Kapitel 102.

Azog Jr. und die beiden Schwachköpfe

,,Einer von uns beiden wird den heutigen Tag nicht überstehen, Pfosten. Thoran wird sterben, genau wie Bili und Tili. Ballettkleid wird hoffentlich ein wenig kompetenter sein als die Hackfresse hier."

Wer zur hölle sind Thoran, Bili, Tili und Ballettkleid? Vor allem Ballettkleid? Wer soll das sein?

(Vielleicht sollte sich Enyo einen Duden mit Namen zulegen, dann lernt sie die Mal.)

...

Der Sprung aus dieser Höhe (wie hoch das auch immer gewesen war) war eine Schnapsidee und bei weitem nicht ihre Beste, musste Gizem sich schließlich selbst nach einem tragisch langezognen Stöhnen eingestehen. Ihr linker Arm prickelte seltsam und verweigerte komplett den Dienst, während ihre komplette linke Rippenhälfte einen stechend scharfen Schmerz durch ihr System jagte.

Sie brauchte nun wirklich kein Kind des Apollo zu sein, um zu wissen, das die mit ziemlich hoher Sicherheit durch waren und sie sich womöglich die Schulter gebrochen oder mindestens Mal Ausgekugelt hatte.

Aber dafür, dass sie sich den Stunt in letzter Minute aus dem Ärmel geschüttelt hat, war sie erstaunlich gut damit davon gekommen. Gizem hatte auf jeden Fall mit mehr Brüchen gerechnet. Ansonsten aber ging es ihr ganz gut, auch wenn sie drei ganze Anläufe brauchte, bis sie mit Filis Hilfe auf die Beine kam – der sich ihrer in wesentlich (wenn auch deutlich mitgenommenen) besseren Zustand erbarmte. Ihre Wirbelsäule knackte eckelerregend.

Aua.

Der Blonde Zwerg entlastete sein rechtes Bein einwenig, schien aber ansonsten (von möglichen Prellung- und Verstauchungen abgesehen) noch ganz gut dabei zu sein. Nach einem knappen in Augenschein nehmen konnte sie zu mindestens keine möglichen Brüche wahrnehmen. (Hieß schon Mal, dass da keine Knochen irgendwo herauslugten oder Gliedmaßen seltsam verdreht waren)

Ruckartig zog sie ihre Mundwinkel hoch, dabei klopfte sie sich innerlich selbst auf die Schulter, einen spöttischen Blick auf die Turm ähnliche Festung zu werfen.

Eine feine Gänsehaut überzog ihre nackten Arme, an denen noch immer ihr getrocknetes Blut klebte.

Mit einem hysterisch klingenden kichern klopft sie sich schließlich Schnee von den Klamotten. Als sie sich deswegen aber nach vorne beugen musste um das kalte weiß von der Jeans zu klopfen, brach sie abrubt ab, ehe sie einen würgelaut unterdrückte. Der Blonde Zwerg war Geistes gegenwärtig genug um einen Fluch auf Khuzdul in seinen Bart zu murmeln, bevor er langsam nach ihren intakten Arm griff damit sie wenigstens ein wenig stabiler stand.

Dunkle locken hingen Gizem in Wilden strähnen ins Gesicht. ,,'Inner mich dran, dass af mein Liste ven Dingen zu Setz, die ich nic weder mach werd.", blubberte sie in einem unverständlichen Satz leise vor sich hin, weshalb Fili nur einen fragenden Blick zu Stande brachte, es sich aber ersparte nach zu fragen.

Spätestens wenn die Demigöttin die Worte im Laufe der nächsten paar Minuten wiederholen würde, würde er sie schon verstehen.

,,Wir müssen zu meinem Onkel und Bruder, sie warnen. Ares sieht so aus als käme er mit deiner Schwester ganz gut zurecht." Ihm gefiel es ganz und gar nicht Ares zurück zu lassen, aber sie konnten zu zweit keine Festung mit übermacht Stürmen – allein schon ihre "Flucht" war Beweis genug.

Immernoch halb stehend halb würgend nickte die dunkelhaarige – deutete mit dem Gesunden Arm einen Daumen nach oben an, dann folgte nocheinmal unverständliches genuschel von dem er kein Wort verstand.

Fast hätte Fili verzweifelt aufgeseufzt, aber er war auch nicht gegen das Mauerwerk geknallt wie das Halbblut.
(Vielleicht hatte das ja irgendwelche schäden bei ihr hinterlassen?)
Ihm tat aber trotzdem alles weh und sein Knöchel pochte in heißen Wellen, was Recht unangenehm war, wenn man bedachte das seine Knochen dicker waren als die von Menschen – ansonsten sähe das ganze anders aus.

Von irgendwo von oben Tönte plötzlich Enyos nervige Stimme herunter, die gerade dabei war ihren großen Bruder, sowie den weißen Ork an zu Keifen, wobei erst genannter mit Sicherheit ziemlich unbeeindruckt war.

Azog war über Enyos gezetere nicht wirklich erfreut und hätte ihr sicherlich am liebsten – wenn er gekonnt hätte – den Schädel mit einen Stein eingeschlagen, stattdessen durfte er sich ihr Gelaber anhören und was er wahrscheinlich dabei für ein Gesicht zog, dass konnten die beiden nur vorstellen, während Ares es live und in Farbe präsentiert bekam.
(Mit ziemlicher Sicherheit war es weder ein freundliches, noch begeistertes.)

,,Dann Mal los."

Der kleinere gab ein knappes nicken von sich, ehe sie zu zweit los schwankten, sich gegenseitig dabei stütztend (so gut es bei dem Größenunterschied nun Mal ging) und somit in einem recht langsamen tempo voran kamen. Fili schaffte es auch nicht wirklich schneller mit seinem gehunpel, sein Knöchel brannte wie Feuer wann immer er auftrat, was auch nur noch kaum funktionierte je weiter sie kamen. Also hüpfte er mehr als das er wirklich lief.

An Trümmern vorbei schlürfend angelte sie mit der gesunden Hand vorsichtig nach der Thermoflasche an ihrer Seite, die ihr Ares mehr oder weniger in die Hand gedrückt hatte. Doch sie zögerte, nicht nur, weil sie Fili dafür loslassen müsste um danach zu grabschen, sondern auch, weil sie nicht wusste ob sie schon wieder einen Schluck von der Flüssigkeit nehmen konnte, ohne dabei in Flammen auf zu gehen.

Unschlüssig kaute sie auf ihrer wieder aufgeplatzten Lippe herum, schmeckte den Eisernen Geschmack von Blut. Was besseres viel Uhr nun Mal nicht ein. Dazu konnte jeden Moment eine Horde Orks um die Ecke kommen, während sie beide langsam richtung zugefrorenen Fluss zogen.

Wie gerufen ertönten, kaum hatte sie zuende gedacht, schwere Schritte hinter ihnen, weshalb beide noch Mal versuchten schneller vorwärts zu kommen. Halb schwankend warf Gizem einen flüchtigen Blick über die Schulter, ehe sie anfing lautstark zu fluchen als sie sag wer sich ihnen näherte.

Bolg, dieses Ding von Azogs Sohn? Oder was auch immer es darstellen sollte, so ganz sicher war die Halbgöttin sich nicht, nur das er sich sehr schnell näherte.

Jetzt mehr oder weniger joggend zerrte sie Fili mit sich, der sich ihrem gefluche nun auch anschloss.

Ihr Herz pochte wie ein Maschinengewehr in ihrer Brust.

,,Σκατά!", entkam es ihr auf altgriechisch, bevor sie in ihre Muttersprache wechselte und leise vor sich hin grollte: ,,Kahraman olmak berbat bir şey!"

Nie im Leben schafften sie es so zu entkommen.

Das Getrampel kam näher.

Ihre Hand zitterte als sie sie von Filis Schulter löste – der daraufhin halb in sich zusammen sackte und wie am Spieß Fluchend weiter hüpfte – und nach der Flasche griff. Noch nie in ihrem Leben hatte sie eine Thermoflasche so schnell geöffnet und sich einen Schuss von dem sich darin befindenen Nektar in den Rachen gekippt. Kurz breitete sich der Geschmack von frisch frittierten Falafeln in ihrem Mund aus, ehe sie das Getränk der Götter auch schon schluckte und dessen Wirkung sich fast sofort entfaltete.

Die Hitze breitete sich wie eine brennende Welle in ihrem System aus. Es begann die Knochen wieder zusammen zu fügen, Schnitte und Zerrungen zu heilen und ihre Schulter wieder bewegungstauglich zu machen – würden ihre Beine nicht anfangen langsam unter ihr nachzugeben. Erstickt fing sie ihr Taumeln mit einem Schlenker ab, während ihr Blut zu kochen schien.

Uuupsss, war wohl doch zu viel, kam es ihr in den Sinn, auch wenn es bereits zu spät war. Sie war sowas von am Arsch.

Schweiß ran über ihre Haut. Ein ersticktes Keuchen löste sich von ihren Lippen.

Bolg kam näher.
Näher, näher und näher.

Zittrige Finger schafften es beim dritten Versuch die Flasche wieder fest zu machen, dann packte sie Filis Hand, in dem verzweifelten Versuch an Geschwindigkeit zu zu legen – den Blonden Durin mit sich ziehend.

Ihre Muskeln protestierten, liefen heiß, zerrten an ihren Fleisch und verwandelten sich wohl gerade in Wackelpudding. Sie knickte halb weg, strauchelte. Jetzt zog Fili, half ihr wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie hetzten weiter. Seine Hand lag eisig kalt in ihrer.

,,Nach links durch den Gang!" Fili klang gestresst, als sie beiden einen Harken schlugen (bei dem sich Gizem auch noch fast auf die Fresse legte).

,,Zum Hades!", zischte sie.

Vor ihnen erhob sich das alte Mauerwerk der Festung, darin war ein kleiner Gang in Zwergengröße geschlagen, durch den Bolg tatsächlich nicht Durchpassen würde. Problem nur; für Gizem könnte es auch knapp werden. Ihnen blieb aber nicht genug Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn Azog Junior flog gerade an ihnen mit so etwas wie einem Kriegsschrei vorbei – oder wie auch immer man dieses Gegrunze nennen wollte.

Es war wirklich pures Glück das Bolg genau in dem Moment versuchte sie beide anzuspringen, in dem sie gerade abbogen und nun mitten im Sprung, Sicherheits getreu mit Waffe in der Hand, an ihnen vorbei segelte. Das Ork-Vieh fauchte wie eine abgestochene Katze, dann brüllte er was in der Schwarzen Sprache, das sowieso keiner von seinen verfolgten Verstand.

,,Rein da! Rein! Los!" Mit einem schups stieß sie Fili vorsich in den schmalen Gang rein, dann zog sie den Kopf ein um zu folgen.

Und sagen wir Mal so: es passte gerade so. Hätte Gizem die gleiche Muskelmasse wie ihre Cousine Clarisse La Rue, wäre das wohl nichts geworden, doch dadurch das sie sowohl ein stück kleiner, wie auch schmächtiger war als sie, passte es gerade so. Den Kopf einziehen musste sie trotzdem.

Hinter ihnen knallte es.
Bolg schrie vor Zorn.
Der gute Ork war nämlich zu groß und zu breit für den Gang. Also wütete er einfach dahinter, bevor er versuchte sich hinein zu quetschen, was wohl eine dumme Idee war, den diese Metallplatten an seinem Körper blieben am Gestein hängen.

Brüllend zog er sich ein Stück zurück, weshalb Gizem spöttisch auflachend den Mittelfinger in seine Richtung hielt, das ganze dann aber so abgewandelte, um sich den schweiß aus dem Gesicht zu wischen, während sie beide weiter stampften. (Gizem schlüfte eher und Fili konnte noch immer kaum seinen Fuß belasten.)

Sie ließen einen wütenden Bolg hinter sich.

Die nächsten paar Minuten verliefen dadurch schweigend, während die dunkelhaarige immer mehr anfing von einer Seite auf die andere zu Taumeln, weswegen ihr der ältere der Durin Brüder schon einen merkwürdigen Blick zu warf.

,,Du bist heiß."

,,Was?" Völlig aus dem Konzept gebracht starrte sie sein Seitenprofile an.

,,Du. Bist. Heiß.", wiederholte er noch einmal langsamer, als wäre sie komplett Begriffsstützig.

Einen Moment starrte sie ihn nur perplext an, taumelte erneut gegen die rechte Steinwand des Weges und blinzelte langsam. ,,Äh, danke?", gab sie zögerlich von sich, was ihr eine hochgezogene Augenbraue und ein schmunzeln einbrachte.

,,Du-", setzte er noch einmal an, bis er inne hielt und den Satz wohl umformulierte. ,,Ich mein nicht das damit – nicht das du hässlich wärst, äh, nein. Du fühlst dich nur ziemlich warm an. Äh, nicht nur ein bisschen, sondern eher wie ein bereits entzündeter Schmiedeofen, der sich anfängt richtig auf zu heizen." In der düsternis des Tunnels sah sie, wie er Richtung ihrer Hand gestikulierte, noch immer mehr hüpfend als Gegend.

,,Ahhhh.", entkam es Gizem langezogen, gerade noch so einen Ausfallschritt dabei machend, bevor ihr rechtes Bein Weg geknickt wäre. Ihr Gesichtsausdruck wirkte dabei ein klein wenig verloren. ,,Das... Ja... Liegt wahrscheinlich an dem Nektar, dadurch hab ich jetzt Fieber. War anscheinend ein bisschen viel was ich geschluckt hab und das rächt sich jetzt. Naja, normalerweise vertragen wir Halbblute nur eine bestimmte Menge und da ich vorhin im Erebor schon einen kleinen Schluck hatte, um die heilende wirkung zu nutzen, rächt sich das jetzt Doppelt. Bin aber ehrlich gesagt sogar überrascht kein Haufen Asche zu sein. War doch ein, eh, eher größerer Schluck anstelle von ein paar Tropfen."

Sie zuckte mit den Schultern und haute sich prompt den schädel an der Decke an. ,,Au! Verdammt!" Schmollend rieb sie sich über den Kopf, die Schweiß verklebten Strähnen aus der Stirn schiebend.

,,Zieh lieber den Kopf ein.", kommentierte der Blonde, was ihm einen drohenden Blick aus zusammengekniffenen Augen einbrachte.

,,Zieh lieber den Dickschädel ein.", äffte sie seine Stimmlage nach und schnipste ihn gegen den hinter Kopf, dabei einen schlenker nach links machend.

,,Hey!"

,,Ups. Muss wohl die Decke des Tunnels gewesen sein.", eröffnete sie ihm, als sie zur Demonstration mit der Hand gegen den Fels über sich klopfte. Ein dünner Schmutzfilm überzog ihre vom Schweiß nasse Hand. Kein sehr angenehmes Gefühl, wie sie fand. Außerdem tat ihr nach einer Weile tatsächlich der Nacken weh, da sie mit einer blöden, knrummen Haltung hinterher torkelte.

Dann, noch bevor Fili etwas dazu sagen konnte, hatten sie bereits das Ende des Weges erreicht. Nur waren sie nicht an ihrem ursprünglichen Ziel.

~~~

Ich hoffe ihr hattet alle einen schönen Nikolaus!

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