Kapitel 18.
Der Kerl mit dem Brett
Ich rutschte das Dach runter, sprang an der Kante ab und landete sanft auf der Bedachung der Waffenkammer. Geschaft. Nächster Punkt wäre dann Waffen klauen.
Langsam machte ich ein paar Schritte auf dem Dach, dabei gab es ein kaum wahrnehmbares Knarzen von sich.
Ich könnte glatt ein richtiger Ninja sein. Meine "Ninjahaftigkeit" verflüchtigte sich, als von unten ein lautes klirren ertönte. Das haben die Wachen sicherlich gehört... Wer ist bitteschön um die Zeit noch da unten drin?
Das allerdings würde ich gleich erfahren, denn als ich vorsichtig einen weiteren Schritt machte, war plötzlich eine lautes knacken zu hören. Der Boden unter meinen Füßen verschwand, als ich durchs Dach brach. Ver-dammt!
Hart kam ich auf meinen Füßen auf, stolperte zwei Schritte nach vorne, bevor ich über einen am Boden liegenden Speer stolperte und der Länge nach hin fiel. Überraschtes keuchen war zu hören.
,,Wer auch immer die Waffenkammer plündert... Ich war zuerst hier! Also wenn ihr nicht von mir einen Arschtritt bekommen wollt, dann würde ich-" Ich brach ab, sobald ich aufgestanden war und mich umgedreht hatte. ,,Ist das ein schlechter Scherz? Wenn ja, ist es ein sehr schlechter."
Nicht nur, dass man mir Schwerter vors Gesicht hielt, nein, das was mich gerade mehr störte, war die Tatsache, dass hier ein paar sehr bekannte Gesichter Herumstanden, die mich dumm anglotzten. Und damit mein ich nicht die Wachen...
Ich hätte es wissen müssen. Nächstes Mal sperre ich sie in einen Wandschrank ein. Aber alle in einen. Der würde dann zwar platzen, aber der Zweck wär erfüllt.
,,Was macht Ihr hier?!", knurrte mich einer der Wachen an und drückte mir das Schwert an die Kehle. Charmant.
,,Man stellt normalerweise keine dummen Fragen.", konterte ich, schob dabei die Stahlklinge leicht von meiner Kehle weg. Töten könnte mich das Stück Metall sowieso nicht. Der Mann verengte die Augen zu schmalen schlitzen. ,,Uh, da hat wohl einer seine Zunge verschluckt.", stocherte ich weiter in dem Wespennest rum. Solang er nicht näher kommt, wird es schwerer ihn als lebenden Schutzschild zu benutzen. Mein Plan ist dämlich, ich weiß.
Der Holzboden knarzte unter meinen Füßen, als ich mein Gewicht etwas verlagerte. Fehlt da nicht ein Zwerg? Wo ist Kili? ,,Was ist hier los? Und welcher Sack liegt hier auf dem Boden rum?" Ein schmerzverzerrtes auf keuchen war ein Stockwerk tiefer zu hören. Vergesst es, ich hab ihn gefunden.
Moment, diese kratzige stimme kenn ich doch?
Die Stufen der Treppe ächzten, während der Besitzer der stimme die Treppe hoch kam. Es war derselbe kleine dicke Mann mit den fertigen dunkel blonden Haaren, der in der Gasse die beiden Affen auf mich gehetzt hatte. Alpig hat sich einen Schlag von mir verdient.
,,Das ist eine Angelegenheit der Stadtwache, Hirgon. Du hast hier nichts zu suchen.", wurde er von dem Blondhaarigen angeknurrt, der Thorin das Schwert vor's Gesicht hielt.
,,Nein, das ist Angelegenheit des Bürgermeisters. Also Schaft, naja, diese...Stiefellecker zum Bürgermeister. Oder gibt es etwa Probleme, Braga? Sonst werde ich mich natürlich an Alfrid wenden, und dieser dann an den Bürgermeister."
,,Also?", fragte die kratzige stimme nochmal nach, wartete aber keine Antwort ab. ,,Gut. Schön, dass wir uns einig sind." Der dicke Mann sah erst zu den Zwergen, bevor sich sein blick auf mich richtete und seine Augen für einen Sekundenbruchteilen größer wurden. ,,Wie?"
,,Überrascht? Es war unhöflich die Party so schnell zu verlassen, gab nämlich noch Ente.", erwiderte ich grinsend. Sein Gesichtsausdruck Wechselte von fassungslos zu einem warum-ist-der-Kerl-nicht-tot?-Blick.
Schnell fing er sich wieder und räusperte sich. ,,Sie sollen zum Bürgermeister."
Macht der Witze? Kann er sowas von vergessen, eher besuch ich Tyr und wir gehen in einem Restaurant "gesittet" Essen.
Ich spannte mich an und sah wie der Kerl mit dem Schwert näher kam, dabei ließ ich aber diesen Hirgon aus den Augen -das sich als ein großer Fehler herausstellte. Wollte ich nicht eigentlich aufhören andere zu unterschätzen?
,,Alles muss man selber machen.", brummte der dickliche Mann. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er nach etwas griff.
,,Als wenn-", bevor ich meinen Satz auch nur beenden konnte, flog mein Kopf nach rechts. Holz splitterte, bohrte sich unangenehm in meine Haut. Aua.
Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen, die selbst durch mehrmaliges blinzeln nicht verschwanden.
Das Holzbrett tat weh, das stand fest. Nächstes Mal werde ich ihm gleich übers Geländer werfen.
,,Dafür- Oh ver-dammt..." Meine Beine versagten ihren Dienst, weshalb ich ungebremst auf den holzigen Boden aufschlug, der seine besten Tage schon lange hinter sich gelassen hatte. ,,F-fünf Minuten, ja? Dann steh ich wieder.", nuschelte ich am Rande der Bewusstlosigkeit.
Mein Blick glitt zu dem Mann der mich geschlagen hatte. Seine Augen schienen für einen Moment rot auf zu blitzen, als die Welt auch schon schwarz wurde.
Das...war erniedrigend.
*****
Ein Ruck an meinen Armen riss mich aus der Dunkelheit. Blinzelnd öffnete ich die Augen, nur um sie schmerzerfüllt wieder zusammen zu Pressen. Mein Kiefer pochte unangenehm. Ich muss echt hart auf den Boden aufgeschlagen sein, der könnte mich doch niemals so fest schlagen. Er ist ja nur ein Mensch.
Das schleifende Geräusch, was meine nutzlosen Beine verursachten, verstummte plötzlich. Könnte daran liegen, dass die beiden Männer links und rechts von mir stehengeblieben waren. Ich bin echt so schlau...
Verschiedene stimmen redeten wild durcheinander, weswegen ich erneut die Augen öffnete. Vor uns erstreckte sich ein großes Haus, dessen Architekt wohl besoffen war. Wer will denn so ein Haus haben? Also echt.
Langsam stellte ich mich wieder auf die Füße, wobei mich die beiden Männer -mit starrer Miene- immer noch festhielten.
Kalter Schnee rieselte vom dunklen Nachthimmel, glänzte leicht und schien durch das Licht der Fackeln zu strahlen.
Zwei Wachen öffneten die großen Flügeltüren und ein dicker, rothaariger Mann trat ins freie auf die Hölzerne Veranda, gefolgt von diesem schmierigen Typen, der mich wohl aus dem Weg haben wollte. Alpig.
,,Was ist das für ein Aufruhr?", beschwerte sich ein dicker rothaariger Mann und schlüpfte während des Redens in seinen Mantel mit Pelz Besatz, bis er an den Rand der Treppe stehen blieb.
Braga, der offensichtlich die Befehlsgewalt über die Soldaten hatte, trat vor, dabei schwenkte sein roter Umhang leicht hin und her. ,,Wir haben sie geschnappt, als sie Waffen stehlen wollten, Herr." Petze.
,,Also Hochverräter, hä?"
,,Wie können wir Hochverräter sein, wenn wir nicht Mal hier her gehören?", fragte ich an niemanden bestimmten gewandt. Da ich irgendwie ziemlich mittig im Halbkreis zwischen den Soldaten stand -ein Teil der Zwerge stand vor mir- , warfen mir ein paar seltsame blicke zu. Was denn?
,,Nur ein kümmerlicher Haufen Söldner, wenn Ihr mich fragt, Herr.", quatschte Alpig los.
,,Sobald er den Mund aufmacht kommt nur Müll raus." Außerdem bin ich deutlich besser als jeder Söldner!
,,Hütet Eure Zunge!", kam es von Dwalin, der direkt vor mir stand und ein paar Schritte Richtung Treppe machte. Und ich dachte schon der meint mich. ,,Ihr wisst nicht, mit wem Ihr es zu tun habt. Das ist nicht irgendein Halunke. Das ist Thorin, Sohn von Thrain, Sohn von Thror!"
Er deutete auf den genannten, der sich rechts an Bilbo und Balin vorbei quetschte. Beruhigend legte er seinem Freund kurz seine Hand auf die Schulter, bis er sich an dem Bürgermeister wendete. ,,Wir sind die Zwerge Erebors."
Klasse, lass gleich die Bombe platzen. Wildes Getuschel brach aus und jetzt erst fiel mir überhaupt auf, das jede Menge Menschen außerhalb des Halbkreises -den die Wachen um uns gemacht haben- standen. Wie kann ich das bitte übersehen?
,,Und wir sind gekommen, unsere Heimat zurückzufordern." Der Mund von Fettirot -ich weiß, ich bin der beste in Spitznamen geben- öffnete sich, nur um sich wieder zu schließen. Sein Blick war ungläubig, schweifte einmal über uns und blieb wieder -mit großen Augen- an Thorin hängen.
Die Prinzessin ging mit langsamen schritten auf die Treppe zu, blieb davor stehen und sah -nach einem kurzen Seitenblick zu dem Befehlshaber der Wachen- hoch zu dem Mann, Alpig ignorierend. ,,Ich erinnere mich an diese Stadt in den alten Zeiten."
Oh nein, er hält doch jetzt nicht wirklich einen Vortrag? ,,Ganze Handelsflotten lagen im Hafen, beladen mit Seide und Edelsteinen. Dies war keine vergessene Stadt auf einem See. Dies war der Mittelpunkt für jedweden Handel im Norden!" Seine Stimme wurde zum Schluss lauter, schalte über den Platz und bekam zustimmendes rufe der Bewohner, die -zugegebener Massen- sehr, sehr, sehr verarmt aussahen.
,,Ich hole diese Zeit zurück. Wir entzünden die großen Schmieden der Zwerge neu, auf dass sich Wohlstand und Reichtum wiederergießen, aus den Hallen Erebors!" Jubel ertönte sobald er geendet hatte. Freudig und Hoffnungsvoll.
Ich weiß ja nicht ob er das halten kann, das sind sehr hohe Versprechungen gegenüber diesen Menschen.
,,Tod! Das werdet Ihr über uns bringen!", rief eine Vertraute stimme dazwischen. Die Menge an stimmen verstummte im Hintergrund. Angespannt, beschrieb die Situation wohl am besten. Ist das nicht Bard? Ja. Ja das ist er, denn er schob sich an der Wache zu meiner rechten vorbei und lief direkt auf den Schwarzhaarigen Gnom zu. Unbehagen machte sich in mir breit und ich folgte ihm aufmerksam mit den Augen. ,,Drachenfeuer und Verderben!"
Er blieb stehen. ,,Wenn Ihr die Bestie weckt, werdet Ihr uns alle vernichten." Stumm beobachtete ich das geschehen. Es war keine Lüge. Sollten wir den Drachen wecken, dann würde das Ungetüm seinen Zorn an allen Lebewesen in der Nähe auslassen. Da gab es kein Wenn und Aber.
,,Ihr könnt auf diesen Schwarzmaler hören, doch ich verspreche euch:" Thorin verstummte einen Moment und machte zwei bedachte Schritte von der Treppe weg, in unsere Richtung -in die Richtung hoffnungsvoller und naiver Menschen-, so dass er jetzt genau mittig im Halbkreis stand.
,,-Wenn es gelingt, werden alle am Reichtum des Berges teilhaben." Sein Blick verriet alles.
Er meinte es ernst. Eine gütige Geste gegenüber diesen Menschen, die so gut wie nichts besaßen und Hunger leideten.
Ist nur die Frage, zu welchen Preis das alles und ob es nach all dem dann noch Menschen gibt, denen er sein Gold andrehen könnte.
Wieder begann die Menge außerhalb des Kreises zu tuscheln. Diesmal jedoch wieder Erfreut. Kopf schüttelnd sah ich auf den alten Holzboden, auf dem sich der Schnee niederließ.
,,Dann habt ihr genug Gold, um Esgaroth 10-mal neu zu erbauen!", rief Thorin -was mich auf blicken ließ- und breitete die Arme aus. Mein Blick glitt einen Moment an ihm vorbei, hoch zu dem rothaarigen, dessen Augen gierig funkelten.
,,Ihr alle! Hör mir zu!" Bards Gesicht wirkte verzweifelt, als er sich zu der Menge drehte. ,,Ihr müsst zuhören! Habt ihr vergessen, was mit Thal geschehen ist?" Leises Murmeln war zu vernehmen. ,,Habt ihr die vergessen, die ihr Leben ließen in dem Feuersturm?"
Die eben noch Recht gute Stimmung erreichte ihren Nullpunkt. Wo bin ich hier nur gelandet? In einer politischen Diskussionsrunde etwa?
,,Und wofür das alles? Für eines Bergkönigs blinden Ehrgeiz. So zerfressen von Gier, dass er nur seinen eigenen Vorteil im Sinn hat!", rief er.
Da hat er allerdings Recht.
Abrupt sah Thorin ihn an. In seinem Blick lag etwas, was ich nicht ganz deuten konnte. Auf jeden Fall sah er nicht erfreut über diese Anschuldigungen aus.
,,Bitte, bitte!", versuchte Fettirot die Menschen zu beruhigen, die anfingen unruhig mit einander zu reden. ,,Wir dürfen, und das gilt für uns alle, niemanden voreilig beschuldigen." Ist er etwa betrunken? ,,Und vergessen wir auch nicht: Es war Gurion, der Fürst von Thal, Euer Ahnherr, der die Bestie zu erledigen versäumt hat, hm!"
Das kam unerwartet, würde aber auch so einiges erklären. Schlagartig änderte sich der Blick des Schwarzhaarigen Zwerges. Schien sowohl eine stumme Anschuldigungen zu sein, wie auch respektvolle Überraschung ihm gegenüber.
Der Bogenmann, dessen rücken zu uns gewandt war, sank leicht in sich zusammen. ,,Wohl wahr, Herr. Wir alle kennen die Geschichte. Pfeil um Pfeil hat er geschossen. Jeder verfehlte sein Ziel."
,,Als wenn du, mit deinen Spaghetti-armen, auch nur irgendwas zu Stande gebracht hättest.", rutschte es mir raus. Das erneute aufwallen von Getuschel begann in sich in der Menge breit zu machen.
Bedrohlich näherte sich der dunkelhaarige Mann dem Zwerg. ,,Ihr habt kein Recht. Kein Recht, diesen Berg zu betreten." Direkt vor ihm blieb er stehen, verdeckte mir somit die Sicht auf den Gnom, sodass ich seine Mimik nichtmehr ausmachen konnte.
Herrje, das ist ja wie in einem Drama hier. Ich runzelte die Stirn, als ich Thorin Antwort vernahm.
,,Ich allein hab das Recht." Es war leise, und die Stimmen im Hintergrund machten es nicht besser, dennoch hörte ich seine Antwort, die einen schon leicht an eine Drohung erinnerte.
,,Ich spreche zum Bürgermeister der Seestadt.", begann er. Der Zwerg nahm drei Treppenstufen und blieb stehen. ,,Wollt Ihr erleben, dass sich die Prophezeiung erfüllt? Wollt Ihr teilhaben an dem großen Reichtum unseres Volkes?"
Die Augen des rothaarigen sahen einen Moment zu den Bürgern, das gierige Funkeln gut erkennbar. ,,Was sagt Ihr?"
,,Ich sage zu Euch... Willkommen!" Gejubel brach unter den Menschen aus. ,,Willkommen! Und 3-mal willkommen, König unter dem Berge!", rief er begeistert.
Wenn das Mal nicht nach hinten losgeht, dann weiß ich auch nicht.
*****
Kaum 20 Minuten später saßen wir drinnen und eine Menge Bier wurde ausgeschenkt. Auf dem rauen, länglichen Holztisch stand Krug um Krug.
Gierig kippten die Zwerge den Alkohol runter, schwatzten miteinander und lachten.
Bilbo hatte sich neben mir auf einen zu großen Stuhl niedergelassen. Er betrachtete das Gegröle der Zwerge mit gerunzelter Stirn. Was machen wir hier eigentlich?
Die alte Holztür in unseren Rücken ging mit einem Lauten quietschen auf, und weckte somit meine Aufmerksamkeit. Mit schweren Schritten trat -höchstwahrscheinlich- Thorin ein, der irgendein Gespräch mit Fettirot geführt hatte.
Wahrscheinlich ging es um die Ausrüstung für unsere..."Eroberung".
,,Und alles geklärt?", fragte ich und sah an Bofur vorbei -der auf dem Stuhl gegenüber saß- zum Fenster, wo ich die Spiegelung des Zwerges hinter uns Ausmachen konnte.
Kili und Fili stießen lauthals an und Ori schien schon völlig betrunken zu sein -auch wenn Dori sich Mühe gegeben hatte aufzupassen.
Rechts von dem Hobbit wurde ein Stuhl zurückgezogen und der Gnom setze sich. ,,Ja, wir bekommen Waffen und Kleidung.", antwortete er knapp.
,,Toll. Dan verschwinde ich jetzt Mal und lass euch Zwerge...Zwerge sein. Ihr wisst schon.", sprach ich stirnrunzelnd. Der Stuhl scharte auf dem Boden, als ich Aufstand. Eilig -um keine Sekunde länger bei ihnen verbringen zu müssen- verschwand ich aus dem Raum, dabei viel die Tür hinter mir quietschend zu.
~~~
Ich weiß, das Kapitel ist sehr kurz, und eigentlich ist es auch nur ein Füllerkapitel...
ABER keine Panik! Das nächste Kapitel hat wieder die Gewohnte Länge.
Reist mir bitte nicht den Kopf ab. *Hält den Kopf Schützend fest und schiebt langsam ein Blech Brownies in eure Richtung*
Also dann bis in 100.000 Jahre. *Winkt zum Abschied*
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