Katniss tötete einen Wolf und brachte das glänzende Fell als Trophäe zurück. Wenn sie jagen als Hobby haben wollte, musste sie auch etwas herzeigen können. Das Kapitol, so vermutete sie, würde den rebellischen Vibe lieben, ohne zu bemerken wie rebellisch sie tatsächlich war. Die Einwohner würden es als frischen Wind sehen, eine etwas andere Art, wie sich ein Sieger nach seinem Sieg verhalten konnte, während die Distrikte es für das sehen würden, was es wirklich war: Der Beweis dafür, dass man sich gegen das Kapitol auflehnen konnte, wenn man es intelligent machte.

Die Kapitol-Einwohner, so vermutete Katniss, waren nicht tatsächlich herzlos. Sie waren dazu erzogen worden, es zu genießen dabei zuzusehen, wie ‚niedere Wesen' zur Unterhaltung um ihr Leben kämpften, aber sie genossen nicht unbedingt Leiden in seiner unverhohlenen Form. Wenn die Distrikte sich in einer Art erhoben, die auf das unersättliche Verlangen des Kapitols nach Unterhaltung anspielte, angefangen mit den Siegern und den Tributen, dann könnten sie einen blutlosen Krieg gewinnen. Kein Plan war perfekt und Katniss wusste, dass es nicht problemlos funktionieren würde, aber mit ein bisschen Glück würde Präsident Snow nicht erkennen, dass das was er sah, tatsächlich eine Rebellion war, bis es zu spät war.

Katniss spazierte entspannt in Richtung des kaputten Tores. Einst würde es eingeschalten werden, wenn das Kapitol es für sinnvoll erachtete, aber das hatte sich geändert, als Percy ausversehen das komplette Elektrizitätsnetzwerk durcheinandergebracht hatte. Sie lächelte, als sie sich an diesen bestimmten Tag erinnerte, als Percy leicht benommen zu seinem Haus stolperte. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, wie immer, aber diesmal war es noch schlimmer und er hatte schwarze Flecken quer über sein Gesicht verteilt.

Er hatte das auch für sie getan...

Als Katniss durch das kleine Loch im Zaun schlüpfte, schaute sie gerade rechtzeitig zurück, um eine Uniform um die Ecke biegen zu sehen. Sie lächelte leicht, denkend, dass es Darius oder einer der anderen Friedenswächter war, die ihr Fleisch kauften.

Als sie mit ihrer Beute zurückkehrte, summte der Zaun. Percy saß direkt auf der anderen Seite an einer Elektrizitätsbox, die Zunge konzentriert zur Seite gestreckt. Sie sah dabei zu, wie er gleichgültig ein paar Kabel durchschnitt und sie dann mit anderen Enden verband. Der Zaun fing beinahe sofort an, Funken zu sprühen. Sie sah, wie er überrascht aufsah, als ob er nicht erwartet hätte, dass es funktionierte, bevor er sie bemerkte.

„Oh. Hi. Sie haben den Zaun angeschaltet während du weg warst, also dachte ich, dass ich versuche ihn für dich wieder abzuschalten", erklärte er. Weiter kam er nicht, da ein kleiner Teil des Zaunes explodierte und ihn mit Rauch bedeckte. Kleine Elektrizitätsblitze knisterten durch den Rauch bis ein plötzlicher Windstoß sie davonpustete.

Katniss spannte sich unwillkürlich an, aber nichts geschah. Percy grinste manisch, er sah aus wie ein absoluter Verrückter, der von einem Blitz getroffen worden war.

„Hey, es hat funktioniert! Jetzt wirst du keine Probleme bekommen. Verkackt, Hunter!", rief Percy. Das war nicht wirklich der Name des Wächters, aber Percy hatte ihm den Namen anhand einem seiner Träume verpasst. Irgendwas über Lasertag und elektrisches Tape.

Katniss rollte mit den Augen und duckte sich unter dem Zaun hindurch, wissend, dass sie nie wieder draußen gefangen sein würde.

Sie lächelte als die Erinnerung verflog. Ihre Erinnerungen an Percy hätten bittersüß sein sollen, jetzt wo er tot war, aber ihr Verstand schien anderer Meinung zu sein. Warte. Ah, was ich immer, scheiß auf Wissenschaft.

Es war als ob sie dachte, dass er nur eine Pause machte, dass er wieder zurückkommen würde.

Sie ging an den Reportern, die immer noch da waren, und an den Friedenswächtern vorbei mit dem Wolfspelz in ihr neues Haus. Einige der Reporter sahen aufgeregt aus, einige geradezu verängstigt, und einige waren irgendwo dazwischen. Sie hätte schwören können, dass manche Wächter versuchten nicht loszulachen, was sie innerlich grinsen lies.

„Ich weiß nicht, wann ihr alle nach mir schauen werdet, aber das hier ist mein erster Fang. Ihr könnt mehr in dieser Art erwartet, hoffentlich noch ein paar schönere und gefährlichere. Pelze sind mein Liebling, aber ich könnte auch ein paar Köpfe bekommen, vielleicht auch Geweihe. Das wird aufregend, denkt ihr nicht?"

Sie schloss die Tür.

* * *

Es waren etwa sechs Wochen vergangen, seitdem sie zurückgekommen war, und Katniss war mit einer erstaunlichen Menge an Rebellion davongekommen, ohne auch nur einen Hauch von Auswirkungen. Bei jedem Klopfen an der Tür erwartete sie Soldaten von Präsident Snow. Sie hatte immer Messer im Ärmel und übte weiterhin sie zu werfen und die restlichen Sachen die Percy ihr im Trainingszentrum beigebracht hatte.

Sie kamen nie.

Stattdessen öffnete sie eines Tages die Tür um Präsident Snow selber auf ihrer Türschwelle stehen zu sehen. Sie war schon mehrere Wochen über die Angst, die sie vor ihm gehabt hatte, hinaus, aber sie wusste, dass er immer noch genauso mächtig wie zuvor war. Immer vorsichtig, nie verängstigt.

Sie widerstand der Versuchung ihre Nase über seine widerlich geschwollenen, blutroten Lippen zu rümpfen. Beinahe gab sie dem automatischen Impuls zu würgen nach, als er den Mund zum Sprechen öffnete; sein Atem roch nach Blut. Sie behielt eine emotionslose Maske bei, als zu sprechen begann.

„Katniss, Glückwunsch zu deinem Gewinn der Spiele. Wenn du nichts dagegen hast, dass ich reinkomme?", sagte er und ging an ihr vorbei noch bevor sie die Frage beantworten konnte. „Nun, Katniss, Ich bin mir sicher, dass du eine schwierige Zeit durchmachst mit dem Tod deines Freundes Percy, aber du musst mit diesem lächerlichen Verhalten aufhören. Ich weiß, dass du nicht darüber nachdenkst, aber die anderen Distrikte denken, dass deine Handlungen der Beweis dafür sind, dass wir besiegt werden können. Wenn du keine Revolution starten willst, würde ich vorschlagen, dass du weniger radikal an das Dasein als Sieger rangehst", sagte er, ihr Gesicht genau betrachtend um ihre Reaktion zu beurteilen.

Ihre Augenbrauen fuhren nach oben als sich ihre Augen geschockt weiteten. „Was? Oh, nein. Die Sache ist, ich musste mir ein Hobby aussuchen, dem ich nachgehen will, und... Jagen ist die einzige Sache in der ich gut bin. Ich kann nicht wirklich etwas anderes tun, ich habe jagen ausgesucht, weil ich dachte ich hätte keine Wahl...", sagte sie besorgt und Präsident Snow nickte und seufzte mit einem langmütigen Ausdruck auf dem Gesicht.

Sie behielt den besorgten Gesichtsausdruck bei, während sie innerlich lachte. Dachte er wirklich, dass sie so dumm war? Percy der sie immer und immer wieder gerettet hatte, musste sie ziemlich unfähig aussehen lassen haben, wo sie allerdings nichts dagegen hatte. Je länger er das dachte, desto länger könnte sie sicher bleiben während sie die Distrikte zur Rebellion inspirierte.

Außerdem gab ihr Hobby Leuten neue Jobs. Gale hatte grummelnd den Job akzeptiert, ihre Fänge zu verwaren, genauso wie ihre Pelze auszuhärten und zu gerben, anstatt unten in den Minen zu arbeiten. Sie hatte ihn ebenfalls davon überzeugt, dass er und seine Familie für eine Miete in ihrer Villa leben konnten. Das meiste des Geldes gab sie trotzdem wieder an Gales Mutter zurück, aber keine von ihnen sagte Gale das.

Präsident Snow sah ihr direkt in die Augen, im Versuch sie einzuschüchtern, und sie war ehrlich versucht ihm hier und jetzt ein Messer in die Stirn zu rammen. Sie wusste allerdings, dass das keine gute Idee war... noch nicht.

„Ich könnte dich dazu bringen, dir eine andere Fähigkeit auszusuchen, Katniss, ob du darin gut bist oder nicht.", sagte er, bevor er aus der Tür trat.

Katniss grinste nur. Viel Glück dabei, dachte sie.

Nachdem Snow gegangen war, betrat ein besorgter Gale das Zimmer. „Bist du okay, Katniss?", fragte er. „Was hat er gesagt?"

„Naja, es war sehr traumatisierend, verstörend, und so weiter, wie wäre es also, wenn wir tief in den entspannenden Wäldern darüber reden?", schlug Katniss mit einem Zwinkern vor.

Gale rollte die Augen. „Ah, ja. Wir dürfen uns allerdings nicht zu auffällig verhalten, weil diese Art der Aufmerksamkeit und Überwachung überhaupt nicht schlecht wäre", sagte er spitz.

„Halt die Klappe, Gale", zischte sie. „Komm schon, wir haben nur noch ein paar Stunden bis zur Dämmerung."

Sie wanderten in relativer Stille zusammen durch die Stadt und in die dahinterliegenden Wälder. Als sie es endlich weit genug geschafft hatten, sodass Katniss dachte, dass sie nicht beobachtet werden würden, seufzte sie und setzte sich entspannt zurück, insgeheim ihre Umgebung mit all ihren Sinnen durchsuchend.

„Also...", setzte Gale an.

Plötzlich zog sie ihren Bogen heraus, spannte, zielte und feuerte in weniger als einer Sekunde. Das ‚Insekt', auf das sie gezielt hatte sprühte Funken, als die versteckte Kamera darin einen Kurzschluss bekam.

„Er hat mir gesagt, dass ich mir ein neues Hobby aussuchen soll, endlich", sagte sie, immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht. „Ich habe nein gesagt."

Gale versuchte seine Überraschung zu verbergen und mit falscher Angst zu überdecken, aber Katniss wusste, dass er stolz war. „Katniss, du kannst nicht—"

„Ich kann machen was ich will, Gale", sagte sie. „Außerdem, das ist es, was du immer tun wolltest. Ich bin endlich in der Position es zu tun, also werde ich es tun."

„Okay, gut", gab er nach und ließ das Lächeln auf sein Gesicht. Er umarmte sie fest, und sie lächelte, als sie ihn zurückumarmte. „Aber du musst es schlau anstellen."

„Ja, ja, ich habe nicht wirklich nein gesagt, ich habe nur so getan, als wäre ich verwirrt und habe gesagt, dass es die einzige Sache ist, in der ich gut bin. Das richtig gute Zeug spare ich mir für die Siegertour auf."

Gale hob eine Augenbraue. „Gute Idee, aber was ist mit deiner Familie? Du wirst nicht einmal hier sein um zu versuchen sie zu beschützen."

Katniss scannte schnell erneut ihre Umgebung, bevor sie sich mit einem begeisterten Lächeln auf dem Gesicht zu ihm umdrehte. „Distrikt 13 existiert noch. Sie haben es wiederaufgebaut, und sie sind das Zentrum einer Rebellion gegen das Kapitol. Ich habe eine Person von da getroffen als ich jagen war, und er hat gesagt, dass sie mir helfen würden meine Familie zu beschützen, wenn ich mich entschließe der Rebellion zu helfen. Bei meinem ersten Halt werden sie euch abholen und ihr werdet offiziell Teil der Rebellion sein. Was denkst du?", fragte sie ihn schnell, sie wollte fertig sein, bevor die nächste Kamera des Kapitols sie fand.

Gale sprang begeistert auf die Füße. „Ja! Endlich. Aber was ist mit dir? Du wirst ihnen direkt ausgesetzt sein."

Katniss grinste nur wieder. Es schien, als würde sie das in letzter Zeit ziemlich oft tun. „Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde immer noch ein Star sein. Ich weiß, wie ich mich verhalten muss, vertrau mir."

Sie beide nahmen gleichzeitig das unregelmäßige Klicken eines robotischen Insekts war, dass sich ihnen näherte, und wurden still. Katniss sah zu Gale auf, ein schelmisches Glitzern in ihren Augen, dass Schmetterlinge in seinem Bauch flattern ließ.

„Also, Gale, ich denke wir sollten ihnen lieber einen guten Grund dafür geben, warum ich ein bisschen Privatsphäre haben wollte, denkst du nicht?", fragte sie.

Gales Gesichtsfarbe hatte plötzlich Ähnlichkeit mit einer Tomate. „Ähm — ja, äh... Ich denke schon."

Innerhalb eines verschwommenen Augenblicks lag er auf dem Boden, Katniss auf ihm, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.

„Gale... es tut mir leid, dass unsere Beziehung nicht wirklich privat sein kann. Ich muss unsere Gefühle als Waffe benutzen. Verstehst du?", fragte sie ihn flehend.

„Natürlich, Kätzchen", erwiderte er atemlos. „Der Fakt, dass die Gefühle echt sind ist nur ein zusätzlicher Bonus."

Ihr Atem verhaspelte sich als er sie in einen Kuss zog. Es waren beinahe fünf Jahre des langsam aufbauenden Vertrauens gewesen, des langsamen Entwickeln von Gefühlen durch viele lebensgefährliche Abenteuer, und des nicht Zugebens, dass ihre Beziehung über die professionelle Ebene hinausgegangen war. Ihr erster Kuss war Percy in der Arena gewesen, und während sie die Erinnerung oder die Erfahrung daran nicht aufgeben wollen würde, war es nicht wirklich ein romantischer Moment gewesen.

Das hier... Sie musste zugeben, dass sie mit Gale mehr Chemie, Verständnis und gemeinsame Vergangenheit hatte, als mit Percy. Selbst wenn es nur ihrer Tarnung fürs Kapitol diente, war es immer noch komplett real und innig. Das wussten sie beide und sie wusste, dass sie damit so lange umgehen konnten, wie sie einander hatten. Bei Percy war sie sich nicht sicher, wie sie mit einer Beziehung umgehen sollte, die komplett erzwungen war, ob sie es wollte oder nicht.

Sie konnte später über das Percy Jackson Problem weiterrätseln. Das hier war ihr Moment mir Gale, und sie würde das Beste daraus machen, vor allem bevor die Kapitol Kamera sie einholte.

Ihr hinterer Nacken kribbelte, als ob sie beobachtet werden würde, aber sie ignorierte es. Sie mussten sie wenigstens ein bisschen sehen, um zu erklären, warum sie die versteckte Kamera abgeschossen hatte. Sie spürte, wie die Kamera des Kapitols ankam und stockte innerlich. Wenn das Kapitol erst jetzt hier ankam... wer hatte sie davor beobachtet?

Nach ein paar weiteren Sekunden – hoffentlich, sie hatte sich selbst ein bisschen verloren – wich sie zurück, schwer atmend. Gale lächelte sie schon das zweite Mal heute glücklich an, was mal gesagt werden musste, wenn man bedachte wie oft er normalerweise lächelte.

„Ab geht's", sagte sie sanft, zögernd auf die Füße kommend. Gale folgte ihr und fuhr schnell mit der Hand durchs Haar, brachte es wieder ein bisschen in Ordnung, sodass es eher nach vom Winde verweht aussah, denn nach rumknutschen. Katniss lächelte ihn an, bevor sie seine Hand ergriff und ihn in Richtung des Zaunes zog.

Leude, ich habe gerade gesehen, dass mein erstes Buch die 5000 Reads geknackt hat...

Ich werde das sowas von meinem besten Freund unter die Nase reiben, der gemeint hat, dass ich ‚bei nem Fandom von 200 Leuten nicht weit kommen werde'...

Danke.