernebelt.
„Solltest du je wieder hier auftauchen, dann werde ich dich bei lebendigen Leibe verbrennen lassen! Hast du verstanden?!", wiederholte er seine Drohung. ,,Verschwinde!"
,,Schön.", giftete ich zurück, machte wieder kehrt und rauschte davon, doch das gestampfe in meinem Rücken entging mir nicht. Der Zwerg war mir wieder auf den Fersen, wohl um sicher zu gehen, das ich auch wirklich ging, den Berg wirklich verließ. Seine Schritte halten laut im Korridor wieder, schwer. Wie Zwergenschritte halt, sie hatten irgendwie immer etwas Schwerfälliges. Meine Schritte hingegen glitten fast lautlos über den Boden.
Rote Flammen beleuchteten die Gänge an dessen graue Wänden das Feuer Tanzende Schatten warf.
Meine Füße trugen mich weiter, während sich der Gang nach links hin öffnete, und ohne das ich es bemerkte, kam ich an der Schatzkammer vorbei, wo sich ein paar der fleißigen Zwergenbienchen mit suchen beschäftigten. Der Rest war wohl an der Mauer, von dem Verrückten zum Wache schieben verdonnert worden.
,,Er ist vollkommen übergeschnappt! Und ihr, ihr tanzt nach seiner Pfeife, wie dumme Hunde!", trällerte ich angepisst von dem Weg runter, der klare Sicht nach unten auf das Gold gab. Wie ironisch, da steh ich mitten in einem Berg voll von Gold und lass mich allen Ernstes hier raus werfen, nein, nein, nein, nein. Das ist freiwillig. Genau, ich gehe freiwillig! So ist es wirklich, alles freiwillig!
Ich lief weiter. Thorin zischte Drohungen, Mordpläne und weiteres Zeug, wenn ich nicht verschwinden sollte. Also... ignorierte ich ihn weiter.
,,Ares, entschuldige das ich Frage, aber wo gehst du hin?" Fragend halte Bilbo seine Stimme –in der etwas Verwirrtes mit schwang– in der riesigen Halle wieder.
Die anderen hatten bereits ihre Arbeit –der Suche nach dem Arkenstein– gestoppt. Sie starrten zu uns hoch.
,,Nach was sieht es denn aus, Bilbo? Ich gehe, weil Thorin verrückt ist, und ich was Besseres zu tun hab, als hier auf euren Tod zu warten. Verstehst du das, oder muss ich mich wiederholen? Denn ich hab keine Lust das zu tun. Ich gehe, dann find ich einen Weg nach Hause und ta da, alle haben das bekommen, was sie wollten!"
,,Er geht!", knurrte Thorin fahrig, obwohl ich es gerade gesagt hatte. Dumm oder so? Kein Kommentar, sonst stürz ich mich hier oben noch vor Verzweiflung runter, das erträgt man ja auf Dauer nicht.
Ich lief also weiter, als der Gang sich komplett öffnete, weshalb ich nun wieder auf einem Geländer losen Weg stand, jedoch kam das einzig positive gleich in Sicht; die Steintreppe nach oben, welche mich mit ein paar Abzweigungen hoch zum Tor bringen würde. Dann konnte ich diesen Berg verlassen, nach Haus gehen –irgendwie find ich schon einen Weg, da bin ich mir wirklich sehr, sehr, sehr sicher. Das passt schon.
,,Was?", kam es von unten. Im nächsten Moment löste sich Bilbo auch schon aus seiner starre, hechtete wie ein verrückter über die Gold Fläche zur Treppe hin. Die Münzen klimperten hell. Erinnert mich irgendwie an Glocken...
Im Affenzahn rannte der Hobbit die Stufen hoch, bis er schließlich mit roten Kopf und schweren Atemzügen hinter uns her sprang.
Zügigen Schrittes bog ich rechts auf die Treppe zu. Unter meinen Sohlen knirschten kleine Steine. Hinter mir schnaubte Thorin. Bilbo hechelte. Ich lief weiter.
Die Stufen tauchten vor mir auf. Ich nahm eine nach der anderen. Weiter, weiter, weiter und immer weiter hoch.
,,Ares... Warte! Warte! Thorin,...was soll das? So warte doch, Ares!"
,,Nein, ich hab keine Lust mehr hier drauf! Bilbo, versteh das endlich, es reicht mir endgültig!", fuhr ich ihn an.
,,Thorin.", keuchte der kleine Lockenkopf plötzlich beschwichtigend. Genannter ignorierte ihn, denn er war damit beschäftigt mir zu folgen. ,,Ares hat-"
,,Ares hat seine Aufgabe erfüllt, oder nicht? Er soll jetzt verschwinden und nie wieder kommen, sonst werde ich ihm den Kopf abschlagen lassen, wenn er es nicht tut, denn dann werd' ich ihn vor dem Eingang platzieren.", grollte der Schwarzhaarige Zwerg in meinem Rücken mehr als nur zornig. Sein Blick durchbohrte meinen Hinterkopf, während ich unbeirrt weiter stampfte.
Zwar konnte ich Bilbos Gesicht nicht sehen, doch sicherlich hatte er es in bester Bilbo Manier fassungslos verzogen. ,,Thorin, das kannst du doch nicht ernstmeinen?", schnaufte er und wollte das gesagte wohl nicht wahrhaben. Scharf sog er die Luft ein, atmete sie schwerfällig wieder aus, weshalb sich das Ganze noch ein paar Mal wieder holte.
,,Das ist mein voller Ernst!", wurde er gleich angepampt.
,,Du bist erbärmlich! Du würdest sie alle für ein dummes Stück Fels sterben lassen! Oder?!", warf ich ihm vor. Ein Schnauben war die Antwort. Idiot. Ich hoffe er erstickt an irgendwas, zum Beispiel seiner Zunge. ,,Und die Leute bezeichnen mich als nicht umgänglich und gnadenlos, dabei lässt du sie doch alle sterben, da die das Stück Dreck mehr wert ist, ist es nicht so?"
,,Ja, denn dieser Stein ist mein Geburtsrecht!", erwiderte er heftig, dabei beschleunigten sich seine Schritte, weshalb ich dasselbe tat.
,,Schieb dir dein Geburtsrecht sonst wo hin!", knurrte ich zurück, ohne bemerkt zu haben, das wir längst nicht mehr auf der Treppe sind, sondern wieder in irgendeinen der verschiedenen Gänge des Erebor. Wo muss ich nochmal lang? Ach scheiß drauf. An der nächsten Abzweigung bog ich einfach nach rechts.
,,Wie kannst du es wagen so mit mir zu reden!", blaffte er zurück, währenddessen Bilbo atemlos etwas Unverständliches von sich gab, was aber wohl an ihn selbst gerichtet zu sein schien.
,,Ich rede mit dir wie ich will!", rief ich über meine Schulter. Dann öffne die sich vor uns der Korridor und gab die Sicht auf die riesige Eingangshalle frei, in der immer noch Trümmerteile rum Lagen, welche auf verschiedene Haufen zur Seite geräumt wurden. Dwalin patrouillierte mit Nori und Balin auf der Mauer, Ori, Dori, Bofur und Bifur räumten weiterhin Felsbrocken auf die Seite um Platz zu schaffen.
Zügig, mit zusammengepressten Zähnen, rauschte ich auf die Mauer zu.
,,Wo wollt ihr hin?" Balin sah verwirrt von der Mauer runter, betrachtete unsere dreier Konstellation, wie wir gemeinsam auf sie zu stürmten.
,,Ich dulde keine Gierigen, verräterischen Menschen in meinem Königreich!"
,,Das gierig ist dann aber wohl auf dich bezogen!", knurrte ich zurück. Idiot!
,,Thorin? Was hat das zu bedeuten?" Der ältere Zwerg sah seinen "König" stirnrunzelnd an. Er suchte seine Augen, doch diese brannten weiterhin Löcher in meinen Hinterkopf. Hallo, ich mag meinen Kopf ganz gerne, der hat ein umwerfendes Gesicht.
,,Balin, du musst etwas machen! Thorin will Ares wegschicken u-und sollte er je wiederkommen, will er ihn töten!", rief der Hobbit dazwischen, während ich weiter auf den Ausgang zu hielt. Also ging es wieder an's Treppen steigen.
,,Ist das wahr, Thorin?", fragte er und warf den anderen besorgte blicke zu, doch sie schwiegen.
Ich hasse besorgte blicke, die sind so...besorgt –widerlich.
,,Ich muss meine Taten nicht vor euch rechtfertigen.", erwiderte der Schwarzhaarige Angriffslustig.
,,Ares hat uns geholfen den Erebor zurück zu gewinnen, uns mehr als einmal das Lebe-"
,,Er hat uns nur verspottet! Er hat mich verspottet! Und jetzt wird er die Konsequenzen spüren! Verschwinde, na los!" Unter brach er den grauhaarigen.
,,Thorin, ich bitte dich...", versuchte Bilbo es noch einmal, nur das ich ihm jetzt zu vor kam.
,,Ist das so? Ist das wirklich so, wie du sagst, Thorin Eichenschild, der König unter dem Berge?! Was auch immer bei dir nicht richtig ist, du wirst es bereuen, irgendwann wirst du die Konsequenzen spüren.", erwiderte ich scharf, dann stand ich auch schon auf der Mauer.
,,Droh mir nicht, Ares!"
,,Das tu ich nicht, doch ich weiß das ein Kampf bevorsteht, den ihr unmöglich gewinnen könnt! Die Konsequenzen hiervon, Thorin, werden grausam und verheerend sein. Du wirst deinen Fehler hoffentlich schon im richtigen Moment erkennen, und nicht wenn du besudelt mit dem Blut deiner Freunde auf dem Schlachtfeld stehst, um dich über ihr Ableben zu freuen, nur weil sie dir vielleicht widersprochen haben!" Meine Stimme klang selbst in meinen Ohren viel zu ruhig, zu beherrscht, zu gelassen, dafür, dass ich eben noch so aufgebracht war.
Schweigend platzierte ich meine Hände auf dem rauen, kühlen Stein der Mauer, um mich prüfend rüber zu lehnen, damit ich runter gucken konnte. ,,Ihr Idioten habt tatsächlich die Brücke eingerissen.", stellte ich trocken fest, bevor sich Verärgerung in mir breit machte.
Genervt zog ich meine Augenbrauen zusammen, bevor mein Augen auf den riesigen Kopf der Zwergen Statue vielen, der für die eingerissene Brücke verantwortlich zu sein schien.
Dann halt so. Ohne groß zu zögern sprang ich runter, gefolgt von erschrocken lauten. Schade das ich ihre Gesichter nicht sehn kann. Kaum eine Sekunde später trafen meine Füße auf festen Boden. Ich rollte mich ab, um in einer geschmeidigen Bewegung wieder hoch zu kommen.
,,Bis dann ihr Penner!" In einer fahrigen Bewegung wank ich ihnen, drehte mich aber nicht um, stattdessen setzte ich zielgerichtet meine Füße auf den unebenen Stein. Hab ich nicht irgendwas vergessen?
Ich hab doch irgendwas vergessen... Oder? Nein, oder? Ich hab doch nichts... Ne. Ne, ich doch nicht.
Mit gerunzelter Stirn sprang ich von dem Kopf runter und marschierte nach rechts weg, dabei blendete ich weitere Drohungen komplett aus, die die Oberprinzessin mir hinterher warf.
Schnee knirschte.
Die Minuten verstrichen. Sie zogen sich in die Länge, bis der Erebor allmählich hinter mir kleiner wurde. Meine Füße trugen mich weiter. Bald verlor ich das Zeitgefühl. Wie lang war ich schon unterwegs, eine Stunde? Dreißig Minuten? Zwei Stunden? Keine Ahnung.
Schließlich, nach einer Ewigkeit –mit schicken Ausblick auf den glitzernden See, wo sich einst Seestadt befand und der Ruinenstadt Thal– ertönten von weiter Ferne der knirschende klang von Hufen auf weißer, kalter Masse.
,,Du bist reichlich spät, hm? Hast du noch bei McDonald's gehalten um dir einen Snack zu besorgen?" Mare schnaubte demonstrativ und holte zu mir auf, damit er auf meiner Höhe Laufen konnte.
Der Kelpie stupste mich mit seiner weichen Nase an, zupfte an meinen Hemdärmel und betrachtete mich aus Neugierigen, braun-blauen Augen, als wartete er auf eine Reaktion. ,,Tu nicht so als wüsstest du es nicht.", murrte ich, weshalb er mir schließlich seinen Kopf in den Rücken stieß. ,,Hey!" Blödes Vieh.
Er stoppte, warf den Kopf herum, sodass seine dicke, schwarz-silberne Lockenmähne nur so in alle Richtungen davon flog, bevor Mare einfach einen Satz nach vorne warf, um mich einfach mit seiner Schulter zur Seite zu stoßen. Ich brummte als Antwort.
Die Sonne malte einen bläulichen Schimmer auf das schwarze Fell, das sich unter seinen Muskeln geschmeidig bewegte. Er trug weder Trense noch Sattel.
,,Meinst du, sie haben vor mich zu holen? Ich mein, sie kommen doch sicherlich...? Sie würden nicht..." Ich ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen.
Unsicher rieb ich mir über den Nacken, um danach meine Hände in die Hosentaschen zu stopfen. Mein Fuß trat gegen die dünne Schneedecke, weshalb die weiße Masse vom Boden abhob. Das Zeug ist so sauber, wann hab ich das letzte Mal so sauberen Schnee gesehen?
,,Nein, so dumm werden sie nicht sein. Die brauchen mich schließlich. Ohne mich wird doch... Ich mein, ich bin ein Olympia, die kommen mich holen. Die Verbannung ist aufgehoben, genau...aufgehoben. Da ist sicherlich nur was dazwischen gekommen..." Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf.
Frischer, kühler Wind fegte über den Platz, knallte Gelegentlich gegen aus den Boden ragende Felsbrocken, die hier immer Mal wieder auf tauchten. Leicht fröstelte ich, während mir in der nächsten Sekunde auf viel, was ich vergessen hatte.
...Das ist jetzt dumm.
,,Fuck, fuck, fuck, fuck! Wie kann man das Zeug nur vergessen?!" Ich raufte mir durch die Haare, die nun mit Sicherheit in alle Richtungen ab standen. Da hab ich doch tatsächlich meinen Mantel, mein Schild und Bogen, inklusive der Pfeile, im Berg vergessen. ,,Das ist ja großartig, Mare! So, arg! Wo ist was zum Kaputtmachen, wenn man es braucht?"
Erst vier Schritte weiter bemerkte ich, dass das Pferde ähnliche Wesen stehn geblieben war, die Kopf mit gespitzten Ohren in die Höhe gerissen. Er blähte die Nüstern.
,,Was ist denn mit dir los?", harkte ich skeptisch nach –mir ist natürlich klar, dass er mir keine Antwort gibt, bin ja nicht Jackson oder Poseidon. Seine Anspannung schien sich in Sekunden schnelle auch auf mich zu übertragen, kurz nach dem er begann unruhig auf der Stelle zu tänzeln. Hier stimmt was nicht.
,,OK, jetzt wird es doch interessant, oder?", fragte ich eher an mich selbst gewandt, wie als an Mare.
Sofort schärfte ich meine Sinne. Ließ meine Augen über die Umgebung gleiten. Nur freie Fläche, durch zogen mit den Schnee bedeckten Steinen. Mein Körper stand unter Strom, bereit für einen Kampf, der jedoch nicht so schnell kommen sollte.
,,Seit wann redest du mit Eseln? Neuerdings etwa unter die Tierflüsterer gegangen, Arichen?" Ich wirbelte herum. Riss aus Reflex Ringil aus der Scheide, wobei ich fast die Person hinter mir geköpft hätte, welche sich gerade noch zischend weg ducken konnte, bevor sie einen Kopf kürzer war. ,,Pass doch auf, Pfosten, sonst ramm ich dir beim nächsten Treffen meinen Sperr in den Magen!", fauchte sie mich drohend an.
Perplext blinzelte ich. Es war eine viel zu vertraute Stimme, als das ich sie nicht hätte erkennen können.
,,Enyo?"
,,Was, du Idiot? Bist du etwa überrascht mich zu sehen?"
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