Kapitel 42.

Bard lässt das Chaos sicherlich nicht noch Chaotischer werden (geht das überhaupt noch?)

,,Ich pflanze sie in meinen Garten. In Beutelsend." Thorins Mundwinkel verzog sich nach oben, sodass es einem Lächeln gleich kam, nur, dass das es seine Augen nicht erreichte. Doch es schien so, als würde ein Teil seines alten Ich's die Oberhand über die Krankheit gewinnen.

,,Ein recht kleines Andenken für das Auenland.", stellte er ruhig fest. Ein kleines schmunzeln zierte noch immer sein Gesicht.

,,Sie wird ein Baum. Und wenn ich ihn ansehe, werde ich mich erinnern.", erwiderte Bilbo, auch auf seinem Gesicht war ein Lächeln zu sehen. ,,An alles, was geschehen ist. Das Gute, das Böse. Und Ann das Glück, es nach Hause geschafft zu haben."

Wie rührend, da schmilzt einem das Herz. Würg. Ich glaub ich muss kotzen.
Genervt rollte ich mit den Augen, da das ganze einfach nur reine Zeitverschwendung war, trotzdem blieb ich aber, weil ich keine Lust hatte mich zu verdrücken. Ich lehnte mich zur Seite und änderte meine Sitzposition.

Während ich das tat, traf mich im nächsten Moment fast der Schlag, als ich sah, wie das kleine lächeln langsam aber sicher seine Augen erreichte. Der fiebrige Glanz schien nachgelassen zu haben, aber war nicht ganz verschwunden. Vielleicht, nur ganz vielleicht, hatte Bilbo doch Recht, Thorin nicht aufzugeben.

Da steckte noch etwas von dem Zwerg drinnen, den wir in Beutelsend getroffen hatten. Zu mindestens begann ich ein klein wenig daran zu glauben.
Oder es war Dummheit. Eins von beiden.

,,Thorin, ich..."

,,Thorin." Dwalin platzte ohne Vorwarnung in die Unterhaltung. Er tauchte einfach so in dem Gang direkt hinter dem Schwarzhaarigen auf. ,,Überlebende aus der Seestadt. Sie strömen nach Thal hinein.", teilte er mit und näherte sich weiter in zügigen Schritten, mir hingegen entging nicht, wie der Glanz in seinen Augen wieder zu nahm, das Lächeln verschwand. ,,Zu Hunderten.", endete er.

,,Rufe alle ans Tor.", knurrte er dunkel, dabei stampfte er demonstrativ an mir und dem Hobbit vorbei. ,,Ans Tor! Sofort!" Dann war er auch schon verschwunden.

,,Meine Güte, der hat ja Stimmungsschwankungen. Vielleicht sollten wir ihn hier irgendwo von einer Brücke runter werfen? Das ist besser als ihn frei herumlaufen zu lassen.", schlug ich sehr hilfreich vor, dabei triefte meine Stimme nur so vor Langeweile, weshalb ich den Kopf in den Nacken legte und genervt auf stöhnte. ,,Mal im ernst, was wollt ihr gegen die Prinzessin machen? Teepartys wohl kaum, oder Dwalin? Du kannst Thorins Wahnsinn doch nicht einfach so unterstützten, das ist lächerlich und führt zu einhundert Prozent zum Tod, der, nur am Rande erwähnt, sicherlich nicht scharf auf eine so gestörte Unterhaltung ist. Ich muss es wissen, Thanatos und ich sind alle Freunde, hab ihn Mal Befreit, als er unter dem Bett eines geistesgestörten lag –is' ne lange Geschichte.", laberte ich weiter ohne mich zu rühren.

Ja, das ist wirklich eine laaaannnnggggeeee Geschichte. Angefangen mit der Tatsache, dass ein gewisser Kerl nicht sterben wollte, also hat er den Tod in kettengelegt, ihn unter sein Bett gestoppt und gedacht, niemand würde es merken. Tja, Pech gehabt, wenn die Folge ist, das niemand mehr stirbt. Also bin ich dann ganz heldenhaft los. Thanatos hab ich befreit, wir sind irgendwie Freunde geworden, während keiner von uns diesen Tag je wieder erwähnt hat. So schließt man Freundschaften. Gut, das ist die Kurzfassung von allem, in Wahrheit ist die Geschichte etwas länger, soweit deutlich komplizierter –oder aber auch nicht–, als man denkt.

Interessiert betrachtete ich die Decke des Korridors. Man, die haben aber eine schöne Steindecke. Wirklich schick. Ist so...steinig und uneben, das es gleich wieder das Gefühl von Zuhause weitergibt, zu mindestens, wenn man in einer Höhle aufgewachsen ist. Zeus sollte hier wirklich Mal vorbeischauen, vielleicht will er ja zu den Zwergen ziehen. Die würden mir allerdings dann Leid tun. Mein Alter ist keine so tolle Gesellschaft.

,,Hier wird niemand umgebracht, erstrecht nicht Thorin."

,,Du meinst wohl deinen Verrückten König, Dwalin. Sprech's ruhig aus, wir alle wissen, dass es der Wahrheit entspricht." Als Antwort bekam ich nur ein knurren von dem Tätowierten Zwerg, der mit finsterer Miene an mir vorbei ging. ,,Was hast du denn bitte verschluckt? Etwa einen halt-besser-die-fresse-Kuchen?", rief ich ihn grinsend hinterher, was mir ein wütendes schnaufen einbrachte, bis er um die Ecke verschwand.

,,War das jetzt wirklich nötig?" Bilbo setzte sich wieder neben mich.

,,Ja, sonst wäre es doch langweilig. Also, dann lass uns mal den irren wieder zu Vernunft bringen, sonst wird der Weltuntergang, ebenso wie euer tot, Sterbens langweilig.", erwiderte ich, dabei stand ich von der Bank auf. Unter mir knirschten leise ein paar kleine Steinchen, die dort herum lagen. Mein Rücken unterdessen knackte, während ich probehalber meine Schultern zurück rollte, um mich zu straffen. Das wird eine anstrengende Nacht.

Bilbo unterdessen machte große Augen, bevor ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht erschien. ,,Du hast dich um entschieden. Du denkst also doch, das Thorin noch Hoffnung auf Besserung hat.", stellte er fest, sein Blick schien mich förmlich dabei zu durchbohren, wie Enyos Speer. Übertrieben genervt rollte ich mit den Augen.

,,Mach's jetzt nicht kaputt und komm, bevor die ober Dramaprinzessin ausrastet.", konterte ich ohne ihn an zu sehen und lief los, weshalb ich hinter mir das rascheln von Klamotten hörte, dann die leichtfüßigen Schritte, als der Hobbit Aufstand und mir folgte, doch ich konnte sein hoffnungsvolles Lächeln praktisch spüren. Oh Götter, jetzt denkt er auch noch man könnte Thorin retten... Eine kleine Möglichkeit besteht.

Gemeinsam liefen wir Richtung Eingangshalle, wo das ehemalige Tor war, jetzt allerdings nur noch ein Trümmerhaufen aus Geröll, nachdem Smaug es renoviert hatte. Er hätte es ja auch einfach öffnen können, aber nein, lieber durch fliegen, das macht mehr Spaß.

Kaum zehn Minuten später standen wir vor dem Tor. Meine Expertise; wir hätte unten bleiben sollen.

,,Hmmm. Das ist...wow", –ich schüttelte den Kopf– ,,seine Dummheit macht mich einfach sprachlos. Anstatt sein Versprechen zu halten, lässt er das Tor zu Mauern. Wirklich erwachsen. Sind wir hier etwa im Kindergarten –es fühlt sich zu mindestens so an?" Ich steckte meine Hände in meine Hosentaschen, während ich den Zwergen dabei zu sah, wie sie aus den Geröllbrocken und Überresten eine Zwergenstatue das Loch zu machten, was im zerstörten Tor klaffte.

Der Braunhaarige Lockenkopf sah zu mir hoch, runzelte die Stirn, aber ließ es lieber unkommentiert –wahrscheinlich dachte er, das ich sonst noch was Dummes machte. Es wär zwar nichts neues, doch im Moment musste ich Thorin nicht auch noch mehr reizen. Der Wahnsinnige schaffte das auch ohne Hilfe.

,,Wie lange sie wohl dafür brauchen, bis das Tor komplett zu ist?"

Ich bekam keine Antwort, stattdessen schnauzte mich mein allerliebster Lieblings Zwerg an, den ich lieber ertränken möchte. ,,Steh nicht nur so da, Ares! Hilf den anderen!"
Da kommt der Kerl am anderen Ende des Raumes rein gerauscht und schnauzt mich an, dass ich helfen soll, während er nur finster guckt. Super.

Mimimimi. So ein Arschloch. Hilf denen doch selbst. Tat er natürlich nicht, stattdessen machte sich Bilbo an die Arbeit um Kili zu helfen. Der ist wirklich zu gut für dieses Pack von Zwergen, weiß die halbe Portion das eigentlich?

,,Ich will die Festung bis Sonnenaufgang gesichert haben. Den Berg zu erobern war schwer. Ich lasse ihn mir nicht noch einmal nehmen.", grollte der total stylishe Zwerg finster zu den anderen, weshalb Kili inne hielt, den Karren weiter zu ziehen, weswegen Bilbo aufhörte zu ziehen.

Thorins jüngster Neffe richtete sich auf, die Schultern gestrafft, der Blick fest und entschlossen. ,,Die Menschen der Seestadt haben nichts mehr." Er ließ den vorderen Teil los, was dafür sorgte, dass das Ding leicht nach vorne Kippte, da es nur zwei Räder besaß. ,,Sie kommen in der Not zu uns. Alles, was sie hatten, haben sie verloren."

Sein Onkel hielt inne. Der Körper war verspannt, lauernd, wie der eines Raubtiers. Thorins blaue Augen trafen auf Kilis braune. Das gibt ärger.

,,Erzähl mir nicht, was sie verloren haben. Ihr Leid ist mir durchaus bekannt." Er drehte uns seinen Rücken zu, den Blick in die Ferne Gerichtet, wo man deutlich Thal erkennen konnte. In der Ruinenstadt brannten Feuer, die den kalten Schein des Mondes überdeckten. ,,Die das Drachenfeuer überlebt haben, sollten sich freuen. Sie haben allen Grund, dankbar zu sein." Hört der sich eigentlich selbst zu? Weiß er überhaupt, was er da sagt? ,,Mehr Steine." Ruckartig drehte er sich herum. ,,Bringt mehr Steine zum Tor!", befahl er bissig, während seine Stimme Angriffslustig von den Wänden Wiederhallten, was dem ganzen etwas Unheimliches verlieh.

,,Hast du dich auch gefreut, nachdem Smaug euch geschlagen hat, warst du auch dankbar?", erwiderte ich zynisch, denn langsam ging es mir doch zu weit. ,,Fandest du das Feuer auch toll, Gnom, wie Freunde und Vertraute darin ihr Leben ließen, bei lebendigen Leib verbrannten? Du hast ja keine Ahnung, wie du dich anhörst. Ich jedenfalls hoffe, der dumme Stein ist damals bei Smaugs Angriff zerstört worden, dann hast du einen Grund weniger, dich wie ein gewissenloses Monster anzuhören. Denn für gewöhnlich bin ich es, der zynische Kommentare von sich gibt, nicht unbedingt du! Also hör auf mir meinen Job weg zu nehmen und wach endlich auf!", schnauzte ich in seine Richtung, verwarf dabei meinen Vorsatz komplett.

Der Dickschädel des Schwarzhaarigen schnappte in meine Richtung, die Augen zu schmalen schlitzen verengt. Er starrte mich mit seinem halt-die-fresse-sonst-Köpf-ich-dich-mit-meinem-Schwert-Blick an. ,,Was hast du gesagt?!"

,,Bist du Taub? Oder nein, was denkst du dir hierbei eigentlich –das ist die bessere Frage? Das hier, aller, wird mit Krieg enden. Das weißt du, das weiß ich, das weiß jeder hier in diesem ver-dammt-en Berg. Nur ist es dir egal, scheiß egal, um genau zu sein. Da draußen sind Leute denen du dein Wort gegeben hast, es aber jetzt brichst. Was sagt das über dich und deine Herrschaft aus, hmm, Thorin, sag es mir? Was sagt es aus?" Er antwortete nicht. Die Luft schien immer kälter zu werden, während die Atmosphäre immer angespannter flimmerte vor wut und Abneigung.
,,Es sagt aus, das du ein Lügner bist!", schnaubte ich, dabei wandte ich mich zum Gehen.

Sollen die ihren Dreck doch selbst machen. Demonstrativ laut stampfte ich davon, ignorierte aber Thorins gebrüllte Worte, die er mir wie Gift hinterer warf, wie als würde er hoffen, ich würde dadurch tot umfallen. Ne, ne, ne, so leicht sterb ich sicherlich nicht. Das kann er ruhig Versuchen, denn das einzige was mich in den Tartarus schicken kann, ist in Azogs besitzt –macht es aber nicht unbedingt besser.

*****

Fast acht Stunden später, in denen ich mich zurückgezogen hatte, um in einer kleineren verlassenen –halbwegs intakten– Halle mit den Schwertern zu üben, spürte ich es. Es kam plötzlich. Überrumpelte mich. Es war wie das Abfeuern einer Kanone, dessen Kugel direkt neben einen in die Steinwand einschlug.

Ringils kalte Klinge führte ich geschickt in einem Bogen nach unten, während ich mitten in der Bewegung inne hielt, meine Muskulatur schien zu erstarren, so überrascht war ich, als es mich mit riss wie ein Tornado. Zum Tartarus, was ist passiert? Verwirrt runzelte ich die Stirn, ließ das Elbischeschwert sinken und steckte es zurück in die Scheide.

Ohne noch großartig weiter zu zögern sprintete ich quer durch die Gänge, bog Mal links, dann Mal rechts ab, immer in Richtung Eingangshalle, wo das Tor war. Es stimmte etwas nicht. Ich spürte es.

Scharf bog ich um die Ecke, übersprang die ersten drei Stufen und nahm dann immer zwei auf einmal. Was auch passiert war, ein Krieg würde stattfinden, sehr bald.

Kaum eine Minute später eilte ich in die Halle, in der sich wirklich alle Zwerge versammelt hatten. Thorin stand gemeinsam mit seinen Neffen und Dwalin auf der errichteten Mauer, mit welcher die Zwerge wirklich weit gekommen waren. ,,Was ist los?", fauchte ich wütend in deren Richtung, doch keiner schien daran zu denken mir zu antworten. Bilbo wirkte verunsichert.

Schnaubend durchquerte ich den Bereich, drängte mich durch die restlichen Idioten, umrundete die Steinhaufen, die hier rum lagen und sprang die Stufen hoch, um auf die Mauer zu gelangen. ,,Was ist...?", wiederholte ich mit Nachdruck, sah aber dann das Problem, ohne das mir einer der vier Antworten musste.

Bard. Und dann das noch größere Problem; ein Elbenheer. Aufgereiht standen sie auf den Stadtmauern der Ruinen, die Rüstungen glänzten in einem unheimlichen schein, als das frühe Sonnenlicht auf sie viel. Als ich meinte, das ein Krieg ohne Zweifel kommen würde, hätte ich nicht gedacht, dass es so schnell passierte. Ich hatte mich verschätzt, das war mir noch nie passiert –seltsam.

Das weiße Pferd Jagte auf uns zu, bis der dunkelhaarige Bogenschütze es parierte, damit es hielt. ,,Seid gegrüßt, Thorin, Sohn von Thrain. Dass Ihr noch am Leben seid, wagten wir nicht zu hoffen.", begann er in einem Diplomatischen, ruhigen Tonfall.

,,Warum kommt ihr in Kriegsrüstung an das Tor des Königs unter dem Berge?", erwiderte Thorin stattdessen abweisend, während ich lauernd hinter ihm vorbei zu Dwalin –zu seiner linken– lief, der mich nur flüchtig an sah, bevor er seinen Blick wieder auf den Menschen richtete.

,,Warum verschanzt sich der König unter dem Berge wie ein Räuber in seiner Höhle?", konterte Bard.

,,Vielleicht, weil ich erwarte, beraubt zu werden."

,,Mein Herr, um Euch zu berauben, sind wir nicht hier. Nur um einer gerechten Einigung willen. Wollt Ihr nicht mit mir sprechen?"

Leicht senkte er seinen Kopf, als Zustimmung für ein Gespräch. Allerdings bezweifelte ich, das es zu einer friedlichen Einigung kommen würde. Nope, die wird es sicherlich nicht geben, dafür ist Thorin zu Krank.

~~~
Heute leider ein bisschen spät mit dem Update, aber hier ist es. Tadaaaa!

Nun gut, so langsam beginnt es für die anderen Brenzlich zu werden, da steht schließlich ein Heer in den Startlöchern.

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