Kapitel 30.

Das ist eine verzwickte Situation

,,Ich weiß es nicht." Balin Blinzelt auffällig oft hinter einander, ein Versuch, damit er sich wirklich ganz sicher sein konnte, dass er sich das nicht eingebildet hatte. Seine Ratlosigkeit ließ den rothaarigen in unserer Gruppe das Gesicht verziehen.

,,Dann schauen wir nach. Kommt ihr?", bestimmte ich und zog Ringil aus der Scheide. Ohne zu zögern setzte ich einen Fuß vor den anderen, näherte mich der alles Verschlingenden schwärze.

,,Hälst du das für eine gute Idee, Ares? Sollten wir nicht vielleicht eher eine Fackel holen und zu den anderen gehen? Dann könnten wir gemeinsam nach dem...Wesen suchen. Ist das nicht besser?", fragte Bilbo langsam, mit einer gewissen Skepsis gegenüber meinem Vorschlag. Dennoch folgten sie mir schließlich in den nur dämmrig beleuchteten Gang - natürlich mit gezogenen Waffen, ohne wäre ja Blödsinn, schließlich sind wir auf der Suche nach einem unbekannten Wesen das womöglich sogar gefährlich war.

Jetzt fühl ich mich wie ein Ghostbuster, auch wenn wir sicherlich keinen Geist jagen. Ob Hades das in seiner Freizeit macht? Man kann ihn ja Mal Fragen. So im Blaumann mit Staubsauger auf dem Rücken... Hat doch was.
Ich Schweif schon wieder ab.

Die Zwerge und der Hobbit liefen dicht beieinander, während ich etwas weiter vorne marschierte, damit ich mehr Platz hatte um das Schwert in meiner Hand besser nutzen zu können falls es nötig wäre, zu male ich selber auch größer war als sie, hieß, dass ich dafür dann auch mehr Platz brauchte.

,,Willst du nicht auch wissen, was das war?", erwiderte ich, weshalb der Halbling nur etwas Unverständliches murmelte, was sich stark nach einer Verneinung anhörte.

Wachsam lief ich ein Stück voraus zu der Abzweigung. Es gab drei Gänge, der eine links, der andere gerade aus und der letzte führte nach rechts. Fazit; sie führten alle ins Schwarze nichts. Warum haben wir keine Fackel oder so mitgenommen? Ach stimmt ja, ich wollte ja so unbedingt los. Außerdem hätte der Schein uns sicherlich verraten.

Die Wege waren allesamt in einem dämmrigen Licht getaucht, was wohl daran lag, das hier keine Lichtquellen angebracht waren. Es gab keine Fackeln, nicht Mal irgendwo eine Kerze. Und wir sind natürlich ohne ein kleines Feuerchen los. Hab nicht Mal eine Taschenlampe, wobei die höchstwahrscheinlich nur für Verwirrung, bei den anderen, gesorgt hätte.

,,Wir sollten uns wohl besser aufteilen, dann können wir eine größere Fläche nach dem Ding absuchen. Das ist sinnvoller.", schlug Gloin flüsternd vor. Flüchtig warf ich einen Blick über die Schulter, weshalb mir auffiel, das Gloin ziemlich angespannt war, so wie der Rest unserer munteren Truppe.

Meine Güte, wir suchen doch nur ein Monster, in einem Riesigen Berg, wo vor nicht allzu langer Zeit ein Drache gelebt hat.

,,Warum flüsterst du? Es hat uns sicherlich schon vorher gehört, was bei eurem Getrampel nicht verwunderlich ist.", stellte ich trocken fest, dabei sagte ich es aber bewusst in einem leisen Tonfall. Man muss es ja nicht unbedingt herausfordern.

,,Es war eben noch hier. Es ist auch uns zugekommen.", stellte Balin fest. ,,Wieso ist es jetzt weg?"

,,Das ergibt keinen Sinn, außer..." Bilbo ließ seinen Satz unvollendet in der Luft hängen, denn die kalte Wahrheit war nicht nur ihm bewusst, sondern auch mir, eine andere Möglichkeit schien ausgeschlossen, sie verschlang uns förmlich wie die Dunkelheit. Schlagartig viel die Temperatur um ein paar Grad.

,,Nicht wir suchen nach ihm. Es sucht nach uns, denn es jagt uns, wir sind seine Beute, demnach wäre Aufteilen wohl die schlechteste Idee die man haben könnte. Außer man will natürlich sterben.", erwiderte ich und lunzte wachsam in den rechten Flur. Nichts. Nur alles verschlingende Schatten der Dunkelheit. Ach, und Wände, Stein Wände, Stein Boden, Stein Decke, das übliche hat in einem Berg. Mein Kopf drehte sich schon fast Automatisch, um einen Blick in den linken weg zu erhaschen. Auch nichts.

,,Großartig.", grollte Dwalin leise, weshalb er dicht an die Kante zu dem linken Gang lief und ebenfalls einen Blick rein warf, die Axt steht fest in den Händen, bereit das Wesen damit zu attackieren, sollte es auftauchen. ,,Hier ist auch nichts. Wo ist es hin?" Ein kleiner Stein knirschte leise unter seinen Schuhsohlen.

,,Vielleicht ist es geflohen?", schlug Gloin vor, was Bifur mit einem Wedeln seiner Arme aber verneinte, ebenso wie Balin -dieser allerdings schüttelte einfach nur mit dem Kopf, was man aber nur mit Anstrengung erkannte. Allerdings schienen die Zwerge deutlich weniger Probleme mit dem sehen zu haben als ich und Bilbo.

,,Da hinten hat sich was bewegt.", zischte plötzlich der Tätowierte Axtträger in unsere Richtung. Seine ganze Haltung schaltete innerhalb von Sekunden auf Abwehr um. Mein Kopf schnellte herum, doch als ich in den Gang sah, war da nichts als unendliche Dunkelheit.

,,Sicher? Ich seh' da nichts.", murmelte ich und trat neben ihn.

,,Es bewegt sich langsam auf uns zu.", knurrte er, während er den stiel der Axt so fest umfasste, das es einem Wunder glich, dass dieser nicht einfach so durchbrach. Konzentriert suchten meine Augen nach jeder noch so winzigen Bewegung, doch da war nichts. Bin ich blind? Das einzige was ich hörte waren Atemzüge, die definitiv von Dwalin kamen und...waren das Flügelschläge?

Oder er Bildet sich das ein -und ich auch? Hat er was genommen was Halluzinationen auslöst? Drogen vielleicht? Nein, dann hätten wir das Gebrüll von eben doch nicht gehört...

Kampfbereit stellten sich Bifur und Gloin neben den dunkelhaarigen, der rothaarige ebenfalls mit Streitaxt während Bifur ein Schwert fest in den Händen hielt.
Bilbo zog Stich, denn er hatte den Ernst der Lage Begriffen, aber auch Balin stählte sich für den -offensichtlich- bevorstehenden Angriff. Die Luft schien vor Anspannung zu knistern, während die Wände groß und dunkel zur Decke Ragten.

Stille. Sie nahm die Welt für einen Moment gefangen. Kein Geräusch war zu hören. Es war still. Sehr still. Für meinen Geschmack zu still. Die Ruhe vor dem Sturm. Anders konnte man es nicht beschreiben. Einer dieser vielen Momente wo erst alles leise ist, bevor der Tartarus los bricht.

Alle anwesenden schienen die Luft anzuhalten, solange, bis Bifur plötzlich mit Kampfgebrüll nach vorne in den Gang sprang. Hektik brach aus. Gloin fluchte, Bilbo zuckte erschrocken zusammen, Dwalin brüllte ihm was unverständliches hinterher -sehr wahrscheinlich etwas auf Zwergisch- und ich blinzelte einfach nur perplex, bevor ich ihm gemeinsam mit den anderen nach setzte, denn das war eindeutig eine Kurzschluss Reaktion gewesen, die Bifur zum Handeln bewegt hatte.

Dummer Zwerg, die Axt in seinem Schädel hat wohl mehr kaputt gemacht als angenommen.

Immernoch brüllend, sowie rennend, wedelte Bifur mit dem Schwert herum, als Versuche er damit einen Schwarm Wespen zu vertreiben. Zu mindestens, bis er abrupt stehen blieb.

,,Hier ist nichts.", stellte ich fest, als ich neben ihm anhielt und mich zu Dwalin wandte, den ich mit einem vorwurfs follen Blick strafte. Sehr toll, jetzt sind wir umsonst hierher gelaufen.

,,Doch, hier muss etwas sein. Ich hab gesehen wie sich was bewegt hat.", erwiderte er fester Überzeugung.

,,Dann hast du dich eben geirrt. Hier ist nich-" Krächzend flog mir ein schwarzer etwas fast ins Gesicht -das sich als ein Rabe raus stellte-, der sich Wohl hier runter verirrt hatte und offensichtlich irgendwo auf dem Boden gesessen hatte. ,,Blödes Vieh.", knurrte ich schlecht gelaunt, als das genannte Vieh munter davon flatterte, dabei stieß er einen weiteres krächzen aus. Das Geräusch prallte von den Steinwänden wieder ab und halte durch die Gänge.

,,Da haben wir unseren Übeltäter ja, dann können wir ja jetzt endlich gehen. Ich bin mir sicher, dass die anderen mit dem Aufbau schon fertig sein müssten. Bombur kocht heute Suppe, außerdem macht suchen hungrig.", verkündete Gloin, sichtlich erfreut, das wir wieder zurück gehen würden. Zügig stampfte er ein Stück voraus, bis die anderen sich entschlossen ihm mit einem Schulter zucken zu folgen, nur Bilbo stand dem ganzen wohl noch skeptisch gegenüber.

,,Das war niemals ein Rabe. Es war...anders; lauter, größer und sicherlich kein harmloser Vogel.", warf der Lockenkopf ein.

Balin wandte sich während des Gehens dem Hobbit zu.
,,Das Echo hat sich sehr wahrscheinlich nur so seltsam angehört, weil sicher in einem der anderen - kaputten - Gänge Geröll verrutscht ist.", kam es beschwichtigend von ihm, doch so ganz schien er es selbst nicht zu glauben.

Dieses Geräusch hat sicherlich auch keinen "natürlichen" Ursprung, es war eher eine Mischung aus halb zerquetschten Adler und erstickender Katze, für einen einfachen Raben klang es zu... Seltsam. Ein anderer Begriff fällt mir nicht ein, beschwert euch doch bei meiner Mutter und Zeus. Die beiden sind schuld.

Stirnrunzelnd sah ich in die Richtung in die der schwarze Rabe davon geflattert war. Ich bezweifel, dass der Vogel für dieses Geräusch von eben zuständig war. Aber...wenn es nicht das gefiederte Vieh war, was dann?

Mit einem Leisen Seufzen setzte ich mich in Bewegung und folgte den Zwergen den Weg zurück.
Ich vernahm ihre Schritte, von denen Bilbos fast vollständig von denen der anderen verschluckt wurden, während es sich im Hintergrund so anhörte, als würde irgendwas leise über Gestein schleifte.

Gerade wollte ich Ringil wieder zurück stecken, als die letzte Information in meiner Denkmaschine ankam. Wie ein Automaton gefror ich mitten in der Bewegung. Meine Instinkte setzten mit einem Mal ein. Fest packten sich meine Hände das Schwertheft, bevor ich mit erhobener Klinge herum wirbelte.
Doch es war zu spät...

Ich konnte nur einen Schatten erkennen, bevor es mich frontal traf.

Ein brutaler ruck ging durch meinen Körper, ließ meine Knochen schmerzhaft erzittern - welches glatt die Ursache von einem von Poseidons Erdbeben sein könnte -, meine Muskeln verkrampften dabei schmerzhaft. Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst. Der Boden verschwand genauso plötzlich unter meinen Füßen, denn für einen Moment war alles schwerelos. Ich schwebte im nichts, es gab kein oben und kein untern, nur die Schwärze, die um mich herum herrschte.

Dann kam der Aufprall.
Schnell. Unerwartet. Schmerzhaft.

Die Erschütterung spürte ich bis ins Mark, durch zuckte meine schmerzenden Körper, bis ich mit dem Rücken auf dem unebenem, harten Steinboden auf schlug, welcher mir erneut die Luft aus den Lungen trieb. Ein lautes Ringen Borte sich in mein Trommelfell, so heiß wie ein glühendes Eisen, während ich überrascht nach Luft Schnappte.

Es war wie als wäre Watte überall um mich herum - vielleicht war es auch vergleichbar mit Wasser, kein oben, kein unten -, vermischt mit undeutlichen, verschwommenen Bewegungen, die ich aus dem Augenwinkel wahr nahm.

Irgendetwas Kaltes tropfte mir ins Gesicht, als das Schatten hafte Wesen geschwind über meine am Boden liegende Gestalt hinweg sprang.

Nur dumpf drangen überraschte Schreie zu mir durch. Doch..., wer schrie?
Alles drehte sich in meinem Kopf.

Schlagartig wurden die schrei lauter, gruben sich mit ihren wiederhacken in mein gehört, aber es waren nicht länger das überraschte Geschrei der anderen. Nein. Sie hatten sich in Panisches Gebrüll, getränkt in Verzweiflung, Angst und Schmerz, verwandelt.

Ich kannte diese Schreie.

Es waren meine eigenen...

Sie halten in meinem Kopf wieder.

Die grauen Steinwände kamen näher, raubten mir die Luft und schienen mich zerquetschen zu wollen, denn plötzlich lag ich nicht mehr Luftringend auf dem dreckigen Steinboden, in einem der vielen dunklen Gänge des einsamen Berges, nein, sondern auf einem unebenem Gestein, dessen scharfkantiger Fels sich durch meine Klamotten bohrte, mir mit voller Absicht die Haut Aufriss, so dass mein Ichor auf den dreckigen Boden tropfte. Kopflos begann ich nach Sauerstoff zu ringen.

Aber er kam nicht an. Ich bekam keine Luft. Ich erstickte, nur, dass ich nicht ersticken konnte, sondern weiter leben würde, verzweifelt nach Luft japsend. Meine Muskulatur verkrampfte sich, brannte so heiß wie die Flammen des Griechischen Feuers durch meine Adern, während mein Herz unkontrolliert in meiner Brust pochte.

Das Geschrei war inzwischen so unerträglich laut, das es mit einer explodierenden Atombombe konkurrieren konnte. Es zerriss förmlich mein Trommelfell.

Meine Finger gruben sich brutal in meine Kopfhaut, als ich verzweifelt versuchte meine Ohren mit meinen Handflächen zu bedecken. Ringil war vergessen, welches bis eben noch in meiner Hand gelegen hatte und nun irgendwo.

,,Stopp. Ich...will das nicht sehen." Zittrig würgte ich die Worte hervor, ehe ich wieder verkrampft nach Luft Schnappte, nur um mich dann auf der Seite liegend ein zu rollen, als würde mich das vor den quälenden Erinnerungen Schützen können. Tat es nicht, leider.

Eine unbeschreibliche Kälte fraß sich durch meine Venen, dessen Ursprung ich nicht fassen konnte; es war wie ein kaltes Feuer, das mich ebenso von innen heraus zu Verbrennen schien, denn mein Ichor brodelte nur so, dass man denken konnte es bestünde aus flüssiger Lava.

In meinem Schädel hämmerte es unterdessen wie wild. Bilder blitzten vor meinem geistigen Auge auf. Sie verschlangen mich förmlich, denn es waren Dinge, die ich schon lange in die hinterste Ecke meines Bewusstseins verbannt hatte, Dinge, die ich nicht noch einmal sehen wollte, erleben wollte. Fest Kniff ich die Augen zusammen, presste meine Schweißnasses Gesicht gegen das raue, kalte Gestein des Bodens, was dafür sorgte, das sich kleine Steinchen in meine brennende Haut bohrten.

Die Schreie blieben in meinem Gedächtnis, die Bilder wurden immer realer, denn es waren Erinnerungen, wenn auch sehr schmerzhafte.

Das ist nicht echt.
Nicht real.
Nein.
Ein Albtraum, mehr ist es nicht, nur ein Albtraum.
Nicht real.
Es ist sind nur Erinnerungen.

Meine Augen brannten. Meine Finger waren schwitzig und zitterten heftig - immer noch verirrt in meinen Haaren fest gekrallt, während sich meine Fingernägel in die Kopfhaut gruben. Kalter Schweiß tropfte von meiner Stirn, traf leise auf den rauen Untergrund, bis ich zurück geschleudert wurde, an den Verhängnis vollen Tag, der sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt hatte.

*****

Abwertend betrachtete ich den Schneeweißen Marmor Boden des Saals. Er war so sauber, so rein, so makellos - nicht mal ein kleiner Kratzer besaß er -, nichts zeugte von den Dingen, die außerhalb des Thronsaals Passierten, das dort draußen die Giganten gerade versuchten den Olymp zu stürzen.
Dasselbe galt für die Säulen im Griechischen Style. Kein Kratzer, nur Perfektion. Ein Ebenbild von uns Göttern.

Meine Finger kribbelten unangenehm, zuckten unruhig, als sich mein ADHS bemerkbar machte und ich ungeduldig darauf wartete, dass Zeus endlich zum Punkt kam.

,,-und deshalb sollten wir das so machen. Verstanden, Hermes? Zieh nicht so ein Gesicht, halt dich einfach daran. Nun zum nächsten Punk." Zeus räusperte sich, seine elektrisch blauen Augen flogen aufmerksam durch den Thronsaal, sah uns alle nach den anderen an - mich strafende, da ich aus Langeweile angefangen hatte mit den Fingern auf meiner Armlehnen rum zu Trommeln -, bevor er sich Athene zu wandte.
,,Otis und Ephialtes wurden gesehen wie sie versuchen Berge auf einander zu stapeln, um den Olymp zu erreichen. Nicht lange und sie werden es schaffen. Wir sollten uns auf den Angriff vorbereiten, wenn sie es schaffen müssen wir alles daran setzten, das sie unsere Throne nicht erreichen."

Meine Finger stoppten abrupt. Aufmerksam richtete ich mich auf und warf Zeus einen interessierten Blick zu. Jetzt begann es interessant zu werden.

Athene nickte nachdenklich, ihre schwarze Haare vielen ihr seidig glänzend über den Rücken, während ihre Sturmgrauen Augen gedankenverloren ins nichts Gerichtet waren, als sie bereits einen ihrer perfekten Pläne zurecht legte. ,,Wir sollten sie zu uns kommen lassen. Es wird alles auf einen Angriff vorbereitet, womöglich könnten wir sie in eine Falle Locken und töten, vielleicht brauchen die zwei im Tartarus dann so lange zum Regenerieren, das der Krieg bis dahin schon vorbei ist."

,,Und du denkst die Zeit reicht?"

,,Natürlich, denken ist schließlich meine Stärke, nicht deine Poseidon.", erwiderte sie und lächelte den Meeresgott freundlich an, doch die Abschätzigkeit in ihrem Blick entging keinem.
Poseidons grüne Augen blitzten für einen Moment stürmisch auf, bis er sich grummelnd in seinem Thron zurück lehnte und es einfach dabei beließ. Doch die See wurde um einiges stürmischer, die Wellen höher und unruhiger; es zeigte seine Verärgerung.

,,Es wird vielleicht einiges kaputt gehen. Sicher, dass das eine gute Idee ist? Ich stelle die Effektivität deines Plans nicht in Frage - das weißt du hoffentlich -, aber der Schaden der angerichtet wird könnte uns vielleicht, nun ja, verwundbar machen.", rumpelte Hephaistos stimme durch den Raum. Wie immer saß er leicht geneigt auf seinem Thron, anders ging es auch nicht, bei seinen unterschiedlich hohen Schultern. Mit seiner riesigen Hand - die mit Öl beschmiert war - strich er sich leicht durch seinen Braunen Bart, der wie so oft vor sich hin glühte, weshalb man meinen könnte, er würde jeden Moment in Flammen aufgehen - so unwahrscheinlich war das auch nicht.

,,Du als schaden reichst.", murmelte ich - bezog mich dabei auf seine deformierte, fast schon klumpige, Erscheinung -, dabei faste ich aber einen Entschluss. Es brachte nichts hier rum zu sitzen und einen Plan aus zu diskutieren, man musste Handeln, keinen ellenlangen, langweiligen Plan schmieden.

Ohne weiter zu zögern stand ich auf, was mir innerhalb von Sekunden die Aufmerksamkeit im ganzen Saal einbrachte, denn selbst meine Tante Hestia, an ihrer Feuerstelle, sah überrascht auf, denn keiner schien das von mir erwartet zu haben.

,,Alles unnützes Geplapper.", verkündete ich schnaubend und zog an einen seitlichen Riemen meiner Rüstung, um sie etwas enger zu stellen.

Zeus zog verärgert seine Augenbrauen zusammen, während Athenes in ihrem Haaransatz wanderten. Meine Mutter, Hera, hingegen fragte sich gerade wohl, was sie bei meiner Erziehung falsch gemacht hatte.

,,Was soll das werden, wenn es fertig ist? Setzt dich wieder, Ares."

Nein, lass es! Setzt dich, halt deine dämliche fresse, geh nach dieser scheiß Sitzung mit Dite nach...Sparta und bleib da die nächste zwei Jahren! Oder nach Sibirien! Oder nach Alaska! Ja, Alaska, da würde mich nicht Mal die Klugscheißerin Athene vermuten!

,,Ich denke-"

,,Oh, er kann denken. Es muss ein Wunder geschehen sein.", murmelte Athene auf ihrem Platz, weshalb ich ihr einen wütenden Blick zu warf, den sie gekonnt ignorierte.

,,Ich denke, dass das Gerede pure Zeitverschwendung ist. Es ist langweilig und nur für einen Zweck da." Kurze dramatische Pause an dieser Stelle. ,,Nämlich mich unnötig zu langweilen. Mehr nicht. Die beiden sind zwar Dämlich, doch schaffen werden sie es sicherlich bis zum Olymp, wenn nicht jemand fähiges die beiden aufhält. Und da ihr dazu nicht in der Lage seid, werde ich, als Gott des Krieges, übernehmen und dann können alle fröhlich sein und was weiß ich noch alles."

Nein, nein, nein! Warum kann ich nicht die Fresse halten!?

Apollo – der aufgehört hatte auf dem Blattpapier, in seinem Schoß, rum zu kritzeln (wahrscheinlich ein Lied oder so) – wechselte einen stirnrunzelnden Blick mit Artemis, bevor er mich mit hochgezogenen Augenbrauen, aus Augen wie flüssigem Bernstein, die goldenen gesprenkelt waren, ansah.

Hermes unterdessen fuhr sich mit der Hand durch die Haare, weshalb seine dunkelbraunen Locken noch Wuscheliger als vorher wurden – er wirkte leicht an genervt dabei.

,,Ares, ich sagte: setzt dich!", zischte Zeus nun deutlich ungehaltener als zuvor, denn die Drohung in seiner Stimme bildete ich mir sicherlich nicht ein.

,,Und denen die Möglichkeit geben sich über einen Sieg zu freuen? Ha! Eher Prügel ich die beiden zu ihrem Daddy! Sollen sie sich nur bei Daddy Tartarus aus Heulen gehen, bis sie an ihren riesigen Tränen ersticken!", rief ich Übermultiviert und packte dabei meinen Speer, der sich sofort perfekt an meine Hand anschmiegte; kühl wie Stahl und bereit ein paar Riesen fertig zu machen, während seine Bronzene Farbe im Licht zu glühen schien

Die beiden Idioten von Riesen mach ich Platt, ehe sie überhaupt kapieren was passiert ist.

Ich bin so ein Idiot! Das ist nicht echt, nur eine Erinnerung! Nicht echt, nicht echt, nicht ECHT!

,,Ares, du Homo insipiens*, bist du jetzt vollkommen übergeschnappt?", warf Athene ein. Ihre Sturmgrauen Augen schienen jede meiner Bewegungen zu verfolgen, wie ein Wolf auf der Jagd, doch sie würde mich auf jeden Fall nicht mit Taten zerfetzten, sondern mit Worten, ohne zweifel wieder so ober kluges Geschwafel wie dieses Homo insipiparutifut-ding – was auch immer das bedeuten soll. Jetzt im Moment wirkte ihre weiße Toga irgendwie ziemlich unpassend in dieser Situation.

,,Nein. Ich tu das, wozu ihr – offensichtlich – nicht fähig seid." Bewusst mied ich es in Aphrodites Richtung zu sehen, dafür spürte ich ihren Blick wie eine glühend heiße Klinge in meiner Seite.

,,Nicht fähig?", echote der Sonnengott ungläubig, doch ich marschierte schon zum Tor hinaus, ohne zurück zu blicken, denn mich befiel das seltsame Gefühl, dass ich den Olymp vielleicht eine Weile nicht mehr wieder sehen würde. Lautstark knallten die Flügeltüren hinter mir, als sie zu vielen.

~

Zügig lief ich durch die Gänge des Palastes, der weiße Marmor war hier ebenfalls perfekt – ohne Ausnahme –, was mich schon spöttisch aus lachte.

,,Wo willst du so schnell hin?"

Überrascht hielt ich in mitten der Abzweigung inne, bevor ich mich in die Richtung der Stimme drehte, nur um Enyo gegenüber zu stehen. Meine Schwester hatte ihr dunkelbraunes, fast schon schwarzes Haar, in einen lockeren, ziemlich unordentlichen Dutt gestopft, während mich ihre Giftgrünen Augen ungeduldig ansahen.

,,Hab was wichtiges zu tun. Und wo willst du hin?" Skeptisch betrachtete ich ihren Aufzug; eine rote Toga, die ihr gerade so über die Knie rechte und den Schwarze Lederharnisch, dazu die hohen, gebundenen Lederstiefel, zeigten, dass sie irgendwo sehr schnell hin wollte. Zu male sie ihr Lieblingsschwert in der Hand hatte, das mehr als nur scharf aus sah und definitiv auch sehr scharf war, denn bei einem unserer Trainingseinheiten hatte sie es mir Mal über den Kompletten Arm gezogen, weshalb ich dann erstmal zu Apollo konnte, damit er mich wieder zusammenflickte. Tolles Teil, erfüllt halt seinen Zweck.

Sie wog den Kopf leicht hin und her.

,,Wollte einen Abstecher nach Chalkis* machen, da stehen nämlich ein paar feindlich gesinnte Krieger von der Nachbarstadt, Eretria, vor ihren Toren, das will ich mir echt nicht entgehen lassen. Willste mit? Wird bestimmt lustig, ich würde ja die beiden Idioten von deinen Söhnen fragen, aber die sind mir dann doch zu anstrengend und nervig, kommen ganz nach dir."

~~~
*Homo insipiens — so wird der ungebildete, dumme Mensch bezeichnet, der erst durch Bildung und Erziehung zu einem wirklichen Homo sapiens – „dem weisen, klugen Menschen" – wird.

(Athene verträgt etwas Lat. Fachsprache)

*Chalkis — der alt Griechische Name der Stadt Chalkida und die Hauptstadt der griechischen Insel Euböa.

Das war's dann. Jetzt bin ich fertig. 😂

Bis nächste Woche dann. 👋

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