Bonus-Kapitel 1. - Niemand legt sich mit Harmonia an
Niemand legt sich mit Harmonia an
,,IHR ARSCHGESICHTIGEN KLEINEN SCHEISSER!"
Der Stuhl jagte nur wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbei und zerschellte laut krachend an der Steinwand. Ein Beben ging durch die Wand, brachte meine Schwerter, die dort hingen, zum Klappern, während Deimos und Phobos fluchend hinter der Couch in Deckung jagten. Sie gaben sich dabei sehr diskret gegenseitig die Schuld für diese Situation.
Im Hintergrund dudelte Breezeblocks von alt-J, aus Dites Lieblings Playlist, munter vor sich hin.
Zur gleichen Zeit versuchte Eros unauffällig Richtung Wohnzimmertür zu gelangen, um seiner hell-haarigen Schwester zu entkommen, doch Harmonias Veilchenfarbene Augen registrierten seine bemüht unauffälligen Bewegungen.
Ach, sind Kinder nicht was Tolles? Kaum Zuhause zerlegen sie mir schon die Bude. Einfach nur wunderbar.
Ungestört von dem ganzen Chaos, legte ich die Kreuz-Sieben auf den kleinen Kartenstapel, grinste Enyalius spöttisch an und ließ ihn somit zwei ziehen. Bitter, wenn man nur noch eine Karte auf der Hand hat.
Enyalius fluchte, zog aber zwei Karten, während Adrestia - die als interessierte Schiedsrichterin und Mitspielerin fungierte, welche darauf achtete, das keiner von uns Beiden schummelte - ihren Bruder aufmunternd auf die Schulter klopfte, sich aber ihr ,,Naiv, Yali" nicht verkneifen konnte - was wohl eher kontraproduktiv war, denn sie versuchte selbst andauernd in unsere Karten zu schauen.
Schmollend warf er das schwarze Kreuzass.
Adrestia richtete ihren Blick wieder auf ihre eigenen Karten und betrachtete ihre letzten beiden so intensiv, als wollte sie ein Loch in sie hinein brennen. Einen Moment blieb sie starr wie eine griechische Statue, bis sich ein breites Grinsen auf ihre geschwungenen Lippen schlich.
Sie schob sich eine schwarze Strähne hinters Ohr, dann zog sie mit funkelndem Blick und spitzen Fingern den Herzbuben hervor. Betont lässig beförderte sie die Karte auf den Stapel und wünschte sich lautstark - um ihre Brüder und Harmonia zu übertönen - Pik.
,,ICH SCHWÖR EUCH, WENN ICH EUCH DREI IN DIE FINGER BEKOMME, DANN HAT EUER LETZTES STÜNDLEIN GESCHLAGEN!"
Ein zweiter Stuhl - der zu meinem Wohnzimmertisch gehörte, auf dem wir gerade Mau Mau spielten - segelte überraschend elegant (aber wenig treffsicher) durch die Luft. Eros warf sich mit einer Flugrolle zu Boden. Der dunkle Holzstuhl verfehlte sein Ziel und krachte stattdessen in einen Nichtsahnenden Anteros, der gerade die Tür hereingeschlendert kam und perplext die bernsteinfarbenen Augen Aufriss, als er das Geschoss entdeckte.
,,Was zum Tartarus!", brachte er gerade noch hervor, bevor das Möbelstück ihn frontal erwischte und auf den Parkettboden des Wohnzimmers beförderte. Tat bestimmt weh. Sicherheits halber warf ich einen prüfenden Blick hinter mich, um nachzusehen, ob es dem ungewollten Opfer des fliegenden Horror-Stuhls gut ging.
Anteros gab ein lang gezogenes Stöhnen von sich.
Jaaa, dem geht's soweit gut. In ein paar Minuten ist er wieder auf den Beinen.
Währenddessen jagte Eros mit flinken kriech Bewegungen und gesträubten Federn hinter dem Sessel seiner Mutter, um dort Deckung zu suchen, die strahlend weißen Flügel dicht an seinen Körper gelegt wie ein Schutzschild.
Immerhin hatte er hinter Aphrodite - die rechts neben mir auf ihrem Lieblingssessel - lila mit gelben Blümchen darauf - saß und sich in aller Seelen Ruhe die neuste Modezeitschrift ansah (auf dem kleinen Beistelltisch neben ihr das Buch mit dem Titel ,A Court of Thorns and Roses', welches sie zwischendurch weiter las, wenn sie sich langweilte). Die Liebesgöttin ließ jedoch Harmonias Wutausbruch völlig kalt. Aber es war für Eros ein deutlich Strategieschere Vorteil hinter Dite Schutz zu suchen, wie als wenn er mit den anderen beiden hinter mir Schutz gesucht hätte.
Mal davon abgesehen, dass Adrestia - Göttin der Revolte und der gerechten Vergeltung - und ihr Bruder Enyalius zu meiner linken mit auf der Couch hingen, während sich unsere anderen Kinder gerade die Köpfe einschlugen. Manchmal fragte ich mich, ob die mehr nach mir oder Aphrodite kamen…
,,IHR DREI SEIT DAS LETZTE!", fauchte Harmonia schrill. Ihre Stimme war mit tödlichem Gift benetzt, dass jedes Mammut in Sekunden getötet hätte, während sie sich Sekunden später auch schon quer über den Wohnzimmertisch warf, genau auf die Couch auf der ich, Tia und Yali saßen. Wie eine Berserkerin quetschte sich zwischen ihren älteren Geschwistern durch - die sich mit den Karten in den Händen natürlich lautstark beschwerten -, um sich mit dem Oberkörper über die Rückenlehne zu hängen. Ihre Hände grabschten nach den Zwillingen, in dem Versuch einen von beiden in die Finger zu bekommen.
Fragt mich nicht wie, aber irgendwie bekam sie Deimos zu packen. Also tat Harmonia genau das, was ich ihr irgendwann Mal geraten hatte, wenn ihr irgendwer blöd kam (oder die Zwillinge Mal wieder Mist bauten); sie nahm ihren älteren, Lederjacken tragenden, selbsternannten Bad Boy, Bruder in den Schwitzkasten.
,,Arg!" Deimos ächzte. Sein Gesicht, je länger Harmonia ihm im Schwitzkasten hatte, färbte sich langsam rötlich. Er wandte sich ihn ihrem wirklich beeindruckenden Griff, der wie aus dem Lehrbuch war, in dem versuch ihr irgendwie zu entkommen.
,,Da siehst du, was du davon hast!", grollte sie zornig und schien noch ein wenig mehr zuzudrücken, da sein Gesicht nun mehr der Farbe einer Clownsnase ähnelte.
Natürlich gab Deimos nicht auf – aber Harmonia Erstrecht nicht.
Stattdessen viel sie fast durch sein Gezappel kopfüber von der Rückenlehne der Couch - Enyalius und Adrestia dabei mehr als einmal fast ins Gesicht tretend, was diese fluchend nach den wild umher fliegenden Beinen ihrer Schwester schlagen ließ.
Phobos kroch unterdessen auf allen Vieren zu Eros rüber.
,,Was ist mit euch eigentlich nicht in Ordnung!" Fluchend setzte sich Anteros auf, sich die bereits verheilende Beule am Kopf reibend. ,,Da kommt man nichts ahnend nach Hause und wird von einem fliegenden Stuhl attackiert!", rief er anklagend, dabei deutete er erst pikiert auf die Überreste des Stuhls, dann auf seine beiden Geschwister, die sich noch immer rauften; Deimos inzwischen so Knall rot, das es wirklich nicht mehr gesund sein konnte, und mit einer dicken blonden Haarsträhne von Harmonia zwischen den Fingern, an welchen er kräftig zog, während die Göttin der Harmonie zischte, ihren Arm noch weiter anspannte und zur gleichen Zeit versuchte ihm ins Ohr zu beißen.
,,Piek Königin", rief ich triumphierend und legte meine letzte Karte ab, was Yali und Tia beiden zum Schmollen brachte. Ha! Nehmt das! Jetzt hab ich gewonnen!
,,Unfair", murmelte Enyalius grummelnd vor sich hin, eine Herzkönigin legend. Verstimmt fingerte er an seiner letzten Karte herum.
Adrestia verzog unterdessen das Gesicht, dabei schielte sie unbemerkt auf die Karte ihres Bruders. Ja ja, und sie soll aufpassen, das Enyalius und ich nicht Schummeln. Das ich nicht lache.
,,Kann mir einer erklären, warum Harmonia Deimos erwürgt und sich Eros und Phobos hinter Mom verstecken, als würden sie gleich die Haare abrasiert bekommen?"
,,Hey! Niemand geht an mein Haar!", kam es fauchend hinter Aphrodites Sessel hervor. Eros lugte vorsichtig hervor, seinen Lieblingsbruder einen beleidigten Blick zuwerfend, welcher wiederum nur beide Augenbrauen hochzog. Schützend faste sich Eros an die langen, dunklen Strähnen seines seidigen Haars, das mindestens genauso sorgfältig gepflegt wurde, wie Dite es mit ihrem eigenen tat. Deshalb warf er auch seinen ebenfalls geflügelten Bruder wütende Blicke zu, die einen Menschen in ein Häufchen Asche verwandelt hätte, aber Eros wäre nicht Eros, wenn er sich nicht etwas für später ausdenken würde, um sich an Anteros zu rächen.
(Keine Sorge, meistens waren es nur Kleinigkeiten, außerdem war er mit Abstand Eros' Lieblingsbruder, den würde er schon nicht in den Tartarus schicken.)
,,Alsooo?" Ungeduldig verschränkte Anteros die Arme vor der Brust.
,,Sei nicht so, die drei haben es verdient." Summend legte Adrestia ihre letzte Karte ab; die Herz-Sieben. Ein frustrierender laut entfloh Enyalius, der jedoch von seinen Geschwistern komplett ignoriert wurde. Fragend musterte der Gott der Gegenliebe seine Schwester, ihr bedeutend weiter zu reden.
Here we go. Eine Anleitung zu: “How to anger the goddess of harmonie”, für Anfänger. So eine Ausgabe sollte wirklich jeder besitzen, denn wer das beherrschte, der war ein wahrer Meister darin.
Anstatt das Tia ihm antwortete, öffnete Dite ihren Mund, ihre momentan Karamellfarbenen Augen nicht von der aktuellen Seite ihrer Zeitschrift nehmend. ,,Sie haben dieses süße Menschlein in dem Indiana Jones Kostüm fast zu Tode erschreckt – was schade gewesen wäre, er sah wirklich putzig darin aus. Aber offensichtlich haben die drei Unruhestifter nicht gewusst, dass Harmonia und er auf einem Halloween-Date waren. Wie war sein Name noch einmal?" (Ich bin mir sicher, dass es den drei ziemlich bewusst war.) Aphrodite blätterte in aller Ruhe eine Seite weiter, nachdenklich die Stirn runzelnd. ,,John?"
,,Gale.", grollte es vom Fußboden, Deimos inzwischen nur noch im Mörderische Würgegriff seiner Schwester hängend, während sich Harmonias funkelnde Augen unheilbringend auf Anteros legten. ,,Sein Name ist Gale. Und ihr drei Idioten habt ihm einen Herzinfarkt verpasst. Wort wörtlich!"
,,Woher hätten wir wissen sollen, dass er Angst vor Fledermäusen hat und einen Herzinfarkt bekommt?!", warf Phobos patzig ein, ohne sich hinter Eros und seiner Mutter hervorzuwagen. Nicht einmal er war so dumm, sich Harmonia zu stellen.
,,Ihr habt was?", kam es perplext von Anteros.
,,Dumm, nicht?", warf zur gleichen Zeit Enyalius ein, während Adrestia zustimmend nickend begann die Karten neu zu mischen.
,,IHR WUSSTET ES! DEIMOS IST DER GOTT DER PANIK UND DU BIST DER SCHEIẞ GOTT DES SCHRECKENS! IHR HABT MEINEN FREUND INS KRANKENHAUS BEFÖRDERT, WEIL IHR EUCH IMMER IN MEINE ANGELEGENHEITEN EINMISCHEN MÜSST! IHR BEIDE, JA, IHR SEID NUR KLEINE ÄRSCHE, DIE HALLOWEEN BENUTZEN UM ANGST UND SCHRECKEN ZU VERBREITEN! UND DU!" Anklagend deutete sie auf Eros, der vorsichtig ein wenig weiter hinter dem Sessel verschwand, während sie Deimos endlich los ließ. Sein Kopf knallte mit einem lauten ,Plong’ auf den Boden. ,,WARUM HAST DU DICH VON DEN IDIOTEN IN EIN DÄMLICHES FLEDERMAUS KOSTÜM STECKEN LASSEN?! WAS IST FALSCH MIT EUCH DREIEN?!" Jetzt funkelnden zornige Tränen der Wut in ihren Augen.
,,Warum habt ihr mich dann als Amor in Windel verkleidet?", kam es nuschelnd von Enyalius, der grimmig vor sich hin starrend seine Karten einsammelte.
Ich warf meinem Sohn einen irritieren Blick zu. Bitte was?
...Wisst ihr was, nein, nein, das ist nicht halb so schockierend, wie meine Reise mit einem Haufen von Zwergen. Soll er sich doch als alles verkleiden, was er will. Ich mein, Deimos und Phobos waren als Spataner und Bad Boy verkleidet, während Eros ja anscheinend eine Fledermaus war. Und Tia ist, soweit ich weiß, als Wonder Woman durch die Straßen von Texas gezogen. Ganz im Gegensatz zu Harmonia, welche lieber Blau bemalt als Schlumpfine in Wyoming, gemeinsam mit Eos (der Göttin der Morgenröte), ihrem Freund Gale und Loki (ausgerechnet der, der eigentlich Besseres zu tun haben sollte. Ja, ich weiß, ich Spiel gerade Karten mit zwei meiner Kinder... Egal, ist was anderes) herumgelaufen war.
,,Mom, hilf uns. Bitte.", nuschelte Eros hinter dem Sessel, offensichtlich bereuend, dass er sich von den Zwillingen zu dem Streich überreden lassen hatte.
,,Liebe kennt keine Grenzen – also tragt ihr drei auch die Konsequenzen eures Handelns." Dite warf mir einen kurzen Seitenblick zu, weshalb ich ihr unmerklich einen Daumen nach oben gab. Wir sind echt tolle Eltern. Wer Mist baut, kann es gernau auch wieder ausbügeln. Ganz einfach. Irgendwer sollte uns beiden einen Preis für die Welt besten Eltern verleihen. ,,Ihr drei habt Harmonias wünsche nicht respektiert, nun könnt ihr es bei ihr wiedergutmachen.”
,,Nh scheiß mach' ich.”, erwiderte Phobos grollend.
Wann lernen die beiden es endlich. Kein Wunder, das sie immer in schwierigkeiten geraten.
Mit vor Wut glühenden Augen fuhr sie zu ihm herum, die goldblonden Locken wie Peitschen durch die Luft wirbelnd, dann ging die Jagd durch mein Wohnzimmer weiter; Eros an der spitze, dicht gefolgt von Phobos und an dessen Arsch klebte Harmonia.
Mit einem Lauten Seufzer fasste sich Anteros an die Stirn, schloss die Augen und schien sein komplettes Leben zu überdenken. Ja, das manchmal ging es mir auch so.
,,Bitte, sag mir einer, dass hier noch irgendwer bei klaren Verstand ist…”
,,Sorry, falsche Adresse. Wenn du jemanden mit Verstand suchst, solltest du zu, keine Ahnung, vielleicht Athene gehen? Oh, oder frag Dad ob er dich nach Mittelerde zu dieser Krönung mit nimmt, dann kannst du dort Urlaub machen und liebe (oder sowas in der Art) verbreiten.”, summte Yali viel zu heiter, als Adrestia die erste Karte aufdeckte, und gleich darauf auch schon die Pik-Acht legte. Ich rollte mit den Augen. Toll, ich darf aussetzen.
,,Wenn er mit darf, will ich auch.” Bestimmend warf Tia mir einen trotzigen Blick zu, ehe sie ihre Karte legte.
Kinder. Wirklich schlimm.
Ich sehe schon, am Ende komme ich mit Dite und unseren Haufen göttlicher Kinder auf Thorins Krönung. Das wäre… Oh bei Chaos, das wär' eine Katastrophe. Adrestia würde bestimmt irgendwo eine Revolution anzetteln, Enyalius ließ sich sicherlich zum mitmachen überreden, die drei Liebesbringer: Eros, Anteros und meine liebste Aphrodite, würden einfach Leute miteinander Verkuppeln, und sollte Eros seine Frau, Psyche, mitnehmen, dann würde Dite sicherlich nebenbei noch Mordpläne machen. Von Deimos und Phobos brauche ich sicherlich nicht anzufangen. Die beiden waren schließlich Wort wörtlich Angst und schrecken - nicht mal ich würde so weit gehen, und die beiden Chaoten auf Thorins Feier loslassen. Und Harmonia… Ja, sie wäre wahrscheinlich sogar noch die harmloseste. Sie würde sicherlich versuchen, dass niemand sich stritt. Naja, zumindest, so lange man kein Meister darin war, sie anzupissen. (Wie zum Beispiel die Zwillinge, die beherrschten das ausgesprochen gut.)
Mit einem lauten Knall landete besagte Göttin der Harmonie mit ihrem Bruder direkt vor dem Chouchtisch, miteinander rangelnd. Eros floh erneut hinter den Sessel seiner Mutter, ich spielte weiterhin mit Tia und Yali Karten, Anteros zuckte mehrmals mit seinen Schwingen, bevor er sich tief seufzend unserem Spiel anschloss, Aphrodite las weiter ihr Magazin und Deimos lag Ohnmächtigig hinter dem Sofa herum.
Achja, ich bin froh wieder hier zu sein. Wie sagt man so schön? Zu Hause ist es am schönsten.
~~~
Happy Halloween! 🎃👻
Und seht mal her, das erste Bonuskapitel! Ein kleiner einblick, wie es manchmal so bei Ares zu Hause abläuft, jetzt da er ja wieder in seiner Welt ist.
Es ist nicht besonders lang, aber ich hoffe es, gefällt euch trotzdem?
Außerdem, was denkt ihr, wen er wohl am ehesten mit zu Thorins Krönung nehmen würde?
Dann bis zum nächten mal!
Bye, bye, meine Freunde!
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