Kapitel 39.
Dummheit sollte jemanden (am besten Thorin) den Kopf einschlagen!
Der Lockenkopf schluckte Schwer. ,,Wir sollten nach den anderen schauen.", schlug er nuschelnd vor und ohne noch ein weiteres Wort, eilte er davon, während ich im langsam, mit genügend Abstand, folgte. Die halbe Portion brauchte sicherlich einen Moment, um das gesagte richtig zu verarbeiten, ein Grund, weshalb ich so viel Abstand ließ.
Irgendwie werd' ich das hinbekommen, nicht wahr?
Ist klar, dass ich das hinbekommen. Ich bin Klasse. Ja, ne? So jemanden wie mich gibt es nur einmal! Unersetzlich!
Schweigend sah ich in die Kammer herab und beobachtete aus sicherer Entfernung, wie die Zwerge mal wieder im Gold rum wühlten. Es schien wirklich das einzige zu sein, was sie taten. Immer und immer wieder ließ Thorin sie nach dem Arkenstein suchen, wie ein besessener –was er praktisch auch wahr, besessen. Besessen von einem Stein. Verrückt.
,,Habt ihr irgendwas?", erhob Thorin das Wort, in dessen Nähe Bilbo stand und schweigend zusah.
,,Noch nicht.", antwortete Dwalin prompt.
,,Hier ist nichts.", kam es aus einer anderen Ecke von Dori.
,,Sucht weiter!", bellte die Prinzessin von seinem höhergelegenen Platz aus. Thorin stützte seine Hände einen Moment auf das Steinerne Geländer des Podestes, welches in Richtung Schatzkammer offen war und einen guten Blick, über die riesige Halle mit den Gold Massen gab –bevor es in einem halb offenen Gang tiefer in den Berg führte. Der Schwarzhaarige trat zurück, lief kurz um her, bis er ungeduldig wieder ans Geländer trat.
,,Dieser Stein könnte überall sein."
,,Der Arkenstein liegt in diesen Hallen. Findet ihn!", wiedersprach er Oin energisch, dabei starrte er gebannt nach unten, zu den unheimlich vielen Schätzen. Das einzig positive war wohl, das Thorin endlich diesen hässlichen Mantel ausgezogen hatte. Wenn ich das Teil finde, verbrenn' ich es lieber, so was würde ich ja nicht Mal anziehen. Diete würde es wohl zerreißen, dann in einen Schredder packen, bevor sie es verbrennen würde, und die Asche irgendwo unter der Erde verbuddeln lassen.
,,Ihr habt's gehört. Sucht weiter." In Dwalins Stimme schwang ein klein wenig Resignation mit, als hätte er gehofft, das Thorin es vielleicht endlich sein lassen würde. Tja, meine Freunde, da hat er sich wohl geschnitten. Er verschwand aus meinem Blickfeld, als er um einen dieser Goldberge herum stampfte, demonstrativ klimperten dabei die Münzen unter seinen Schuhsohlen.
,,Ihr alle! Niemand ruht, bis er gefunden ist." Blablabla, sich doch selbst. Ach stimmt ja, er ist sich dafür zu fein.
Für einen Moment Rang ich noch mit mir selbst, gab mir aber einen Ruck. Zügig lief ich die letzten Meter der kalten Treppenstufen nach unten, um zu den Torbogen zu kommen, der direkt am Podest endete. Unruhig tiegerte der Schwarzhaarige auf und ab, ungeduldig, wann denn nun der Arkenstein gefunden wurde. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten, welche die Worte des Hobbits nur noch mehr unterstrichen.
Thorin ging es überhaupt nicht gut. Er drehte durch, komplett, bis er nur noch ein Nervenbündel war, welches lachend das Blut seiner eigenen Leute an sich kleben hatte. Der Gnom würde alles und jeden aus den Weg räumen, der ihm im Weg stand. Mich, vielleicht sogar Bilbo... Wer wusste das schon? Es könnte dann jeden treffen, selbst Dwalin, Balin, Fili, Kili, ebenso wie die anderen.
Apropos der Hobbit, dieser war nicht weit weg. Er stand auf einer anderen Treppe und musterte Thorin einen Moment besorgt, dennoch ziemlich gefast. Auf dem Absatz drehte er sich um und machte sich fast lautlos davon. Seine Stirn lag in vielen kleinen Falten, während er die Stufen empor stieg, Richtung Eingang des Berges, dort, wo die meisten Trümmerschäden von Smaug waren. Der Drache wollte halt unbedingt umgestalten, da kann man nichts machen.
,,Thorin?" Der Zwerg hielt mitten in der Bewegung inne, sein Kopf schnappte zu mir herum. Mit trüben, blauen Augen starrte er direkt durch mich hindurch, wie als wäre ich nur Luft. Wow, dann muss ich aber ziemlich heiße Luft sein. Kapiert, da ich so- ok, mein ADHS schlägt wieder zu, ich Schweif schon wieder vom Thema ab. ,,Wir müssen reden, jetzt." Es war keine Frage, sondern eher ein Befehl. Thorin blinzelte, für einen Moment huschte Verärgerung über seine harten Gesichtszüge, die angespannter als sonst wirkten, während sich sein Blick einen Moment klärte. Doch dann –genauso plötzlich– riss dieses gierige Funkel wieder die vorherschafft an sich –der glühende Zorn blieb aber in ihnen.
Ohne auf eine Antwort zu warten machte ich einfach weiter. ,,So kann es nicht weitergehen. Du musst-"
,,Ich hab jetzt keine Zeit, verschwinde!", blaffte er mich knurrend an und wandte sich ab, den Blick starr und gierig auf das Gold gerichtet. Irgendwann, da werd' ich den Gnom hier runter werfen, oder erwürgen!
,,Was?! Nein, nein, du hörst mir jetzt zu! Was soll das? Der Arkenstein ist verschollen, wahrscheinlich hat Smaug ihn sogar vernichtet –aber du! Du suchst weiter nach etwas, was ihr nie finden könnt! Du Jagst einer Fantasie nach! Diese Hallen sind riesig und selbst wenn der Stein noch hier wäre, würdet ihr Wochen, wenn nicht Monate oder Jahre dafür brauchen, alles nach dem Ding ab zu suchen! Also streng deinen Dickschädel an, und denk nach!"
Seine Miene verdüsterte sich rapide, wie ein plötzlich hereinbrechendes Gewitter, das merkte ich allein daran, dass er sich völlig verspannte.
,,Verschwinde! Los, auf der Stelle, bevor ich mich vergesse!", fauchte er mich über seine Schulter an. ,,Dieser Stein ist mein Geburtsrecht! Er liegt dort unten, in diesen Hallen, und ich werde erst Ruhe geben, bis ich ihn in meinem Händen halte, verstanden?!" Er fuhr zu mir herum, dabei machte der Gnom einen großen, drohenden Schritt auf mich zu.
Ist er dumm, oder einfach nur Taub?! Wahrscheinlich beides.
In mir begann es zu Brodeln, doch ich zwang mich zur Ruhe, es hatte keinen Sinn, sich in diesem Zustand mit ihm zu streiten, denn die Prinzessin Vonundzuignoranz, war im Moment eher weniger aufnahmefähig. Also, ganz ruhig Ares, Thorin ist ein dummer, idiotischer, arroganter Sack. wenn du ihn also hier runter wirfst, dann hilft das keinem, nur dir selbst. Oh ver-dammt, jetzt will ich ihn erstrecht hier runter werfen!
,,Oh, das tut mir aber leid, du Holzkopf von einem Möchtegern König. Aber mich interessiert deine Meinung einen scheiß! Du drehst komplett am Rad, und merkst es nicht einmal, weil du so fixiert auf diesen dummen Stein bist, das du nicht einmal von deinem eigenen Zustand Notiz nimmst, geschweige denn von den anderen! Du siehst aus wie eine Lebendige Leiche, selbst Hades sieht gesünder aus!", erwiderte ich eine Spur zu heftig, doch die einzige Reaktion die von ihm kam, war ein dunkles knurren.
Ohje, da beißt mich doch gleich der kleine Hund. Ich hab ja solche Angst vor ihm, buhu.
,,Verschwinde!"
Tolle Unterhaltung, sollte man in die New York Times setzten, wird der Hit des Jahres.
,,Ach, hat der Werte Möchtegern König jetzt auch noch das Gefühl, er könnte mich rum kommandieren? Du bist nicht mein König, Gnom! Damit das klar ist!", warf ich ihm gepresst an den hohlen Kopf, allerdings schien es ins eine Ohr rein, und beim anderen wieder raus zu gehen. Ich redete praktisch gegen eine Wand.
,,Bei Mahal, geh, Ares, sonst sorge ich dafür, dass du es nie wieder kannst!", drohte er mir mit blitzenden Augen und vor Zorn bebender Stimme, doch er sah an mir vorbei. Sein ganzer Körper schien unter Strom zu stehen, bereit mich bei einer falschen Bewegung anzuspringen, um mir wie eine wild gewordene Katze die Augen aus zu kratzen. Ne, darauf kann ich echt verzichten.
,,Versuch es, du liegst viel schneller unter der Erde, Prinzessin.", erwiderte ich trotzig, mit einem Hauch Spott, jedoch gab ich trotzdem nach, machte auf dem Absatz kehrt und stampfte davon, wieder zurück in die vielen verzweigten Gänge des Erebor, dessen Ende wahrscheinlich noch weiter unten im Berg lagen. Wäre ich geblieben, dann wäre es völlig eskaliert. Ich und Thorin hätten uns nur weiter gestritten. Aber muss er auch so ein arroganten Penner sein?! Das hält doch niemand auf Dauer aus!
Schnaubend bog ich links ab.
Jaja, ich weiß, ich bin auch arrogant, aber bei mir ist es anders, ich bin super. Ich weiß das ihr mir zustimmt, mich muss man einfach mögen, so super gut wie ich aussehe.
,,Idiot!", zischte ich vor mich hin. ,,Dieser dämliche Dreckssack! Ich hätte ihn schon auf der Reise irgendwo von einer Klippe schubsen sollen! Fuck, fuck, fuck! Hätte ich ihn bei den Steinriesen losgelassen, dann wär alles super, aber nein, ich wollte ja unbedingt nach Hause! Jetzt hab ich den Salat! Bei Zeus pinker Einhorn Unterhose, warum kann nichts leicht sein?!", beschwerte ich mich einfach laut, da mich sowieso niemanden hören würde, wenn ja, wär es ziemlich peinlich bei Selbstgesprächen erwischt zu werden.
Gefühlte Stunden wanderte ich Kreuz und quer durch die dämmrigen Gänge –teilweise auch ohne irgendwelche Fackeln–, vielleicht, weil ich mich nach einiger Zeit verlaufen hatte. Ups. Die sollten aber wirklich Mal Schilder aufstellen. Keine Schilder, keine Geländer, unverantwortlich diese Zwerge!
Und während ich hier so rum irrte, führten Dwalin, Balin und Thorin ein kleines, heiteres Gespräch bei einer gemütlichen Tasse Tee, dick eingepackt in Gestrickte Pullis mit kleinen Arkensteinen drauf. Niedlich, würg.
Nein Spaß, Thorin hatte wieder diesen dummen Mantel mit den Goldverzierungen und dem Pelz an, der bis auf den Boden reichte, dazu Jede Menge Ringe, die er irgendwo in der Schatzkammer aufgelesen hat. Das ist fast noch schlimmer als der Pulli.
,,Er ist in diesen Hallen. Ich weiß es." Thorin musterte den Bereich des Thrones, an denen eigentlich der Edelstein hineingehörte, doch an dessen Platz war nichts, nur Zerstörung. Die goldenen Verzierungen um das Bett des Steines herum, waren glanzlos und teilweise beschädigt. Rechts ragten tiefe Risse ins Gestein, aber auch große Brocken schienen herausgerissen.
Dämmriges Licht viel durch die schmalen Fenster, die sich hoch an den Wänden des Thronsaals befanden.
Am Fuße der Treppenstufen des Podestes, auf den der Thron von Thror, Thorins Großvater, stand, spürte er die Blicke der beiden Brüder. Bilbo stand zur seiner rechten.
,,Wir haben alles abgesucht."
,,Nicht gründlich genug.", wiedersprach Thorin Dwalin mit leiser, heißerer Stimme.
,,Thorin, wir alle wünschen uns den Stein zurück.", versuchte der Tätowierte ihm Vernunft einzureden, doch wie all die anderen male scheiterte er kläglich, ebenso wie sein Bruder – Balin –, Bilbo und ich es taten.
,,Und doch ist er noch nicht gefunden!" Seine Stimme wurde zum Schluss hin lauter, seine Schulter spannten sich an, doch er drehte sich nicht herum, noch wandte er den Blick von der Leeren Stelle im Tron ab.
Knapp wechselte der grauhaarige einen Blick mit seinem Bruder. ,,Zweifelst du an der Ergebenheit von...irgendeinem hier?", fragte Balin zögerlich, bedacht es nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
Abrupt wandte er den Blick ab, bevor er langsam seinen Fuß von der oberen Stufe nahm, die direkt von dem Steinernen Thron war, um sich ihnen vollkommen zuzuwenden. Bilbo unterdessen versuchte krampfhaft nicht in Thorins Richtung zu gucken, doch sein blick zuckte immer wieder unsicher in seine Richtung.
,,Der Arkenstein ist das Geburtsrecht unseres Volkes." Die Worte des älteren klangen vernünftig, ebenso weise gewählt, doch in Thorins Ohren hörte es sich so falsch an, so falsch, wie, dass ich nett und freundlich war.
Seine Schritte stoppten vor den wenigen Stufen –insgesamt sechs–, die zu den anderen beiden Zwergen runter führten.
,,Er ist das Königsjuwel." Er klang abweisend, eher so, als wäre er nicht geistig anwesend. ,,Bin ich nicht der König?!", rief er unerwartet heftig, weshalb seine Stimme im ganzen Saal Wiederhallte.
Der Hobbit starrte ihn an, seine Augen folgten jeder Bewegung des Schwarzhaarigen, welcher sich zum Thron wandte, bis er wieder zu den anderen beiden sah.
,,Merkt euch: Sollte jemand ihn finden und ihn mir vorenthalten, wird ihn meine Rache treffen." Thorin wandte sich ab und ging an Bilbo vorbei, der unsicher an Ort und Stelle verharrte, nur kurz zuckte sein Kopf unsicher in Thorins Richtung.
*****
,,Das kann doch nicht wahr sein?!", rief ich frustriert und stemmte die Hände in die Seite. Vor mir war eine Sackgasse. Schon wieder.
Ja, ich hab mich verirrt –na und?–, aber das kann jeden Mal passieren. Halb so wild. Irgendwie werde ich wieder zurückkommen. Nein, bevor einer von euch fragt, ich brauche keine Hilfe, ich komm gut allein zurecht –ja, das tu ich.
Genervt vor mich hin grummelnd machte ich auf dem Absatz kehrt, latschte den Kompletten Gang wieder zurück, um bei der nächsten Abzweigung geradeaus weiter zu laufen. So schwer kann das doch nicht sein?
Ich nahm die Treppe nach unten, bog Links ab und...stand in einem Gang mit Offenen Tor. Hä? Wo bin ich denn jetzt? Zögerlich trat ich ein. Überall standen Holzregal mit verstaubten Schriftrollen und Büchern. Musste Wohl die Bibliothek sein.
Gerade wollte ich kehrt machen, da erklang eine vertraute Stimme. Balins Stimme. ,,Drachenkrankheit. Das hab ich schon Mal gesehen. Dieser Blick. Das schreckliche Verlangen. Es ist eine wilde und neidvolle Liebe, Bilbo. Sie hat seinen Großvater in den Wahn getrieben."
Es erklang ein schniefen von dem Zwerg, während ich leise weiter in den Raum trat, direkt zu den Ursprung seiner Stimme.
,,Balin, wenn Thorin...den Arkenstein hätte. Wenn...wenn er gefunden würde... Würde das helfen?" Das war Bilbos zögerlich klingende Stimme.
,,Dieser Stein ist die Krönung von allem." Ich bog um eines der Regale und konnte die beiden durch ein anderes hindurch sehen, dabei entging mir nicht der eindringliche Blick des grauhaarigen Zwerges. Still verharrte ich einen Moment. ,,Er ist der Gipfel allen Reichtums hier. Und verleiht demjenigen Macht, der ihn bei sich trägt. Würde er seinem Wahnsinn Einhalt gebieten? Nein, mein Junge. Ich fürchte, es würde schlimmer werden."
Thorin sollte diesen Kieselstein niemals in die Hände bekommen. Hoffentlich findet er ihn nicht, denn ich hab die dumpfe Ahnung, wer ihn haben könnte...
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