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Als ich wach wurde lag Jonathan neben mir im Bett und schlief. Er sah so friedlich und unschuldig aus. Er sah so aus wie der Jonathan den ich mal kannte. Vorsichtig schlich ich mich aus dem Zimmer und hoch in die oberste Etage. Ich ging auf die Tür zu hinter der meine beste Freundin lag und drückte die Klinke runter. Die Tür war nicht mehr abgeschlossen. Ich öffnete sie ein Spalt und sah einen Mann, der ihr Essen anreichte und ihre Wunden säuberte. „Was machen sie da?", fragte ich und er drehte sich erschrocken zu mir. „Ich kümmere mich um ihre Freundin. John hat mir die Anweisung gegeben." Ich ging auf meine Freundin zu. „Anna.", flüsterte sie und sah mich ängstlich an. „Klara, es tut mir so leid." „Anna?", fragte der Mann erstaunt. „Ja?" „Die Anna? Die kleine Anna, die im Kindergarten in John verliebt war und ihm ein Liebesbild gemalt hat?" Ich wurde rot und nickte. Das mich alle immer daran erinnern müssen. Da war ich noch jung und es ist verdammt noch mal süß wenn ein kleines Kindergartenkind ein Liebesbild malt. „Ich bin William also Willi erinnerst du dich noch an mich?" Ich nickte erneut, weil ich gerade nicht in der Lage war zu reden. William kam auf mich zu und umarmte mich. „Du bist eine echt hübsche Frau geworden." Ich lächelte verlegen. „Er erinnert sich nicht mehr an mich.", sagte ich leise und Willi wie ich ihn als kleines Kind immer genannt habe nickte. Ich entschuldigte mich noch tausend Mal bei Klara und ging dann schließlich, weil ich ihren Anblick nicht mehr ertrug. William folgte mir und wir gingen in die Küche. Ich half ihm beim Vorbereiten vom Frühstück und erzählte ihm ein bisschen was über mein Leben. „Ich gehe dir später erst einmal was Vernünftiges zum Anziehen kaufen.", sagte er und musterte mich. „Das ist nett, danke." Durch ihn fühlte ich mich hier wohl. Er war ein so herzlicher und offener Mensch, dass es mir nicht schwer fiel meine Sorgen zu vergessen. Mit ihm konnte ich in so einem Moment lachen, obwohl so viel Schreckliches passiert ist. „Wie schön, dass ihr euch so gut versteht.", kam eine raue Stimme von der Küchentür. Wir wurden still und sahen John an. Er stand in einem dunkelblauen Anzug im Türrahmen und beobachtete uns. „Tut mir leid, Sir.", sagte William nach einer weiteren Minute schweigen. „Sir?", fragte erstaunt. Die beiden waren doch eigentlich gut befreundet. Warum nennt er ihn Sir? „Ja, er ist mein Angestellter." , sagte John ausdruckslos und warf William einen strengen Blick zu. Ich wollte noch was sagen, vernahm aber das leichte Kopfschütteln von Willi und lies es sein. „Lass und Frühstücken.", sagte Jonathan an mich gewandt und ich folgte ihm in einen großen Speisesaal. Wir setzten uns an den großen Tisch, den ich mit William gedeckt hatte. „Es ist ja nett, dass du dich im Haus nützlich machen willst, aber William schafft das auch alleine." „Es tut mir leid ich wollte Willi nur helfen." Ich schlug mir die Hand vor den Mund und John verschluckte sich fast an seinem Kaffee. „Entschuldige mich.", sagte er und ging. Oh Nein, ich wollte doch nicht das er Ärger bekommt. Ich unterdrückte meine Tränen und ging John vorsichtig hinterher. Ich hörte die ihn in der Küche schreien: „Warum nennt dich dieses Mädchen Willi?" „John, hör zu-", fing William an doch ich unterbrach ihn. „Johny?" „Wer bist du?" Ich wusste nicht warum, aber diese Frage versetzte mir einen Stich. „Anna Winfield" Es folgte ein kurzes schweigen bis John sich durch die Haare fuhr und sagte: „Das ist unmöglich. Du heißt doch Morris" „Ich habe meinen Namen ändern lassen, sobald ich 18 war. Ich wollte nichts mehr mit dieser Familie zu tun haben." Er ging an mir vorbei und ich hörte die Haustür zu fallen.

Jonathans P.O.V.

Das kann doch nicht wahr sein. Sie ist eine Winfield. Ich habe mir echt eine von den Winfields als Partnerin geholt. Das ist unmöglich. Ich stieg in mein Auto ein und fuhr los. Ich wollte einfach weg und der beste Weg mich abzulenken war meine Firma. Sie hat sich ganz schön verändert. Ich habe sie einfach nicht wieder erkannt. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, da war sie 4 und jetzt ist sie 23. Ich verdrängte den Gedanken an früher und parkte mein Auto im Parkhaus. „Guten Morgen Sir.", begrüßte mich die Dame am Empfang und ich nickte ihr kalt zu. Ich ging in den Aufzug und drückte auf die 12. Dort war mein Büro. Ich trat aus dem Fahrstuhl und ging an den Sicherheitsmännern vorbei, ins Büro. „Guten Morgen Sir.", sagte mein Assistent und stand auf. „Sie haben heute 2 Meetings und ein Vorstellungsgespräch" „Was für ein Vorstellungsgespräch?", fragte ich und setzte mich auf meinen Stuhl. „Sie wissen doch, dass ich nächste Woche aufhören werde, deshalb müssen sie jemanden neues einstellen.", sagte er verlegen. Ich nickte und er verließ mein großes Büro.

Auf meinem IMac kontrollierte ich wann genau die Meetings und das Vorstellungsgespräch waren. Um 10 Uhr war das erste Meeting. Es ging um die wirtschaftliche Situation meiner Firma und Verbesserungsvorschläge. Natürlich kam von keinem etwas vernünftiges, aber das hätte ich mir auch denken können. Das zweite Meeting war um 15 Uhr und es ging um den Ausbau eines Clubs. Ich hörte mir den langweiligen Mist an und ging dann wieder in mein Büro. Laut Terminkalender hatte ich nur noch das Vorstellungsgespräch um 17 Uhr vor mir und könnte dann gehen.

Annas P.O.V.

Den Vormittag hatten William und ich beim Shoppen verbracht. Wir haben mir auch zwei Business Outfits gekauft, da ich heute ein Vorstellungsgespräch in einer großen Firma hatte. William hatte mir sogar angeboten mich hin zufahren, aber ich lehnte ab. Um halb fünf kam ich fertig gestylt und mit meinen Bewerbungsunterlagen in der Hand die Treppe runter. Ich wollte mir im Taxi noch mal alles in Ruhe durchlesen um bloß keine Fehler zu machen. Ich brauchte diesen Job. Im Spiegel kontrollierte ich noch ein letztes Mal meine Aussehen und verließ dann in einer schlichten schwarzen Jeans, einer weiße Bluse, einem Rose farbigen Blazer und in schwarzen Pumps die Villa. Mein Taxi stand bereits vor dem großen Tor.

„Guten Tag ich bin Anna Morris und ich habe um 17 Uhr ein Vorstellungsgespräch.", erklärte ich der freundlichen Dame am Empfang. „Okay. Haben Sie Waffen oder irgendwelche gefährlichen Gegenstände dabei?", fragte sie lächelnd. Ich schüttelte den Kopf und sie zeigte auf den Fahrstuhl. „Etage 12" „Dankeschön.", sagte ich und stieg in den Fahrstuhl. Ich drückte auf 12 und wurde immer nervöser. Die Aufzugtüren öffneten sich und ich trat raus. „Madame? Haben sie irgendwelche gefährlichen Gegenstände bei sich?", fragte ein großer Mann der laut Uniform zum Sicherheitsdienst gehörte. Warum fragen das hier alle? „Nein habe ich nicht.", sagte ich leicht gereizt, weil ich mir vorkam wie jemand, der verdächtigt wird die Regierung in die Luft zu sprengen. „Dann müssten wir sie einmal abtasten." „Was?" „Es tut mir leid Madame, aber wir können sie sonst nicht weiter lassen." Wiederwillig lies ich mich abtasten und meine Tasche kontrollieren. Dann führte mich der andere Mann vom Sicherheitsdienst zu einer Tür und klopfte. „Ja?", ertönte eine Männerstimme und der Mann neben mir öffnete die Tür. „Die Frau zum Vorstellungsgespräch ist jetzt hier." „Lass sie rein.", ertönte die Stimmer erneut und irgendwie kam sie mir bekannt vor. Der Sicherheitsmann lies mich eintreten und schloss die Tür hinter mir. Der Mann auf dem Stuhl drehte sich zu mir so, dass ich jetzt sein Gesicht sehen konnte. John? Er ist Chef dieser Firma? Ich sah ihn fragend an doch er ignorierte es und deutete mir, dass ich mich setzten sollte. Ich setzte mich auf einen schwarzen Sessel und guckte mich im Büro um. Am beeindrucktesten war, diese riesige Fensterfront hinter dem Schreibtisch. „Sie möchten sich also, als meine Assistentin bewerben. Warum?" „Weil ich in diesem Beruf Erfahrung habe und sie die einzige Firma im Umkreis sind, die eine Assistentin sucht.", antwortete ich genervt. Ich versuche mich zusammenzureißen, weil ich diesen Job so dringend brauchte. Ich wollte ihn so gerne auf heute Morgen ansprechen, aber ich wusste, dass er das nicht zulassen würde. Er nickte und blättere meine Bewerbung durch. Bei meinem Zeugnis blieb er stehen und schaute es genauer an. „Sie haben ein Wirtschaftsstudium?" „Ja.", antwortete ich und merkte wie meine Hände schweißig wurden. Er stellt mich eh nicht ein. Scheiße ich brauche doch den Job so dringend. „Haben sie Kinder?", fragte er und sah mich genau an. „Nein, Sir ich habe keine Kinder." Ich musste mich dazu zwingen höflich zu sein und ihm nicht im nächsten Moment umzubringen, weil er Willi dazu zwingt ihn Sir zu nennen. Er nickte und gab mir ein Zeichen, dass ich einen Moment warten sollte. Er guckte irgendwas an seinem Computer und wandte sich dann schließlich wieder mir zu. „Da es keine anderen Bewerber gibt und ich so schnell wie möglich jemanden brauche sind Sie eingestellt.", sagte er offensichtlich genervt davon, dass er mich einstellen musste. Aber das war mir egal, Ich fing an zu strahlen. „Dankeschön." „Den Arbeitsvertrag bekommen Sie heute Abend und komme Sie bloß nicht auf dumme Gedanken. Sonst sind Sie die Nächste" Ich nickte wissend und verließ dann mit schnellen Schritten das Büro. Ich war so glücklich darüber, dass ich den Job hatte, dass ich erstmal gar nicht über heute Abend nach dachte. Ich fuhr mit dem Taxi zu mir nach Hause. Als ich ins Haus ging sprang mir mein kleines Mädchen schon in die Arme. „Mamiii", rief sie und ich bückte mich zu ihr runter, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schloss sie in meine Arme. „Miss Morris.", sagte die Babysitterin als sie mich sah und ich nickte ihr lächelnd zu. „Hat alles geklappt?", fragte ich und sie nickte. „Alles bestens Isabella ist doch immer ein liebes Mädchen." Ich lächelte und Bückte mich wieder zu meiner kleinen runter. „Und weißt du was süße?" Sie schüttelte den Kopf. „Mami hat jetzt endlich einen Job, wo sie mehr Geld verdient, dann kannst du das Barbie schloss haben." „Yeeyyy." Sie sprang auf und freute sich. Sie ist so süß, meine kleine Bella. Für meinen Schatz würde ich alles tun. „Mami bleibst du heute Abend zu Hause?" Es brach mir fas das Herz als ich sie so sah, aber ich konnte nicht hier bleiben. Wenn John mit bekommt, dass ich eine Tochter habe kündigt er mich doch sofort wieder oder schlimmeres. „Nein mein Schatz, aber ich komme dich morgen früh vorm Kindergarten besuchen. Versprochen." „Oki." Bella kam traurig auf mich zu und nahm mich feste in den Arm. Ihre großen blauen Kinderaugen brachten mich fast dazu, dass ich dort geblieben wäre, aber dann dachte ich daran, dass John sie umbringen könnte und machte mich nach einer langen Umarmung und vielen Küssen von ihr auf den Weg. Um 19 Uhr klingelte ich an der großen Tür, der Villa. Ich fühlte mich unwohl und wollte am Liebsten zu meinem Baby zurück, aber da musste ich jetzt durch. William öffnete mir die Tür und flüsterte: „Achtung, er ist leicht gereizt." Ich nickte dankbar für die Vorwarnung und er führte mich in das große Wohnzimmer. „Wo warst du so lange." „Auf einmal sind wir wieder beim Du?" „Beantworte meine Frage.", sagte er genervt und musterte mich. „Das geht dich nichts an. Ich war nur ein bisschen unterwegs." „Dein Arbeitsvertrag.", sagte er und reichte mir einen Stapel von Zetteln.

Nach einer Stunde hatten wir alles durch und ich war für die ersten 3 Monate in Probezeit. Wir aßen Abendbrot, obwohl ich mein Essen kaum anrührte, weil ich mit den Gedanken bei Bella war. Nach dem Essen gingen wir zu Klara hoch. Mit jeder Stufe, mit der wir ihr näher kamen wurde mir schlechter.

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