Epilog

So dunkel und finster wie schon lange nicht mehr hatte Nyx eine Sternenlose Nacht aus völliger, bleierner Finsternis geschaffen, enge verwebte, fast schon ölig schimmernde Tintenschwarze Fäden, die über dem Zuhause der Griechischen Götter - erbaut aus dem strahlend weißem Marmor der Antike - wie die Axt eines Henkers, hing.

Die Sterne schien die Göttin der Nacht vom Himmelszelt wie Überreife Äpfel gepflückt zu haben. Es schien ein atemberaubendes Kunststück, das selbst Hermes nicht vollbringen könnte. Doch in dieser Nacht, wo normalerweise der sanft geschwungene Sichelmonde mit seinen silbrigen Licht die schwarze Decke der Nyx erleuchten sollte, war ebenso keine spur. Artemis fuhr in dieser lichtlosen Nacht nicht mit ihrem silbernen Mondwagen, gezogen von vier, prächtigen goldenen Rentieren, über das geschwärzte Ornament des Himmels, um helles Mondlicht auf die Welt nieder rieseln zu lassen.

Etwas düsteres schien sich an zu kündigen und Nyx schien diese Nachricht liebend gerne zu überbringen.

,,Wie lange willst du noch im Schatten stehen und vor dich hin grübeln?" Warme Flammenaugen glühten in Goldorange, während die kindliche Stimme sanft durch den Saal glitt wie ein Frühlingsschauer der fröhlich um ein Lagerfeuer herum tanzte.

Der Ratssaal des Olymps war auf den ersten Blick leer. Die mächtigen Throne der Götter unbesetzt. Das Kuh-Ähnliche Wesen mit dem Namen Bessie schwamm in seinem schwebenden Aquarium träge vor sich hin, die dunklen Knopfaugen dösend geschlossen.

Schweigend löste ich mich aus dem Schatten der glänzend weißen Marmorsäule, die sich hoch in den unendlich tiefen, von Atlas getragenen Himmel, wie ein frisch geschäftes Schwert zu bohren schien, und trat in den goldenen Lichtschein der Flammen.

Meine Schritte waren bedächtig, fast schon leise, als ich mich zu so später Stunde neben sie ans ewig brennende Feuer gesellte, das seit ich denken konnte hier bereits vor sich hin loderte. Kaum saß ich, da drehte sie ihren Kopf in meine Richtung, betrachtete mich wachen Blick und bedächtigen stirnrunzeln.

,,Kekse?" Das junge Mädchen mit den freundlichsten Feuer-Augen der man je Begegnen konnte, hob das Blech voller wohlig duftender Cookies an welches auf der anderen Seite auf der Bank ruhte. Aromen von Schokolade und Vanille geisterten um sie herum, vermischt mit dem rauchigen Geruch von brennenden Zedernholz. In den Flammen des immer brennenden Feuers knackte ein nicht exestierender Holzscheit.

Ich warf einen zögerlichen Blick auf das Gebäck, wägte ab ob ich mir einen von Tante Hestias Elysium gleichen Keksen nehmen sollte, oder lieber nicht.

,,Ares?"

,,Hmm?", gab ich nachdenklich von mir, ohne zu bemerken, das meine Gedanken schon wieder abgeschweift waren und ich wohl schon bereits seit mehreren Minuten die Cookies meiner Tante - die aussah wie eine Zehnjährige wohlgemerkt - an glozte.

Sie strich sich mit schief gelegten Kopf eine sanft gelockte, Kupferfarbene Strähne aus dem Gesicht, zupfte mit einer Hand ihren Petrolfarbenen Leinenschal, mit den kleinen gelben Flämmchen darauf, zurecht, bevor sie mir erneut warm lächelnd wie der Sonnenaufgang persönlich die Kekse unter die Nase hielt.

Diesmal klaubte ich mir einen von dem vollem Blech, das sie immer bereit hielt wenn sie Besuch erwartete.

Das freundliche Kindergesicht musterte mich geduldig, abwartend.

Ich biss eine Ecke des Kekse ab, kaute auf dem fluffig weichen Gebäck, schmeckte den Hauch von Vanille und zarter Vollmilchschokolade, während ich meine Hose dabei vollkrühmelte.

,,Waf denft du?", nuschelte ich mit vollem Mund vor mich hin, stopfte mir den restlichen Keks in den Mund und griff prompt nach einem weiteren, weshalb sie das Blech einfach Zwischen uns stellte, damit ich mich frei bedienen konnte.

,,Erläutere deine Frage bitte genauer , Ares.", summte sie freundlich in meine Richtung.

Ich kaute und schluckte, damit mein Mund nicht mehr voll war.

,,Das hier. Diesen ganzen scheiß? Alles? Ach keine Ahnung!" Frustriert seufzte ich, fuhr mir durch die Haare und gestikulierte wild in der Luft herum. ,,Von allen Dingen, mit denen er die Götter die sich je gegen ihn erhoben haben gestraft hat, da entscheidet er sich dazu Enyo nur Hausarrest auf unbestimmte Zeit zu geben? Weiß er eigentlich was sie hätte verursachen können? Was sie womöglich sogar losgetreten hat?"

Warm wie eine Sommerbrise ruhten ihre Flammenden Augen auf mir. Bedächtig griff sie selbst nach einen der Kekse, dann nickte sie langsam. ,,Natürlich weiß ich das, Ares, und auch, dass du das ungerecht findest. Zeus hat dich für... Wiederspruch weggeschickt, während er Enyo wegen... Verrats nur eine Ausgangssperre aufdrückt. Aber hättest du es aber lieber, wenn deine Zwillingsschwester Kopf-über über dem Chaos baumeln würde?"

,,Wär mir deutlich lieber.", grollte ich pazig, was mir einen tadelnden Blick von meiner lieblings Tante, der Göttin des Herdes und des Feuers, einbrachte.

,,Mhm.", machte sie nachdenklich. ,,Aber das ist nicht das, was dich wirklich bedrückt - weshalb du grübelnd im Schatten der Säule standest." Ihre sanften und wärmenden Augen entdeckten jedes noch so kleines zucken meiner Muskeln. ,,Ist es wegen dem Halbblut? Enyos Tochter?"

Leise seufzte ich, wischte mir dabei die Krümel von den Händen. ,,Ja und nein. Gizem ist nach Zeus Urteil von nun an auf sich allein gestellt, aber ich bin zuversichtlich, dass sie es schaffen wird, da er Yo zumindestens verboten hat, sich ihr zu nähern. Aber das ist es nicht." Ich verschenke meine Finger ineinander und betrachtete die rot-orangenen Flammen vor mir. ,,Ich fürchte, das es möglicherweise noch nicht vorbei ist. In Mittelerde lauert dieser Sauron." Kurz legte ich eine zögerliche Pause ein, bis ich bedächtig weiter redete. ,,Aber ich befürchte das sie in meiner Abwesenheit etwas angestellt haben könnte, das nicht so leicht wieder rückgängig zu machen ist."

Für einen Moment herrschte schweigen zwischen uns, was nur von dem leisen wispern der schnurrenden Flammen unterbrochen wurde.

,,Deshalb hast du das Schwert da gelassen, anstatt es einfach nach Gondor zu bringen. Du hast es begraben in einer gut gehüteten Gruft, die tief im Inneren des Berges liegt, der das Zuhause deiner Freunde ist." Sie blinzelte schmunzelnd.

Mein gebrummtes: ,,Das sind nicht meine Freunde", schien sie dabei vollkommen zu ignorieren, stattdessen entschied ich mich zu etwas anderem. ,,Die Geschichte des legendären Schwertes Ringil ist noch nicht vorbei, Tante Hestia. Der Tag kommt, da wird jemand diese Gruft öffnen und es erneut schwingen. Ist nur fraglich, wann das passiert. Aber das ist nicht das, was mich wirklich beunruhigt." Ich lehnte mich über das Keksblech Hinweg, beugte mich dabei nach unten, um mit ihr auf Augenhöhe zu kommen. ,,Irgendwas ist da draußen im Gange. Etwas dunkles."

,,Ja.", murmelte sie nickend. ,,Ich weiß. Es kriecht schleichend heran, langsam und bedächtig, ohne das die anderen es bemerken. Jedoch hast du es bemerkt, etwas altes und dunkles, das Enyo in deiner Abwesenheit aus seinem Uralten Käfig gelassen hat."

Ja, es kam schleichend. Bedächtig. Lauernd.

Durchdringend starrte ich sie an, betrachtete das liebliche Kindergesicht eindringlich, dessen gerötete Wangen jede Großmutter vor entzücken aufgeseufzt hätte.

,,Apollo und ich sind kaum wieder zurück und die nächste Katastrophe kommt angerollt wie eine lästige Lawine aus verschwitzten Sportsocken. Nyx färbt den Himmel kohlschwarz, so das nicht ein Stern zu sehen ist. Und wenn ich richtig liege, wen Enyo rausgelassen hat, haben wir ein kleines Problemchen, Tantchen."

Hestias Stupsnase kräuselte sich.

,,Ares... sind deine Albträume zurück?", fragte sie schließlich bedächtig, die Fackelaugen nun besorgt glimmend.

Kurz wägte ich ab ob eine Lüge wohl besser wäre als die Wahrheit, doch dann nickte ich nur stumm, was sie wie Wasser auf heißer Kohle zischen ließ. Meine Finger trommelten einen unruhigen Rhythmus auf mein Bein, während meine Schultern unter Spannung standen, als jagte Zeus mir gerade einen Blitz die Wirbelsäule hinab.

In Tante Hestias Augen flackerte es untypisch. Sie wusste was es bedeutet, welches finstere Omen auf uns zusteuerte.

,,Was tust du jetzt? Du kannst nicht einfach deinen Schwur nach Tausenden von Jahren brechen und erneut mit einem Halbblut los ziehen, in der Hoffnung das der Fluch des Styx dich nicht irgendwann einholt." Unruhig rutschte sie auf ihrem Platz umher.

Sie schüttelte den Kopf und die Kupfernen Locken wippten aufgeregt umher. ,,Chaos steh uns bei. Beim letzten Mal dachtest du ein Schlupfloch gefunden zu haben, in Form eines... Menschen, als du Panik hattest das irgendjemand die Türen des Käfigs geöffnet hat.", nuschelte sie fassungslos, was mich nur noch unruhiger machte, da es gar nicht zu meiner total entspannten Tante Paste, die normalerweise so ruhig war, das man vermuten musste das sie irgendwelches Zeug zu sich nahm was einen komplett sorgenlos ließ.

Aber nach dem was beim letzten Mal geschehen ist, kann ich es ihr nicht Mal verübeln. Es hätte böse enden können.

,,Wie man sieht, hat dieses Schlupfloch mehr ärger verursacht, als wirklich einen ausweg." Ich kniff mir in die Nasenwurzel und atmete einmal tief durch. Goldener Feuer-Schein tanzte über den weißen Marmorboden. ,,Aber noch bleibt Zeit. Ich werde mir Gedanken machen wie es weitergeht, und bis dahin muss ich noch zu einer Krönung und aufpassen, das dabei nicht irgendwer dieser lebensmüden Zwerge umkommt - was unter der Aussicht von Bilbo und Thorins Schwester wahrscheinlich sogar nicht mehr ganz so hoch ist. Aber die haben es schließlich auch geschafft Bard zu überreden, diesen total hässlichen Mantel zu tragen, den irgendwer in einer uralten True in Thal gefunden hat."

Bei den Gedanken an das hässliche Stück Stoff lief es mir eiskalt den Rücken runter. Wuäh, ich sag euch, das Teil war verstörend wie eine Kreuzung aus Höllenhund und Nacktmull. Einfach nur verstörend.
Ich schüttelte den Gedanken schnell ab.

Bevor ich von der Bank aufsprang, klaute ich mir noch eine Handvoll Kekse, ehe ich mich mit einem Abschiedswink von meiner lieblingstante verabschiedete und langsam davon stampfte, vorbei an der Säule, hinter der ich vorher aufgetaucht war.

,,Tu das Ares, aber behalte im Hinterkopf, das die Uhr bereits angefangen hat zu ticken." Die ungewohnt ernste Stimme von Hestia ließ mich Kekse kauend inne halten.

,,Ich weiß. Und ich hab auch schon eine Idee, wer mir bei dem Spiel um meinen Thorn helfen könnte, keine sorge, Tante Hestia. Jetzt muss ich aber langsam wieder an die Arbeit, die ganzen faulen säcke von Kriegsgötter hatten genug Urlaub."

Die finsteren Schatten schienen mich zu verschlucken, als ich auf die unscheinbare Tür hinter der weißen Säule zusteuerte.

Meine Tante blieb zurück, die Kindliche Gestalt mit meinem verschwinden besorgt in die Flammen starrend.

,,Verlier dieses Spiel Ares, und dein Thron könnte jemanden gehören, der die Vergangenheit zur Gegenwart macht. Die Käfigtür wurde geöffnet. Es fängt wieder von vorne an."

Wispernd und knackend antworteten ihr die Flammen, leise wie das gluckern eines kleinen Backlaufs, während Nyx noch immer die glühenden Sterne unter ihrem Finsteren Mantel der Nacht gefangen hielt.

































~𝑬𝒏𝒅𝒆~





von




'𝑫𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒃𝒂𝒏𝒏𝒕𝒆 𝑮𝒐𝒕𝒕'


























































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